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Kleine Bäder kommen groß raus

Barrierefrei und zukunftstauglich – innovative Lösungen für kleine Bäder

Bild: Aqua Cultura (Hans Schramm GmbH & Co KG)

Kompakt auf 3 m²: In der bodengleichen Dusche setzt sich der Natursteinwaschtisch als Sitzbank fort (im Foto durch die Waschschüssel verdeckt). Die Tür liegt rechts, das WC ist unterhalb der Ablage im Bildvordergrund angeordnet. Bild: Aqua Cultura

Neben der Raumaufteilung und der Anordnung der Einrichtungsgegenstände im barrierefreien Bad ist auch die Funktionalität der Accessoires entscheidend. Bild: Hewi

Griffmulden am Waschtisch wie bei dem Modell „O.novo Vita“ bieten sowohl im Stehen als auch im Sitzen guten Halt. Bild: Villeroy & Boch

Stützgriffe, platzsparend an die Wand hochklappbar. Wie bei allen Griffelementen ist eine verstärkte Befestigung im Trockenbau einzuplanen. Foto: Hewi

Für die Unterfahrbarkeit mit einem Rollstuhl sollte auf den Einsatz eines flachen Waschtisches geachtet werden. Bild: Keramag

Zwei in eins. Die Integration der Dusche in die Badewanne ist platzsparend. Zudem bietet eine Zugangstüre einen bequemen Wanneneinstieg für alle Nutzergruppen. Bild: Bette

Zusätzlicher Halt. Der Unterholm am Stütz-/Klappgriff erleichtert das Eindrehen auf das WC. Zusätzlich bietet der Winkelgriff Sicherheit beim Halten und Abstützen. Bild: Hewi

 

Die Badplanung wird dank des Booms der bodengleichen Duschen zunehmend altersgerecht, doch wirklich barrierefrei sind nach wie vor zu wenig Wohnungen und Bäder. Dabei spielen bei diesem Thema noch andere Aspekte eines generationenübergreifenden Komforts hinein, die der Badprofi ins Feld führen kann. Bei allem gilt zugleich: Fit machen für die Zukunft lässt sich auch das kleine Bad.

Die Debatte über den demografischen Wandel ist mittlerweile so etwas wie Allgemeingut – und die Zahlen beunruhigend hinzu: Bereits in fünf Jahren wird die Hälfte der Bevölkerung älter als 50 Jahre und im Jahr 2030 jeder Vierte über 65 sein. Einmal abgesehen vom drohenden Fachkräfte- und Pflegenotstand ist nur ein geringer Teil des Wohnungsangebots für die Komfortansprüche und notwendigen Bedürfnisse der „Silver Ager“ wirklich angemessen durchgeplant und ausgestattet. Während im öffentlichen Raum tagtäglich die Infrastruktur behindertengerecht nachgerüstet wird, von Bahnsteigen bis zu neu installierten Aufzügen und Rampen, fremdelt der Wohnungsbau mit diesem Thema nach wie vor. Immerhin ist ein Anfang gemacht: 2012 sanierten SHK-Innungsbetriebe rund 480 000 Bäder, davon ein Drittel altersgerecht. Das Tempo muss jedoch noch etwas anziehen, damit es bis 2030 zum Angebot von zusätzlich 3 Mio. barrierefreien Wohnungen kommt, die das Bundesbauministerium als Bedarf ausgerechnet hat. Dabei wollen immer mehr Menschen zu Hause alt werden. 89 % der Befragten in einer Studie des Trend-Instituts, die Geberit 2014 in Auftrag gegeben hatte, stimmten der Aussage zu: „Mir ist es wichtig, dass ich mich auch im Alter noch ohne Einschränkungen um meine Körperpflege kümmern kann.“
Wohl gemerkt: Hier ist nicht allein die „harte“ Behinderung gemeint, oder die alleinige Frage, ob man es im Alter wohl noch unter die Brause schafft. Die Trend-Studie öffnet den Blick auf diverse Gesichtspunkte, die Badkomfort in jedem Alter und in unterschiedlichen persönlichen Situationen ermöglichen. Es geht dabei um Komfort und die Orientierung am Ort für Wellness und Körperpflege, um die Bewegungsfreiheit und Sicherheit, und nicht zuletzt um die ganz praktische, buchstäblich handfeste Unterstützung: vom Waschtisch bis zum Dusch-WC. Damit ist auch klar: Der Sanitärprofi und Badplaner aus der Praxis hat mit diesem breiter gefassten Ansatz der „Barrierefreiheit“ – im Sinne von: „Badgenuss ermöglichen“ – viele Ansatzpunkte, um mehr als „nur“ eine boden­ebene Dusche anzubieten.
Das Gespräch mit dem Bauherren, Badbesitzer oder Architekten einer umfangreicheren Baumaßnahme wird derzeit fast von selbst auf das Thema Barrierefreiheit, altersgerechtes Wohnen und Badkomfort in allen Lebenslagen kommen: Allerdings gilt es, diese Chancen im Fachhandwerk auch zu nutzen. Anstelle des einfachen „Neu gegen Alt“ in der Renovierung oder der rein optischen Auffrischung des alten Badezimmers sollte auch die nachhaltige Wertsteigerung und Vermietbarkeit diskutiert werden. „Bad barrierefrei“ und „bodengleiche Dusche“ – mit diesen Stichworten lässt sich mit der gebotenen Zurückhaltung über Nutzer und Zeithorizont diskutieren: Wenn der Bedarf für ein behindertengerechtes Bad noch nicht eingetreten ist, soll dann für den späteren Fall einer körperlichen Einschränkung vorgesorgt werden? Für den Bauherren selbst oder für bessere Vermietungschancen durch die jüngere Generation, die die Wohnung einmal übernehmen wird? Es ist ein schwieriges Kapitel, aber die bekanntermaßen steigenden Pflegekosten machen extra Vermietungseinkünfte umso attraktiver. Und schließlich: Wenn man schon mal anfängt, das eigene Bad barrierefrei und maximal komfortabel umzubauen – wie sieht es mit der Ferienimmobilie oder den vermieteten Wohnungen aus? Diese sollen auch morgen noch gut an den Mann (oder die Frau) zu bekommen sein.

