Klimaschutz mit Flüssiggas: Studie belegt Potenzial von erneuerbarem Dimethylether
Krefeld. Der Energieversorger Primagas hat die Ergebnisse einer neuen Studie über das Potenzial von erneuerbarem Dimethylether (rDME) für die Klimawende in Deutschland vorgestellt. Danach könnten mit regenerativem Flüssiggas die Emissionen allein im Gebäudesektor um mindestens 4,5 Mio. t/Jahr reduziert werden. Den Einsatz von rDME prüft Primagas aktuell in einem Testprojekt, um die Marktreife voranzutreiben.
Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral werden. Das bedeutet nur für den Gebäudesektor, dass die Emissionen von aktuell über 112 t CO2 pro Jahr auf null sinken müssen. Und auch in allen anderen Sektoren müssen die Emissionen drastisch reduziert werden, beispielsweise in der Industrie. In der politischen Diskussion sind vor allem zwei Lösungen populär – elektrifizierte Energieanwendungen wie Wärmepumpen im Gebäudebereich und grüner Wasserstoff für die Industrie und gewerbliche Anwendungen. Stephan Klosterkamp, Geschäftsführer von Primagas, ist der Meinung, dass der Blick nur auf die Sektoren zu kurz greift und auch regionale und lokale Gegebenheiten stärker berücksichtigt werden müssen. Regionen, die spät, gar nicht oder nur mit hohen Kosten mit diesen Lösungen versorgt werden können, dürfen nicht außer Acht gelassen werden: „Vor allem im ländlichen Raum ist eine flächendeckende Wärmeversorgung lediglich auf der Basis von erneuerbarem Strom oder grünem Wasserstoff zeitnah, wirtschaftlich und sozial verträglich nicht zu erzielen. Auf dem Land brauchen wir absehbare und flexible Lösungen – wie rDME.“ Der regenerative Energieträger sei flexibel einsetzbar, netzunabhängig und sicher. Sein Potenzial dürfe daher keinesfalls ungenutzt bleiben, weder privat noch gewerblich, so Klosterkamp.
rDME – vielfältig einsetzbar
68% der Fläche Deutschlands zählen zum ländlichen Raum, dort leben rund 32% der Bevölkerung. Die Studie, die das Research-Institut Frontier Economics im Auftrag von Primagas erstellt hat, unterstreicht, dass rDME genau dort sinnvoll und daher wesentlich für die bundesweite Reduktion von CO2-Emissionen ist. Die Verfasser haben errechnet, wie hoch das Nachfrage- und Produktionspotenzial von rDME in Deutschland ist. Das Ergebnis: Das Nachfragepotenzial, das allein im Wärmesektor derzeit bei knapp 1 Million Tonnen pro Jahr liegt, kann 2045 bis zu 4 Mio. t betragen. Weil bis dahin mehr als 2,2 Mio. Heizungen hierzulande von fossilem Flüssiggas und Öl auf rDME umgestellt werden könnten und zusätzlich davon auszugehen ist, dass auch Sektoren wie Industrie, Land- und Forstwirtschaft ihre rDME-Nachfrage erhöhen werden. Anhand dieser Werte hochgerechnet, ließen sich mit rDME – mindestens – 4,5 Mio. t CO2 pro Jahr einsparen.
„Der Beitrag zur Klimawende in Deutschland, den der Wärmesektor mithilfe von rDME leisten kann, ist so groß, dass wir daran nicht vorbeikommen,“ sagt Stephan Klosterkamp. „Darum fordern wir, dass auch der Gesetzgeber dieses Potenzial erkennt.“ Neben Wärmepumpen und Wasserstoff benötigten auch Lösungen wie rDME politische Unterstützung, sowohl bei der Gesetzgebung als auch beim Aufbau von Produktionskapazitäten.
Im sächsischen Kesselsdorf testet Primagas bereits seit September 2023 die technischen Voraussetzungen für eine Nutzung. Ziel ist es, rDME in den kommenden Jahren als einen weiteren regenerativen Energieträger für den Einsatz in Standard-Heizungsanlagen anbieten zu können.