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Europäischer Rat versagt bei Energieeffizienz - Positionspapier zu Energieeffizienten Gebäuden und zur Technischen Gebäudeausrüstung

Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union haben sich im Europäischen Rat auf ein unverbindliches Energieeffizienzziel von 27% verständigt. Der Europäische Rat hat bei der Festsetzung der Ziele zur Energieeffizienz versagt, erklärt dazu der Geschäftsführer der Repräsentanz der Verbände der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) Berlin, Günther Mertz. Die Verbände der Technischen Gebäudeausrüstung sind von den ambitionslosen Schlussfolgerungen des Europäischen Rates zur Energieeffizienz enttäuscht und verweisen auf ihr eigenes Positionspapier.

Das Modernisierungstempo um Gebäudebereich muss deutlich erhöht werden. U.a. ist die Wärmerückgewinnung ist eine entscheidende Effizienztechnologie im Gebäudesektor. Bild: FGK

 

Zur Stärkung der Energieeffizienz als wesentliche Säule der europäischen Ener-gie- und Klimapolitik wäre es wichtig gewesen, sich auf ein verbindliches Energieeffizienzziel von mindestens 30% zu verständigen, so Mertz weiter. Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union hätten durch verbindliche Maßnahmen an dieses Energieeffizienzziel gebunden werden müssen. Diese Forderungen haben die Verbände der TGA bereits in ihrem gemeinsamen Positionspapier „Energieeffiziente Gebäude und Technische Gebäudeausrüstung“ erhoben.
Allein im Gebäudebereich könnte ein Großteil der in Europa eingesetzten Energie eingespart werden. Die dafür notwendigen Effizienztechnologien, wie moderne Heizungs-, Klima-, Lüftungs- und Warmwasserbereitungssysteme, stehen bereits heute zur Verfügung. Mertz: „Die Erhöhung der Energieeffizienz ist daher keine Frage des Könnens, sondern des Wollens.“ Mit der Entscheidung des Rates wurde eine große Chance für mehr Klimaschutz, mehr Versorgungssicherheit und höhere Wettbewerbsfähigkeit der EU vertan.

TGA ein Schlüssel zur Energieeffizienz

Die europäischen und nationalen energieeinspar- und klimaschutzpolitischen Ziele können nur dann erreicht werden, wenn die Energiewende nicht allein auf den Bereich Stromerzeugung, sondern zugleich auch auf die Bereiche Wärme bzw. Kälte bezogen wird. Vor allem das Thema Gebäudeenergieeffizienz muss von der Politik stärker in den Fokus genommen werden. Dabei müssen Energieeinsparmöglichkeiten im Wohn- und im Nichtwohnbereich gleichrangig genutzt werden. Die Technische Gebäudeausrüstung (TGA) ist dazu der Schlüssel.
Etwa 40% des Gesamtenergieverbrauchs in Deutschland entfallen zurzeit auf die Beheizung, Klimatisierung und Warmwasserbereitung in Wohn- und Nichtwohngebäuden – also auf die TGA. Obwohl vor allem im Bereich der Nichtwohngebäude beträchtliche Effizienzpotenziale schlummern, wird das Thema Energieeffizienz für diesen Bereich von der Politik selten diskutiert und häufig auch unterschätzt – allein der Energieverbrauch für Raumwärme in Nichtwohngebäuden entspricht mit ca. 850 Petajoule dem Wärmeverbrauch von 10 Mio. durchschnittlichen Einfamilienhäusern.
Von den ca. 21 Mio. Heizungsanlagen im Gebäudebestand in Deutschland sind 71% unzureichend effizient und damit modernisierungsbedürftig. Ein großer Teil der Heizungen ist weit über zwanzig Jahre alt und verbraucht deutlich mehr Energie als nötig. Dabei bietet die deutsche Heizungsindustrie hocheffiziente gebäudespezifische Lösungen auf der Basis von Öl, Gas, Strom und EE an. So lassen sich etwa durch einen modernen Brennwertkessel in Kombination mit einer solarthermischen Anlage Energieeinsparpotenziale von bis zu 40% erschließen. Gerechnet auf den veralteten deutschen Anlagenbestand könnten rund 13% des deutschen Endenergieverbrauchs eingespart werden, würden die veralteten Anlagen auf den Stand der Technik gebracht. Sollen die politischen Zielsetzungen erreicht werden, muss das Modernisierungstempo verdoppelt werden.
Wie beim Wärmebereich gibt es auch bei der in Deutschland installierten Klima- und Lüftungstechnik beträchtliche Energieeinsparpotenziale: Die Klimaanlagen in Nichtwohngebäuden sind durchschnittlich 28 Jahre alt. Viele von ihnen arbeiten energetisch ineffizient. Auch hier muss das Modernisierungstempo deutlich erhöht werden. Wärmerückgewinnungssysteme, effiziente, bedarfsgeregelte Ventilatoren und innovative Gebäudeautomation sparen schon heute eine Menge Energie.
Ein Erfolg versprechender Ansatz für Effizienzverbesserung in bestehenden größeren Gebäuden und Liegenschaften ist das Energiespar-Contracting. Es eröffnet insbesondere der öffentlichen Hand Perspektiven für Sanierungen größerer Gebäudepools. Dazu können auch Gebäude gehören, die einzeln nicht zu wirtschaftlichen Bedingungen sanierbar wären. So bietet Energiespar-Contracting eine Möglichkeit, den Sanierungsstau in Gebäuden der öffentlichen Hand zu bewältigen.

