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Gegen Vereinsamung und hohe Nebenkosten

Seniorengerechtes Mehrparteienhaus mit Passivhaus-Komponenten

Illustration des LiNa Wohnprojektes in der Planungsphase.

Eine angenehme Beleuchtung sorgt für gute Orientierung in der Dämmerung oder im Dunkeln und schafft gleichzeitig ein angenehmes Ambiente.

Lageplan mit Grundriss des LiNa Wohnprojektes.

Die Eingangsrampe zum Gebäude wurde barrierefrei angelegt.

Jeder Bewohner kann vor seiner Haustür eine kleine Sitzecke aufbauen.

Laubengänge mit Aufweitungen bieten Aufenthalts- und Kommunikationsräume.

 

Wie will ich im Alter leben? Diese Frage beschäftigt immer mehr Menschen, denn das klassische Zusammenleben in der Großfamilie ist in vielen Fällen längst Vergangenheit. In Haltern am See hat eine Gruppe Senioren ihre Antwort auf die Frage bereits gefunden. Sie wollen das Alter gemeinsam verbringen. Doch dabei ist ihnen nicht nur ihre Hausgemeinschaft wichtig. Sie wollen auch umweltbewusst leben und Energie sparen.

LiNa für „Leben in Nachbarschaft“ nennt sich die für den Bau in Haltern gegründete Genossenschaft. Sie ist entstanden aus Teilnehmern eines Workshops im Rahmen des demografischen Wandels zu dem Thema „Wie wollen wir in unserem Alter leben“. Die Senioren haben ihre alten Häuser und Wohnungen aufgegeben, um in einer neuen Hausgemeinschaft zu leben – und in einer der ersten Hausgemeinschaften mit Passivhaus-Komponenten für Senioren. Unterstützt wurde der Bau des energieeffizenten Hauses von STF Energy durch bauphysikalische Berechnungen sowie durch alle Planungen, die im Bereich der technischen Gebäudausrüstung, der Gebäudehülle und Technik notwendig waren.
Von ihrer Wohngemeinschaft erhoffen sich die Vereinsmitglieder, möglichst lange eigenständig leben zu können. Dabei hilft sicherlich auch der zentrumsnahe Standort des Hauses. Auch wenn jeder seine eigene Wohnung haben wird, wollen sie sich nachbarschaftlich unterstützen und immer ein offenes Ohr füreinander haben.

Energieeffizenz senkt die Nebenkosten
Warum die Senioren sich auf ein solches Projekt eingelassen haben? „Energieeffizienz heißt für uns, die zweite Miete drücken“, erklärt Norbert Hoffmann, Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft LiNa. Und dafür wurde in dem Wohnprojekt der Senioren einiges getan. Darum wurden sie in das staatliche Förderprogramm des NRW Klimaschutzministeriums aufgenommen. Sie erhalten Mittel aus den Förderprogrammen progress.nrw und KfW 40 (Kreditanstalt für Wiederaufbau). Als KfW-Effizienzhaus 40 verbraucht es 60 % weniger Energie als ein Standard-Neubau (KfW 100). Gleichzeitig ist auch der Transmissionswärmeverlust sehr gering: Der Grad der Wärme, der an die Umwelt abgegeben werden darf, liegt hier bei maximal 55 %. Um dies zu erreichen, plante die STF Energy beispielsweise eine besonders effiziente Dämmung und Verglasung. Beim Energiesparen helfen zudem eine solarthermische Anlage zur Warmwasseraufbereitung und eine Photovoltaikanlage.

Bauen für die Gemeinschaft: Wie Architekten unterstützen
Der Architekt Hans G. Schmidt-Domogalla, Architekturbüro SCHMIDTplanung, ist spezialisiert auf Häuser, in denen gemeinschaftliche Wohnprojekte umgesetzt werden. Wir sprachen mit ihm über das, was ihn an solchen Projekten fasziniert und ob er sich vorstellen kann, selbst in einem gemeinschaftlichen Wohnprojekt zu leben.

