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Kontrollierte Qualität aus Lingen

Die BP Raffinerie Lingen wurde 1953 als Erdöl-Raffinerie Emsland im Stadtteil Holthausen gegründet. Es handelt sich um die erste Raffinerie, die nach dem zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik errichtet wurde. Maßgeblich für die Wahl des Standorts waren die Erdölvorkommen im Emsland. Die Raffinerie wurde in den 1990-er Jahren mit erheblichen Mitteln modernisiert und zum "Kraftstoffproduzenten" umgebaut.

 

Blick über das Hafenbecken auf die BP-Raffinerie Lingen.

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Seit 1994 ist die BP Raffinerie Lingen nach DIN EN ISO 9001 zertifiziert. Heute stellt das Unternehmen mit etwa 600 Mitarbeitern unter anderem Kraftstoffe, leichtes Heizöl und Flüssiggas aus deutschem und ausländischem Rohöl her.  Die Redaktion Flüssiggas im Gespräch mit Dipl.-Ing. Josef Lemper, Bereichsleiter Commercial Performance und dem Leiter des Labors, Dr. Frank Löffler.

Redaktion: Herr Lemper, woher kommen die Rohöle, die in der BP Raffinerie Lingen verarbeitet werden?

Josef Lemper: Bis heute stammen etwa 25% des verarbeiteten Rohöls aus den Förderbetrieben der Region. Die übrigen 75% kommen aus Fördergebieten in der Nordsee, Westafrika und Brasilien. Der Löschhafen für diese Lieferungen ist Wilhelmshaven, von dort gelangen die Rohöle über eine Pipeline nach Lingen.

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Redaktion: Wie hoch ist die jährliche Rohölverarbeitungskapazität?

Josef Lemper: Aktuell verarbeiten wir etwa 4,5 Mio. Tonnen pro Jahr.

Redaktion: Welchen Platz nehmen Sie damit auf dem deutschen Markt ein?

Josef Lemper: Wir zählen zu den kleineren Raffinerien in Deutschland, vergleichbar mit der Raffinerie Heide in Schleswig-Holstein oder Holborn bei Hamburg. Oder, anders ausgedrückt: unsere Kapazität macht etwa 4-5 % der Gesamtraffineriekapazität in Deutschland aus.

Redaktion: Die Produktion von Flüssiggas erfolgt in Abhängigkeit vom Rohöleinsatz. Wie hoch ist der Anteil von Flüssiggas an Ihrer Produktion?

Josef Lemper: Die Emslandraffinerie verfügt über zwei Destillationskolonnen. Dazu kommt ein sehr hoher Konversionsgrad, den wir durch die Prozessanlagen Hydrocracker und Koker sicherstellen. Je nach Rohölqualität erhalten wir ca. 3% des Rohöleinsatzes als Flüssiggas. Für den Standort Lingen bedeutet das ca. 150000 t pro Jahr.

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Redaktion: Die bei der Erdölraffina­tion anfallenden Flüssiggase enthalten noch in unterschiedlichen Mengen Fremdstoffe wie Schwefelwasserstoff, Kohlendioxid und zum Teil Elementarschwefel. Welche Reinigungsverfahren wenden Sie an, bevor die Flüssiggase in den Handel kommen?

Dr. Löffler: Flüssiggase fallen in der Erdöl-Raffinerie Emsland als Rohflüssiggas in den beiden Destillationskolonnen an. Weiterhin fällt es an als hydriertes Flüssiggas im Hydrocracker und als unhydriertes, das heißt, mit einem gewissen Anteil an Olefinen, im Koker, unserem zweiten Konversionsprozess. Das Rohflüssiggas aus dem Koker wird in einem nachfolgenden Prozess-Schritt hydriert, so dass olefinische Komponenten und vor allem Schwefel weitgehend entfernt werden. Und als letzte Prozessanlage liefert auch der Reformer, der eigentlich das Benzin für den Otto-Motor produziert, hydriertes Flüssiggas. Mit speziell auf die jeweiligen Prozesse abgestimmten Gaswäschen werden die noch vorhandenen Reste an Begleitstoffen wie Schwefelwasserstoff oder Ammoniak entfernt.

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Redaktion: Wie wird das kontrolliert, bzw. wie und wo werden Proben gezogen?

Dr. Löffler: Zur Qualitätsüberwachung werden nach den einzelnen Prozessschritten die Eigenschaften der verschiedenen Flüssiggasströme gemessen. Zum einen durch so genannte kontinuierliche Onlinemessungen, die ständig Parameter wie Schwefelgehalt, Schwefelwasserstoffanteil sowie die Zusammensetzung hinsichtlich des Anteils an Propan und Butan überwachen. Zusätzlich werden Proben gezogen, die im Labor auf alle Parameter der Spezifikation hin überprüft werden.

