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Energiebewusstsein sensibilisieren

Bezüglich des Umgangs mit Raumwärme und Warmwasser zeichnet sich ein Trend zu einer größeren Transparenz ab. Eine regelmäßige Verbrauchsinformation soll hier für mehr Energiebewusstsein sorgen und dadurch erhebliche Energieeinsparungen im Gebäudesektor ermöglichen. Diverse Untersuchungen, darunter ein aktuelles Modellvorhaben der Deutschen Energie-Agentur (dena), liefern deutliche Hinweise auf das beträchtliche Potenzial dieser Maßnahme.

Die unterjährige Verbrauchsinformation fördert das Energiebewusstsein der Nutzer und ermöglicht damit die Realisierung beträchtlicher Energieeinsparungen im Gebäudesektor.

Laut einer Forsa-Umfrage wünschen sich 65 % der Endkunden mehr Transparenz beim Heizenergieverbrauch.

Im Rahmen des Modellvorhabens „Bewusst heizen, Kos­ten sparen“ erhalten die Bewohner ausgewählter Liegenschaften mithilfe eines Energiedatenmanagements monatlich aktualisierte Daten zum eigenen Wärmeverbrauch.

Die Projektteilnehmer erreichten im Durchschnitt eine um gut 9% höhere Verbrauchsreduzierung als die Referenzgruppe. Bild: dena

Wie der unabhängig von der Energieeffizienzklasse des Gebäudes stets niedrigere Verbrauch der Teilnehmer des Modellvorhabens verdeutlicht, lassen sich mit der monatlichen Verbrauchsinformation auch nach einer energetischen Sanierung zusätzliche Einsparungen erzielen. Bild: dena

Funkfähige Energiezähler und Heizkostenverteiler erfassen den Wärmeverbrauch und übermitteln diesen an ein Rechenzentrum, wo die Mieter ihre aktuellen Verbrauchsdaten im Rahmen eines Energiedatenmanagements über ein Webportal oder per App abfragen können. Bild: Ista Deutschland GmbH

 

Die öffentliche Diskussion im Rahmen der Energiewende konzentriert sich zumeist immer noch auf die steigenden Strompreise. Übersehen werden dabei die beträchtlichen Energieeinsparungspotenziale aufseiten der Privathaushalte, die für fast ein Drittel der Energieverbräuche in Deutschland verantwortlich sind. Hier liegt der Großteil der Verbräuche jedoch nicht beim Strom, sondern bei Warmwasserbereitung und Heizenergie. Diese machen rund 85 % des Gesamtenergieverbrauchs in privaten Gebäuden aus, weshalb der effiziente Umgang mit Raumwärme und Warmwasser zunehmend in den Fokus rückt. Mit dieser Entwicklung geht die Erkenntnis einher, dass eines der größten Effizienzpotenziale in Gebäuden beim Verbraucher selbst bzw. dessen Nutzerverhalten liegt. Daraus resultiert ein wachsender Trend zu mehr Verbrauchstransparenz zwecks Steigerung des Energiebewusstseins.

Einen wichtigen Beitrag leistet diesbezüglich bereits das auf der Heizkostenverordnung (HKVO) basierende Submetering, das die transparente Erfassung, Visualisierung und verursachungsgerechte Abrechnung von individuellen Heiz- und Warmwasserverbräuchen in Mehrfamilienhäusern umfasst. Seit 1981 erhalten Mieter auf dieser Basis jährlich ihre individuellen Einzelabrechnungen. Sie geben dem Verbraucher die Möglichkeit, seinen Energieverbrauch eigenverantwortlich zu überprüfen und zu regulieren.

Allerdings ist der jährlichen Heizkostenabrechnung nicht zu entnehmen, wann und warum ein Haushalt wie viel Energie verbraucht hat. Hier fehlt eine regelmäßige Rückmeldung bezüglich des eigenen Verbrauchsverhaltens und der damit verbundenen Kosten. Deshalb wird in Deutschland seit einiger Zeit die Einführung einer zusätzlichen, unterjährigen Verbrauchsinformation für Mieter diskutiert, bei der die Haushalte regelmäßig aktuelle Daten zu ihrem Energieverbrauch erhalten. Dieser liegt das Prinzip des „Nudging“ („Anstupsen“) zugrunde, das Menschen mit einem kleinen Anstoß dazu bewegen möchte, bessere Entscheidungen für sich und die Gesellschaft zu treffen. So sollen die Haushalte in die Lage versetzt werden, aktiv ein eigenes Energiemanagement zu betreiben und dementsprechend sparsamer mit Energie umzugehen.

