GEG/BEG 2024: Wärmewende auf dem Schirm
Neue Förder- und Software-Programme unterstützen das energetische Sanieren und Modernisieren
Mit der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) sind mit Jahresbeginn 2024 gleich zwei ineinandergreifende wichtige Gesetze in Kraft getreten. Was ist neu und welche Software-Werkzeuge unterstützen Planer, Handwerker und Energieberater bei der energetischen Sanierung?
Im Zentrum der GEG-Novelle steht die 65-%-EE-Pflicht: Danach müssen ab dem 1. Januar 2024 in den meisten Neubauten Heizungen mit 65 % erneuerbarer Energie eingebaut werden. Das können beispielsweise einzelne Wärmeerzeuger oder kombinierte Anlagen mit Wärmepumpen, Solarthermie oder Holzpellets sein. Für Bestandsgebäude gelten Übergangsfristen und ebenfalls technologieoffene Modernisierungsoptionen. Öl- und Gas-Heizungen, die ab Jahresbeginn 2024 eingebaut werden, müssen ab 2029 sukzessive ansteigende Anteile von grünen Gasen oder Ölen verwenden. Ab 2045 sind fossile Brennstoffe nicht mehr zulässig. Unterstützt wird das energiesparende und klimafreundliche Heizen durch zahlreiche Förderprogramme, die Anfang 2021 in der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) gebündelt wurden und die Realisierung der Wärmewende sowie die Klimaneutralität im Gebäudebestand bis 2045 zum Ziel haben. Zum Jahresbeginn 2024 wurde auch die BEG-Förderung weiterentwickelt. Sie setzt sich im Bereich des Kesseltausches nun aus einer Basisförderung (30 %), einem Geschwindigkeitsbonus (20 %), einem Effizienz-(5 %) sowie einem einkommensabhängigen Bonus (30 %) zusammen. Je nach Heizungsart, Zeitpunkt des Austauschs und Haushaltssituation kann sich der Fördersatz auf bis zu 70 % summieren. Maßnahmen an der Gebäudehülle, der Anlagentechnik, der Fachplanung und Baubegleitung werden ebenfalls gefördert.
Software unterstützt Planer und Fachbetriebe
Angesichts der Vielzahl gesetzlicher Neuerungen und der Fülle bau- und anlagentechnischer Möglichkeiten setzt eine optimale energetische Beratung und Planung neben profundem Fachwissen und der Einarbeitung in die zunehmend komplexe GEG/BEG-Thematik passende Software zwingend voraus. Sie hilft Energieberatern, Planern und Ausführenden, dem aktuellen Personalmangel und zunehmenden Zeitdruck digital zu begegnen, unterstützt sie bei der Kundenberatung, bei der Auswahl geeigneter Dämm-Maßnahmen und -Materialien, zeigt optimale Anlagenkombinationen auf und bereitet die praktische Umsetzung vor. Von der Gebäude- und Anlagenerfassung, über Berechnungen und Nachweise in der Energieberatung bis hin zur Ökobilanzierung: Die oftmals ineinandergreifenden Programme minimieren den Arbeitsaufwand, rationalisieren Prozessabläufe und vereinfachen die energetische Planung, Optimierung, Sanierung und Modernisierung von Gebäuden und Anlagentechnik.
Das 3D-Datenmodell bildet die Basis
Beispielhaft soll das an der Software des Herstellers Hottgenroth veranschaulicht werden. Grundlage aller Berechnungen und Nachweise bildet das Gebäude-Datenmodell, das tabellarisch eingegeben, geometrisch konstruiert oder mithilfe von 3D-Aufmaßwerkzeugen erfasst werden kann. Bei der Gebäude- und Anlagenerfassung unterstützt ein Produktkatalog für Baustoffe, Bauteile und Anlagentechnik. Das 3D-Gebäudemodell visualisiert auch komplexe Gebäudestrukturen mit Geschossen, Zonen, Räumen und Bauteilen und vereinfacht dadurch Beratung und Planung. Über die Bauteilliste können Bauteile gefiltert, sortiert und nach Stichworten gesucht werden, um Kostenentscheidungen zu vereinfachen. Die erfassten Daten fließen direkt in die energetische Planung und Erstellung von erforderlichen Nachweisen und Förderanträgen ein: in KfW-Berechnungen, individuelle Sanierungsfahrpläne (iSFP) oder Energieausweise. Das Datenmodell bildet die Grundlage für einen effizienten Datenaustausch der Anwendungen untereinander. Erfasste Projektdaten können ergänzt und für weitere Berechnungen genutzt werden: für Gebäude- und Anlagensimulationen, Lüftungskonzepte, einen hydraulischen Abgleich oder Wirtschaftlichkeitsberechnungen. Plugins in Allplan oder Revit ermöglichen eine modellorientierte Planung und den Austausch mit Projektpartnern.
