Funktionskleidung mit Anspruch
Geschützt im Arbeitsalltag, schick im Corporate Design
Arbeitsschutz ist als betriebliche Aufgabe stets aktuell. Es gibt neue regulatorische Anforderungen, aber auch viele Produkte und Anwendungen rund um die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz im SHK-Betrieb, wie unsere mehrteilige Serie in den nächsten Monaten zeigt. In Teil 2 geht es um die Arbeitskleidung, von der Mütze bis zu den Schuhen.
Zum Arbeitsalltag im SHK-Handwerk gehört Lasten tragen, oft treppauf, treppab, gebückt arbeiten oder auf den Knien, auf der Leiter stehend, auch über Kopf. Hinzu kommen Belastungen durch Jahreszeit, Wetter und die Temperaturen, aber auch durch Staub. Die Kleidung muss alle Bewegungen mitmachen und vor Wind und Wetter schützen, aber auch im Sonnenschein. Monteure im SHK-Handwerk tragen Arbeitskleidung. Die BG-Regel 189 [1] definiert diese als „eine Kleidung, die anstelle, in Ergänzung oder zum Schutz der Privatkleidung bei der Arbeit getragen wird. Sie hat keine spezifische Schutzfunktion gegen schädigende Einflüsse.“ Nur für eine Tätigkeit ist Schutzkleidung im Sinne der BG-Regel gefordert: das Schweißen. Nur bei vorgeschriebener Schutzkleidung ist der Arbeitgeber zu Anschaffung und Pflege sowie zur Kontrolle des ordnungsgemäßen Zustands verpflichtet. In Bezug auf die Arbeitskleidung kann er sein eigenes Setting festlegen. Das Tragen einheitlicher Arbeitskleidung vorzuschreiben, ist rechtlich wirksam. Auch können Arbeitnehmer zur Übernahme der Kosten ganz oder teilweise verpflichtet werden. Im Sinne der Mitarbeiterbindung ist es allerdings nicht unüblich, dass die Betriebe die Kosten für die Arbeitskleidung ganz oder teilweise übernehmen.
Gute Erscheinung
An die Kleidung werden Anforderungen gestellt. Die Kunden erwarten Sauberkeit und ein angenehmes Erscheinungsbild, von Kopf bis Fuß. Die Arbeitskleidung gehört zum Gesamteindruck, den das Unternehmen bietet, wie die Fahrzeuggestaltung und das Werkzeug, mit dem die Mitarbeiter arbeiten.
2016 nahmen 500 Kunden an einer Online-Umfrage teil, die net-request im Auftrag von CWS Workwear (bis 2019 CW-Sboco) durchführte. Sie äußerten sich zu ihren Erfahrungen mit und ihren Erwartungen an das Handwerk. In dieser „Handwerkerumfrage“ [2] schätzten 91 % der Befragten eine gepflegte Erscheinung. Den Namen eines Monteurs auf dessen Kleidung bewerteten 78 % als positiv. Die Hälfte der Befragten gab an, von gepflegter Berufskleidung auf die professionelle Ausführung der Arbeiten zu schließen.
