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Keine Chance für Legionellen & Co Automatische Spülungen der Trinkwasseranlage sichert Wasserqualität bei Nichtnutzung

"Wasser muss fließen" - eine Binsenweisheit die besonders auf die Sicherung der Trinkwasserhygiene zutrifft. Diesen Vorsatz galt es auch im überwiegend nur einmal jährlich für etwa drei Wochen zur Revision genutzten "Fremdfirmen-Gebäude" des Kernkraftwerks Emsland einzuhalten. Zur Stagnationsvermeidung wurde das Kemper Hygienesystem KHS eingesetzt.

„Fremdfirmen-Gebäude“ des Kernkraftwerks Emsland. In dem überwiegend nur teilgenutzten Gebäude mussten Maßnahmen zur Stagnationsvermeidung im Trinkwassersystem getroffen werden.

 

Stagnation ist eine der wesentlichen Ursachen für die Verkeimung bzw. den Wandel von Trinkwasser zu Nicht-Trinkwasser. Die Beeinträchtigung der Trinkwasserqualität kann sich durch die Veränderung von Geschmack, Geruch und Farbe zeigen. Davon betroffen ist sowohl das Kaltwasser- als auch das Warmwassersystem. Besonders bei langfristiger Nichtnutzung der Trinkwasseranlage müssen daher Maßnahmen zur Stagnationsvermeidung ergriffen werden - so auch beim Bau des "Fremdfirmen-Gebäudes" des Kernkraftwerks Emsland in Lingen.

SHK-Unternehmer Jürgen Hense (links) erläutert Carsten Düweling (Mitte), Abteilung Bautechnik Kernkraftwerk Emsland, und Planer Alfons Book die Besonderheiten zur Regelung des Hygienesystems KHS.

Der zweistöckige Neubau, der nach einer Bauzeit von zehn Monaten im April 2009 fertiggestellt wurde, hat eine Nutzfläche von rund 4400m². Hierin befinden sich Werkstätten, Sozialräume sowie Büros und Besprechungsräume. Die Besonderheit dieses Objektes ist die Teilnutzung. Das bedeutet, dass nur ein kleiner Bereich des Gebäudes dauerhaft über das ganze Jahr hinweg genutzt wird, in dem je nach Bedarf 30 bis 50 Werksangestellte tätig sind. Der größere Teil wird zweimal im Jahr für die Dauer von etwa 14 bis 21 Tagen belegt, wenn im Monat Juni eine große Anlagenrevision des Kraftwerks bzw. im November Wartungsarbeiten stattfinden. Für die Hauptrevision beziehen dann rund 1300 Personen und für die Wartungswochen etwa 300 bis 400 Beschäftigte der sogenannten Fremdfirmen das Gebäude.

Bisherige Trinkwasserhygieneproblematik
Das Kernkraftwerk Emsland verfügte bereits vor dem Neubau über entsprechende Fremdfirmen-Gebäude. Allerdings konnten hier nur mit viel Aufwand die Anforderungen für die Einhaltung der Trinkwasserhygiene erfüllt werden. "Bereits zwei bis drei Wochen vor dem Einzug der Fremdfirmen mussten die Trinkwasserleitungen mehrfach gespült und anschließend durch Proben die geforderte Wasserqualität nachgewiesen werden", erklärt Jürgen Hense, Geschäftsführer der Gebr. Knuf Heizungsbau GmbH aus Lingen, die für die gesamte Installation der haustechnischen Anlagen im Neubau beauftragt wurde. Hense weiter: "Nach den Revisionsarbeiten wurde damals dann das Wasser wieder aus dem Rohrsystem abgelassen und in der Regel mit Druckluft so gut wie möglich entleert."

Neben zwei Warmwasserspeichern steht für die Vollbelegung eine Frischwasserstation zur Verfügung, die das Trinkwasser über zwei 560-kW-Plattenwärmetauscher im Durchlaufprinzip erwärmt.

Dieser Aufwand sollte bei dem neuen Fremdfirmen-Gebäude nach den Vorgaben der Kraftwerksbetreiber vermieden werden. Carsten Düweling, Abteilung Bautechnik Kernkraftwerk Emsland: "Wir wollten ein Gebäude haben, das flexibel und auch für spontane Einsätze genutzt werden kann, ohne das bereits Wochen zuvor ein genauer Nutzungsplan vorliegen muss."

Automatische Hygienespülungen
Dass das Thema Sicherheit im Kernkraftwerk einen besonderen Stellenwert hat, spiegelt sich auch in der Sicherstellung der Trinkwasserhygiene wider: Obwohl der Neubau zum Teil ganzjährig genutzt wird, sollte ein Hygienekonzept zur Anwendung kommen, das die gesamte Trinkwasseranlage berücksichtigt. "Damit haben wir uns die Möglichkeit offen gelassen", so Düweling weiter, "das Gebäude, bzw. den Teil der zurzeit permanent genutzt wird, in Zukunft auch noch für andere Zwecke nutzen zu können."

Ressourcensparend: Das Wasser, das bei den Spülungen anfällt, wird nicht abgeleitet, sondern in einem 1000-l-Behälter aufgefangen und anschließend für die Wasserversorgung der WCs und Urinale wiederverwendet.