Viele Wege zum Ziel
Für die Raumplanung und Ausstattung eines generationsübergreifenden oder barrierefreien Bades ist die Beratung durch den Installateur gefragt. Denn oft fehlt dem „normalen“ Badbesitzer hier die Produkt- und Technologiekompetenz. Die Denkanstöße und Umsetzungsvorschläge durch den Sanitärprofi machen das Bad zukunftstauglich. Dazu sollten u. a. folgende Punkte beachtet werden:

Barrieren
Barrieren sind nicht nur Stolperkanten: Auch das zerklüftete, unübersichtliche Bad macht es schwer, vor allem Personen mit weniger gutem Sehvermögen, den Raum mit einem sicheren Gefühl zu nutzen. Klare Gliederung, freie Flächen, sinnvoll platzierte Funktionen erleichtern die Raumnutzung bis ins hohe Alter. Es versteht sich von selbst, dass größere Platzverhältnisse diesen Komfort unterstützen, aber nicht immer sind die wünschenswerten Größenordnungen vorhanden oder lassen sich (durch Öffnen des Raumes oder Zusammenlegen) erreichen. Aber auch auf kleinem Raum lässt sich der Waschtisch beispielsweise so einrichten, dass er auch im Sitzen benutzbar und im Falle eines Falles unterfahrbar ist.
Das barrierearme Bad verzichtet auch auf unnötige Ecken und Kanten und räumt auf kleiner Fläche auf: Dazu kann auch die bisher gewohnte Anordnung von Geräten auf den Prüfstand kommen – etwa die Frage, ob Waschmaschine und Trockner tatsächlich im kleinen Bad Fläche belegen müssen, oder sich vielleicht auch in einem Nebenraum platzieren lassen. Ist erst einmal aufgeräumt, so gilt der zweite Gedanke der Erreichbarkeit von Ablagen und Funktionen und berücksichtigt
die Nachrüs­tung von Stütz- und Haltegriffen. Mit entsprechend verstärkten Vorwand-Installationssystemen lässt sich vorsorgen – egal, ob es zur späteren Montage von Griffen, platzsparend zum Klappen, tatsächlich kommt. Ebenso vorausschauend bei der Planung der Vorwand-Installation: eine individuell anpassbare WC-Montagehöhe. Dasselbe lässt sich auch für den Waschtisch vorsehen, mit einer manuellen oder motorischen Höhenverstellbarkeit.