Umgekehrt gaben 2023 Handwerker in einer Befragung durch den Mietservice-Anbieter Mewa an, Berufskleidung solle Kompetenz signalisieren“ [3]. Handwerker wollten über ihre Kleidung als kompetente Fachkräfte wahrgenommen werden, „Seriosität“ und „Professionalität“ stünden ganz vorn, ebenso Sicherheitsaspekte und „Tragekomfort“. Den Begriff definiert übrigens die BG Regel 112-189 als „eine Bewertung […], die im Wesentlichen vom Wärme- und Feuchtedurchgang sowie der Luftdurchlässigkeit des Kleidungsmaterials bestimmt wird. Hierdurch kommt zum Ausdruck, dass die Schutzkleidung den Wärmehaushalt des Körpers so wenig wie möglich behindert. Darüber hinaus wird der Tragekomfort auch durch geeignete Schnittgestaltung (Bewegungsfreiheit, Passform) beeinflusst.“
Materialien und Schnitte
Solche Anforderungen gelten für jede bei der Arbeit getragene Kleidung, heute gern als „Workwear“ bezeichnet. Die Hersteller setzen auf Design und hochwertige, dabei feste Stoffe. Kennzeichen sind auch strapazierfähige Nähte und Bewegungsfreiheit. Für letztere sorgen Stretchgewebe am Knie und im Schritt sowie ein Gummizug auf Leibhöhe, an der Arbeitshose oder der klassischen Latzhose. Dann kann ein Werkzeuggürtel umgeschnallt werden, oder das Werkzeug wird griffbereit in Taschen oder an Schlaufen an der Kleidung mitgeführt. Diese sind gegebenenfalls innen angebracht, um ein Hängenbleiben zu verhindern. Auch muss die Haut vor Umgebungseinflüssen geschützt sein, z. B. wenn Baustoffe angemischt werden, die hautreizend oder ätzend wirken können. Handschuhe und langärmelige T-Shirts, im Sommer aus dünnem Stoff, bieten Schutz.
Unerlässlich ist der Ausgleich der Witterung je nach Jahreszeit. Funktionsstoffe halten im Winter und den Übergangszeiten warm und transportieren die körpereigene Feuchtigkeit nach außen, schützen aber vor Wind und Wetter. Im Sommer ist es wichtig, den Schweiß abzuführen, ohne den Körper auszukühlen, denn das kann zu Krankheiten führen. Zum Portfolio der Hersteller gehören oft auch Funktionsunterwäsche oder Teile wie Arbeitssocken oder Mützen [4].
Sinnvoll kann das Tragen zusätzlicher Ausrüstung sein: Handschuhe, ein Helm als Kopfschutz, dazu die Sicherheitsbrille, Gehörschutz und eine Atemmaske gegen Staub. Zum Schutz der Knie gibt es Kissen oder Polster, auch als Pad, die in die entsprechende Tasche am Hosenbein geschoben werden. Die Anforderungen an den Knieschutz als Bestandteil der persönlichen Schutzausrüstung (PSA) regelt die DIN EN 14404. Sie wurde 2024 aktualisiert. Eine der Änderungen betrifft die Größen der Schutzzonen. Künftig wird one-size- fits-all („unisize“) nicht mehr akzeptiert, wie der TÜV Rheinland [5] vermerkt.
Kollektionen, Marken, Nachhaltigkeit
SHK-Monteure in ausgesuchter Kleidung, mit Unternehmensschriftzug und eventuell Namen und Innungs-Eckring, sind ein gängiges Bild. Beschafft wird direkt beim Hersteller oder über einen Bekleidungs-Mietservice, der im Fullservice neben der Lieferung von Neuware die Kleidungsstücke zur Reinigung abholt (Arbeitskleidung bietet i.d.R. industrielle Waschbarkeit bis 60 °C) und Reparaturservice anbietet. Vorangebracht wurde diese Entwicklung durch eine digitalisierte Bestellung und angepasste Herstellungsprozesse. Oft übernehmen Zulieferer die Gestaltung der ausgewählten Kollektion im Corporate Design.
Auch werden Marken immer wichtiger. Die Bekleidung erfüllt das Bedürfnis, bei der Arbeit geschützt zu sein und über den vollen Bewegungsumfang zu verfügen. Die Marke steht für das Selbstverständnis als SHK-Installateur, Mitglied eines Betriebs, Handwerker, Macher … Betriebe können diese Botschaften der Marken aufgreifen und darüber Wertschätzung für ihre Mitarbeiter zum Ausdruck bringen. Mittlerweile werden vor einem Wechsel der Kollektion gern die Mitarbeiter befragt und auch beim Testen der ausgewählten Kollektion beteiligt. Von Würth Modyf über Schöffel Pro, von Mascot bis Engelbert Strauss Workwear – die Auswahl ist groß. Bei Herstellern sowie Anbietern von Mietberufskleidung sind Kollektionen für die SHK-Branche zu finden.
