Indoor-Wasserwelt am Europa-Park in Rust eröffnet
Trinkwasser-Management-System von Viega sichert im „Rulantica“ den Erhalt der Trinkwassergüte
Die Wasserwelt „Rulantica“ ist ein neuer Besuchermagnet vor den Toren des Europa-Park in Rust. Zur Gewährleistung der Trinkwassergüte haben die Betreiber dort das Trinkwasser-Management-System „AquaVip Solutions“ installiert. Die Sensorik dieses Systems erfasst nicht nur sämtliche Betriebsprozesse, sondern sie löst über vernetzte Controller bei Grenzwertüberschreitungen beispielsweise auch automatisch Hygienespülungen aus und steuert die thermische Desinfektion der Duschanlagen.
Der Europa-Park in Rust ist einer der größten Freizeitparks im deutschsprachigen Raum. Mit seinen Th emenwelten begeistert er jedes Jahr mehr als 5,6 Mio. Besucher. In der Saison 2020 dürft e der Andrang nochmals steigen, denn dann lockt direkt nebenan mit der Indoor-Wasserwelt „Rulantica“ eine weitere Attraktion: Täuschend echt ist in der Wasserwelt auf 32 600 m2 Fläche eine nordische Sagenwelt entstanden, in der unter anderem 17 Wasserrutschen, ein riesiges Wellenbecken, ein 250 m langer Fluss – der „Lazy River“ –, zwei Pool-Bars und vieles mehr ein unvergessliches Abenteuer für die ganze Familie versprechen. Rund 180 Mio. Euro investierte die Inhaberfamilie dafür allein in den ersten Bauabschnitt der Wasserwelt.
Wohl die wenigsten Besucher aber dürft en sich angesichts großzügiger Wasserflächen, sprudelnder Wasserfälle und schäumender Wasserrutschen Gedanken über die Frage machen, welche Maschinerie hinter den Kulissen notwendig ist, um in einer solchen Installation den Erhalt der Trinkwassergüte abzusichern. „Glücklicherweise“, sagt Andreas Beil (Projektleiter Facility Management im „Rulantica“), „können wir dabei auf Erfahrungswerte aus dem Europa-Park nebenan zurückgreifen. Von Anfang an lag für den Neubau beispielsweise ein dezidiertes Lastenheft zugrunde. An dem entlang wurde unter anderem die Struktur der Wasserversorgung über zwei Tiefenbrunnen, die Wasseraufb ereitung inklusive Enthärtung und zehn voneinander unabhängige Wasserkreisläufe für die zentrale Reinigung der etwa 5000 m3 Badewasser mit vier Dutzend Filteranlagen entwickelt.“
Permanentes Monitoring
Ein wesentliches Element dieses Konzeptes ist das permanente Monitoring aller mit der Wasserhygiene im Zusammenhang stehenden Prozesse. Dazu gehört eine entsprechende Dokumentation, um jederzeit die Einhaltung des bestimmungsgemäßen Betriebs sowie den einwandfreien Zustand des Wassers auch gegenüber den kontrollierenden Behörden nachweisen zu können.
Dass diese Leistungsstandards seitens des Betreibers nicht nur für die Badebecken, sondern auch in den Funktionsräumen erwartet wurden, liegt nahe. Im Wesentlichen betraf das die Reihenduschen für die Besucher und die Duschanlagen für die Beschäftigten. Basis für den Erhalt der Trinkwassergüte war dabei ebenfalls ein Raumbuch gemäß Trinkwasser-Verordnung (TrinkwV). Bei der Umsetzung musste dann jedoch Pionierarbeit geleistet werden, so Martin Glaser vom Technischen Baumanagement des Europa-Park: „Um den bestimmungsgemäßen Betrieb abzusichern, hätten wir zum Beispiel in den selbstverständlich durchgeschliffenen Ring- und Reihenleitungen entsprechende Spülstationen installieren können. Im Hinblick auf eine möglichst engmaschige Absicherung der Trinkwassergüte war uns aber selbst das letztlich noch nicht weitreichend genug.“ Statt der strangweisen Absicherung der Anbindeleitungen entwickelten die Betreiber des Europa-Park vielmehr ein Anforderungsprofil, in dem die einzelnen Entnahmestellen über eine entsprechende Sensorik und Aktorik fast schon individuell gegen Stagnation und daraus resultierende Verkeimungsrisiken geschützt werden sollten. Zudem waren sämtliche Betriebsparameter lückenlos und manipulationssicher zu dokumentieren.