TGA-Positionspapier

Der Schlüssel für die Gebäudeenergieeffizienz im Wohn- und Nichtwohnbereich ist die moderne TGA: Mit moderner Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik sowie innovativer Gebäudeautomation können kurz- bis mittelfristig erhebliche Energieeffizienzpotenziale gehoben werden. Der TGA kommt damit für das Gelingen der Energiewende und das Erreichen der europäischen und nationalen Energieeinsparziele eine entscheidende Rolle zu.
Mit der Schaffung der richtigen Rahmenbedingungen muss die Politik dazu beitragen, dass die enormen Einsparmöglichkeiten im Gebäudebereich mittels moderner Technischer Gebäudeausrüstung kurz- bis mittelfristig genutzt werden können. Dadurch werden nicht nur die europäischen und nationalen energieeinspar- und klimapolitischen Ziele verfolgt, sondern gleichzeitig werden Wachstum, Beschäftigung und Innovation in Deutschland gefördert. Die TGA ist ein bedeutender Wirtschaftsbereich: Mehr als 38% des gesamten Bauvolumens in Deutschland gehen auf den Bereich der Bauinstallation zurück, in dem die Planung und Ausführung von Gebäudetechnik dominieren. Zum Vergleich: Das Bauhauptgewerbe, inklusive Hoch- und Tiefbau, liegt bei rund 30% des gesamten Bauvolumens.
Zu den Kernforderungen der TGA-Repräsentanz an die Politik gehören:
1. EnEV und EEWärmeG zügig angleichen: Angesichts der noch nicht gehobenen Potenziale der Energieeffizienz im Gebäudebereich muss die Bundesregierung eine engagiertere Energieeinspar- und Klimaschutzpolitik betreiben und die Zeitpläne ihrer Vorhaben straffen. Beispielsweise sollte – im Sinne des Koalitionsvertrages – die Angleichung der EnEV und des EEWärmeG nicht erst im Jahr 2016 angegangen werden, wie es in der „10-Punkte-Energie-Agenda“ des Bundeswirtschaftsministeriums angekündigt wurde.
2. Energetische Sanierungen fördern: Nötig ist eine langfristige, verlässliche und einfache Förderung von energetischen Sanierungen nach bundeseinheitlichen Standards. Diese Förderung muss technologieoffene und energieträgerneutrale Anreize für Investoren schaffen und sollte auch steuerliche Elemente umfassen. Die Politik sollte dabei vor allem auf Anreize und so wenig Ordnungsrecht wie möglich setzen.
3. Energiespar-Contracting erleichtern: Standardisierte Musterverträge und Umsetzungsverordnungen sind sowohl für den öffentlichen als auch für den privaten Sektor nötig, um vertragliche Vereinbarungen zu erleichtern. Außerdem sollte Energiespar-Contracting als standardisierte Vergabeform im öffentlichen Vergaberecht verankert werden.
4. Kommunikation und Ressortabstimmung verbessern: Industrie und Politik müssen stärker als bisher die ökonomischen Vorteile von energetischen Sanierungen und Energieeffizienzmaßnahmen im Wohn- und Nichtwohnbereich darstellen. Eine bessere Ressortabstimmung und gemeinsame, Ressort übergreifende Aktivitäten der zuständigen Bundesministerien wären wünschenswert.
5. Verbindliches EU-Energieeffizienzziel von 30% festlegen: Zur Stärkung der Energieeffizienz als dritte wesentliche Säule der europäischen Energie- und Klimapolitik ist es wichtig, ein verbindliches Energieeffizienzziel von 30% aufzunehmen. Die Verbände der TGA fordern, die Mitgliedstaaten der EU durch verbindliche Maßnahmen an dieses Energieeffizienzziel zu binden.

