Geschäftsanpassungen beim SHK-Betrieb Hans Klein
Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf Wirtschaft und Gesellschaft
Im Projekt „INDIKO“ hat die Handwerkskammer Baden-Württemberg in einem qualitativen Fallstudienansatz über das Ludwig-Fröhler-Institut untersuchen lassen, welche Probleme, Geschäftsmodellanpassungen und notwendigen Erfolgsfaktoren in den Betrieben verschiedener Gewerke während der COVID-19-Pandemie zu identifizieren waren. „Auf die Veränderungen werden Unternehmen reagieren müssen, die erfolgreich am Markt bestehen wollen“, so die Einschätzung in einer Pressemitteilung. An der Studie nahm auch der SHK-Fachbetrieb Hans Klein aus Schlierbach in der Nähe von Stuttgart teil.
Der SHK-Betrieb Hans Klein ist ein mittelständisches Unternehmen mit 80 Angestellten. Zum Familienbetrieb gehört ebenfalls ein Metallbau mit rund 10 Mitarbeitern, der in erster Linie Sonderanfertigungen für den SHK-Bereich herstellt.
Wie es dem Betrieb und seiner Belegschaft während der Pandemie ergangen ist und welche Maßnahmen getroffen wurden, erzählt Christoph Klein, kaufmännischer Geschäftsführer der Klein-Betriebe. Sein Bruder Martin Klein ist technischer Geschäftsführer, und auch die Eltern gehören noch zur Führungsriege – ein typischer Familienbetrieb im Süden Deutschlands. Obwohl das SHK-Handwerk über einen Mangel an Aufträgen nicht klagen konnte und vergleichsweise gut durch die Pandemie kam, waren viele Unternehmen dennoch von nicht unerheblichen Veränderungen betroffen. Dies bestätigt auch Christoph Klein.
Wegfall des sozialen Lebens im Betrieb
„Zunächst gab es eine große Verunsicherung, sowohl auf Kundenseite als auch seitens unserer Belegschaft“, schildert Klein. „Obwohl nur ganz wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Bedenken hatten, zu Kunden zu gehen, ist dennoch zunächst sehr viel weggebrochen. Die Einschränkungen im sozialen Leben haben bei uns schon für große Unruhe gesorgt. Die soziale Bindung zu den Kollegen war über Monate schwerer zu pflegen“, sagt der Geschäftsführer. Die Kantine musste schließen, gemeinsame Treffen nach Feierabend seien gecancelt worden – auch die Weihnachtsfeier fiel zweimal der Pandemie zum Opfer. „Bei uns ist die Weihnachtsfeier wirklich ein Thema. In großen Unternehmen ist es oft ein Muss, man fühlt sich verpflichtet dort hinzugehen. Bei uns freut sich jeder das ganze Jahr darauf und es kommen alle gern. Das hat uns für die Teambildung und die Zusammenarbeit sehr gefehlt“, erklärt der technische Betriebswirt. Der Betrieb habe es aber sehr gut hinbekommen, die Kollegen über andere Wege zu erreichen.
Kommunikation via Telefon und Teams
Er habe viel mit den Leuten telefoniert, sich online über Teams ausgetauscht. „Wenn es zum Beispiel wieder einmal neue Corona-Regeln gab, haben wir nicht einfach eine Mail an die Mitarbeiter versendet, sondern unsere Führungskräfte abtelefoniert und diese wiederum haben per Telefon oder Teams Änderungen an ihre Mitarbeiter weitergegeben. Dass wir das persönlich gehandhabt haben, war gut“, urteilt Klein.
