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Fühlen, was man sieht

Natürliche Ästhetik. Ökologische Impulse und haptische Erlebnisse bestimmen die Marktentwicklung bei den Oberflächen. Die „Neuen“ machen Lust aufs Zugreifen.

Typische Gebrauchsspuren für den „Used Look“: ­Arbeitsplatten-Dekor „­Marmor forte“ von Sprela.

 

Einen faszinierenden Gesamteindruck über das kreative Potenzial der Oberflächenanbieter erhielten die Besucher auf der Piazza in Halle 6. Hier waren die Schönsten der Branche zu sehen, wie Kostbarkeiten nebeneinander platziert in schlichten, linear aufgebauten Schaukästen – ein spannungsreiches Konzept und eine Einladung, dem visuellen Erlebnis das haptische folgen zu lassen. Unabhängig davon, ob die Musterstücke seidig matt schimmerten, metallischen Glanz ausstrahlten oder dekorative Strukturen aufboten.

Egger-Produktmanager Klaus Monhoff: „In Küche und Wohnraum werden sich warme Grau- und Brauntöne in kürzester Zeit etablieren.“

Ganz nah an der Natur
Natürlichkeit ist Megatrend. „Authentic – Design goes Natural“, unter diesem Motto präsentierte Holzwerkstoffhersteller Egger seine neuen Holzdekore. Oberfläche und Haptik sind vergleichbar mit unbehandeltem Holz. Statt streifiger Holzdekore gewinnen flächige Dekore Raum, kräftigere Plankungen und großblumiger angeschnittene Dekore Anteile im Sortiment.

Sägeraue Oberflächen, hier von Egger, haben sich zum Trend entwickelt.

„Mit steigender Tendenz reichen Optik und Haptik sehr nah an die Naturmaterialien heran“, meint auch Dirk Eiynck, Marketing- und Produktentwicklungsleiter von Süddekor. Die anspruchsvollen Holzreproduktionen von Eiche bis Ulme sind auf den ersten Blick kaum noch vom Original zu unterscheiden, daneben spielen sägeraue Varianten weiterhin eine sehr große Rolle. Strukturen gehen weit über Andeutungen hinaus, sie sind tiefer, ausgeprägter. „Die Verbraucher wollen fühlen, was sie sehen“, ist Resopal-Geschäftsführer Donald Schaefer überzeugt. Für die Marktentwicklung spiele Haptik und damit verbunden Emotionalität eine tragende Rolle.

Erhielt zur Premieren-Vorstellung gleich einen interzum award für hohe Produktqualität: Die supermatte Finishfolie aus der Produktreihe „D.Fin“ von Süddekor. Haptisch ein Traum.

In diese Entwicklung spielt der Ausbau der als „Shabby Chic“, „Used Look“, „Used effect structure“ bezeichneten Dekore hinein. Die authentisch inszenierten Alterungsprozesse im topaktuellen Produkt werden in mehr Spielarten präsentiert. Ausgesprochen schöne Varianten unter den neuen Designs sind unter anderem Holzdekore mit sichtbaren Ästen und „Grauschleier“ – (warme) Grautöne haben das Farbenspektrum erweitert; Gebrauchsspuren im Dekor in Kombination mit einer Unifarbe aus der Graupalette optimiert den authentischen Charme.

Von Peter Schuon zur Interzum erstmalig vorgestellt: Die trendstarke Keramik-Kollektion des Unternehmens.

Das Naturprinzip beherrschen auch die Stein-Interpretationen hervorragend. Die Anbieter-Sortimente wurden deutlich erweitert, und die Highlights punkten mit wunderschönen Alterungsspuren als besonderes Extra: Marmordekore beispielsweise, die feine natürliche Maserungen ebenso naturgetreu wiedergeben wie die Witterungseinflüsse am anstehenden Gestein im Steinbruch. Eine Arbeitsplatten-Neuheit bei Egger ist die Reproduktion von Basalt, in der schmal verlaufende Adern und eine leichte Offenporigkeit die Naturnähe des Materials unterstreichen – „eine moderne, ruhige Steinoptik, die besonders dem neuen Trend nach Steinoptiken im Frontbereich gerecht wird“, so das Unternehmen zu „Basaltino“.

Highlights in Glanz und Matt
Generell hat sich die Oberflächentechnologie verbessert, sodass auch Substitutionsprodukte wie für Aluminium – gesehen bei Sprela (Sortiment für die vertikale Anwendung; HPL und CPL) – mit tieferen Strukturen aufwarten; parallel erweitert sich damit das Spektrum für den coolen Möbeltouch. Groß im Kommen sind Metalleffekte generell. Silber und Gold blitzten allenthalben auf den Ständen auf, Gold vielfach eingeführt und/oder ausgebaut für den arabischen und den russischen Markt.

„Ceramic by Lechner“, auf der Interzum eingebaut in ein „Used Look“-Umfeld und präsentiert von Heike Jost.

