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Ergebnisse einer Studie Abriss und Neubau bei jedem 10. Wohnhaus günstiger als Sanierung

Mehr als jedes zehnte Wohnhaus in Deutschland ist nicht mehr wirtschaftlich zu sanieren. Ein Abriss und der anschließende Neubau kommen häufig günstiger als Umbau und Vollmodernisierung. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Studie, die die Kampagne „Impulse für den Wohnungsbau“* Ende März in Berlin vorgestellt hat. Die Untersuchung gibt Auskunft über die Bausubstanz von nahezu 36,2 Mio. Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern sowie in kleineren Mehrfamilienhäusern. Kriterien des bundesweiten „Gebäude-Checks“ waren insbesondere flexible Grundrisse sowie die Barrierefreiheit – und damit die Frage, wie alters- und familiengerecht Wohnungen sind.

 

In ihrer Studie** stellt die ARGE der Altbausubstanz in Deutschland auch ein „Ener­gie-Zeugnis“ aus: Jede sechste Wohnung, die bis Ende der 70er-Jahre gebaut wurde, ist demnach weitgehend energetisch saniert. Lediglich 4 % der alten Wohngebäude sind in puncto Energiesparen noch gar nicht modernisiert. Der durchschnittliche Energieverbrauchskennwert in Deutschland – Gebäudenutzfläche, inklusive Warmwasserbereitung – liegt laut aktueller Studie für Ein-/Zweifamilienhäuser bei 172,3 kWh/(m² a) und bei kleineren Mehrfamilienhäusern bei 144,8 kWh/(m² a). Das entspricht umgerechnet 17 bzw. 14,5 l Heizöl/(m² a).

Gebäudebestand Ein- und Zweifamilienhäuser.

Die Wohnungsbestände seien wesentlich besser als ihr Ruf, betont der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW): „Allen Unkenrufen zum Trotz wurden in den letzten Jahren in den meisten Beständen bereits wichtige Teilsanierungen vorgenommen. Weitere Ener­gie-Effizienz-Maßnahmen sind dadurch mit weitaus höherem Aufwand verbunden, der sich nicht allein aus der Ener­giekosten-Einsparung refinanzieren lässt“, sagt BFW-Präsident Walter Rasch. „In keinem Bereich lässt sich so viel Energie einsparen, nirgendwo lassen sich Fördergelder so effizient einsetzen wie bei Wohngebäuden“, so der Bundesvorsitzende der IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), Klaus Wiesehügel. Die KfW-Mittel für die energetische Gebäudesanierung lohnten sich deshalb für das Klima und die Konjunktur. „Wegen der Folge­investition rechnen sie sich wirtschaftlich. Neben verbesserten steuerlichen Anreizen für den Wohnungsbau ist es daher notwendig, die Fördergelder zu erhöhen und zu verstetigen“, sagt Wiesehügel.

Gebäudebestand kleinere Mehrfamilienhäuser.

Neben der energetischen Gebäudesanierung stehen Seniorenwohnungen im Fokus der Kampagne „Impulse für den Wohnungsbau“. Bis zum Jahr 2025 brauche Deutschland knapp zwei Millionen altersgerechte Wohnungen – lediglich ein Bruchteil davon sei bislang gebaut, sagt Lukas Siebenkotten. Der Direktor des Deutschen Mieterbundes (DMB) warnt vor einer „Grauen Wohnungsnot“: „Wir brauchen barrierearme Wohnungen, die es Menschen bis ins hohe Alter ermöglichen, in den eigenen vier Wänden zu leben“, so Siebenkotten. Es dürfe in Zukunft nicht so sein, dass ältere Menschen nur allein deshalb ins Pflegeheim gehen müssten, weil eine ambulante Betreuung wegen der Ausstattung der eigenen Wohnung nicht mehr möglich sei.
In Deutschland müssten jährlich rund 250 000 Wohnungen neu gebaut werden, sagt Hans Georg Leuck. Der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) kritisiert, dass der Wohnungsneubau seit Jahren unter dem tatsächlich benötigten Bedarf liege. Von der Politik ebenfalls stiefmütterlich behandelt: der Ersatzneubau. Es sei falsch, die KfW-Förderprogramme ausschließlich auf das energetische oder altersgerechte Sanieren auszurichten. „Wer abreißt und neu baut, hat die Chance, eine verbesserte Wärmedämmung und Schallschutz sowie eine ideale Raumaufteilung zu bekommen“, so Hans Georg Leuck.

Modernisierungszustand von Ein- und Zweifamilienhäusern.

Der Präsident vom Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB), Hans-Hartwig Loewenstein, fordert, den Bestandsersatz dringend mit in die staatliche Förderung aufzunehmen. Die Sanierung eines Mietshauses aus den 50er-Jahren liege – je nach Aufwand – zwischen 990 und 1475 Euro/m². „Für den Abriss und den anschließenden Neubau muss man dagegen lediglich mit Kosten von 1000 bis 1465 Euro/m² Wohnfläche rechnen. Unter diesen Vorzeichen macht das Sanieren wenig Sinn“, so Loewenstein.

Bilder: Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V.

www.impulse-fuer-den-wohnungsbau.de

*) Zur Kampagne „Impulse für den Wohnungsbau“ gehören der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM), der Deutsche Mieterbund (DMB), die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB).

**) Eine Kurzfassung der Studie findet sich unter www.impulse-fuer-den-wohnungsbau.de/w/files/studien-etc/kurzfassung-studie-neu-1-1-.pdf

 


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