High Performance ist hier Pflicht - Wärmepumpe und Photovoltaik machen den Firmensitz des Rennsportunternehmens Black Falcon energieautark
Dass ein Motorsportunternehmen wie Black Falcon höchste Ansprüche an die Technik seiner Rennfahrzeuge hat, das ist klar. High Performance erwartete Black Falcon-Chef Alexander Böhm beim Bau des neuen Firmensitzes sowohl hinsichtlich der Architektur wie auch in Sachen Haustechnik. Beides ist gelungen: Das Gebäude beeindruckt und ist durch die Nutzung regenerativer Energien (Wärmepumpe, Photovoltaik) energieautark – das macht Black Falcon CO2-neutral.
2006 gegründet, entwickelte sich die Black Falcon GmbH & Co. KG in wenigen Jahren zum national und international erfolgreichen Motorsportunternehmen. Rennsportbegeisterte Kunden können hier die notwendigen Fahrerlizenzen erwerben und mit Rennfahrzeugen von Black Falcon an nationalen und internationalen Meisterschaften teilnehmen. Neben drei Titelgewinnen (2008, 2009 und 2011) in der Veranstaltergemeinschaft Langstreckenmeisterschaft Nürburgring (VLN), auch bekannt als Langstreckenpokal Nürburgring, stellte Black Falcon 2009 auch den Meister des „Seat Leon Supercopa“. Die jüngsten Erfolge: Der Gesamtsieg beim 24-h-Rennen von Dubai im Januar 2012, ein VLN-Gesamtsieg im September 2012 sowie der erneute Gesamtsieg bei den „24 h Dubai 2013“. Als sicherlich größter Erfolg ist der Gesamtsieg beim 24-h-Rennen auf der Nordschleife des Nürburgrings 2013 zu sehen.
Durch die zahlreichen Erfolge und die daraus resultierenden Aufträge war der ursprüngliche Firmensitz schnell zu klein. Der Platz reichte zum Aufbau und zur Wartung der eigenen Rennfahrzeuge sowie der sportlichen Kundenfahrzeuge nicht mehr aus, sodass im März 2010 ein Neubauprojekt begonnen wurde. Die Ansprüche des Bauherrn an den 2012 bezogenen neuen Firmensitz im Industriegebiet Meuspath am Nürburgring waren hoch gesteckt, sollten Architektur und Technik des Gebäudes doch bereits auf den ersten Blick Botschafter der Black Falcon-Philosophie sein: Hochkarätige und energieeffiziente Technik, verpackt in einer attraktiven Hülle, perfektioniert für einen exklusiven Kundenkreis.
Fußbodenheizung auch in der Werkstatt
Der repräsentative und funktional gegliederte Gebäudekomplex hat aufgrund der unterschiedlichen Nutzung (Werkstatt, Büros, Showroom, Seminarräume) ebenso unterschiedliche Anforderungen an eine angenehme Raumtemperatur. Der Geschäftsleitung war vor allem wichtig, dass den Beschäftigten überall komfortable Arbeitsplätze mit viel Tageslicht bei optimaler Raumtemperatur zur Verfügung stehen – auch im üblicherweise oft vernachlässigten Werkstattbereich.
Um das Ziel der komfortablen Raumbeheizung zu erreichen, setzte die mit der Planung, Berechnung und Ausführung der gesamten Haustechnik beauftragte Gebäudesystemtechnik Wagner GmbH nur eine Sole/Wasser-Wärmepumpe mit einer Leistung von 60 kW des Typs „F1330-60“ von Nibe (mit zwei Modulen zu je 30 kW) ein. Die überall im Gebäude installierte Fußbodenheizung (auch im Werkstattbereich, in einer Pkw-befahrbaren Ausführung) kommt wärmepumpengerecht mit einer geringen Vorlauftemperatur aus. Ein großvolumiger Wärmeenergie-Massenspeicher (135 m³ Estrichmasse) puffert Wärmebedarfsspitzen ab. Der installierte Pufferspeicher (500 l) dient so meist als hydraulische Weiche für insgesamt vier Heizkreise.
