Einladende Räume für Gäste, Kunden und Mitarbeiter
Öffentliche/halböffentliche Sanitärräume wirtschaftlich und qualitätvoll planen
Die Planung halböffentlicher und öffentlicher Sanitäranlagen unterscheidet sich in vielerlei Punkten vom Privatbad, weist aber auch Gemeinsamkeiten auf: Kostenbewusstsein und Design, Funktionalität und Nachhaltigkeit, Pflegeaufwand und nicht zuletzt Sicherheit sind übergreifende Gesichtspunkte, die aber in der Regel unterschiedlich gewichtet werden. Der folgende Überblick behandelt diese Aspekte in verschiedenen Einsatzbereichen der Sanitärplanung im Objekt.
Halböffentliche und öffentliche Sanitärräume sind zum einen solche mit starkem Publikumsverkehr, zum anderen aber auch Bereiche mit einem überschaubaren Kreis von wiederkehrenden und bekannten Nutzern: Man denke einerseits an Stadien, Veranstaltungszentren und Schulen, andererseits an die Gastronomie oder an WC-Anlagen in Büros bis hin zum Gäste-WC in einer Anwaltskanzlei. Allein dieser skizzenhafte Überblick zeigt: Der Planer hat es mit Anforderungen zu tun, die sich aus dem Zweck des Gebäudes und seiner typischen Nutzerschaft ergeben. Dabei spielen die Erwartungen des Investors oder Betreibers eine große Rolle: Sollen beispielsweise repräsentative (Design-)Gesichtspunkte mehr berücksichtigt werden oder geht es in erster Linie um die Bewältigung einer großen Nutzerfrequenz? Und schließt das eine dabei das andere aus?
Ein Beispiel aus der Praxis: Beim Bau der Hamburger Elbphilharmonie wurde im Jahr 2013 heftig über die Kosten der WC-Garnituren diskutiert: Durfte Sparsamkeit den Gestaltungsanspruch der Architekten ausstechen? Mit der Bestellung erheblich preisgünstigerer als der ursprünglich bemusterten Ausstattung kam es am Ende so. Die Fußnote in der Geschichte des Jahrhundertbaus zeigt: Gerade bei öffentlichen Gebäuden ist konsequente, der Architektur und Aufgabe angemessene sowie durchgängige Gestaltung ein kritisches Thema. Bei privaten Investitionen in ein Hotel oder ambitioniertes Restaurant wird dies anders sein: Hier spielen WC/Waschräume als Visitenkarte des Hauses und die Aufenthaltsqualität eine erhebliche Rolle. Kein Zweifel: Hier werden Akzente gesetzt, die bei den Benutzern im Gedächtnis bleiben, positiv oder negativ. Nicht umsonst sind außergewöhnliche Sanitäranlagen in Szene-Bars und renommierten Restaurants schon zum Gesprächsstoff geworden. „So verwundert es kaum, dass immer öfter 10 % und mehr des Gesamtbudgets öffentlich-gewerblicher Bauten auf das Sanitärgewerk entfallen“, gibt das Marketing von Kuhfuss-Delabie, Hersteller von Sanitärausstattungen für den öffentlichen Bereich, zu bedenken. Und bei Franke Water Systems heißt es: „Ansprechende Optik und ökologische Kriterien sind in den sanitären Anlagen eines Hotels heutzutage mindestens so wichtig wie die hohen hygienischen Standards. Klare Linien und anmutige Formen ‚verwöhnen‘ die Gäste und verleihen das Gefühl, angekommen zu sein.“ Berührungslose Armaturen und hochwertige Materialien schaffen, so der Hersteller von Armaturen, Waschtischen und Sanitärausstattung, „eine besondere Ästhetik mit Erinnerungswert“.
Die Planung hat zugleich Aspekte der Wirtschaftlichkeit, der Installationssicherheit und ggf. des geringen Reinigungsaufwands zu berücksichtigen. So sind viele öffentliche und halböffentliche WC- und Waschtischanlagen nicht zuletzt einem erhöhten Zerstörungs- und Verschmutzungsrisiko ausgesetzt, vor allem in unbeaufsichtigten Anlagen. Aber auch der Diebstahl oder die Beschädigung z. B. von Betätigungsplatten und Seifenspendern spielen eine Rolle. Die Hersteller der Sanitärobjekte bieten dazu technische Vorkehrungen wie verdeckte Befestigungen, Diebstahlsicherungen oder verstärkte Montagerahmen an. Auch die Oberfläche spielt in stark frequentierten Sanitärbereichen eine Rolle: Robustheit und Widerstandsfähigkeit gegenüber Kratzern, hohen Temperaturen und Chemie bietet beispielsweise Edelstahl, aber auch glasierte Keramik kann hier punkten. Edelstahl-Sanitärelemente können für viele Anwendungsbereiche eine sowohl robuste als auch ästhetische Lösung bieten.