Redaktion: Wie sichern Sie die gleich bleibende Qualität des  Endproduktes "Flüssiggas"?

Dr. Löffler: Der Produktionsprozess der Raffinerie ist in einem Qualitätsmanagementsystem beschrieben. Die Raffinerie ist entsprechend der DIN EN ISO 9001 zertifiziert und hält das Qualitätsmanagementsystem aufrecht …

Josef Lemper: … mehr als aufrecht, möchte ich sagen, denn das Operating Mangamentsystem der BP übererfüllt in vielen Punkten die Anforderungen der ISO 9001.

Dr. Löffler: Das in der Raffinerie hergestellte Propan und Butan entspricht den Anforderungen der DIN 51622 und der ISO 9162, die die Mindestanforderungen an diese Heiz-, Brenn- und Treibstoffe definieren. Da wir dieses Propan und Butan aber auch nutzen, um Autogas herzustellen, das dann wiederum die DIN EN 589 erfüllt, sind die Einzelspezifikationen der BP deutlich höher, als die DIN 51622 bzw. ISO 9162 es fordern. Das heißt, wir prüfen die Einzelkomponenten, sprich Propan und Butan, auf zusätzliche Anforderungen der Autogas-Norm wie zum Beispiel den Abdampfrückstand oder die Kupferkorrosion. Wir prüfen zusätzlich auf die Zusammensetzung hinsichtlich der ­Kohlenwasserstoffe, des Olefin-Anteils, 1,3-Butadien und anderer Komponenten.

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An der Kesselwagen-Verladestation werden neben Flüssiggas auch Ottokraftstoffe und Mitteldestilate verladen.

Redaktion: Meldungen über verunreinigtes Flüssiggas verunsichern den Verbraucher.

Dr. Löffler: Für das in Lingen hergestellte Flüssiggas kann ich sagen: zu Unrecht. Bevor das Produkt in die Verladung gehen darf, wird zur Qualitätssicherung jeder Tank mit Propan und Butan entsprechend der Produktionsspezifikationen von unserem Labor analysiert, kontrolliert und frei gegeben. Das heißt, wir führen eine 100-%ige Kontrolle der Produkte durch. Nur nach erfolgter Freigabe wird das Flüssiggas verladen und kann zum Kunden gelangen.

Redaktion: An welcher Stelle im Produktionsprozess wird Flüssiggas zu Autogas?

Dr. Löffler: Hier in Lingen wird das Autogas durch Mischen unmittelbar während der Verladung hergestellt. Wie eben erwähnt, wurden beide Mischkomponenten, Butan und Propan, zuvor entsprechend unserer Produktionsspezifikationen, die über die Anforderungen der DIN EN 589 hinausgehen, kontrolliert, sodass wir sicher sein können, dass unser Autogas alle Qualitätsanforderungen erfüllt.

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Die Lagerkapazität der insgesamt acht Flüssiggas-Großtanks beträgt ca. 11 000 m3.

Redaktion: Wer bestimmt das Mischverhältnis? Verlangen unterschiedliche  Kunden unterschiedliche Mischungsverhältnisse?

Dr. Löffler: Das Mischungsverhältnis für Autogas wird durch verschiedene Parameter beeinflusst. Ein Beispiel: Bedingt durch die unterschiedlichen Vorgaben der DIN EN 589 für den Manometerdampfdruck im Winter und Sommer schwankt das Mischungsverhältnis je nach Jahreszeit. Autogas der ARAL hat u?a. auch deshalb ein Mischungsverhältnis von 60:40 (Propan:Butan) im Winter und 40:60 im Sommer. Der Kundenwunsch spielt natürlich auch eine Rolle. Andere Kunden, z. B. aus den Niederlanden, beziehen Gemische mit bis zu 70% Propan-Anteil. Im Vorfeld haben wir alle theoretisch möglichen und sinnvollen Mischungsverhältnisse im Labor getestet und die nach der DIN EN 589 zugelassenen Mischungen freigegeben. In unserem Verladesystem, über das die Herstellung von Autogas während der Verladung gesteuert wird, sind die verschiedenen freigegebenen Mischungsverhältnisse - auch mit saisonalen Besonderheiten - hinterlegt. Nur diese freigegebenen Mischungen können überhaupt hergestellt werden.

Josef Lemper: Die Raffinerie Lingen produziert schon seit vielen Jahren Autogas für den Markt. Aufgrund der hohen Qualitätsanforderungen innerhalb der Raffinerie haben wir bisher keine Produktreklamationen erhalten. Die Anforderungen sind sehr hoch, und unser Qualitätsmanagementsystem ist  darauf ausgelegt, diese hohen Anforderungen zu erfüllen.

