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Heizkörperthermostate vom Mobilfunkanbieter - Mobilcom-Debitel verspricht 20% Energiekostenersparnis mit Geld-zurück-Garantie – ohne Heizungsbauer

Der vielbeschworene dreistufige Vertriebsweg ist gerade durch das Internet massiv unter Druck geraten. Besonders betroffen sind Badartikel. Erst Mitte November dieses Jahres musste Dornbracht vor einem Oberlandesgericht eine Niederlage gegen ein Internetversandhaus einstecken. Auch die Heizungsbranche ist betroffen, wenn auch nicht in dem Maße – Mitbewerber um die Gunst der Kunden sind nicht länger Baumärkte, Kaufhausketten oder Internetportale: Das Handyunternehmen Freenet bietet elektronische Heizkörperthermostate an. Der Kunde installiert selbst, das Handwerk wartet draußen.

Der Heizkörperthermostat mit Einstellmöglichkeit über das Smartphone. Beweis einer neuen Marktsituation für die SHK-Branche? Bild: Freenet

 

Verlockende Werbeaussage

Heizkosten sparen möchte wahrscheinlich jeder. Umso empfänglicher sind diese Menschen für Versprechen und Zusagen. Der Mobilfunkanbieter Freenet beispielsweise sagt, dass der Kunde mit seiner Lösung – einem elektronischen Heizkörperthermostat – mindestens 20% an Öl- oder Heizkosten spart. Mehr noch: Sollte er weniger sparen, bekommt der Kunde Geld zurück.
Das Angebot an elektronischen Heizkörperthermostaten läuft seit Mitte 2012 unter der Marke Mobilcom-Debitel, ebenso die Werbaussage (20% Energieeinsparung). Neu ist seit 1. November dieses Jahres die Geld-zurück-Garantie: Weist der Kunde nach, dass er weniger gespart hat, bekommt er einen Teil seiner Investitionen zurückerstattet. „Mit dieser Neuerung bieten wir unser Produkt ‚Smart-Home Heizung‘ komplett ohne Risiko für den Kunden an“, sagt Ralf Gmelin, Leiter Corporate Development. Für den Kunden risikolose Anschaffungen kennt man z.?B. beim Kauf von Brillen als 100-%-Zufriedenheitsgarantie. Dass solche Aussagen jetzt auch die SHK-Branche erreichen, ist neu.
„Smart-Home Heizung“ gibt es in den Ausführungen „S“ und „M“. Das Paket „Energie S“ enthält zwei elektronische Thermostate, die Basisstation „Cube“ für die Bedienung über das Smartphone sowie einem Fensterkontakt. Im Paket „M“ sind fünf Thermostate, die Basisstation sowie drei Fensterkontakte. Zu jedem Thermostat gibt es verschiedene Adapter. Sie passen auf die Ventilunterteile vieler Hersteller. Die Montage kann der Kunde selbst vornehmen, so Mobilcom-Debitel.
Beide Pakete mietet der Kunde gegen eine monatliche Gebühr für mind. zwei Jahre. Das Paket „S“ kostet einmalig 8,99 Euro und 8,99 Euro im Monat, „M“ kos­tet einmalig 12,99 Euro und 12,99 Euro monatlich. Hinzu kommt ein einmaliger Anschlusspreis für die technische Einrichtung (Software) beträgt 19,95 Euro. Darüber hinaus kann der Endkunde weitere Einzelkomponenten wie Thermostate oder Fensterkontakte mieten. Die App für die Steuerung von unterwegs gibt es für die Betriebssysteme iOS und Android.
Hersteller des Thermostaten ist das Unternehmen eq-3 mit Sitz in Leer. Es sieht sich als ein Markführer im Bereich Home Control. Die Palette erstreckt sich über Produkte für die Bedienung von z.B. Markisen und Toren, Fensterkontakte, Rauchmelder und eben Produkte für die Regelung von Raumtemperaturen. Der Vertrieb erfolgt u.a. über Elektroinstallationsbetriebe und Versandhandel wie Conrad Electronic.

Gewagte Aussage

Die versprochene Energieeinsparung von 20% ist nicht unrealistisch. Danfoss als Erfinder des Thermostatkopfes hatte eine wissenschaftliche Untersuchung in Auftrag gegeben, einen Vergleich mehrerer Systeme vorzunehmen. Nach den Worten von Marketingleiter Norbert Burger kam die Uni Aachen zu dem Ergebnis, dass unter optimalen Gegebenheiten mit elektronischen Thermostaten bis zu 23% Heizkos­ten eingespart werden können. Dass Mobilcom-Debitel nun mit „mindestens 20%“ wirbt, darf als recht gewagt bezeichnet werden. Darüber hinaus ist nicht eindeutig gesagt, welche Ausgangsbasis zugrunde gelegt wird. Das eröffnet Interpretationsspielraum zwischen Kunde und Mobilcom-Debitel.
Für den Fall einer Rückerstattung müssen die Rechnungen zweier aufeinanderfolgender Heizperioden vorgelegt werden. Außerdem wird eine der Größe und räumlichen Aufteilung der Wohnung angemessene Anzahl an betriebsbereiten und in Betrieb befindlichen Heizkörper-Thermostaten vorausgesetzt. Die mögliche Rückerstattung liegt beim Paket „S“ bei bis zu 107,88 Euro und beim Paket „M“ bis zu 155,88 Euro. „Nach über einem Jahr in der Vermarktung sind wir sicher, dass die Anzahl der Rückerstattungen sehr gering sein wird“, ist Ralf Gmelin von dem Erfolg und der Leistungsfähigkeit des Produktes überzeugt. Das muss nicht am vielleicht guten Produkt, sondern kann auch an den Vertragsklauseln liegen. Hier sieht Norbert Schmitz vom SHK-Fachverband nicht sauber formulierte Klauseln. So wird offensichtlich bei dem Vergleich der Energiekos­ten die Umrechnung nach Gradtagszahlen nicht berücksichtigt. Das ist aber notwendig, um die Effekte eines kalten bzw. warmen Winters herauszurechnen.  

Schlussbemerkung

Bislang dürften nur Wenige in den eineinhalb Jahren von der Mobilcom-Debitel-Kampagne erfahren haben – seien es Endkunden oder Heizungsfachleute. Inwieweit das jetzige 20-%-Garantie-Versprechen nun von Endkunden angenommen wird, bleibt heute noch unbeantwortet. Es zeigt aber, dass auch Branchenfremde eine Konkurrenzsituation herbeiführen können. Von einem Mobilfunkanbieter kann man eigentlich nicht erwarten, Heizungsprodukte angeboten zu bekommen. Und doch: Das Smartphone eröffnet über die Fernbedienung von Heizungskomponenten ganz anderen Branchen neue Geschäftsmodelle. Betroffen ist da nicht nur das Handwerk, auch die etablierten Komponentenhersteller und der Fachgroßhandel gehören dazu.

 


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