Hygienische Sicherheit automatisiert
Eine Marktrecherche ergab relativ schnell, dass diese Aufgabenstellung mit konventionellen Systemen entweder aus funktionaler oder aber – im Europa-Park nicht minder entscheidend – optischer Sicht nicht gelöst werden konnte, erinnert sich Martin Glaser: „Uns schwebte hinter der Wand ein sowohl zeit- wie temperaturgesteuertes Hygienesystem für sämtliche Kalt- und die Warmwasser führenden Installationen vor, das vor der Wand mit elektronisch auszulösenden Designarmaturen zusammengeführt werden sollte.“
„AquaVip Solutions“ – das System
Mit dem Trinkwasser-Management-System „AquaVip Solutions“ ist es möglich, die entscheidenden Einflussfaktoren auf den Erhalt der Trinkwassergüte – vollständige Durchströmung der gesamten Trinkwasseranlage, hygienegerechte Temperaturhaltung, regelmäßiger Wasseraustausch auf Basis des bestimmungsgemäßen Betriebs sowie das Nährstoffangebot für Bakterien – permanent zu überwachen und so zu steuern, dass eine negative Beeinflussung der Trinkwasserhygiene selbst bei schwankender Nutzungsintensität ausgeschlossen ist.
Zur Absicherung der Trinkwassergüte bei gleichzeitig signifikant reduziertem Energieeinsatz rückt ein weiterer technischer Ansatz in den Fokus: die Ultrafiltration, zum Beispiel im Bypass der Warmwasserzirkulation (UFC-Technologie). Durch die Ultrafiltration wird die Gesamtzahl an Bakterien im Rohrleitungsnetz sowie das ihnen zur Verfügung stehende Nährstoffangebot reduziert. Ziel ist es, auf diesem Wege die Systemtemperaturen in einer Trinkwasseranlage zu reduzieren und so beispielsweise den Einsatz regenerativer Wärmeerzeuger, wie Wärmepumpen, für die monovalente Warmwasserbereitung zu forcieren.
www.viega.de/AquaVip-Solutions
Erfüllt wurde diese anspruchsvolle Zielvorgabe schließlich durch ein gemeinsames Entwicklungsprojekt von Viega und Hansgrohe: Mit dem neuen Trinkwasser-Management-System „AquaVip Solutions“ lieferte Viega die technologische Basis, um im ersten Schritt über eine hochfeine Sensorik permanent an allen relevanten Strangabschnitten die Betriebszustände inklusive der aktuellen Trinkwasser-Temperaturen und Volumenströme zu messen. Über zentrale, untereinander ebenfalls vernetzte Controller werden diese Daten dann mit den hinterlegten Grenzwerten – zum Beispiel für Trinkwasser kalt (PWC; max. 25 °C) oder Trinkwasser warm (PWH; min. 55 °C) sowie den Nutzungsintervallen – abgeglichen. Stellt das System eine Grenzwertüberschreitung fest, wird neben der entsprechenden Information an das Facility Management innerhalb definierter Zeiträume eine Hygienespülung ausgelöst. Die Dauer der Spülung orientiert sich dabei ebenfalls an den anliegenden Wassertemperaturen: Sobald die Grenzwerte wieder erreicht oder unterschritten sind, stoppt die Spülung.
Ähnlich sieht die Schaltlogik bei Nutzungsunterbrechungen aus, selbst wenn diese nicht zu hygienekritischen Temperaturveränderungen führen: Wird das festgelegte Zeitintervall von 48 Stunden – also deutlich weniger als die 72 Stunden nach VDI/DVGW 6023 – überschritten, erzwingt das System „AquaVip Solutions“ ebenfalls eine zeitnahe Hygienespülung. Hintergrund der wesentlich häufigeren Spülungen sind die hohen Raumtemperaturen in der gesamten Wasserwelt, die sich direkt auf die Temperatur des Kaltwassers in den Rohrleitungen auswirken. Welche Wassermenge bei den Intervallspülungen zum Hygieneerhalt eingesetzt wird, hängt vom Volumen des stagnationsgefährdeten Rohrleitungsabschnitts ab und ist ebenfalls entsprechend in der Elektronik hinterlegt.