Oberflächen
Oberflächen gehören in die Badberatung: Rutschhemmend ausgebildete Duschflächen sollten hier eigentlich Standard sein. Hier bietet sich gerade im kleinen Bad eine Fliesenlösung an, die den keramischen Bodenbelag aus dem trockenen Badbereich in die Dusche fortsetzt. Entweder in einem kleinteiligen Format (Mosaik), dessen höherer Fugenanteil quasi automatisch rutschhemmend wirkt, oder in einem Wechsel aus breiteren und schmalen Fliesenstreifen. Der durchgängige Fliesenbelag schafft gerade im Minibad etwas mehr Großzügigkeit, da optisch kein Bruch entsteht. Diesen sozusagen fließenden Übergang kann man allerdings auch mit einer emaillierten Duschfläche erzielen, die im Farbton zum übrigen Boden passt. Eine rutschhemmende Oberflächenvergütung bieten z. B. Kaldewei und Bette standardmäßig an. Die Wahl der Email-Duschfläche kann für den Installateur auch eine Gewähr dafür sein, dass er die Ausführung der Dusche nicht an ein anderes Gewerk „verliert“. Umgekehrt: Technisch ausgereifte Produkte, die der Badspezialist kennt, wie das „Poresta-System“ oder die „Wedi-Bauplatte“, stärken argumentativ die Lösung „aus einer Hand“. Was die Planung auf kleiner Fläche oder in problematischen Nischen angeht, so kann durchaus auch hier die „starre“ Duschfläche aus Stahl-Email infrage kommen. Darüber hinaus gibt es auch individuelle maßgefertigte Lösungen von einem Teil der Emailanbieter.
Zur Oberflächengestaltung zählt auch eine kontrastreiche Gestaltung: Wer schlecht sieht, dem fällt die Orientierung bei ineinander verschwimmenden Flächen noch schwerer. Der sichere Griff verlangt eine räumliche Wahrnehmung – Kontraste sind dazu eine Voraussetzung. So lassen sich beispielsweise dunklere Möbelfronten oder farbige akzentuierte Flächen zur weißen Keramik kombinieren.

Lichtverhältnisse
Das „richtige“ Licht ermöglicht es erst, dass wir das Bad benutzen können und uns gerne darin aufhalten: Akzentbeleuchtung (die Funktionen hervorhebt) über dem Waschplatz, Ambientelicht zusätzlich, Kosmetiklicht mit guter Erreichbarkeit und nicht zuletzt Orientierungslicht bodennah. Ein Bewegungssensor für das Ambientelicht, am besten im Zugangsbereich, ist ein simpler Punkt für den Wohnkomfort auch beim Minibad: Für die Fälle, in denen nachts das Bad aufgesucht wird, aber nicht gleich die gesamte Flurbeleuchtung eingeschaltet werden soll. Dass Schalter in bequemer Höhe, 80 bis 110 cm, platziert werden, ist selbstverständlich.

Elektroinstallationen
Die Elektroinstallation sollte Leerrohre für eine spätere Verkabelung vorsehen: Dusch-WC, Nachtlicht und Notruf, nicht zuletzt weitere „Smart Home“-Funktionen wie z. B. eine elektronische Steuerung von Wannenbefüllung und Licht, Fensterklappen und Sonnenschutz oder Multimedia. Die Einrichtungsgegenstände erhalten oft ihre Befehlimpulse per Funk und WLAN – in Aktion treten solche Komfortfunktionen nur am Stromnetz. Und auch die Steckdosen sollten gut erreichbar platziert sein.

Weitere Planungsaspekte
Eine konstruktive Maßnahme gehört ebenso auf die Agenda, mit der durch
relativ geringen Aufwand mehr Platz für die Beweglichkeit im Bad geschaffen werden kann: Die Frage, ob sich der Türanschlag nach außen legen lässt. Für den strengeren Standard der Barrierefreiheit (Rollstuhl) ist es zudem vorgeschrieben, dass die Tür nach außen öffnet.
Wenn das barrierefreie Bad mit der bodenebenen Dusche unter dem Aspekt „Komfort für alle Generationen (und Lebenslagen)“ diskutiert wird, gehört auch der Sitzplatz selbst ins Minibad. Für das unbeschwerte Duschen stehen zahlreiche Sitzmöglichkeiten zur Auswahl, in der Regel handelt es sich um Klappsitze. Zur Debatte kann unter gestalterischen Aspekten auch eine Abmauerung stehen.
Gerade im designbewussten Bad, das zwar Komfort und Unterstützung bieten, aber keinen „Pflegeheim-Look“ erhalten soll, ist das Sitzpodest in Trockenbauweise eine optimale Wahl. Und wenn es nicht zum Sitzen benutzt wird, dient es oft als Ablage.

Autor: Heinz Kaiser, Hamburg

 


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