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Hundertwasser-Architektur im bayerischen Abensberg: Kunstwerk mit komplexer Gebäudetechnik

Für den Bauherrn und Geschäftsführer der Brauerei zum Kuchlbauer, Leonhard Salleck, war es ein großer Tag: Nach zwölf Jahren Planung und dreijähriger Bauzeit konnte der nach den Plänen des weltbekannten Künstlers Friedensreich Hundertwasser gestaltete „Kuchlbauer Turm“ im bayerischen Abensberg feierlich für das Publikum eröffnet werden. Ein Kunstwerk, geschaffen als Architekturprojekt und Wahrzeichen einer Region sowie als Attraktion der „Kuchlbauer Bierwelt“. Unsichtbar integriert, aber wichtig für die Besucher: Eine Eisfreihaltung und eine Bauteilaktivierung.

Der Kuchlbauer Turm nach dem Entwurf von Hundertwasser gilt als einzigartiges Architekturprojekt und Wahrzeichen seiner Region.

Aufgrund der runden Bodenplattenform im Turmkeller mussten die vom Systemhersteller Uponor gelieferten „Contec“-Standardbauteile entsprechend kreisförmig angepasst werden. Die in der oberen Bewehrung integrierte Bauteilaktivierung sorgt mit Vorlauf-/Rücklauftemperaturen von 35°C/30°C für die gewünschte Behaglichkeit im Besucherraum.

Genau 202 Stufen sind es vom Keller bis zur goldenen Kugel: In die Stufen integriert ist das nach Verfahren Engel chemisch vernetzte Polyethylen-Rohr in der Dimension 20 x 2,3 mm.

Die Belegung der Treppenfläche erfolgte auf der unteren Bewehrungslage. Anschließend wurden die hier eingesetzten PE-Xa-Rohre an der oberen Bewehrung fixiert, um mit einer oberflächennahen Installation eventuelle Leistungsminderungen auszuschließen.

 

Dem Besucher fällt sofort die für Hundertwasser typische Formsprache ins Auge: Die organischen Formen, die farbenfrohen Elemente der verwendeten Keramikmosaiken und eine weithin sichtbare goldene Kugel, die für Hundertwasser eine „menschenfreundliche und an den Formen der Natur orientierte Architektur und Bauweise“ ausmachen. „War das Projekt ursprünglich wie der schiefe Turm von Pisa ohne technische Gebäudeausstattung geplant, waren es schließlich die geforderten Sicherheitsgründe, die in der Planungsphase spezielle gebäudetechnische Maßnahmen forderten“, erklärt Robert Göttfried, verantwortlicher Projektleiter bei der Gammel Engineering GmbH. So entstand in der Planungsphase ein komplexes energietechnisches Konzept. Dieses sah neben der Nutzung regenerativer Energie für eine Eisfreihaltung ebenfalls die Integration einer Bauteilaktivierung für die Kellerflächen vor, die als Ausstellungsraum eingesetzt werden sollen.
Mit dem Konzept, die regenerative Energie aus der Abwärme der Weißbierproduktion zu nutzen, entspricht die Planung ganz den Ansprüchen des Künstlers Hundertwasser nach ressourcenschonender Energienutzung. Ein für den Planer Göttfried wichtiger Aspekt bei der gebäudetechnischen Planung war die störungsfreie und neutrale Integration der Haustechnik, ohne dass das Architektur- und Kunst­erlebnis gestört werden durfte. „Daher passten die komplett unsichtbar in die Bauteile des Turms integrierten Systeme hervorragend in das energetische Gesamtkonzept“, führt er weiter fort.

Mit Sicherheit eisfrei
Als eine Attraktion bietet das Bauwerk seinen Besuchern einen einmaligen Ausblick aus 30 m Höhe, die über eine schwungvoll gestaltete Freitreppe erstiegen werden können. Hat der Besucher erst einmal die Herausforderung des Aufstiegs gemeistert, kann er von der 42 m² großen Aussichtsplattform in Abensberg den Ausblick genießen. Zur Gewährleistung eines ganzjährig sicheren Aufstiegs war eine Anforderung, die Stufen frei von Schnee und Eis zu halten. Um diese Sicherheitsmaßnahmen zu erfüllen, wurde in die vorhandenen, freilaufenden Treppenflächen und die Aussichtsplattform in den Ebenen von 22 bis 30 m eine Eisfreihaltung von Uponor eingebracht.
Es kam das nach Verfahren Engel chemisch vernetzte Polyethylen-Rohr in der Dimension 20 x 2,3 mm zum Einsatz. „Mit dieser Lösung kann eine Rutschgefahr für Besucher auch bei Temperaturen unter dem Nullpunkt sicher ausgeschlossen werden“, erklärt Planer Göttfried zur Systemauswahl. Unter Berücksichtigung der Denkweise Hundertwassers sowie aktueller ökologischer und ökonomischer Aspekte, setzte die Gebäudeplanung als Energie­erzeuger die im laufenden Brauereibetrieb entstehende Abwärme für die Schnee- und Eisfreihaltung ein.