Heizungsanlagen prüfen und planen
Der Austausch alter, klimaschädlicher Heizungssysteme ist eine unabdingbare Voraussetzung der Wärmewende, also der Transformation derzeit fossil dominierter Heizungsanlagen zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung. Der Austausch wird durch zahlreiche Förderungen begünstigt, bedarf aber der fachlichen Prüfung und Einschätzung des Bestands. Bei der Beurteilung bestehender Heizungsanlagen unterstützt beispielsweise der Heizungs-Check von Hottgenroth. Er bewertet und dokumentiert die Energieeffizienz von Heizungsanlagen, bilanziert deren Energieverbrauch, beurteilt die Nutzung erneuerbarer Energien und gibt Sanierungsempfehlungen, inklusive Links zu möglichen Förderprogrammen und -anträgen. Eine umfassendere Bewertung und Planung von Gebäuden und der Anlagentechnik ermöglicht der „ETU-Planer“ von Hottgenroth. Er unterstützt Planer, Energieberater und SHK-Fachbetriebe bei der Beratung und normkonformen Planung gemäß GEG und BEG. Basierend auf dem in „HottCAD“ erstellten Gebäude kann man die komplette Funktionspalette für Planung und Visualisierung, Prüfung, Berechnung und Simulation eines Bauwerks und seiner Anlagentechnik nutzen. Der „ETU-Planer“ stellt dazu einen gewerkeübergreifenden, digitalen Werkzeugkasten bereit. So haben Planer und Ausführende stets das passende Tool zur Hand – von der einfachen und schnellen Auslegung bis zur detaillierten Berechnung aller Komponenten für Heizungs-, Klima-, Lüftungs- oder Sanitäranlagen. Darüber hinaus unterstützt das Programm die Ausführung von Bau-, Installations- und Sanierungsarbeiten. Die Version „ETU-Planer PLUS“ generiert exakte Berechnungsprotokolle, detaillierte Massenauszüge, Verlege- oder Montagepläne, ermöglicht eine visuelle Kollisionsprüfung, inklusive einer Durchbruchsplanung oder die Übergabe von Dokumenten an Mitarbeiter oder andere Gewerke.
Heizungsanlagen hydraulisch abgleichen
Aktuellen Untersuchungen zufolge sind hierzulande in rund 80 % der Wohngebäude Heizungsanlagen nicht optimal eingestellt. Würde man diese hydraulisch abgleichen, könnten jährlich Millionen Tonnen an CO2-Ausstoß vermieden werden, denn hydraulisch schlecht eingestellte Heizungsanlagen haben neben Komforteinbußen auch Energie-Mehrverbräuche zur Folge. Der „ETU-Planer“ unterstützt den Abgleich von Heizsystemen im Gebäudebestand nach Verfahren A und B. Aus den überschlägig berechneten Heizlasten der einzelnen Räume ermittelt das Programm die günstigsten Werte für die Vorlauf-Temperatur sowie Pumpen- und Thermostatventileinstellungen des Heizsystems, mit denen der hydraulische Abgleich anschließend durchgeführt werden kann.
Wärmepumpen checken und planen
Wärmepumpen – speziell Luft - Wasser-Wärmepumpen – liegen aufgrund ihrer Effizienz im Trend und werden vom Bund gefördert. In der Praxis kommt immer wieder die Frage auf, ob ein Austausch der alten Öl- oder Gasheizung durch eine Wärmepumpe möglich ist. Die Entscheidung darüber basiert auf mehreren Faktoren, die sorgfältig abzuwägen sind. Mit dem Wärmepumpen-Check auf Basis des hydraulischen Abgleiches im „ETU-Planer“ sind Handwerker und Planer für die Wärmepumpen-Off ensive des Bundes optimal vorbereitet. Er ermöglicht eine schnelle Beurteilung der Anlagen-Situation und eine Bewertung, ob ein Altgerät getauscht und die Vorlauft emperatur optimiert werden kann. Auf Grundlage der Daten, die aus einem Projekt geladen und mit Benutzereingaben ergänzt werden, zeigt der Wärmepumpen-Check an, ob eine Wärmepumpe voraussichtlich geeignet ist oder welche Faktoren ggf. noch zu klären sind. Außerdem gibt er Empfehlungen zum Einbau und Betrieb einer Wärmepumpe. Jetzt kann eine Auswahl aus dem Produktkatalog getroff en und ein passender Ausdruck für den Endkunden erstellt werden. Bei Bedarf können Wärmepumpen mit der im „ETU-Planer“ integrierten Anlagensimulation ergänzend geplant und ausgelegt werden. Im Vergleich zu Norm-Berechnungsverfahren liefert eine thermisch-dynamische Simulation präzisere Prognosen zum Ertrag, zu den Betriebskosten, zur Wirtschaft - lichkeit und ermöglicht auch die Planung und Optimierung komplexer Systeme, etwa Kombinationen mit anderen Energiegewinnungssystemen oder die Eigenstromnutzung über PV- oder BHKW-Anlagen. Dabei werden Wärmepumpen-Betriebsdaten möglichst genau in ihrer zeitlichen Abhängigkeit berechnet, damit sie den Anforderungen an Wärmeertrag und Komfort zu jedem Zeitpunkt im Jahresverlauf genügen.