Kontakt: TGA-Repräsentanz Berlin GbR, 10117 Berlin, Tel.030 206088870, Fax 030 2060888799, info@tga-repraesentanz.de, www.tga-repraesentanz.de


BWP zum EU-Klimagipfel: Ziele bringen nichts ohne Maßnahmen
Auf dem Gipfel des Europäischen Rates am 23./24. Oktober beschlossen die Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedsländer die neuen Energie- und Klimaziele für das Jahr 2030. Die Ergebnisse blieben hinter den Erwartungen zurück. BWP-Geschäftsführer Karl-Heinz Stawiarski forderte die Bundesregierung auf, nicht nur in Brüssel ehrgeizig zu fordern, sondern vor allem zu Hause ehrgeizig zu machen.
Bei dem Treffen beschlossen die EU-Staaten, wie die derzeitigen 20-20-20-Ziele bis ins Jahr 2030 fortgeschrieben werden sollten. Dabei einigten Sie sich auf folgende Punkte:

  • 40% weniger CO2 bis 2030 gegenüber 1990,
  • 27% Anteil Erneuerbarer Energien am Energieverbrauch bis 2030,

Diese beiden Ziele sind auf EU-Ebene rechtsverbindlich.

  • 27% Energieeinsparung (Energieeffizienz).

Dieses Ziel ist nicht verbindlich, soll im Jahr 2020 aber auf eine mögliche Erhöhung auf 30% überprüft werden.

BWP-Geschäftsführer Karl-Heinz Stawiarski bewertet die Ergebnisse zurückhaltend: „Es ist einerseits natürlich positiv, dass eine gemeinsame Linie gefunden werden konnte. Wir begrüßen, dass die Bundesregierung für ambitioniertere Ziele geworben hat. Darum hätten wir uns natürlich auch gewünscht, dass sich diese Linie durchsetzt.“
Nun komme es allerdings vor allem darauf an, dass Zielsetzungen auch mit konkreten Maßnahmen unterfüttert würden, erklärt Stawiarski und bringt auf den Punkt: „Ziele müssen nicht nur gesteckt, sondern auch erreicht werden.“ Bereits heute hinkt Deutschland seinen Klimaschutzzielen hinterher. Der CO2-Ausstoß steige, die Energieeffizienzrichtlinie sei immer noch nicht umgesetzt; sogar die Erreichung der Ziele für 2020 sei in Gefahr. Die Bundesregierung müsse ihren Ehrgeiz auf europäischer Ebene mit effektiven politischen Maßnahmen zu Hause unterfüttern. Insbesondere im Gebäudesektor - wo mithilfe von Wärmepumpen große Mengen Energie und Treibhausgase eingespart werden könnten - zeige die Politik bisher eine bedenkliche Passivität, so Stawiarski: „Wenn sich dies nicht ändere, verliert Deutschland über kurz oder lang seine energiepolitische Glaubwürdigkeit.“

 


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