Verbraucher und Wissenschaft für häufigere Information

Welchen beträchtlichen Effekt eine Sensibilisierung der Verbraucher durch mehr Transparenz nach sich ziehen könnte, deutet eine im Jahr 2014 vom Marktforschungsinstitut Forsa im Auftrag des Essener Energiedienstleisters ista durchgeführte Studie zum Energiebewusstsein in deutschen Haushalten an. Hier gaben 76 % der Befragten an, keine genaue Kenntnis über ihr eigenes Heizverhalten und die damit verbundenen Kosten zu haben. Auffällig ist dabei, dass die Verbraucher in Deutschland laut den Untersuchungsergebnissen die Vorteile von häufigerer Information und Kostenkontrolle beim Heizenergieverbrauch offenbar bereits erkannt haben: 65 % der Teilnehmer wünschten sich diesbezüglich zusätzliche unterjährige Informationen. Mehr als die Hälfte (53 %) wollten sogar monatlich oder häufiger unterrichtet werden. Außerdem bevorzugten fast zwei Drittel der Verbraucher (65 %) eine Bereitstellung der Energiedaten auf digitalem Weg – per E-Mail, App oder Website.

Einen weiteren Fingerzeig in Richtung des erheblichen Potenzials der unterjährigen Verbrauchsinformation bieten zudem die Resultate einer Untersuchung des Institute for Future Energy Consumer Needs and Behavior (FCN) der RWTH Aachen. Dieses führte die Metastudie „Subannual Billing Information for Heating and Water Costs“ im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Heiz- und Wasserkostenverteilung durch, bei der mehr als 70 internationale Untersuchungen zum Thema ausgewertet wurden. Sämtliche Studien belegten einen langfristigen Einspareffekt, wenn die Nutzer durch zeitnahe Verbrauchsinformation lernen, welche Auswirkungen ihre Heizgewohnheiten haben und ihr Verhalten dementsprechend anpassen. Im Mittel betrug dieser zwischen 7 und 12 % des jährlichen Heiz- und Warmwasserverbrauchs.

Modellvorhaben setzt auf Verbrauchstransparenz

Diese Ergebnisse bestätigt das Modellvorhaben „Bewusst heizen, Kosten sparen“, das die Deutsche Energie-Agentur (dena) gemeinsam mit ista Deutschland, dem Deutschen Mieterbund und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit initiierte. In der ersten Phase des noch bis Mitte 2016 laufenden Projekts wurde fast 700 Haushalten in Berlin, Essen und München die Teilnahme am Modellvorhaben und damit der Bezug monatlich aktualisierter Daten zum eigenen Wärmeverbrauch angeboten. Diese wohnen in Liegenschaften mit Größen von 12 bis 278 Wohneinheiten, die zwischen 1905 und 2009 erbaut wurden. Dabei umfasst die Objektauswahl sowohl komplett sanierte Häuser als auch solche, die in den letzten Jahren keine energetische Sanierung erfahren haben.

Für sein Engagement in dem Modellversuch erhielt ista den Deutschen CSR-Preis 2015 in der Kategorie „CO2-Vermeidung als Beitrag zum Klimaschutz“, denn zur Umsetzung der monatlichen Verbrauchsinformation für Mieter kommt hier das vom Energiedienstleister entwickelte Energiedatenmanagement zum Einsatz. Dabei ermöglichen in ein Funksystem eingebundene Energiezähler und Heizkostenverteiler die regelmäßige, komfortable Fernauslesung des aktuellen Energieverbrauchs sowie die Übermittlung der erfassten Werte an ein Rechenzentrum. Über ein Webportal, eine Smartphone-App oder per Post erhalten die Mieter anschließend Einblick in ihre Verbrauchsinformationen. So können sie ihre aktuellen Verbrauchsdaten mit denen des Vormonats, Vorjahres oder denen einer Durchschnittswohnung desselben Hauses vergleichen und ihr Heizverhalten dementsprechend anpassen.

Deutliche Einsparungen bei den Teilnehmern

Rund 140 Haushalte, etwa 20 % der Mieter, entschlossen sich in der Heizperiode 2013/14 zur Teilnahme am Projekt. Diese wiesen einen im Mittel durchgängig niedrigeren Heizenergieverbrauch auf als die im jeweils gleichen Gebäude lebenden Nicht-Teilnehmer (die sogenannte Referenzgruppe). So lag der klimabereinigte Wärmeverbrauch der Teilnehmer im Zeitraum Oktober 2013 bis April 2014 um durchschnittlich rund 9 % unter dem ihrer Nachbarn.

Daher überrascht es kaum, dass die teilnehmenden Mieter eine regelmäßige Verbrauchsinformation begrüßen. So äußerten sich im Rahmen einer Teilnehmerbefragung über 90 % der Mieter zufrieden bis sehr zufrieden mit dem Projekt und erklärten, dass sie ihren Nachbarn, Freunden und Kollegen die Nutzung eines Energiedatenmanagements empfehlen würden. Dabei möchten fast drei Viertel der Befragten ihre Verbrauchsdaten mindestens einmal im Monat einsehen, während nur 3 % der Umfrageteilnehmer die bisherige, jährliche Information im Zuge der Heizkostenabrechnung für angemessen halten. Hier drückt sich konkret aus, was sich in den zuvor erwähnten Studien bereits angedeutet hatte: Der Wunsch der Mieter nach mehr Verbrauchs- und Kostenkontrolle sowie die Überzeugung, durch die Anpassung des eigenen Nutzerverhaltens Energie sparen zu können.