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Redaktion: Wie gelangt das Flüssiggas in den Handel?

Josef Lemper: Die Produktion von ca. 150.000 Tonnen Propan und Butan wird über mehrere Vertriebswege vermarktet. Einmal als reines Propan, als reines Butan, als Flüssiggasgemisch Propan/Butan und als Autogas. In welcher Form und in welcher Menge, das hängt von der Marksituation ab. In Abstimmung mit unserem Vertriebs­partner, der ARAL?AG; Geschäftsbereich Flüssiggas, optimieren wir Monat für Monat die Produktion, um sicherzustellen, den wirtschaftlichsten Vertriebsweg zu beschreiten.

Redaktion: Ist der Autogas-Boom in der Raffinerie spürbar bzw. wie begegnen Sie der steigenden Nachfrage?

Josef Lemper: Eine Raffinerie unserer Struktur und Größenordnung kann etwa 3% Flüssiggas generieren, das ist Standard. Eine Erhöhung der Produktion von Propan und Butan kann zwar temporär, zum Ende der Laufzeit des Hydrocracker-Katalysator durch einen etwas veränderten Durchsatz der Kapazitäten der Anlage erreicht werden, aber nicht signifikant. Bei steigender Nachfrage nach Autogas werden deshalb zunächst mehr Propan und Butan zu Autogas gemischt, zulasten des direkten Vertriebs. Im Rahmen der gerade erwähnten Optimierung stimmen wir uns zum Beispiel jeden Monat mit dem ARAL Vertrieb Flüssiggas ab, um die richtige Strategie für die nächsten 4 bis 8 Wochen zu generieren. Dadurch ist gleichzeitig sichergestellt, dass an den Tankstellen immer ausreichend Autogas zur Verfügung steht.

Wir danken Ihnen, Herr Lemper und Herr Dr. Löffler, für das Gespräch.

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Die Vermarktung des in der BP Raffinerie Lingen hergestellten Flüssiggases erfolgt über die ARAL Aktiengesellschaft, Geschäftsbereich Flüssiggas. Die Redaktion FLÜSSIGGAS im Gespräch mit Peter Schürholz, Leiter Vertrieb, Versorgung, Wholesale Germany and Austria.

Redaktion: Herr Schürholz, wer sind Ihre Kunden?

Peter Schürholz: Wir liefern reines Propan, reines Butan oder Mischungen davon an Flüssiggasversorgungsunternehmen, die Chemische Industrie, aber auch an andere Industriebetriebe wie Brauereien, Glashersteller, Stahl-, Papier-, Kalk- und Klinkerwerke. Mit Autogas beliefern wir verschiedene Tankstellenbetreiber und natürlich das eigene ARAL-Tankstellennetz. Dazu kommen Exporte nach Benelux, in die Schweiz, nach Österreich und Polen.

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Redaktion: Wie ist der Vertriebsweg und um welche Größenordung handelt es sich?

Peter Schürholz: Der größte Teil der Produktion gelangt mit Kesselwagen ex Raffinerie in Tanklager der Flüssiggasversorgungsunternehmen. Ca. 200 gemietete Kesselwagen gewährleisten eine hohe Versorgungssicherheit. Dazu kommen Transporte per Straßentankwagen für die Belieferung von Endkunden. Im Jahr 2008 haben wir 320000 t Flüssiggas verkauft. Zwar verursachten die durchwegs milden Temperaturen eine verhaltene Nachfrage nach Heizgasen, aber das Autogasgeschäft wirkte ausgleichend.

Redaktion: Seit 2007 bietet Aral an immer mehr Stationen zusätzlich Autogas an …

Peter Schürholz: In unseren eigenen Stationen können wir höchste Produktqualität gewährleisten. Unser Qualitätsstandard geht über die Anforderungen der DIN EN 589  hinaus, der Olefingehalt zum Beispiel ist auf maximal 10% begrenzt. Dazu haben wir in unseren eigenen Stationen die Möglichkeit, die Flüssiggaszapfsäule optimal in das herkömmliche Kraftstoffangebot des Tankfelds zu integrieren, inklusive Kassenanbindung. Der Kunde kommt zum Bezahlen in den Shop, kann am "Payback"-Programm teilnehmen und auch andere Serviceleistungen, zum Beispiel die Waschanlage oder das umfangreiche Angebot der Shops nutzen. Natürlich ist auch die Abrechnung über Flottenkarten wie die Aral-Card oder Routex möglich.

 


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