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Intelligenz fürs Badezimmer Drei Szenarien: Privatbad, Hotelbad und Pflegebad

Laut einer Umfrage* nutzten 2008 bereits 80% der befragten Konsumierenden mindestens ein elektronisches Gerät im Badezimmer. Am beliebtesten waren digitale Personenwaagen sowie mobile und schnurlose Geräte wie MP3-Player. Die folgenden drei Szenarien zeigen, was heute, also vier Jahre später, machbar ist und was elektronische und digitale Produkte im Bad können und bewirken.

Die Grohe F-digital verspricht maximalen Komfort im Bad. Der „Digitale Controller“ und die „Digitale Umstellung“ teilen die gleiche ästhetische Philosophie für eine unkomplizierte, intuitive Handhabung. Die Power-Taste startet den Wasserfluss, mit Plus und Minus lässt sich präzise die Wassertemperatur verändern. Visuelle Rückmeldung zur eingestellten Wassertemperatur erfolgt über einen illuminierten LED-Ring. Bild: Grohe

Vielerlei Duschfunktionen bietet das Modell RainSky E. Bild: Dornbracht

Wohlklang im Bad dank des Systems +Sound. Bild: Villeroy & Boch

Eingebautes Radiogerät, passend zum Schalterprogramm. Bild: Jung

Puristische Ästhetik: das Dusch-WC SensoWash C. Mit nicht sichtbaren Kabel- und Wasseranschlüssen bringt Duravit erstmals Designanspruch und Duschkomfort gleichermaßen in Verbindung. Bild Duravit

Waschtischarmatur Primo mit integrierter Sparfunktion. Bild: Iqua

Der wasserfeste Lautsprecher SpeakerBall. Bild: SplashVision

Kabellos vom Stützgriff aus kann man mit Sanicontrol die WC-Spülung in Gang setzen. Bild: Mepa

Halbkreisförmige Glasdusche Modell 2 TS. Bild: Glamü

Mit Water Screen 02 wird die Badewanne zum Fernsehsessel. Bild: Repabad

So könnte das Badezimmer der Zukunft aussehen. Bild: Ideal Standard

Wellness für den Mann im digitalen Badambiente Ondus Digital. Bild: Grohe

Wasserfall-Einlauf BetteSplash zum alternativen Befüllen der Badewanne. Bild: Bette

Die RainBrain-Duschsteuerung von Hansgrohe: Zahlreiche Einstellmöglichkeiten sorgen für ein perfektes Duscherlebnis. Bild: Hansgrohe

Multiplex Trio E4 steht für die neue Intelligenz im Badezimmer. Highlight dieser Produktergänzung ist das edle, schwarz glänzende Touchpanel, in dem alle Bedienfunktionen und individuell speicherbaren Voreinstellungen vereint sind. Bild: Viega

Zur SHK Essen hat Viega hierfür eine elektrische WC-Auslösung vorgestellt. Sie kann in nahezu allen Viega-Spülkästen nachgerüstet werden. Bild: Viega

Veit Arnold: „Elektronische Unterstützung für alte und behinderte Menschen sehe ich als nützlich an.“

Blick in die Badausstellung von Veit Arnold: Geschmackvolle Badeinrichtungen auf kleinem Raum.

 