Verbrauchsreduzierung unabhängig vom energetischen Standard

Die Einspareffekte durch mehr Verbrauchstransparenz konnten dabei unabhängig vom energetischen Standard der jeweiligen Gebäude erzielt werden. Die nahe liegende Vermutung, dass in Wohnhäusern mit besseren Energieeffizienzklassen geringere Einsparpotenziale vorhanden sind, bestätigte sich demnach nicht. So konnten die Teilnehmer in den Liegenschaften mit durchschnittlichen Energieeffizienzklassen (C bis E nach EnEV 2014) mit über 15 % die größten Energieeinsparungen realisieren. Demgegenüber ließ sich in den energetisch schlechteren Liegenschaften mit den Effizienzklassen F und G ein Anstieg des Verbrauchs beobachten.

Insgesamt konnten die Projektteilnehmer ihren Verbrauch über sämtliche Ener­gieeffizienzklassen hinweg stärker senken als die Referenzgruppe. Die größte Verbrauchsreduzierung gegenüber den Nicht-Teilnehmern verzeichneten dabei die Mieter in Liegenschaften der Effizienzklasse F (12 %). Gleichzeitig lagen die zusätzlichen Einsparungen auch in den anderen Gruppen zwischen 5 und 7 %.

Diese Beobachtungen stützen die von Prof. Dr. Clemens Felsmann vom Institut für Energietechnik der Technischen Universität Dresden durchgeführte, bundesweit größte Studie zum Heizwärmeverbrauch in Gebäuden aus dem Jahr 2013. Von der Arbeitsgemeinschaft Heiz- und Wasserkostenverteilung hatte Felsmann anonyme Messdaten von über 3 Mio. Wohnungen erhalten. Deren Auswertung zeigte, dass sich der Umgang der Bewohner eines Gebäudes mit Wärme verschlechtert, je besser dessen energetische Qualität ist.

So sind laut der Untersuchung Wohnungen in unsanierten, zwischen 1958 und 1967 gebauten Häusern durchschnittlich 18,1 °C warm. Zu Beginn des neuen Jahrtausends nach dem EnEV-2002-Standard erstellte Wohnungen liegen dagegen bei durchschnittlich 20 °C. Aufgrund der Diskrepanz zwischen bedarfsgerechtem und tatsächlichem Energieverbrauch plädiert auch der renommierte Wirtschaftswissenschaftler für ein hohes Maß an Verbrauchs­transparenz – insbesondere für sehr gut gedämmte Häuser.

 

Fazit

Die für einen effizienten Umgang mit Raumwärme und Warmwasser notwendige Transparenz in Form einer unterjährigen Verbrauchsinformation wird nicht nur von der Wissenschaft, sondern auch von den Nutzern selbst gefordert. Als effiziente und vergleichsweise niedriginvestive Maßnahme sorgt sie für mehr Energiebewusstsein aufseiten der Nutzer, sodass im Gebäudesektor erhebliche Energie-, Kosten- und CO2-Einsparpotenziale realisiert werden können. Auf diese Weise besitzt die monatliche Verbrauchsinformation großes Potenzial, die Energiewende auf dem Wärmemarkt voranzubringen. Voraussetzung dafür ist der umfassende Einsatz von Funktechnologie bei der Verbrauchserfassung. Denn nur sie ermöglicht die Bereitstellung fortlaufender Daten zum Wärmeverbrauch.

Unabhängig von baulichen oder anlagentechnischen Lösungen leistet die Maßnahme darüber hinaus einen beachtlichen Beitrag zur Energieeffizienz der jeweiligen Immobilie. So zeigen die obigen Untersuchungsergebnisse, dass sich mit der monatlichen Verbrauchsinformation auch nach einer umfassenden energetischen Sanierung weitere, deutliche Einsparpotenziale realisieren lassen. Der zusätzliche Nutzen kommt hier quasi „on top“ hinzu – unabhängig davon in welchem Modernisierungsstadium sich eine Liegenschaft gerade befindet.

Autor: Dipl.-Ing. Tim Geßler, Haltern am See

Bilder, falls nicht anders erwähnt:
Ista International GmbH

Funktechnologie für komfortable Verbrauchsablesung

Im Modellvorhaben „Bewusst heizen, Kosten sparen“ wird das ista-Funksystem „symphonic sensor net“ eingesetzt. Dieses ermöglicht die kabellose Übertragung sämtlicher relevanten Daten von Heizkostenverteilern, Wärme-, Wasser-, Gas- und Stromzählern sowie von Rauchwarnmeldern. Zur Einbindung von Wärmezählern in das System wird ein sende- und empfangsfähiges Funkmodul, das neben der Datenübertragung auch die Messwerte speichert, an deren optische Schnittstelle angeschlossen. So können auch bereits installierte Zähler in das Funksystem integriert werden. Das Funksystem nutzt eine bidirektionale Funktechnologie, welche auch die direkte Kommunikation der Endgeräte untereinander erlaubt. Einmal pro Woche baut das Funksystem ein Netzwerk auf, über das die Daten der Endgeräte an eine zentrale Kommunikationseinheit weitergeleitet werden. Diese gibt die Verbrauchswerte in regelmäßigen Abständen per GPRS an ein Rechenzentrum weiter. www.ista.de

 


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