Werbung

Ist Wassersparen noch zeitgemäß? Pro & Contra: Ergebnisse aus einer Umfrage der „Haus- und Gebäudetechnik“-Gruppe im XING-Netzwerk

Wassersparen ist mittlerweile tief verwurzelt in unserer Bevölkerung. Und viele Aussagen unterstreichen heute, dass ein sparsamer Umgang mit dem „Lebensmittel Nr. 1“ notwendig und richtig ist. Aber diese Meinung teilen nicht alle: „Wassersparen führt zu Ablagerungen in den Kanälen“, lautet z.B. häufig ein Argument, das von vielen Stadtwerken mit der Notwendigkeit von Zwangsspülungen bestätigt wird. Und so wundert es nicht, dass einige Wasserversorger bereits über die Einführung einer Wasser-Flatrate nachdenken, um den Wasserverbrauch anzukurbeln. Doch die Meinungen zum Thema Wassersparen sind differenzierter, wie eine Umfrage unter den Mitgliedern der Haus- und Gebäudetechnikgruppe* im XING-Netzwerk gezeigt hat. Nachfolgend ein Auszug aus der Pro & Contra-Diskussion – an der auch Sie sich gerne noch beteiligen können.

 

Fakt ist, dass die in den 70er-Jahren und 1980 im Rahmen des Wasserversorgungsberichts der Bundesregierung erstellten Wasserbedarfsprognosen von einem kontinuierlich steigenden Wasserverbrauch in Deutschland ausgingen. Diese Prognosen traten aber nicht ein – im Gegenteil: Deutschland gehört zu jenen Staaten, in denen der private Wasserkonsum in den letzten Jahren und Jahrzehnten kontinuierlich zurückgegangen ist. Regelmäßige Ermahnungen von Umweltschützern mit der Kritik am hohen Wasserverbrauch haben in der Bevölkerung einen Umdenkungsprozess ausgelöst. Und so verbraucht heute, im Vergleich zum Jahr 1990, jeder Deutsche im Durchschnitt etwa 30l Trinkwasser weniger pro Tag. Derzeit sind es rund 120l. Die sich jährlich erneuernde verfügbare Wassermenge in Deutschland wird vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) auf 188 Mrd. m³ beziffert. Lediglich 17% dieser natürlichen Vorkommen würden genutzt. Ist damit das Ziel bereits mehr als erreicht – wie die einen sagen – oder soll jeder Bürger weiter Wasser sparen – wie die anderen meinen?
Eine pauschale Antwort auf diese Frage kann aufgrund zahlreicher regionaler Unterschiede nicht gegeben werden, wenn auch die Mehrheit der Meinungsäußernden der Auffassung ist, dass Wassersparen weiterhin richtig ist. So argumentiert z.B. Martin Gesell, Projektleiter Produktionsplanung in einem deutschen Industrie­unternehmen für Gebäudetechnik: „Es ist gut so wie es gekommen ist. Und man sollte daran festhalten, da wir sonst wieder zu den „alten Verbräuchen“ zurückkehren würden. Ich denke darüber hinaus, dass der Verbrauch nicht nur durch das „Ermahnen“ zurückgegangen ist, sondern auch durch die in vielen Regionen Deutschlands erheblich gestiegenen Kosten für Wasser und Abwasser, die auch weiter steigen werden. Und es gibt in Deutschland Regionen, in denen eine gewisse Wasserknappheit (z.B. Teile Nord­bayerns) vorhanden ist.“
Die Ursache für den Kostenanstieg liegt nach Meinung von Gunter Georgi, Inhaber eines Sanitär- und Heizungsbetriebs, u.a. im Konflikt zwischen der Wassereinsparung und den Zwangsspülungen der Abwasserkanäle. Georgi: „Der Bürger spart Wasser, während die Wasserwerke deshalb spülen müssen und damit das zusätzlich verbrauchte Wasser wieder aufschlagen.