Eine neue Entwicklung, mehr als ein Trend, ist bei Herstellungsprozessen und Material die Nachhaltigkeit. Hersteller engagieren sich für faire Produktion oder verwenden recyceltes Material. So ist Workwear-Hersteller Kübler mit dem Grünen Knopf als Siegel für nachhaltige Textilien zertifiziert. Weitblick beschrieb 2021 im Blogbeitrag [6] eine „Marke für Fasern, die ausschließlich aus Recyclingmaterial hergestellt werden“, das sogenannte „Repreve“. Im Vergleich zu aus Rohöl hergestelltem PET würden gut 62 % weniger Energie und bis zu 99 % weniger Wasser aufgewendet, die CO2-Emissionen würden um etwa 20 % reduziert. „In einem 3-er Satz aus Bundhose und Bundjacke stecken ganze 144 recycelte PET-Flaschen!“, so Weitblick. Der Hersteller von Arbeitsschuhen, Atlas, brachte 2024 den Sicherheitsschuh „Recycling Runner“ heraus. 92 % des Schafts bestehen nach eigenen Angaben aus „Repreve“-Polyester.
Literatur:
[1] DGUV-Regel 112-189. Kurzlink: t1p.de/DGUV_112-189 (Abruf, 22.01.2025)
[2] Umfrage: Gepflegte Berufskleidung ist wichtig. Kurzlink: t1p.de/CWS-boco2016 (Abruf, 22. 01. 2025)
[3] Berufskleidung soll Kompetenz signalisieren. Kurzlink: t1p.de/Mewa2023 (Abruf, 22. 01. 2025)
[4] Kübler, Kurzlink: t1p.de/Kuebler_Acc (Abruf, 22. 01. 2025)
[5] TÜV Rheinland: Norm Update für Knieschutz bei Arbeiten in kniender Position. Kurzlink: t1p.de/TUV-psaknie (Abruf, 22. 01. 2025)
[6] Weitblick: Alte Flaschen, neue Workwear. Kurzlink: t1p.de/PET_recyc (Abruf, 22. 01. 2025)
Die Farbe der Arbeit
Anbieter CWS hat 2017 (damals CWS-Boco), die Entwicklung der Berufsbekleidung [1] skizziert, von den Bekleidungsvorschriften im Mittelalter je nach Stand oder Zunft (Blau war kostengünstig herzustellen) über die „Blue Jeans“ in den USA (Blau blieb die Farbe der Arbeit) hin zur Berufskleidung, die bis in die 1970er Jahre in ihrer Einheitlichkeit an eine Uniform erinnerte. Overall, Latzhose und Arbeitsjacke besorgten sich die Mitarbeiter selbst, nach eigenem Ermessen. In Zusammenarbeit mit dem Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) entwickelte Boco 1977 die erste Branchenkleidung für SHK-Innungsbetriebe, die daraus, vergleichbar den Gepflogenheiten in der Industrie, einheitliche Kollektionen auswählen konnten.
Ab den 1980ern wurde die Berufsbekleidung formenreicher, mit abwechslungsreichen Schnitten, weiteren Farben zur Auswahl und Accessoires wie Druckknopf und Klettverschluss. Neue Gewebe sorgten für Tragekomfort und Bequemlichkeit. Mit dem vermehrten Eintritt von Frauen in bisherige Männerdomänen um die 2000er-Jahre kamen passformoptimierte Modelle. Die moderne Arbeitskleidung gibt es mittlerweile in modischen Schnitten, inspiriert u.a. von Sport- oder Freizeitkleidung und der Entwicklung bei den Funktionsstoffen.
[1] https://www.this-magazin.de/artikel/tis_Arbeitskleidung_im_Wandel_der_Zeit-2868813.html (Abruf, 22.01.2025)