Szenario 1: Entspannen im heimischen Luxusbad
Diana Forschgut-Jungreich ist 35 Jahre alt und arbeitet als Professorin für Marketing im Bereich moderner Informationstechnologien. Verheiratet ist sie mit Shaun, einem Manager, ebenfalls 35; sie haben eine kleine Tochter. Ihr neues Bad haben sich die Eheleute ganz nach ihren Wünschen ausstatten können. Beide lieben High-Tech-Geräte, und beide haben wenig Zeit.
Wenn die Wissenschaftlerin abends von der Universität nach Hause kommt und Shaun das Kind schon zu Bett gebracht hat, freut sie sich auf ein Bad in ihrem Whirlpool. Der Pool hat unsichtbare, leise Düsen und wird über eine integrierte Ab- und Überlaufgarnitur befüllt (Smart Filling, Villeroy & Boch). Manchmal, wenn Diana genau vorhersehen kann, wann sie zu Hause sein wird, lässt sie die Badewanne per Zeitschaltuhr vorab volllaufen, mit genau der gewünschten Wassermenge und -temperatur. Über eine Fernbedienung kann sie das bequem erledigen. Und wenn es mal nicht der Whirlpool sein soll, genießt die Forscherin den eingebauten Wasserfall-Einlauf ihrer Badewanne (Bettesplash von Bette).
Zur Entspannung gehört für die junge Frau auch die eigene Musik. Eine gute Akustik ist ihr wichtig. Dafür sorgen sechs Lautsprecher, die unsichtbar im Badezimmerspiegel stecken und per Bluetooth drahtlos übertragen und gesteuert werden, egal ob Diana dafür ihr Mobiltelefon, ihren MP3-Player oder sonst ein passendes Gerät nutzt (+Sound, Villeroy & Boch).
Über einen ergonomisch geformten digitalen Controller (Grohe) kann sie Waschtisch, Bidet, Wanne und Dusche gleichermaßen ansteuern. Die Professorin freut sich schon darauf, dass sie ab kommendem Sommer mithilfe digitaler Module ihre Duschkabine während des Duschens in stimmungsvolles Licht tauchen oder sie als Dampfbad wird genießen können (angekündigt von Grohe auf der SHK 2012 in Essen als SPA F-digital delux).
Musik und Nachrichten – besonders morgens wissen Diana und Shaun das zu schätzen – kommen auch aus einem Radiogerät, das fest in die Wand eingebaut ist (Jung). Das passt mit seinem gläsernen Designrahmen genau zu dem Schalterprogramm des Bades und ist mit der Raumbeleuchtung gekoppelt, sodass mit dem Anknipsen des Lichtes die Radiosendung eingeschaltet wird. Shaun, der unter anderem für das energetische Controlling seines Unternehmens zuständig ist, legt Wert darauf, dass sich das Gerät nach dreißig Minuten selbst abschaltet, um Strom zu sparen.
Manchmal sehen sich die Eheleute neben dem Zähneputzen die Morgensendungen im Fernsehen an: Der wasserdichte Spiegelfernseher, dessen Bild nicht beschlägt, da der Bildschirm erwärmt wird, macht es möglich (BisSplash von SplashVision). Dank USB-Funktionalität und Infrarottechnologie können alle gängigen Video- und Musikformate auf dem Badfernseher abgespielt werden. Per Fernbedienung lässt sich zudem die Musikanlage in der angrenzenden Galerie ansteuern.

Die kleine Anna hat übrigens besonderen Spaß an dem Lautsprecherball, den sie nach Herzenslust nassspritzen darf (SpeakerBall von SplashVision). Die wasserdichte Fernbedienung, die dazu gehört, nutzt das Mädchen manchmal als MP3 Player. Über Bluetooth kann Anna damit die Lieblingslieder abrufen, die sie auf ihrem Smartphone gespeichert hat. Dass die Fernbedienung lernen könnte, wie der Badfernseher sich bedienen lässt, weiß die Kleine allerdings noch nicht.

