Fest verzurrt, sicher verstaut
Eine ausreichende Ladungssicherung bei Montage- und Servicefahrzeugen ist heute ein Muss
Einrichtungen zur Ladungssicherung in Kleintransportern schützen die Fahrzeuginsassen, sparen Zeit und schonen das transportierte Gut. Denn moderne Fahrzeugeinrichtungen sind weit mehr als „Regale auf Rädern“, sie sind durchdachte Transport- und Arbeitssysteme. SHK-Betriebe können auf eine Vielzahl an Lösungen zurückgreifen.
Leitern, Werkzeugkoffer, Installationsmaterial – bisweilen wird Ladegut etwa auf kurzen Strecken „um die Ecke“ einfach leichtsinnig auf der Ladefläche abgelegt. Gründe sind oft Zeitmangel, falsche Ausrüstung und fehlendes Wissen. Viel zu oft wagen sich Handwerker in ihren Fahrzeugen mit unzureichend befestigter Ladung auf die Straße. So verwandeln sich Werkzeuge und Material leicht in Wurfgeschosse: Die deutsche Versicherungswirtschaft (GDV) schätzt, dass bis zu 40 % der Ladungen auf Nutzfahrzeugen so mangelhaft gesichert sind, dass andere Verkehrsteilnehmer gefährdet werden. Das Statistische Bundesamt geht nach Auswertungen von Polizeistatistiken davon aus, dass es jährlich zu etwa 1000 Unfällen mit Verletzten oder Toten kommt, denen als Ursache „Ladung und Besetzung“ zugeordnet werden kann. Aus Sicht von Unfallforschern (GDV und BGL-Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung) könnten jedoch bis zu 20 % der Unfälle im Nutzlastverkehr durch richtige Ladungssicherung vermieden werden.
Werkzeugkasten wird zum Wurfgeschoss
Eine Ladungssicherung gehört in aller Regel nicht zur Grundausstattung eines Transporters und muss nachgerüstet werden. Standardlösungen der Hersteller sind nur bis zu einem gewissen Grad ausreichend. Ein individuell angepasstes Sicherungssystem trägt aber nicht nur zum Schutz der Insassen bei, auch das Transportgut wird geschont und geschützt. Zudem erspart sie dem Handwerker etwa 20 % der Zeit, die er mit der komplizierten Sicherung der Güter verbrauchen würde.
Die physikalischen Grundlagen sind eindeutig: Masse ist träge. Dies bedeutet, beim Bremsen kann ungesicherte Ladung mit 80 % ihres Gewichtes nach vorne wirken. Ausweichmanöver und Kurvenfahrten können die Ladung mit immerhin 50 % ihres Gewichtes zur Seite drücken. Und schon bei relativ geringen Geschwindigkeiten wie 50 km/h entwickeln ungesicherte Transportgegenstände bei einem Frontaufprall eine enorme Kraft. Ein Werkzeugkasten mit 18 kg wird durch den Aufprall so sehr beschleunigt, dass er eine Kraft von fast 1 t entwickelt.
Hieraus ergibt sich die Kraft, die von der Ladungssicherung oder dem Fahrzeugaufbau aufgenommen werden muss. In der Praxis werden etwa 80 % aller Ladungen kraftschlüssig niedergezurrt. Hierbei kann über die Reibungskraft maximal 60 % der Gewichtskraft festgehalten werden (z. B. mittels Antirutschmatten). Alternativ gibt es die formschlüssige Ladungssicherung mit Hilfsmitteln wie Diagonalzurren, Schrägzurren, Kopf- oder Seitenschlingen mit Hebeband und Paletten. Das dadurch mögliche lückenlose Anlegen der Ladung im Laderaum heißt Formschluss. Was man in diesem Rahmen noch machen kann: Die Ladung an der Stirnwand festsetzen oder verkeilen.
Langes und Sperriges professionell sichern
Der Fahrzeugeinrichter Sortimo verspricht mit seinem Konzept „ProSafe“ dem Handwerker, seine Ladung „im Handumdrehen, professionell und dennoch einfach“ zu sichern. So schone der Nutzer nicht nur Ladegut und Fahrzeug, sondern sei darüber hinaus sicher unterwegs. In den Böden eingelassene Universal-Verzurrpunkte ermöglichen ein einfaches und schnelles Handling beim Sichern von Transportgütern. Auch Spannstangen lassen sich arretieren. Die Universalzurrpunkte sind dabei so angeordnet, dass der Stauraum am Fahrzeugboden uneingeschränkt zur Verfügung steht.
Als Zubehör von Sortimos „ProSafe“ ist der Leiterinnenlift speziell auf die Bedürfnisse des Handwerks zugeschnitten. Damit lassen sich zum Beispiel Alu-Doppelleitern von bis zu 180 cm Länge und einem Gewicht von bis zu 18 kg sicher am Fahrzeughimmel verstauen. Mit dem Dachträger „TopSystem“ bietet Sortimo zudem eine Lösung für Installateure, die lange Gegenstände auf dem Dach des Fahrzeuges sichern wollen. Durch das integrierte Verzurrsystem „ProSafe“ kann sperrige und lange Ladung professionell gesichert werden.
Alles bleibt, wo es hingehört
Der Spezialist für Befestigungstechnik Adolf Würth aus Künzelsau warnt vor geläufigen Fehleinschätzungen wie „Schwere Ladung bewegt sich nicht“. Auch sie setzt sich in Bewegung oder kippt, wenn stark gebremst oder schnell in Kurven gefahren wird. Die zweite Fehleinschätzung, denen die Würth-Experten häufig begegnen, lautet „meine Stirn- und Seitenwände sind stabil“. Tatsache sei jedoch, dass eine ungesicherte Ladung, die rutscht, sehr leicht die Wände beschädigen kann.
