Erfolgreich in der Gebäude-Energieberatung: Effiziente Abwicklung qualitativ hochwertiger Energieberatungsprojekte
Die veränderten Rahmenbedingungen im Energiemarkt – wie z.B. steigende Energiepreise, die novellierte Energieeinsparverordnung oder der Energieausweis – haben zu einer verstärkten Nachfrage nach Energieberatung geführt. Energieberatungen führen aber nicht immer auch zu den erwarteten Energieeinsparungen, wie im Forschungsprojekt „ESysPro – Energieberatung Systematisch Professionalisieren“ am Forschungsinstitut für Rationalisierung an der RWTH Aachen u.a. ermittelt wurde. Eine der wesentlichen Erkenntnisse im Projekt ist, dass Energieberatung heute in der Regel zu früh aufhört, sodass durch die fehlende Erfolgskontrolle Energieeinsparungen oft nicht im geplanten Maße erreicht werden. Der nachfolgende Beitrag zeigt das Konzept einer umfassenden Energieberatung auf.
Damit Energieberatung tatsächlich zu Energieeinsparungen im Gebäude führt, muss eine zentrale Frage beantwortet werden: Was sind die Bedingungen für eine erfolgreiche Energieberatung? Hinweise können z.B. die Förderrichtlinien und Beschreibungen der geförderten Beratungen (wie die Vor-Ort-Beratung der BAFA oder die KfW-Beratung) geben. Die Energieberater sind damit in der Lage, gute Energieeffizienzkonzepte zu entwickeln. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass bei der Umsetzung der Konzepte zum Teil Fehler gemacht und/oder die Gebäude nicht richtig eingeregelt werden. Die Konsequenz: Die angestrebten Energieeinsparungen werden nicht erreicht. Darüber hinaus erfolgt häufig auch die Abwicklung der Energieberatungsprojekte nicht mit der nötigen Effizienz, was die Wirtschaftlichkeit des Energieberatungsunternehmens reduziert.
Aufgaben und Prozesse der Energieberatung
Die Aufgaben der Energieberatung lassen sich – in Anlehnung an die Systematik des Aachener Modells der Produktionsplanung und -steuerung [1] – in Kern- und Querschnittsaufgaben unterscheiden (Bild 1).
Die Kernaufgaben beschreiben die eigentliche Energieberatungsleistung:
- die Einführung eines übergeordneten Regelkreises (vom einfachen Monitoring bis zum Energiemanagement nach DIN EN 16001) und ggf. die Durchführung des Energiemanagements im Auftrag des Kunden sowie
- die Durchführung der eigentlichen Energieeffizienzprojekte (im Gebäude, zum Energieeinkauf, etc.).
- Neben den Kernaufgaben sind aber noch weitere – sogenannte Querschnittsaufgaben – vom Energieberater bzw. Energieberatungsunternehmen durchzuführen:
- das Auftrags- und Projektmanagement,
- Informationen sammeln über relevante Regelwerke, Förderprogramme oder sich ändernde politische Randbedingungen mit Einfluss auf das Thema Energieeffizienz sowie
- der Vergleich der eigenen Konzepte mit anderen (Benchmarking).
Ergänzt werden die Kern- und Querschnittsaufgaben noch um die Datenverwaltung, die das gesamte Aufgabenspektrum im Unternehmen betrifft.
Im Projekt wurde also auf der einen Seite ein Kernaufgabenmodell der Energieberatung entwickelt [2]. Auf der anderen Seite wurden Prozessanalysen bei unterschiedlichen Energieberatungsunternehmen durchgeführt und deren Leistungen analysiert. Aus dem Kernaufgabenmodell und den Prozessanalysen entstand damit – ergänzt um die Querschnittsaufgaben des Auftrags- und Projektmanagements – ein Referenz-Prozessmodell der Energieberatung, das alle notwendigen Aufgaben für eine erfolgreiche Energieberatung in ihrer zeitlich-logischen Reihenfolge beschreibt (Bild 3).
Kernprozesse der Energieberatung
Im Kern besteht Energieberatung aus den Teilprozessen: 1. Diagnose/Analyse vornehmen, 2. Energieeffizienzkonzept erstellen, 3. Umsetzung der Energieeffizienzmaßnahmen begleiten und 4. Monitoring.
In der Regel endet die Energieberatung heute nach dem zweiten Teilprozess. Eher selten wird ein Energieberater beauftragt, die Umsetzung der von ihm konzipierten Energieeffizienzmaßnahmen zu begleiten und letztlich dafür zu sorgen, dass am Ende das Gebäude auch energetisch richtig eingefahren und das Erreichen der konzipierten Werte durch ein geeignetes Monitoring überprüft wird. Die Praxis zeigt, dass häufig – selbst mit guten Energieeffizienzkonzepten – durch Fehler in der Umsetzung keine oder nur eine geringe Kosten- und CO2-Reduzierung erreicht wird. Damit wird eine systematische und kontinuierliche Kontrolle der prognostizierten Einsparungen während des gesamten Projektes zu einem entscheidenden Qualitäts- und damit auch Erfolgsfaktor.
Erfolgskontrolle vereinbaren
Zu Beginn werden mit dem Auftraggeber die Kriterien für den Erfolg des Projektes sowie die relevanten Messgrößen festgelegt. Für die praktische Umsetzung der ganzheitlichen Energieberatung muss dem Auftraggeber vermittelt werden, dass die Kontrolle entscheidend für die Sicherstellung der festgelegten Ziele ist. Auf dieser Basis ist ein Konzept für die Erfolgskontrolle zu erstellen, das mit dem Auftraggeber vereinbart werden sollte. Mit der Durchführung der Erfolgskontrolle können dann die Daten ermittelt, analysiert und ggf. Korrekturen eingeleitet werden.
Fazit
Das aufgezeigte Referenz-Prozessmodell beschreibt den Idealzustand der Energieberatungsleistungen. Es kann die Basis sein für die Ableitung unternehmensspezifischer Prozessmodelle (z.B. wenn sich Energieberater bewusst auf einzelne Teilprozesse beschränken) oder zur Optimierung der Geschäftsprozesse von Energieberatungsunternehmen dienen.
Literatur:
[1] Schuh, Günther: Produktionsplanung und -steuerung. Grundlagen, Gestaltung und Konzepte. 3. Auflage 2006
[2] Brunk, M. F., Möllenhoff, N., Schieferdecker, R.: Warum Energieberatung häufig wenig Energie einspart. In: Unternehmen der Zukunft 3/2010, 24-27 (http://data.fir.de/download/udz/udz3_2010.pdf)
Autoren: Dr.-Ing. Richard Schieferdecker, Qualitätsmanagement-Beauftragter FIR an der RWTH Aachen, Dipl.-Kfm. Eric Naß, Leiter der Fachgruppe Informationslogistik FIR an der RWTH Aachen
Bilder, soweit nicht anders angegeben: FIR, RWTH Aachen
www.esyspro.de