Szenario 2: Wellness nicht nur im Wellnessbereich
Domenico Dimido, 29 Jahre alt, ist als Unternehmensberater ständig auf Achse. Wie sein Bad zu Hause aussieht, ist ihm nicht so wichtig – aber das Bad im Hotel bietet ihm den abendlichen Ausgleich zu den schwierigen Verhandlungen, die seinen Arbeitstag ausmachen. Schon bei seinen Buchungen achtet er daher auf eine entsprechende Ausstattung.
Gut gefallen hat ihm neulich eine halbkreisförmige Glasdusche (Glamü Modell 2 TS) aus zwei festen Seitenteilen und zwei gebogenen, nach innen und nach außen öffnenden Drehtüren. Und er liebt es, per Fingerdruck auf ein Touchpanel die Dusche an- und auszuschalten, verschiedene Brausenfunktionen anzuwählen, Wechselduschen, Wasserkaskaden oder die integrierten Lichtquellen zu bedienen (RainBrain von Hansgrohe bietet solche Funktionen, aber auch RainSkyE von Dornbracht). Per elektronischem Steuerpanel wählt der Unternehmensberater zwischen Regenvorhang, Kopf- und Körperbrause, Nebeldüse, Farblicht und Duftzusätzen.
Dass die Chromoberflächen der Armaturen so brillant glänzen wie am ersten Tag, hält er für selbstverständlich; das Hotelpersonal jedoch ist dankbar für gut durchdachte Produkte, die einen solchen Effekt erleichtern (StarLight von Grohe), und die Hotelführung legt aus Kostengründen Wert darauf, dass die eingesetzte Badtechnik zwar vollen Komfort bietet, aber trotzdem Wasser spart (EcoJoy von Grohe verspricht das ebenso wie die Waschtischarmatur Primo von Iqua).
Den Nassbereich des Hotelrestaurants nutzt Domenico häufig vor dem Abendessen, um nicht aufs Zimmer gehen zu müssen. Dort schätzt er es, wenn das Wasser berührungslos aus dem Hahn fließt (etwa über die Infrarot-Armaturen eMote oder eTech von Dornbracht). Seiner Freundin Claudia gegenüber gibt der Unternehmensberater es zwar nicht zu, aber manchmal genießt er seinen Feierabend auch in der Badewanne. Automatische Badewannenbefüllung auf Knopfdruck mit Voreinstellungen für Wassermenge und -temperatur, ein abrufbares Benutzermenü mit Liveanzeige nutzt er als technikbegeisterter Mensch gern. Dass Statistik- und Begrenzungsfunktionen für ökologisch und ökonomisch optimalen Betrieb dazu gehören, kann er als Unternehmensberater nur befürworten (Viega: Wannenarmatur Multiplex Trio E3).
Besonders mag Domenico Hotels, die einen Fernseher ins Bad eingelassen haben, sodass die Wanne zum Fernsehsessel wird (Water Screen 02 von Repabad). Nicht nur Filme seiner Wahl, auch Internetspiele kann sich der Unternehmensberater so von der Wanne aus gönnen, um den Tag entspannt ausklingen zu lassen. Im Wellnessbereich des Hotels schätzt er ein Lautsprechersystem mit integriertem MP3 Play­er und Radio, sodass er selbst im Dampfbad oder Whirlpool nicht auf die neuesten Wirtschaftsmeldungen und die Übertragung von Konzertpremieren verzichten muss (Sound System und MP3-Dockingstation von Repabad).

Szenario 3: Hilfen für älter gewordene Menschen
Frida und Erwin Langsamer dagegen (86 und 94 Jahre alt) halten nicht so viel von neuer Technik. Sie kommen schlecht mit der komplizierten Bedienung zurecht – und schließlich hat es das früher ja auch nicht gegeben. Die Rentnerin und der Rentner wohnen in einer barrierefreien Zwei-Zimmer-Wohnung; sie sind noch recht rüs­tig für ihr Alter, aber das Bücken und Aufstehen, besonders im Bad- und WC-Bereich, fällt beiden immer schwerer.
Eigentlich sollte regelmäßig jemand prüfen, wie es ihnen geht und ob sie Hilfe brauchen. Aber ihr Sohn Wilfried wohnt mit seiner Frau Maria in Thailand, die Tochter Annerose leitet eine Missionsstation in Brasilien, und die erwachsenen Enkel leben in Australien, Kanada und Japan. So sind die Eheleute auf intelligente Assis­tenzsysteme angewiesen, die Licht, Temperatur und Lüftung ihrem Verhalten anpassen, ihre Gesundheit überwachen und durch Sensoren im Boden Bewegungen registrieren, um ihnen beispielsweise bei einem Sturz helfen zu können (solche Systeme entwickeln Forscher des Fraunhofer IGD).
Per Fernbedienung oder Tastatur können sie allerdings keine Apparate mehr bedienen, deshalb hoffen sie, dass ihre Geräte bald gesprochene Sprache verstehen können (solche Mensch-Maschine-Schnittstellen entwickelt unter anderem SemVox).
Hilfreich erscheint dem Ehepaar ihr Stützklappgriff neben der Toilette: Er besitzt im vorderen Bereich einen integrierten Halter für eine WC-Rolle, die Frida und Erwin einfach erreichen können, obwohl es zunehmend mühsam für sie wird, den Oberkörper in die richtige Richtung zu drehen (Collection Plan Care von Keuco).
Vor Kurzem haben sie im Altenpflegeheim probegewohnt. Dort war – unsichtbar für das Ehepaar – ein Antilegionellen-System im Einsatz (mit thermischer Desinfektion ThermoClean von Danfoss). Und wie im Heim die Spülautomatik an ihrem barrierefreien WC funktionierte, verstanden die beiden schnell: Über einen Funksender, der am Stützklappgriff neben ihrer Toilette befestigt war, wurde kabellos die Spülung in Gang gesetzt (Sanicontrol von Mepa).
So eine Unterstützung für ihr Privatbad wünschen sie sich jetzt von ihrem Neffen zur diamantenen Hochzeit.

