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Live vor Ort: Kreativität - in Ton gebrannt

Schon die äußeren Umstände machen deutlich, dass der Beruf des Ofen-, Bau- und Kunstkeramikers für Hans Kuretzky zugleich Berufung ist: Sein Privathaus in Borstorf bei Mölln ist mit der Werkstatt funktional "durchwoben", An- und Ausbauten dokumentieren in aller Deutlichkeit, dass die Werkstatt im Laufe der letzten Jahrzehnte mehrfach erweitert werden musste.

 

Das Lebens- und Arbeitsumfeld des Ehepaars Hans und Heidrun Kuretzky in Bors-torf erinnert stark an den krea-tiven Mikrokosmos der Künstlerkolonie Worpswede. Während Hans Kuretzky hier seine Keramikwerkstatt betreibt, ist seine Frau Heidrun als Kalligrafin tätig, was sich gelegentlich im wahrsten Wortsinne auch an Objekten ihres Mannes ablesen lässt. Damit nicht genug der kreativen Geister: Im Nachbarort hat sich Günter Grass niedergelassen, mit dem Kuretzkys vor einiger Zeit in Kontakt kamen. Die Nachbarschaft zu dem berühmten Schriftsteller gab in diesem Sommer den Anstoß zu einer Ausstellung von keramischen Tafelbildern mit Grass-Zitaten in der freien Landschaft.


Hans und Heidrun Kuretzky vor keramischen Gartenobjekten, kalligrafiert von Heidrun Kuretzky.

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Auch wenn Hans Kuretzky seinen Start in die Selbstständigkeit rückblickend als "romantisiert" bezeichnet, so fußt sie doch auf der soliden Basis eines abgeschlossenen Ingenieurstudiums. Als diplomierter Keramik-Designer verließ Kuretzky Anfang der 1980er-Jahre die Uni Krefeld, um erst einmal als Entwicklungshelfer zu arbeiten. Nach der Rückkehr aus dem Ausland gründete er 1985 eine Töpferei an der Werkkunstschule Lübeck. Zunächst konzentrierte er sich auf Baukeramik, seine Auftraggeber waren üblicherweise Architekten.

Durch eine Architektenanfrage kam Hans Kuretzky auch vor rund 25 Jahren zum Kachelofenbau. Die Sache klappte gut und zog Folgeaufträge nach sich. Mit individuellen kunsthandwerklich gefertigten Öfen machte sich Hans Kuretzky bald einen Namen in ganz Norddeutschland. Das Spektrum seiner Tätigkeit umfasst heute die gesamte Palette des Ofenbaus von Restaurierungsarbeiten an historischen Kachelöfen bis zum individuellen Ofen-Neubau.


Von jedem neuen Kachelofen wird erst ein maßstäbliches Modell gebaut.


In den Dosen und Töpfen befinden sich Glasurzutaten - die aufs Milligramm ausgewogenen Rezepturen sind aufwendig ermittelt worden.

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Meine Kunden wollen Individualität bis ins Detail

Bis so ein Kachel-Grundofen steht, können vom ersten Gespräch bis zur Fertigstellung schon mal eineinhalb Jahre vergehen. Diese lange Zeitspanne ist nicht allein Kuretzkys vollen Auftragsbüchern geschuldet, sondern auch der intensiven Abstimmung mit den Auftraggeber. "Meine Kunden kommen oft mit Vorerfahrung und mit sehr konkreten Ansprüchen zu uns - sie wollen ausdrücklich keine Industriekeramik, sondern Individualität bis ins Detail," sagt Kuretzky. Besonders spannend findet er, dass er immer mit der gesam-ten Familie zu tun hat. "Die Ehepartner haben häufig sehr unterschiedliche Vorstellungen," stellte Kuretzky fest, "Männer möchten gern mit Feuer hantieren, Frauen wollen es vor allem warm haben." Mit qualitativ hochwertigen Heizeinsätzen von Brunner, Leda oder Spartherm wird Kuretzky allen Ansprüchen gerecht, denn diese Komponenten ermöglichen bei langer Lebensdauer einen ökonomischen Abbrand, gute Wärmeausbeute und eine schöne Feuersicht. Selbstverständlich spielt für die Effizienz auch die sorgfältige Ofenkonstruktion insgesamt eine große Rolle. Besonderen Komfort und eine optimale Verbrennung bietet eine elektronische Ofensteuerung (von Leda oder Brunner), die sich bei allen Öfen einbauen lässt. Seit 20 Jahren arbeitet Hans Kuretzky  mit der Firma Pult (Ofensetzer und Fliesenlegermeister) zusammen.