Um die Anforderungen erfüllen zu können, stand für das mit der Planung beauftragte Ingenieurbüro Temmen schnell eine Lösung fest. Es sollte eine Anlage zum Einsatz kommen, die automatische Hygienespülungen bis zur letzten Armatur durchführt. Dazu Planer Alfons Book: "Die Durchführung von manuellen Spülungen kam somit überhaupt nicht mehr infrage. Stattdessen haben wir uns für das vollautomatische Hygienesys­tem KHS von Kemper entschieden." Neben dem Armaturenprogramm zum Absperren, Sichern und Regulieren bietet Kemper mit dem Hygienesystem KHS ein abgerundetes Konzept zur Sicherung der Trinkwasserqualität sowohl für den Kalt- als auch für den Warmwasserbereich an (siehe auch Kasten "Funktion des Hygienesystems KHS"). Bevorzugte Einsatzbereiche sind Altenheime, Krankenhäuser, Jugendherbergen, Sportlerheime und weitere Gebäude, bei denen die sanitären Einrichtungen nicht ständig genutzt werden.

Ressourceneinsparung und Anlagenüberwachung
Die Warmwasserbereitung wurde entsprechend den Anforderungen des Gebäudes geteilt. Für den ganzjährigen Betrieb (einschließlich der Wartungsarbeiten) stehen zwei Warmwasserspeicher mit jeweils 1000 l Inhalt zur Verfügung. Die zweite Warmwasserbereitung - für die Vollbelegung - umfasst eine Frischwasserstation, die das Trinkwasser über zwei 560-kW-Plattenwärmetauscher im Durchlaufprinzip erwärmt. Insgesamt werden 102 Duschen und 114 Reihenwaschtischstände von den Anlagen versorgt.

Durch den Einsatz des KHS-Venturi-Strömungsteiler (rechts im Bild) wird eine Trinkwasserentnahme generiert und so das gesamte Wasservolumen im Leitungssystem bzw. -abschnitt bewegt.

Für die Kaltwasserversorgung der sanitären Einrichtungen wurde die Leitungsinstallation in zwei Bereiche geteilt - für die Dusch- und Waschtischanlagen sowie für die WCs und Urinale. Damit wurde erreicht, dass die Zwangsspülungen, die alle 72 Stunden durchgeführt werden, nur im Bereich für die Dusch- und Waschtischanlagen notwendig sind. Ressourcensparend: Das Wasser, das bei den Spülungen anfällt, wird nicht abgeleitet, sondern in einem 1000-l-Behälter aufgefangen und anschließend für die Wasserversorgung der WCs und Urinale wiederverwendet. "So können jährlich rund 95.000 l Trinkwasser für die Versorgung der WCs und Urinale eingespart werden", erläutert Hense. Damit der Speicher optimal genutzt und möglichst wenig Wasser über den Überlauf abgeleitet wird, werden die Spülventile nicht gleichzeitig, sondern mit Spülpausen nacheinander kontrolliert ausgelöst.
Für den Fall, dass ein Spülventil nicht auslöst, wird eine Störmeldung von den im Gebäude vernetzten Ventilen an der Regelungseinheit angezeigt. "Durch unseren täglichen Kontrollgang würde dies - was bisher aber noch nicht der Fall war - sofort registriert werden", sagt Düweling, der für die Funktion der gebäudetechnischen Anlagen im Kernkraftwerk zuständig ist. Somit kann die Einhaltung der Hygienevorschriften sichergestellt werden.

Kemper-Außendienstberater Thomas Wiesner (links) bei der Vor-Ort-Besprechung mit Jürgen Hense (Mitte) und Carsten Düweling zur Trinkwasserhygieneproblematik und zum Einsatz des Hygienesystems KHS.

Anlagenplanung
Für die Umsetzung des Anlagenkonzeptes konnte sowohl der Planer als auch das Installationsunternehmen auf verschiedene Hilfen des Herstellers zurückgreifen. "Kemper bietet dazu sowohl Schulungen für die ausführenden Betriebe als auch eine Softwarelösung zur Planung an", erklärt Thomas Wiesner, technischer Berater im Außendienst bei Kemper, der auch für die Vor-Ort-Betreuung des Objekts zuständig war. "Die praktischen Details konnten wir zudem reibungslos auf der Baustelle klären und entsprechend den Vorschriften sowie den Anforderungen des Kunden umsetzen." Davon war letztlich auch die Bauherrenvertretung überzeugt: "Der Informationsfluss zwischen dem Unternehmen und dem ausführenden Betrieb war aus unserer Sicht stets gut, sodass trotz des enormen Zeitdrucks der Bautermin auch in diesem Bereich eingehalten werden konnte", so Düweling abschließend.
Bilder: IKZ-HAUSTECHNIK
www.kemper-olpe.de

 


Funktion des Hygienesystems KHS
Das Kemper Hygienesystem KHS dient zur Sicherstellung und Erhaltung der Trinkwasserqualität an den Entnahmestellen. Dazu können sowohl im Warm- als auch Kaltwasserleitungssystem kontrollierte Spülungen, basierend auf einer Parametriersoftware und der eingesetzten Armaturentechnik, durchgeführt werden. Einen maßgeblichen Einfluss bildet dabei der "KHS-Venturi-Strömungsteiler". Das Wirkprinzip dieses Strömungsteilers beruht auf dem Prinzip der Venturi-Düsentechnik. Die minimale Druckdifferenz, die beim Durchströmen der Armatur entsteht, bewirkt eine Zwangsdurchströmung der angeschlossenen Nasszelle. Zeitgesteuert wird so die Trinkwasserentnahme generiert und das gesamte Wasservolumen im Leitungssystem bewegt.

Kemper-KHS-Venturi-Strömungsteiler.

 


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