Wie „smart“ ist „digital“?
Digitalisierung und das Konzept des „smarten“ Lebens

Smart Home, Smart Hotel, Smart Care, Smart Office, Smart oder Intelligent Building, Intelligentes Gebäude… All diese Begriffe haben etwas mit der Digitalisierung des Alltags zu tun. Auch mit der Digitalisierung, Automatisierung und Vernetzung im Bad. Aber die Hersteller elektronischer Armaturen und wasserdichter Unterhaltungselektronik verstehen nicht unbedingt dasselbe darunter wie Politik und Tagespresse, Verbände und Wissenschaft. Was also ist „smartes Wohnen“?
Nach einer wissenschaftlichen Studie, die unter dem Namen „Smart Home in Deutschland“ 2010 veröffentlicht wurde (www.iit-berlin.de/veroeffentlichungen/iit-studie-smart-home), bezieht sich der Begriff „Smart Home“ auf Wohnumgebungen, die „mit Intelligenz ausgestattet“ sind. Bei Smart Buildings oder Intelligenten Gebäuden dagegen handle es sich um mehrere, räumlich getrennte Bauten.

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In „smarten“ oder „intelligenten“ Umgebungen passen sich die Geräte den Bedürfnissen der Menschen an. Dazu gehören zum Beispiel Heizung, Beleuchtung, Belüftung, Kühlschränke, Waschmaschinen, Unterhaltungselektronik und Kommunikationsgeräte. Typischerweise sind sie miteinander vernetzt, wodurch zusätzliche Dienstleistungen möglich werden. Das Konzept soll helfen, Energie und Wasser zu sparen, Sicherheit und Bedienungskomfort bei verschiedenen Geräten zu erhöhen, Unterhaltung in Licht, Ton und Bild in möglichst vielen Räumen zu ermöglichen, Entspannung und Wellness (z.B. Licht- und Wasserspiele) zu steuern, aber auch das eigenständige Leben alter und behinderter Menschen zu unterstützen und medizinische Werte zu überprüfen.
Den Begriff „Intelligent Buildings“ führt Kay Friedrichs in seiner Doktorarbeit 2001 (http://sylvester.bth.rwth-aachen.de/dissertationen/2001/057/01_057.pdf) auf Immobilienkreise in US-Metropolen zurück. Dabei ist die „Intelligenz“ von Sachen im englischen Sinn zu verstehen: als nützlich, anpassungs- und veränderungsfähig über die Nutzungsdauer hinweg. Die Idee stammt aus den frühen 1980er-Jahren und war schon damals ein Sammelbegriff für Innovationen und Ausstattungsmerkmale, nicht nur aus dem Bereich der Gebäudetechnik und Automatisierung, sondern auch aus anderen Bereichen (etwa neue Materialien oder flexibel veränderbare Wände).
Seit der Durchsetzung des Internets wird vor allem das Zusammenwachsen von Kommunikations-, Unterhaltungs- und Informationstechnologien darunter verstanden. Einheitliche Systeme steuern in „intelligenten“ baulichen Umgebungen computergestützt die Klimatisierung, das Feuer- und Sicherheitssys­tem und die Hausgeräte: Das Licht geht an, wenn jemand den Raum betritt, und passt sich dem Tageslichteinfall an, der Sonnenschutz ebenso, die Fenster schließen sich bei Unwetter, die Raumtemperatur stellt sich auf das Außenklima und die Nut­zergewohnheiten ein, das  Badewasser wird per Fernbedienung von der Garage aus aufgedreht, am Spiegelrand erinnern Piktogramme an den Arzttermin. Nicht verbundene Elektronik dagegen mag „intelligent“ sein, also nützlich und anpassungsfähig, nicht zentral gesteuerte Geräte können digitalisiert funktionieren, „smart“ sind sie deshalb noch nicht unbedingt.