“ In diesem Bezug geht Beate Blumenkamp, Geschäftsführerin der GCC – Global Cultural Communication – Managementberatung Wasserwirtschaft, einen Schritt weiter. Die Nichtauslastung zahlreicher Abwasserwerke ist für sie mitverantwortlich für die Kostensituation und erläutert: „Die Auslegung der Wasserwerke in den 70er- Jahren und deren Extrapolierung ist nicht eingetreten. Es redet aber keiner darüber, dass viele dieser Wasserwerke nicht einmal zu 50% ausgelastet sind und die Instandhaltungsmaßnahmen für nicht genutzte Einrichtungen etliches kostet, was wieder auf den Trinkwasserpreis umgelegt wird.“ Vor diesem Hintergrund sei ein Wassermehrverbrauch nicht absurd. Dabei denkt Blumenkamp auch mit Blick über den Tellerrand an Länder mit Wassernot: „Wenn wir hier in einem wasserreichen Land Trinkwasser sparen, ist den Leuten in wasserarmen Ländern auch nicht geholfen.“
Der Grund für Zwangsspülungen ist nach Meinung von Sebastian Schlott, Projekt­ingenieur bei der aeteba GmbH, auch eine Folge der Trennwassersysteme. „Aufgrund der Trennung in Regenwasser und Schmutzwasser kommt es nun in den Schmutzwassersystemen zu Mindestfüllungsproblemen.“
Thomas Junger, Leiter des Wasserwerks der Stadtwerke Memmingen, hält eine pauschale Antwort auf die gestellte Frage für unangebracht. Vielmehr müssten hier die regionalen Unterschiede betrachtet werden. „Wassersparen muss, wem der Nachschub fehlt (siehe die erwähnte Wasserknappheit in Nordbayern). Es geht nicht darum, Wasser zu sparen im Sinne einer weltweit endlichen Ressource, sondern darum, das regional vorhandene „Budget“ verantwortungsbewusst zu nutzen. Wasser wird im Wasserkreislauf nicht verbraucht, sondern benutzt (in der Regel verschmutzt). In wasserreichen Regionen lautet das Gebot der Stunde, die Nutzung des Wassers möglichst umweltbiologisch nachhaltig zu gestalten, auch wenn etwas mehr „Flüssigkeit“ dafür benötigt wird. In wasserarmen Regionen muss auch der nutzbare Wasservorrat selbst berücksichtigt werden.“
Das Wassersparen auch in der Hausinstallation zu Problemen führen kann, stellte Klaus Birkmann, Geschäftsführer Birkmann Haustechnik, fest. „Seit Einführung der Wasserspartechnik bei WC-Anlagen sind nach unseren Erfahrungen die Kanalverstopfungen enorm gestiegen, da die meisten Benutzer die Spültechnik nicht beherrschen oder verstehen. Im öffentlichen Bereich haben wir die Drückerplatten mit Spartechnik an WC-Anlagen oft wieder entfernt und durch alte Drückerplatten ersetzen müssen.“
Ob dies Einzelfälle waren oder regionale Besonderheiten dafür ausschlaggebend sind, kann in dieser Stelle nicht abschließend erörtert werden. Fakt ist aber, das der verantwortungsvolle Umgang mit der Ressource Trinkwasser weiterhin im Fokus vieler Bürger steht.

www.xing.de


Über XING
XING ist ein soziales Netzwerk für berufliche Kontakte:

  • Über 12 Mio. Mitglieder weltweit nutzen die Plattform für Geschäft, Job und Karriere.
  • Auf XING vernetzen sich Berufstätige aller Branchen, sie diskutieren über fachliche Themen, suchen und finden Jobs, Mitarbeiter, fachlichen Rat oder Geschäftsideen.
  • Die Plattform ist komplett SSL-verschlüsselt.

 


Diskutieren Sie mit – Ihre Meinung ist gefragt!
In regelmäßigen Abständen greift die Haus- und Gebäudetechnikgruppe, powered by IKZ.de, im XING-Netzwerk kontroverse Themen in Pro & Contra-Diskussionen auf. Wenn Sie sich der Diskussion anschließen möchten oder nur die Ergebnisse verfolgen wollen, dann melden Sie sich kostenlos in der Haus- und Gebäudetechnikgruppe auf www.xing.de an.

* Die Umfrage wurde Mitte September 2012 in der Xing-Gruppe „Haus- und Gebäudetechnik“ (2250 Mitglieder) durchgeführt.

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: