Fünf Jahre HME: ein „kleines Jubiläum“
Positive Entwicklung mit aussichtsreichen Perspektiven
Vor fünf Jahren war es eine große Schlagzeile: KME verkauft das Messingstangen- und Kupferrohrgeschäft an die Hailiang Gruppe. Deutschlands größter Hersteller von Kupferrohren in chinesischer Hand? Für die ausgegründete HME Gruppe ein Glücksfall, sagen die HME-Verantwortlichen heute im Interview mit der IKZ.
Zunächst ein Blick zurück: Das Messingstangen- und Kupferrohrgeschäft war bis 2019 bei KME; seit 1990 zur Società Metallurgica Italiana – SMI gehörig. Aufgrund der Marktentwicklungen kam es im April 2019 zum Verkauf an den chinesischen Hersteller Zhejiang Hailiang Co. Ltd. Jetzt, rund fünf Jahre später, zieht die IKZ eine erste Zwischenbilanz.
IKZ: Wie haben Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen den Übergang von einem italienischen Finanzinvestor auf einen chinesischen Hersteller als Eigentümer erlebt?
Martin Gerlach (Gesamtvertriebsleiter): Dank der offenen und intensiven Kommunikation war es ein reibungsloser Übergang. Vor allem, weil sich schnell herauskristallisierte, dass die Hailiang Group als Hersteller zu den Weltmarktführern für Kupfer-, Kupferlegierungsrohre und Messinghalbzeuge zählt. Mit der Integration der fünf europäischen Werke der KME SE – zwei für Kupferrohre, drei für Messingstangen – wurde die Tür in den wichtigen europäischen Markt geöffnet.
IKZ: Wie hat der Markt darauf reagiert?
Volker Knost (HME Verkaufsleiter): Die Marktreaktionen waren ruhig und durchweg positiv. Das lag zum einen daran, dass die internen Strukturen und Ansprechpartner im Wesentlichen gleichgeblieben sind.
Vor allem aber war es das Bekenntnis zum Erhalt der deutschen Produktionsstandorte. Damit war klar, dass sich unsere Kunden weiter auf das Qualitätsniveau und die Lieferfähigkeit unserer Hausinstallations- und Industrierohre verlassen konnten. Es stand und steht also klar das Produkt im Fokus, nicht der Investor oder Besitzer.
Ustim Schröder (HME Exportleiter): Hinzu kommt, dass Kupferrohre keine typischen „Transportprodukte“ sind, sondern immer auch einen hohen Wert darstellen, der zeitnah zur Bestellung beim Großhandel im Lager eintreffen sollte. Damit sind unser Produktionsstandort in Menden und die Werke bzw. Niederlassungen in Frankreich, Italien und Spanien von entscheidender Bedeutung für die Kunden.
IKZ: Die Wachstumsraten im Markt der Kupferrohre waren in den vergangenen Jahren überschaubar. Trotzdem wuchs HME ...
Martin Gerlach (Gesamtvertriebsleiter): Es stimmt, bis 2019 war der Markt für Kupferrohre in der Haustechnik rückläufig. Mittlerweile hat er sich aber stabilisiert. Dass wir trotzdem wachsen konnten, hängt vor allem mit dem Export zusammen. In Deutschland sind wir bereits Marktführer, dürfen mit der Hailiang Gruppe im Rücken jetzt aber auch in Auslandsmärkten expandieren. Diese Chance nutzen wir. Zugute kommt uns zudem eine Konsolidierung der Märkte nach Jahren der Überkapazitäten.
IKZ: Inwieweit erschweren Ihnen denn alternative Werkstoffe das Leben, die die Kupferrohre unter Druck setzen?
Frank Dettmer (Leiter Anwendungstechnik): Natürlich spüren wir diese Werkstoffe im Wettbewerb, insbesondere die Rohre aus niedrig legierten Edelstählen. Fakt ist aber, dass der Fachhandwerker bei Neuinstallationen wie bei Reparaturen Kupfer als nahezu universell einsetzbaren Werkstoff schätzt, der fast überall funktioniert. Bei Sanierungen beispielsweise ohne aufwändige Prüfung der schon vorhandenen Qualitäten, zudem ohne Systembindung und einfach in der Verarbeitung. Das sind Werte, die auf der Baustelle zählen.
Hinzu kommt das „grüne Image“ von Kupfer. Hier hilft uns die Politik mit der Kreislaufwirtschaft. Das Baustoffrecycling hat an Bedeutung gewonnen – und Kupfer ist einer der wenigen Werkstoffe, die fast vollständig zurückgewonnen und ohne Qualitätseinbußen wieder eingesetzt werden können.
IKZ: Gleichzeitig leiden Sie aber unter gestiegenen Weltmarktpreisen, die u. a. durch die Kupferverbräuche für Elektromobilität und Co. verursacht werden.
Martin Gerlach (Gesamtvertriebsleiter): Ja, aber das greift zu kurz. Denn Kupfer-Rohrleitungen machen nur einen geringen Bruchteil der Kosten einer Hausinstallation aus. Wenn es hier zu Preissteigerungen kommt, sind das beim Neubau nur wenige Euro Mehrkosten, also vernachlässigbar. Dafür bekommt der Investor oder Bauherr aber ein bewährtes Installationsmaterial, das für eine Lebensdauer von 50 Jahren und mehr steht, erweitert oder repariert und im Sinne nachhaltigen Handels auch recycelt werden kann. Welcher Rohrwerkstoff kann das noch?
IKZ: Mit welchen Erwartungen und Zielen geht HME in die nächsten fünf Jahre?
Martin Gerlach: Bei uns stehen die Zeichen klar auf Wachstum. Aktuell haben wir etwa 45 Prozent Exportanteil, den wir (...) ausbauen möchten. Dabei hilft uns „Qualität aus Deutschland“ und unser Hausinstallationsrohr „Sanco“ als etablierte Marke. Getragen wird dieses weitere Wachstum durch entsprechende Investitionen in die Standorte, insbesondere Menden. Hier werden wir für mehrere Millionen Euro unter anderem die Produktionsanlagen weiter modernisieren, um noch schneller auf Kundenwünsche reagieren zu können. Die Mittel stehen bereit und sind ein klares Zeichen, wie positiv die Hailiang-Group unsere Entwicklung sieht.
Insofern blicken wir ausgesprochen positiv in die Zukunft.
HME auf einen Blick
Die HME Gruppe ist mit fünf Unternehmen in vier europäischen Ländern vertreten. Sie beschäftigt rund 1300 Mitarbeiter (Stand April 2024). In den Rohrwerken in Menden (NRW) sowie in Barcelona (Spanien) werden Kupferrohre für Industrieanwendungen und für die Hausinstallation gefertigt; in Berlin, Rai (Frankreich) und Serravalle Scrivia (Italien) sind es Produkte aus Messing- und Messinglegierungen.
Hailiang zählt zu den Weltmarktführern für Kupfer-, Kupferlegierungsrohre und Messinghalbzeuge. Weltweit beschäftigt die Gruppe in diesem Geschäftsbereich etwa 8500 Mitarbeiter. Weitere Geschäftsfelder sind Bildung, Landwirtschaft, Gesundheitswesen sowie Bau mit weltweit etwa 20 000 Mitarbeitern.
Bilder: HME
www.hmemetal.com
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