Smart-Home-Initiative Deutschland
Versuche mit selbstorganisierenden Gebäuden gab es erstmals 1988 in Tokyo – das sogenannte TRON-Haus, für The Real-time Operating System Nucleon. Schon damals gehört dazu die „intelligente Sanitäreinrichtung“ mit Gesundheitscheck. 2008 wurde in Berlin die Smart-Home-Initiative Deutschland gegründet, eine Kommunikationsplattform für den Erfahrungsaustausch der Anwender (www.smarthome-deutschland.de). Aktuell informiert hat das DAI-Labor (Distributed Artificial Intelligence Laboratory) der Technischen Universität Berlin auf der Computermesse CeBIT 2012 in Hannover über eine zentrale Heimsteuerung auf einem Tablet-PC, das Home Operating System 2.0.


Ihre Meinung ist gefragt!
Auf der Fachmesse SHK Essen zeigten zahlreiche Unternehmen neue digitale Produkte fürs Bad - angefangen von Armaturen und Wanneneinläufen über Duschkabinen, Saunen und Dampfbäder bis hin zu Unterhaltungs- und Lichttechnik. Wie beurteilen Sie die zunehmende Digitalisierung des Bades? Welche Chancen oder Risiken sehen Sie? Wurden Sie vielleicht sogar bereits von interessierten Endverbrauchern angesprochen? Und für welche Produkte sehen Sie gute oder weniger gute Marktchancen? Schreiben Sie uns unter redaktion@strobel-verlag.de. Wir freuen uns über ihr Statement!

Das IKZ-Redaktionsteam


Digitales Bad: Bedingt gefragt

Entwurf, Planung und Einbau kompletter Badezimmereinrichtungen, meist im mittleren und oberen Preissegment, gehören zum täglichen Brot des Badausstattungsunternehmens Veit Arnold in Leipzig. Diesen Anspruch sieht man den geschmackvoll gestalteten Beispielbädern in der hauseigenen Ausstellung auch an. Elektronischer Technik gegenüber ist der Inhaber durchaus aufgeschlossen. Trotzdem steht er der Digitalisierung um der Digitalisierung willen skeptisch gegenüber. Im folgenden Interview erklärt er seine Gründe.

IKZ-HAUSTECHNIK: Herr Arnold, wann wurde Ihr Unternehmen gegründet?

Veit Arnold: Am 15. Februar 1989. Hier in Leipzig-Plagwitz, in der Nonnenstraße, wo wir jetzt noch sind. Noch zu DDR-Zeiten habe ich als Einzelunternehmer das Unternehmen gegründet und führe es nach wie vor. Ich habe meinen ersten Jahresabschluss ans Finanzamt der Deutschen Demokratischen Republik eingereicht. Den ersten und den letzten , für den das Finanzamt der DDR in meinem Fall zuständig war.

IKZ-HAUSTECHNIK: Was ist Ihre Qualifikation?

Veit Arnold: Ich bin Meister. Klempner- und Installateurmeister, aus DDR-Zeiten, und Heizungs- und Lüftungsbaumeister, das habe ich nach der Wende nachgeholt.

IKZ-HAUSTECHNIK: Was ist der Einzugsbereich?

Veit Arnold: Wir sind deutschlandweit aktiv, aber 85% entfallen auf den Großraum Leipzig und Umgebung. Wir bedienen ausschließlich Privatkunden.

IKZ-HAUSTECHNIK: Was bedeutet für Sie das Schlagwort „Digitales Bad“?

Veit Arnold: Mit dem Schlagwort verbinde ich nicht sehr viel. Ich musste ein wenig schmunzeln, als versucht wurde, das von den Herstellern her einzubringen. Bisher ist es vom Markt wenig angenommen worden; es gab vor Jahren schon den Versuch mit einer elektronischen Armatur, die sich aber nicht durchgesetzt hat.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Erfahrungen haben Sie bisher in diesem Bereich gemacht?

Veit Arnold: Auch heute wird diese Idee noch nicht so recht von unserem Kundenkreis angenommen. Vereinzelt, ja, aber dass es flächendeckend machbar wäre, sehe ich nicht. Die Produkte gehören zum Premiumsegment, und die Klientel in dieser Preisklasse geht altersmäßig bei 40+ los. Vorher haben die Leute das Geld nicht dazu. Aber die Gruppe der Leute über 40, das ist genau die Kundengruppe, die mit einer digitalen Armatur im Bad nichts anfangen kann und vor allem nicht will. Dabei ist es keineswegs so, dass die Leute dieser Altersgruppe diese und andere Technik nicht beherrschen würden, ganz im Gegenteil: Diese Generation ist teilweise mit dem Rechenstab in der Hand 1990 ins kalte Wasser geschmissen worden, und dann gab es plötzlich Handys, Faxe, Mails, Internet usw. Mein Sohn dagegen ist Anfang 20 und mit dem iPhone groß geworden, den könnte ich eher ansprechen. Aber der hat das Geld nicht dazu – das ist typisch für seine Altersgruppe. Also – es ist im Grunde ein Widerspruch in sich. Selbst bei den Leuten, die es sich leisten können, würde ich bezweifeln, ob jemand bereit wäre, noch einmal 5000 Euro extra auszugeben, nur damit die Armatur elektronisch ist.