Die Digitalisierung habe durch Corona auch in seinen Betrieben einen großen Schwung erfahren. Jeder seiner Monteure und Auszubildenden, die auf den Baustellen unterwegs sind, seien mit einem I-Pad und einer eigenen E-Mail-Adresse ausgestattet worden. „Da haben wir durch die Pandemie deutlich schneller investiert“, sagt Klein. Das stellt sich auch heute noch – nachdem die Auswirkungen der Pandemie nicht mehr so drastisch sind – als Vorteil heraus. „Unsere Mitarbeiter im Büro sind natürlich nah dran und erfahren jede Veränderung im Betrieb sofort. Mit den Mitarbeitern auf den Baustellen halten wir einmal im Monat eine Teambesprechung ab. Hier haben wir in der Vergangenheit viele Themen bis zu diesen Meetings aufgeschoben“, erläutert Klein. „Jetzt kann ich mich leichter mit den Mitarbeitern austauschen. Man ruft so schnell nicht auf einer Baustelle an, um die Arbeit der Kollegen nicht zu stören. Jetzt schreibe ich eine E-Mail, und meine Kollegen auf den Baustellen können antworten, wenn sie Zeit haben. So können wir effizienter arbeiten und schneller Lösungen finden.“
Einschränkungen im Kundenbereich
Zu Beginn der Pandemie hätten viele Kunden von Besuchen des Kundendienstes Abstand genommen. Doch das habe sich spätestens mit den Impfungen schnell gelegt, so Klein. „Wir haben uns aber mit Fotos, die der Kunde uns gesendet hat, und mit Telefonaten gut helfen können. Auch ein Besuch in der Badausstellung sei zu Anfang nicht und später zeitweise nur eingeschränkt möglich gewesen – je nach Regel, 2G oder 3G. Auch hier haben ihm digitale Lösungen geholfen. „Wir verfügen über einen digitalen Badplaner, der vor der Pandemie eigentlich kaum genutzt wurde, sich dann aber als sehr hilfreich herausstellte. Über Skype haben unsere Verkäuferinnen und Verkäufer Kunden durch die Badausstellung geführt und beraten. Das hat gut funktioniert“, sagt Klein. Er sei mit vielen Betrieben der Region vernetzt. Man habe sehr gut beobachten können, dass die Betriebe, die flexibel und kreativ in Lösungsfindungen waren, wesentlich besser mit der Situation zurecht gekommen seien.
Innovation aus der Not
Das gilt besonders für die Familie Klein. Denn weil viele Menschen ihre Urlaube aufgrund der Pandemie absagen musste, stieg die Nachfrage nach Pools für den heimischen Garten an. Es kam zu Lieferengpässen und infolgedessen zu langen Lieferzeiten. „Wer aber wegen aktueller Ereignisse seinen Urlaub absagt, der möchten nicht zwei Jahre auf einen Pool warten“, sagt Klein. Aus diesem Engpass entstand bei seinem Vater die Idee, eine Poolschalung selbst zu fertigen. „Damit hatten wir auch den Metallbau gut ausgelastet, der wesentlich krisenabhängiger als der SHK-Bereich ist“, so Klein. Aber es gäbe noch weitere Vorteile. „Wir haben so die Fertigungstiefe erhöht, insbesondere in der Verbindung mit dem HK-Bereich. Der Metallbau fertigt die Schalung und Folienauskleidung, der SHK-Bereich macht die Pooltechnik“, erläutert der 35-Jährige. „Unser Pool punktet mit kurzen Lieferzeiten und einer relativ einfachen Installation und ist durch seine flexible Bauweise und individuelle Gestaltung in jedem Garten realisierbar. Er wird einfach wie ein Baukasten zusammengebaut.“
Für diese Innovation wurde das Unternehmen im Rahmen des INDIKO-Projekts für die Region Stuttgart ausgezeichnet. Die geplante Festveranstaltung Ende 2021 fiel leider auch der angespannten Corona-Situation zum Opfer. Daher nahm die Geschäftsführung die Urkunde der Handwerkskammer Stuttgart am neuen Ausstellungspool auf dem Firmengelände entgegen.
Das Schalungssystem ist mittlerweile auch zum Patent angemeldet und wird für die kommende Pool-Saison eingesetzt – sofern der Ukraine-Krieg nicht zu neuen Lieferengpässen führen wird.
Autorin: Angela Kanders, freie Journalistin
Bilder: Hans Klein GmbH
INDIKO-Projekt
Das Projekt mit dem Namen INDIKO ist eine gemeinsame Initiative der Handwerkskammern des Landes und wurde vom Baden-Württembergischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus gefördert. INDIKO steht für innovative, digitale Geschäftsmodelle und Kooperationsansätze, die Betriebe als strategische Antwort auf die Herausforderungen durch Covid-19 entwickelt haben. Die Publikation „Innovative, digitale Geschäftsmodelle und Kooperationsansätze als strategische Antwort auf die Herausforderungen durch die Covid-19 Pandemie“ (Kurzlink: bit.ly/I-ko_Ber) von Tobias Beibl und Carl-Philipp Beichert steht auf dem Portal „Selbstständigkeit im Handwerk“ (bit.ly/I-ko_BW) der Handwerkskammern Baden-Württemberg zum Download bereit.
Ansprechpartner: Carl-Philipp Beichert
Tel.: 089/515560-88
E-Mail: beichert@lfi-muenchen.de