Das Spiel mit Matt-Glanzeffekten begeisterte bei Resopal. In der Schichtstoff-Neuheit „CX – Cubix“ wurden vier verschiedene Glanzgrade kombiniert, sodass ein dezenter Spiegeleffekt und dadurch ein dreidimensionales Raumempfinden entsteht.

Holzspäne plus ca. 35 Prozent Bio­massegranulat aus schnell nachwachsenden Rohstoffen: „Balance­Board“ von Pfleiderer ist um 30 Prozent leichter als die herkömmliche Spanplatte. Auf der Interzum zu sehen war ein erweitertes Programm.

Unter anderem Glas mit geschliffener Kante war bei MS-Schuon Messethema – Glas sei weiterhin ein Wachstumsthema, erwartet Peter Schuon. Vom Endkunden werde Glas in solchem Maße nachgefragt, dass in seinem Haus auch die optimistischsten Prognosen übertroffen worden seien; ausschlaggebend seien die hohe Wertigkeit, die hohe Strapazierfähigkeit, die große Reinigungsfreundlichkeit. Von Lechner wird ab September bedrucktes Glas mit farbigen, frischen Motiven für die 6-mm-Rückwand-Kollektion neu eingeführt – einen fetzigen Vorgeschmack boten erste Produktbeispiele.

Natürlicher Charme von Pfleiderer – eine kleine Auswahl der verfügbaren ­Eiche-Dekore.

Mit steigender Tendenz bereichern matte Oberflächen die Angebotspalette. Insbesondere bei Designer-Neuentwicklungen stehen sie hoch im Kurs, wie Peter Schuon ebenso betont wie Stefan Göldner, Marketingleiter bei Pfleiderer Industrie. Die Oberflächenfamilie „Matt“ von wodego, Duropal und Pfleiderer wurde unter anderem durch die Variante „Fine Matt“ für die Anwendung in der Vertikalen ergänzt, die durch eine neuartige haptische Erfahrung überzeugte: Eine samtig weiche Berührung. „Fine Grain“, hauptsächlich für die horizontale Anwendung konzipiert, ist stärker beanspruchbar, und sie ist nach Firmenangaben „die erste authentisch matte Oberfläche auf dem Markt, die Fingerabdrücke vermeidet.“
Weiter auf Erfolgskurs bewegt sich Keramik, sowohl für Fronten als auch für Arbeitsplatten. MS-Schuon zum Beispiel stellte erstmals eine eigene Keramik-Kollektion vor, die mit exquisiten Metalleffekten brillierte. Bei Lechner war Keramik ebenfalls eines der zentralen Messethemen. Hier neu: Seit Juni sind die Platten auch in 18 mm Stärke erhältlich.

Akzentfarben und Farbtrends
Lila wurde an vielen Ständen als aktuelle Trendfarbe präsentiert. Weiß und Magnolia haben weiterhin in der Menge ihren hohen Stellenwert, werden jedoch vermehrt abgesetzt mit Braun, Grau und Schlammtönen. Neu bei Egger sind Kreidefarben, super Pendant zum „Used Look“. Silber, Kupfer, Rost haben Konjunktur, Schwarz geht zurück zugunsten von Anthrazittönen, überhaupt führt kein Weg vorbei an Grau. Keineswegs Grau in Grau, sondern in angenehm warmen, hellen Nuancierungen. (hb)

www.interzum.de
www.kuechenplaner-magazin.de

 


 

Die natürliche Farbigkeit von „Re-Y-Stone“ ist dunkel­braun bis schwarz, die Struktur entsteht auf Basis ­organisch gewachsener Fasern, unverfälschter Natur­erscheinungen und ursprünglicher Reliefs.

Ökologische Raumgestaltung

Als Weltneuheit von Resopal und Dekodur international vorgestellt wurde die Biokompositplatte „Re-Y-Stone“, die aus der Zusammenarbeit der Unternehmen Resopal, Dekodur und Hans Schmid entstand. Der Verbundwerkstoff besteht vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen, aus recycelten Kern- und Dekorpapieren und aus einem natürlichen Harz, das auf der Basis von Bagasse entsteht (ein Nebenprodukt der Zuckerproduktion). Das Bioharz besitzt laut Resopal „nach dem Aushärten duroplastische Eigenschaften und bildet mit den Naturfasern eine harte, mechanisch hoch belastbare, dimensionsstabile Platte mit widerstandsfähiger Oberfläche“. Die Kollektion vermittelt ein Höchstmaß an Sinnlichkeit: Tiefere Strukturen als herkömmliches Oberflächenmaterial, mit den Fingern nachvollziehbare Haptiken zum Beispiel getrockneter Wurzelfasern oder eingeschlossener Luftbläschen, natürliche Farbigkeiten, zu denen auch schöne Brauntöne zählen.

Donald Schaefer, Geschäftsführer Resopal, und die Weltneuheit „Re-Y-Stone“.

 


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