IKZ-HAUSTECHNIK: Sieht es bei seniorengerechten Badausstattungen ähnlich aus?

Veit Arnold: Da läuft es noch weniger. Also – das Digitale, bloß damit es digital ist.

IKZ-HAUSTECHNIK: Das heißt, es gibt durchaus Teilbereiche, die von Ihren Kunden angenommen werden? Welche sind das, und warum sind sie eher gefragt?

Veit Arnold: Wo das Elektronische wirklich eine Unterstützung darstellt, wo die Elektronik einen praktischen Sinn hat, das ist wieder was anderes. Beim Dusch-WC zum Beispiel. Die Sachen werden angenommen. Elektronische Unterstützung für alte und behinderte Menschen sehe ich eher als nützlich an.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Rolle spielt die Höhe des Preises bei der Vermarktung der digitalisierten Bäder?

Veit Arnold: Auch der Preis spielt eine Rolle. Aber vordergründig ist es die kompliziertere Handhabung von Armaturen. Zumindest denken die Leute, dass es komplizierter sei. Die Produkte sind erklärungsbedürftiger, und gerade Senioren haben vielfach eine Hemmschwelle, viele können ja nicht mal ihr Handy bedienen. Da sollen sie sich mit einer Menüsteuerung befassen? Das macht keiner. Die meisten sagen: Was ist denn, wenn der Strom ausfällt? Dann krieg ich nicht mal den Wasserhahn mehr an. So simple Sachen sind das, die mir entgegengehalten werden.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Aspekte sind bei der Digitalisierung Ihrer Erfahrung nach aus Kundensicht wichtig? Würde zum Beispiel ein höherer Bedienungskomfort als nützlich angesehen?

Veit Arnold: Es wäre ein besserer Bedienungskomfort vorstellbar, den die Hersteller auch propagieren, der aber überhaupt nicht erforderlich ist. Zum Beispiel bei einer elektronischen Duscharmatur, bei der man mehrere Benutzerprofile eingeben kann: Der Vater duscht auf diese Art und Weise, die Mutter auf jene, die Kinder wieder auf eine andere, das kann man programmieren – aber es ist nicht erforderlich. Wenn man das den Kunden erklärt, lachen sie nur: Den gleichen Effekt können sie durch die Bedienung der Hebel erreichen, jedes Mal so, wie sie es gerade wollen. Elektronik ohne eine komplizierte Menüsteuerung dagegen wird viel leichter angenommen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie sieht es mit Lichteffekten oder auch Bewegungsmeldern aus?

Veit Arnold: Bewegungsmelder haben wir schon vor zwanzig Jahren einbauen können. Sie sind aber wenig gefragt. Im Bad unterscheiden wir drei verschiedene Bereiche, funktionelles Licht, allgemeines Licht, emotionales Licht. Mit Bewegungsmeldern funktioniert das nicht. Mit Dimmen arbeiten wir sehr oft. Gedimmte Beleuchtungspunkte im Bad, in der Badewanne, werden als Mittel zum Relaxen, zum Entspannen eingesetzt.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie müsste Ihrer Erfahrung nach Elektronik und Digitalisierung eingesetzt werden, um für Ihre Kundinnen und Kunden einen Mehrwert zu bieten, den Sie überzeugend vermitteln könnten?

Veit Arnold: Dort, wo wirklich ein Nutzen herauskommt, der sich von einer nicht elektronischen, nicht digitalen Sache unterscheidet, dort kann ich mir Digitalisierung und Elektronik als sinnvoll vorstellen. Das beste Beispiel ist, wie ich schon sagte, das Dusch-WC.


Autor: Elke H. Zobel, Leipzig

*) Durchgeführt von Ideal Standard.

 


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