Wärmepumpe und kontrollierte Lüftung
Die Wärmepumpe des Typs „F1330“ wurde von Nibe zum Beheizen bzw. Kühlen größerer Objekte wie Mehrfamilienhäuser oder gewerblich genutzter Objekte konzipiert. Sie steht in vier Leistungsstufen mit 22, 30, 39 sowie 60 kW Heizleistung zur Verfügung. Als Wärmequelle kann entweder das Erdreich oder Grundwasser genutzt werden. Dazu bietet die Wärmepumpe die Möglichkeit, mehrere Systemlösungen abzudecken – beispielsweise erzeugt sie bei Bedarf zeitgleich zwei unterschiedliche Vorlauftemperaturen bis zu 65°C und versorgt so das Heizsystem und die Brauchwasserbereitung. Ferner ist das Gerät für eine Kombination mit externen Wärmeerzeugern, wie einem Öl- oder Gasheizsystem, vorbereitet. Pro Aggregat enthält die Wärmepumpe weniger als 3 kg Kältemittel, sodass die bei größeren Anlagen geforderte regelmäßige Wartungs- und Dokumentationspflicht entfällt. Der bedarfsangepasste Betrieb mit zwei getrennten Scroll-Verdichtern führt darüber hinaus zu optimierten Betriebsbedingungen für die Wärmepumpe, da aufgrund der längeren Laufzeiten der einzelnen Verdichter ein taktendes Betriebsverhalten unterbunden wird. Bei Bedarf können bis zu neun Wärmepumpen mit einer Gesamtheizleistung bis zu 540 kW in Kaskade geschaltet werden.
Die Innenräume des neuen Black Falcon-Firmensitzes (Toiletten, Duschen, Umkleideräume, Mechanikerbüro) werden über eine Nibe-Anlage vom Typ „FTX 500S“ kontrolliert belüftet. Der Nennvolumenstrom liegt bei 450 m³/h. Dazu sorgt ein Rotationswärmetauscher für geringe Wärmeverluste.
Energieautark und CO2-neutral
Bei Black Falcon wird die erforderliche elektrische Energie für die Wärmepumpe (ca. 30.000 kWh/a) komplett vor Ort über eine Photovoltaik-Anlage selbst produziert (ca. 40.000 kWh/a). Den Überschuss der PV-Anlage in Höhe von rund 10.000 kWh/a hat das Wagner-Team für die allgemeine Stromversorgung des Gebäudes eingeplant.
Um den Eigenverbrauch der Photovoltaik-Anlage optimal auszunutzen, hebt die Steuerung über das zentrale Bussystem die Soll-Temperatur der Wärmepumpe bei Energieüberschuss an. Dadurch passt sich der Betrieb der Wärmepumpe im Wesentlichen der PV-Leistung an. Dies ist eine der Maßnahmen, um den Energieverbrauch des gesamten Gebäudes auf ein Minimum zu reduzieren. In Summe ist das Gebäude mit einer Nutzfläche von rund 2500 m² übers Jahr gesehen energieautark und CO2-neutral.
Zur nachhaltigen und technisch effizienten Umsetzung des 3,5-Mio.-Euro-Projekts erklärt Bernd Wagner, Geschäftsführer des Gebäudesystemtechnik-Teams: „Wir haben bei diesem Kunden eine Installation u.a. mit modernster Bus-Technik, Fernzugriff übers Internet und Visualisierung per Monitor realisiert – das spiegelt den Anspruch und die Philosophie von Black Falcon wider, das derzeit technisch Machbare zu beherrschen. Auf der anderen Seite ist die umgesetzte Heiztechnik mit Wärmepumpe und Fußbodenheizung bis in den Werkstattbereich nicht nur ein Statement zur Nachhaltigkeit, sondern zeigt darüber hinaus Wertschätzung des Unternehmens für seine Mitarbeiter.“ Die Amortisationszeit liegt nach Berechnung des Gebäudesystemtechnik-Teams bei rund fünf Jahren. Danach spare der Betreiber im Vergleich zu einer herkömmlichen Lösung pro Jahr über 11000 Euro an Betriebskosten ein und entlaste zudem die Umwelt um rund 32?000 kg CO2. Dazu Black Falcon-Geschäftsführer Alexander Böhm: „Mit dem von Bernd Wagner und seinem Team vorgeschlagenen und realisierten nachhaltigen Haustechnik-Konzept sind wir sehr zufrieden.“ Am 26. Februar 2013 wurde Gebäudesystemtechnik Wagner für dieses Projekt mit dem RWE-Innovationspreis 2012 für Wärmepumpen in der Kategorie Gewerbe, Handel, Dienstleistung ausgezeichnet.
Autor: Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Bittermann, Fachjournalist, Lambsheim.
Bilder: Nibe Systemtechnik
www.nibe.de
www.black-falcon.com