IKZ-Leben: Was ist das Besondere an Bauprojekten, die eine ganze Hausgemeinschaft betreffen?
Schmidt-Domogalla: Wer in ein solches Wohnprojekt zieht, hat vielleicht vor Jahren einmal ein Einfamilienhaus gebaut. Ansonsten sind es in der Regel Laien, was Baufragen angeht. Daher beginnt unsere Beratungsleistung schon sehr früh. Wir unterstützen beispielsweise bei Verhandlungen mit den Behörden, bei der Grundstückssuche und bei der Öffentlichkeitsarbeit. So planen wir beispielsweise gemeinsam Veranstaltungen, um das Projekt bekannt zu machen.

IKZ-LEBEN: Warum unterstützen Sie als Architekt auch bei der Grundstückssuche?
Schmidt-Domogalla: Zusammen mit den Bauherren entwickele ich das Konzept des gewünschten Hauses. Hier steht beispielsweise auch die Frage nach der Anzahl der Wohnungen im Raum. Bei LiNa gab es zudem den Wunsch nach Gemeinschaftsräumen. Durch die Unterstützung bei der Grundstückssuche kann ich meine Kunden gleich beraten, welche Wünsche sich umsetzten lassen. Bei LiNa hatten wir bereits mehrere Grundstücke ins Auge gefasst, bevor wir uns für das jetzige entschieden haben. Ausschlaggebend für die Bewohner war die Zentrumsnähe. Außerdem ist es gut gelegen und hat eine tolle Himmelsausrichtung zur Südseite. Dennoch gab es für zwei weitere Grundstücke bereits vertiefende Konzepte.

IKZ-LEBEN: Und wenn es an die konkrete Planung geht? Wer hat den meisten Einfluss, Sie oder die Bewohner?
Schmidt-Domogalla: Das ist ein Zusammenspiel. Wir versuchen gemeinsam, ein tolles Haus zu bauen, bei dem möglichst alle Vorstellungen zum Tragen kommen. Ist etwas nicht umsetzbar, weise ich darauf hin. Aber ich plane auch Dinge ein, die ich ursprünglich nicht gemacht hätte. Im Falle von LiNa sind das beispielsweise Abstellräume auf dem Dach statt im Keller.

IKZ-Leben: Gibt es noch andere Unterschiede in der Planung zu einem klassischen Mietshaus?
Schmidt-Domogalla: Plant man ein Gebäude mit Mietwohnungen, hat man in der Regel mit den späteren Nutzern der Räume nichts zu tun. Das ist hier anders. Bei gemeinschaftlichen Wohnprojekten lernen wir die späteren Bewohner und ihre speziellen Wünsche schon in der Konzeptphase kennen. Oft ist die Frage nach den Geldgebern noch offen und wir unterstützen auch hier bei der Suche. Der Unterschied ist, dass es nicht um das Investieren von Geld geht, sondern um das Schaffen von Lebensräumen. Das ist für mich als Architekt der wirklich interessante Teil der Aufgabe.

IKZ-LEBEN: LiNa ist ja ein Niedrigenergiehaus. Was ist da das besondere für Sie als Architekt?
Schmidt-Domogalla: Das Energiekonzept mache natürlich nicht ich. Dennoch muss das Gesamtkonzept natürlich stimmig sein. Bei LiNa haben wir ­beispielsweise Laubengänge eingeplant und so Platz für Kommunikationsräume geschaffen. Jeder Bewohner kann vor seiner Haustür eine kleine Sitzecke aufbauen. Das braucht Platz, Energiesparhäuser müssen aber kompakt sein. Daher muss dieser Nachteil an anderer Stelle wieder aufgefangen werden.

IKZ-LEBEN: Können Sie sich für die Zukunft selbst ein Leben in einer Hausgemeinschaft wie LiNa vorstellen?
Schmidt-Domogalla: Durchaus. Allerdings fände ich es schöner, wenn Menschen aller Altersgruppen zusammenleben. Bei LiNa haben sich die Bewohner bewusst für Menschen ab 55 plus entschieden. Diese Entscheidung kann ich verstehen, aber selbst möchte ich lieber mit mehreren Generationen zusammenleben.
IKZ-LEBEN: Herr Schmidt-Domogalla, vielen Dank für das Gespräch.

Bilder: SCHMIDTplanung

www.stf-gruppe.de


Daten und Fakten:
Objekt: Seniorengerechtes Mehrparteienhaus mit Passivhaus-Komponenten
Bauherr: Genossenschaft „Leben in Nachbarschaft“ (LiNa)
Architekt: Hans G. Schmidt-Domogalla, SCHMIDTplanung

 


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