Montiert wurden die kompakten Steuerungsmodule des Trinkwasser-Management-Systems mit ihren Schnittstellen zu BA-Cnet, Modbus und anderen Gebäudeautomationssystemen zumeist in der abgehängten Decke oberhalb der Duschen oder Duschanlagen. Viega-Verkaufsberater Tobias Haas: „Das ist nicht nur einfach zu installieren, sondern unterstreicht die Flexibilität des Systems. Es konnte so unmittelbar auf die Funktionalität der ohnehin elektronisch per Designtaster auslösenden Hansgrohe-Kopfbrausen aufgesetzt werden.“
Umfassende Sensorik
Für die Betreiber des Europa-Park in Rust ist die derart abgesicherte Aufrechterhaltung des bestimmungsgemäßen Betriebs der Trinkwasser-Installation aber nur ein Kapitel im umfassenden Handbuch zum Erhalt der Trinkwassergüte in Rulantica. Mindestens genauso umfangreich ist das Kapitel „thermische Desinfektion“.
Üblicherweise ist die thermische Desinfektion sämtlicher Zapfstellen in derart weitläufigen Trinkwasser-Installationen mit erheblichem logistischen Aufwand verbunden. Beim Trinkwasser-Management-Systems reicht der Kontrollbesuch eines Mitarbeiters vom Facility Management in den Nassbereichen: Wenn sich keine Personen mehr in den Räumlichkeiten befinden, aktiviert er per Schlüsselschalter die in „AquaVip Solutions“ hinterlegte Desinfektionsfunktion, und das Rohrleitungsnetz inklusive der automatisch öffnenden Duschauslässe wird für gut drei Minuten mit 70-grädigem Wasser beaufschlagt.
Sensoren in den Duschköpfen erfassen dabei sowohl die Durchflussmenge als auch die Wassertemperatur, sodass die thermische Desinfektion definitiv auch an jeder Zapfstelle wirkt. „Die Daten fließen außerdem“, betont Martin Glaser, „mit in unsere Dokumentation ein. Dadurch können wir noch Monate später exakt nachweisen, mit welchen Temperaturen welcher Auslass wie lange thermisch beaufschlagt wurde. Das gibt uns als Betreiber die notwendige Sicherheit, alles für einen einwandfreien Betrieb der Trinkwasser-Installation getan zu haben, und gegenüber den kontrollierenden Behörden können wir dies gleichzeitig lückenlos nachweisen.“
Welches Potenzial die Viega-Steuerung darüber hinaus bietet, wird in diesem Zusammenhang an zwei weiteren Beispielen deutlich: Zum einen steuert „AquaVip Solutions“ auch die temperaturgesteuerten „Easytop“-Strangregulierventile an und öffnet sie bedarfsgerecht, damit das 70-grädige Wasser überhaupt an den Verteilleitungen ankommt. Zum anderen gilt die thermische Desinfektion nach der mindestens dreiminütigen Spülphase durch Schließen der Mischventile nicht einfach als beendet, sondern es wird direkt – und wieder automatisch – zusätzlich das im Bereich der Kopfbrause anliegende Kaltwasser ausgespült, denn „auch das könnte sich ja möglicherweise während der thermischen Desinfektion hygienekritisch aufgeheizt haben“, so Martin Glaser.
Fazit
In der neuen Indoor-Wasserwelt des Europa-Park in Rust wird die Betreiberverantwortung in Sachen „Erhalt der Trinkwassergüte“ in jeder Hinsicht vorbildlich erfüllt. Mit dem Trinkwasser-Management-System „AquaVip Solutions“ ist es in der Wasserwelt aber gelungen, diese Betreiberverantwortung in bislang noch nicht dagewesener Weise wirtschaftlich zu automatisieren und sich so abzusichern. Durch die offene Systemarchitektur von „AquaVip Solutions“ mit Schnittstellen zu BACnet, Modbus und anderen war es dabei möglich, das Trinkwasser-Management-System komplett in die bestehende Gebäudeautomation zu integrieren. So fügt sich auch das neue System nahtlos in das bereits etablierte Monitoring beispielsweise für die Schwimmbadtechnik ein. Das sorgt nicht nur für die notwendige Akzeptanz bei den Mitarbeitern des Facility Managements, sondern unterstützt zugleich die geforderte lückenlose Dokumentation aller gesundheitsrelevanten Betriebsprozesse im Europa-Park.