Nachhaltigkeit
202 Stufen sind es vom Keller bis zur weithin sichtbaren goldenen Kugel. In die Stufen integriert: das flexible PE-Xa-Rohr, dessen Medium in kalten Wintern mit einer Vorlauftemperatur von 45°C und einer Rücklauftemperatur von 40°C für eine eisfreie Begehbarkeit sorgt. Dabei musste die Planung von Robert Göttfried unterschiedliche Temperaturniveaus im Treppenverlauf beachten sowie die Sicherung der Fluchtwege garantieren. „Reichen im unteren Bereich 15 kW für eine Eisfreihaltung aus, werden im oberen Bereich der außen liegenden Freitreppe Leistungen von bis zu 30  kW benötigt“, erklärt der Projektleiter Göttfried die speziellen Anforderungen an die hier umgesetzte Haustechnik.
Dabei war es wichtig, dass das verwendete Material so flexibel verlegt werden konnte, dass es sich sowohl an die abgerundete Stufengeometrie, als auch die bautechnisch erforderlichen, häufigen Richtungswechsel anpasst. Aufgrund der projektbedingten, baulichen und architektonischen Vorgaben wurde die Schnee- und Eisfreihaltung bereits auf dem Boden außerhalb des Gebäudes in die einzelnen Treppenelemente eingebracht und betoniert. Die Rohre wurden in Abstimmung mit der Baustahlverlegung eingebaut. Die Belegung der Fläche erfolgte dann auf der unteren Bewehrungslage. Anschließend wurden die hier eingesetzten PE-Xa Rohre an der oberen Bewehrung fixiert, um mit einer oberflächennahen Installation eventuelle Leistungsminderungen auszuschließen.
Im letzten Arbeitsschritt wurden die am Boden fertig gegossenen Treppenelemente über einen Hebekran an die vorgesehene Position gebracht. Hier waren bereits die Anschlüsse für die Schnee- und Eisfreihaltung fertig vormontiert, sodass die Verbindung passgenau vorgenommen werden konnte.
An diesem Projekt zeigte sich für Göttfried, dass mit modernen haustechnischen Lösungen auch anspruchsvolle architektonische Vorgaben wie der Freitreppenentwurf im Kuchlbauer Turm von Hundertwasser umgesetzt werden können und dabei ein Plus an Sicherheit bringen. Mit der Schnee- und Eisfreihaltung sind sowohl die Sicherheit wie auch das Erlebnis einer außergewöhnlichen Architektur durch diese unsichtbare Lösung gegeben.

Bauteilaktivierung
Die Turmführung beginnt bereits im Untergeschoss. Für Wärme sorgt dort die Bauteilaktivierung „Contec“ von Uponor. Wie für die Eisfreihaltung, nutzen die in dem Turmfundament installierten, stabilen PE-Xa-Rohre die Abwärme aus Weißbierproduktion und Brauereikühlung. Diese wird dann bedarfsgerecht zur Heizung der im Keller des Kuchlbauer Turms untergebrachten Räumlichkeiten eingesetzt.
Für eine effiziente Nutzung dieser Abwärme zur Beheizung der rund 300 m² ist es erforderlich, Energie genau dann einspeisen zu können, wenn sie verfügbar ist. „In unserem energetischen Gesamtkonzept bot es sich aufgrund der hohen Speichermasse an, die 80 cm starke Bodenplatte des Turms als Wärmespeicher zu nutzen, indem wir dort ebenfalls das Rohr integrierten“, erklärt dazu Robert Göttfried das von ihm erstellte Konzept. Aufgrund der runden Bodenplattenform im Turmkeller mussten die vom Systemhersteller gelieferten „Contec“-Standardbauteile entsprechend kreisförmig angepasst werden, bevor sie in die obere Bewehrung des Fundaments als Teil der Flächentemperierung eingebracht werden konnten.
Die auf diese Weise thermisch aktivierte Bodenplatte wird als Speicherpuffer für Wärme genutzt, denn die Abwärme aus dem Produktionsprozess ist nicht immer konstant. Eventuell entstehende Leistungsabweichungen können durch die für die Besucher nicht wahrnehmbaren Über- bzw. Unterschreitungen der Temperatur-Sollwerte ausgeglichen werden.
Für die Nutzung der Abwärme und die Ladung des Puffers wird ein Wärmetauscher eingesetzt. Über eine Erdleitung wird der Kuchlbauer Turm schließlich mit dem Heizmedium versorgt, das mit der Bauteilaktivierung die zur Verfügung stehende Energie in der Bodenplatte speichert. Dort abgerufen, sorgt die in der oberen Bewehrung integrierten Rohre mit einer Vorlauftemperatur von 35°C und einer Rücklauftemperatur von 30°C für Behaglichkeit im Besucherraum des insgesamt rund 300?m² großen Turmkellers.
Bei eventuell anfallenden Bedarfsspitzen ist zusätzlich die Dampfkesselanlage der Brauerei einsetzbar. Ausgehend von der Wärmespeicherkapazität der thermisch aktiven Bodenplatte ist die Energieverteilung wie folgt aufgeteilt: Von der Gesamtwärmeleistung der Abwärmenutzung des Kuchlbauer Turms (50 kW) können rund 20 kW für die Beheizung des Kellers und in Abhängigkeit der Außentemperatur, 15?kW bis 45 kW für die Eisfreihaltung der aufwendigen Treppenkonstruktion sowie der Aussichtsplattform eingesetzt werden. „Die Kombination der Nutzung von Regenerativer Energie und den Komponenten von Uponor brachten im Ergebnis eine zukunftssichere und qualitativ hochwertige haustechnische Lösung, die sich völlig unsichtbar an die Anforderungen der hier umgesetzten Architektur von Hundertwasser anpasst“, fasst der verantwortliche Fachplaner Robert Göttfried sein Projekt zusammen.

Bilder: Uponor GmbH, Haßfurt

www.uponor.de
www.weissbierbrauer-kuchlbauer.de

 


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