Um dies zu verhindern, hat Würth eine Vielzahl von Sicherungsmitteln im Programm, angefangen von Befestigungsprofilen über Zurrmittel bis hin zu Spannstangen und Sicherungsnetzen. Würth will künftig aber auch auf smarte Hilfsmittel zur Auswahl der passenden Sicherungsmittel setzen. Dazu zählt etwa eine App, mit der sich aus über 100 Kombinationsmöglichkeiten der passende Zurrgurt generieren lässt. Ein Ladungssicherungsrechner liefert zudem nach Eingabe von Ladungsgewichten, Winkelbereichen und Untergründen als Ergebnis die notwendige Vorspannkraft und die Anzahl der Zurrgurte.
Zurrgurt zum Sprechen gebracht
In Richtung digitalisierter Hilfsmittel geht auch der „iGurt“ von BPW Bergische Achsen KG. Bisher verzurren Handwerker auch schwerere Fracht meist noch nach Gefühl und Augenmaß. Sitzt der Gurt jedoch zu fest, kann er die Fracht beschädigen. Bei unzureichendem Sitz kann sie sich lösen und ins Rutschen geraten. BPW bringt den Zurrgurt jetzt zum Sprechen. Das smarte Sicherungssystem wird am Zurrgurt befestigt und zeigt die Vorspannkraft mittels LED an. Sie wird auch während der Fahrt laufend überwacht und per Bluetooth auf die Handy-App des Fahrers übertragen. Lockert sich ein Zurrgurt, schlägt die App Alarm.
Der Schwäbisch Haller Fahrzeugausstatter Aluca kommt mit seinem Unterbodensystem „dimension2“ daher: Mit Schwerlastschienen liegt die Flächenlast der Schubladen bei bis zu 80 kg. Und der voll ausziehbare Schwerlastbodenauszug schafft sogar bis zu 280 kg. Zu den Aluca-Neuheiten zählt die Sperrstangen-Familie mit der Bezeichnung „KIM 4×4“. Die Sperrstangen sind aufgrund ihrer Teleskopfunktion vielseitig einsetzbar und nehmen Kräfte bis zu 4500 N (etwa 450 kg) auf.
Stauraum bis in die kleinste Ecke
Vielfältige Features für den Bereich Haustechnik bietet auch der Nutzfahrzeug-Einrichter Bott mit seiner Fahrzeugeinrichtung „vario3“. Sie ist universell konfigurierbar und bietet vielfältige Möglichkeiten für die Ladungssicherung. Auch eine Palette lässt sich sicher im Laderaum unterbringen, da sich die Seitenteile ab einer bestimmten Höhe überhängend ausführen lassen. Im oberen Bereich der Fahrzeugeinrichtung ermöglicht die erweiterte Regaltiefe Platz für Schubladen und Koffer. Für den Transport von Gasflaschen hat Bott einen speziellen Schrank im Programm. Der Anbieter aus Gaildorf hat zudem das „C-Lash“-System im Programm. Damit lassen sich Stangen und Rohre mit nur einer Hand in einer Langteilhalterung fixieren.
Mit der Fahrzeugeinrichtung „vario3“ lassen sich Neufahrzeuge, aber auch Altfahrzeuge ausstatten. Um sich die neue Fahrzeugeinrichtung bestmöglich vorzustellen, können Kunden live bei der Planung dabei sein. Denn die Spezialisten von Bott planen mit jedem Kunden die Fahrzeugeinrichtung individuell nach dem jeweiligen Bedarf.
Autor: Edgar Lange, freier Fachjournalist
Checkliste Beladungssicherung
Verkehrstauglichkeit prüfen: Vor Fahrtbeginn müssen das Fahrzeug und die Ladung auf Verkehrstauglichkeit überprüft werden. Nach Vollbremsungen oder besonderen Belastungen ist die Sicherung der Ladung zu checken.
Für eine stabile Beladung sorgen: Die Beladung darf die Fahrstabilität nicht beeinträchtigen. Die Veränderung des Schwerpunkts von Ladung führt aber zu einem veränderten Fahrverhalten des Fahrzeugs. Schweres Transportgut sollte immer so tief wie möglich im Fahrzeug verstaut werden. Stets muss die Ladung gegen Rutschen und Kippen gesichert sein.
Das richtige Sicherungssystem verwenden: Die Ladungssicherungsmittel und das Fahrzeug müssen zum Transport der Ladung geeignet sein. Die Zurrmöglichkeiten sollen eine ausreichende Belastbarkeit (Kennzeichnung durch Aufkleber) aufweisen und für die Sicherung der Ladung geeignet sein. Hierbei sind zudem die zulässige Gesamtmasse sowie zulässige Achslasten des Fahrzeuges zu beachten.
Auf intakte Sicherungsmittel und Laderaumfläche achten: Alle Sicherungsmittel müssen in einwandfreiem Zustand sein. Um maximale Sicherheit zu garantieren, ist auch die Ladefläche besenrein und ölfrei zu halten.
Ausreichende Belüftung sicherstellen: Bei Transport von Gasen muss das Fahrzeug über eine ausreichende Belüftung verfügen (Boden-, und Dachlüfter oder Seitenlüfter).
Quelle: Sortimo