Chefsache: Das Mörsern und Mischen der Glasuren erfordert viel Erfahrung.


Hans Kuretzky beim Entladen eines kleinen Brennofens.


Prüfender Blick auf eine Kachel für den Alten Elbtunnel in Hamburg.

Eine besondere Herausforderung bei der Restaurierung historischer Kachelöfen liegt darin, die Glasurfarbe und die Oberflächenanmutung der Originalkacheln auch beim Ersatz beschädigter oder fehlender Teile genau zu treffen - eine zeitaufwendige Arbeit, die viel Erfahrung verlangt. Seine Glasuren stellt Kuretzky selbst her, die genauen Rezepturen dafür sind ein wichtiges Kapital seines Unternehmens. Darüber hinaus hat Kuretzky einige einzigartige Ideen marktfähig gemacht, wie eine Kombination aus den Vorzügen eines Kaminofens (einfache Installation, Transportfähigkeit - auch im Falle eines Wohnungswechsels) mit denen eines Kachel-Grundofens (gleichmäßige Strahlungswärme, hohes Wärmespeichervermögen). Dieser Ofen, der sich mit seinem eigenständigen aber zurückhaltenden Design in jede Wohnumgebung einfügt, hieß ursprünglich "Kachelknut", weckte damit jedoch zunehmend "Assoziationen zu einem weißen Streicheltier", weshalb Hans Kuretzky ihn jetzt sachlich als "Neuen Hamburger Ofen" bezeichnet. Er ist eines der wenigen Standardprodukte von Kuretzkykeramik, wenngleich sich durch unterschiedliche Glasuren und Oberflächengestaltungen sowie durch Zusatzelemente wie eine Krone, verschiedene Füße und Aufsätze auch hier noch optische Variationsmöglichkeiten ergeben. Außerdem sind mit einem Grund- und einem Warmluftofenkonzept auch noch zwei verschiedene Technikvarianten (wahlweise mit und ohne elektrische Steuerung) lieferbar.

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Kuretzky fertigt auch historische Baukeramik

Neben dem Kachelofenbau und der Restaurierung stellen die Baukeramik sowie die Herstellung keramischer Objekte für den Außenbereich wesentliche Geschäftsaktivitäten von Kuretzkykeramik dar. So stattete Hans Kuretzky mehrere Hamburger U-Bahnhöfe mit Kacheln aus, und auch die Jugendstilfassade eines Kontorhauses in der Hamburger City wurde mit seiner Keramik rekonstruiert. Zu den schönsten Aufträgen in diesem Bereich zählt für Hans Kuretzky die denkmalgerechte Sanierung der Kacheln im Alten Elbtunnel, der im Jahr 2011 hundert Jahre alt wird.


Ein Kuretzky-Kachelofen beim Kunden.


Ein "Kachelknut" oder "Neuer Hamburger Ofen" entsteht.


Alles Handarbeit: Die ABdeckung für den " Kachelknut" entsteht.

Eine Auftragsflaute, wie sie einige Hersteller von Holzfeuerstätten zurzeit beklagen, kann Hans Kuretzky bei sich nicht feststellen, im Gegenteil - bei ihm herrscht schon seit längerer Zeit Hochbetrieb.


Ein Kuretzky-Kachelofen beim Kunden.


Erfolgsmodell: Der "Kachelknut" - ein transportabler Grundofen.

Umso bedauerlicher findet er, dass sich immer weniger Lehrlinge für das traditionelle Keramiker-Handwerk entscheiden. Auch wenn der 57-jährige Hans Kuretzky noch einige Jahre in seiner Werkstatt aktiv sein möchte, hat er für sich die Nachfolge bereits klug geregelt. Begleitet von einer Betriebsberaterin der Handwerkskammer wird seine 31-jährige Gesellin Christine Broszinski nach einem innovativen Modell der Mitarbeiterbeteiligung sukzessive auf die Geschäftsübernahme vorbereitet.

Martin Henze

 

 

 


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