Eine breite Auswahl von Produkten im Bereich der Armaturen bieten z. B. Schell, Conti+ und Franke, wo Elektronik- und Selbstschluss-Waschtischarmaturen in unterschiedlichen Bauhöhen und Designs verfügbar sind. Entscheidend ist an dieser Stelle die Hygiene: Während alte Waschtischarmaturen im Bestand ein erhöhtes Legionellen-Risiko aufweisen können und Gesundheitsgefahren durch Standwasser nicht auszuschließen sind, erfüllen moderne Sanitärarmaturen führender Hersteller die Hygieneanforderungen, die für öffentliche Sanitärräume gelten. In vielen Fällen liegen auch Zertifikate für den effizienten Einsatz von Wasser und Energie vor, z. B. mit „WELL“, einem Effizienzlabel der europäischen Armaturenindustrie. Gerade angesichts des Trends zum Green Building, dem ökologischen Bauen und der nachhaltigen Qualität des Gebäudes, sind solche Zertifikate in der Ausschreibung nicht zu vernachlässigen.
Komfort und Reinigungsfreundlichkeit sind den Elektronikarmaturen praktisch in die Wiege gelegt. Aber auch die Keramikhersteller können beim Einsatz im Objekt mit Rimless-WCs und pflegeleichten Oberflächenbeschichtungen mit Wirtschaftlichkeit punkten. Auch sie verbinden Funktionalität und einfache Pflege mit Designqualität.
Hotels und Gastronomie
Die gegenwärtig blühende Baukonjunktur in Deutschland erfasst auch den Hotelbau. Ob in Metropolen oder mittelgroßen Städten: Ausschreibungen für Hotelbäder laufen praktisch überall. Worauf ist dabei zu achten? Den Sanitär-Fachplaner und -Installateur betreffen dabei zum einen die Keramikserien für WC, Waschtisch und Bidet samt Spülsystem und Betätigungsplatten. Zum anderen gilt es, den Gesamtentwurf durch die passende Auswahl der Waschtisch-, Dusch- bzw. Wannenarmaturen abzurunden. Sicher steht hier der Systemgedanke im Vordergrund, die Armaturen also aus einer Serie einzusetzen. Wichtig ist in jedem Hotel die Reinigungsfreundlichkeit der Badelemente, hier vor allem der geschlossene Keramikkörper bei den vorzugsweise wandhängenden, spülrandlosen WC/Bidets. An dieser Stelle Geld zu sparen liegt im Interesse jeden Betreibers, ob im Budget- oder Vier-Sterne-Hotel. Als Designmerkmal gilt im WC-Bereich die stilistisch abgestimmte Spülbetätigung, wobei – anders als im gehobenen Privatbad – innovative Lösungen mit Fernbedienung oder ähnlicher Technologie eher selten in Betracht kommen. WC- und Waschtischbereiche in halböffentlichen Objekten mit naturgemäß ganz unterschiedlichen Nutzern müssen intuitiv verstanden und bedient werden können.
Am Waschtisch kommen in der Hotellerie und Gastronomie Anforderungen an ausreichende Ablagen ins Spiel: Schließlich hat jeder Nutzer individuelle Gewohnheiten beim Waschen oder der Kosmetik vor dem Spiegel. Zudem sollen auch Accessoires einen Platz finden. Des Weiteren ist in diesem Planungsbereich auch die Auswahl der Badmöbel und der Lichtspiegelelemente wichtig. Moderne LED-Technik ermöglicht es in den Waschräumen und Hotelbädern, auf die menschlichen Lichtbedürfnisse gezielt einzugehen und zudem Blendwirkung und kaltes Licht zu vermeiden.
In der Gastronomie und auch bei verwandten Bereichen wie Konferenzzentren werden oftmals WC-/Waschräume für eine Vielzahl von Nutzern installiert. Dabei spielt der Aspekt der Diskretion eine wichtige Rolle. Trennwände für die Bereiche der WCs und Urinale gibt es in zahlreichen unterschiedlichen Ausführungen. Individuelle Lösungen sind sowohl auf HPL-Oberflächen als auch in Glas möglich, um auf den besonderen Charakter und Ort der öffentlichen Anlage einzugehen. Für den gehobenen Bedarf gibt es Einscheibensicherheitsglas oder Verbund-Sicherheitsglas mit vielen farblichen und gestalterischen Möglichkeiten. Am Markt sind auch Lösungen mit hygienischer Sensor-Technologie: In der Serie „Look & Wave“ von Schäfer Trennwandsysteme beispielsweise öffnen und schließen die Türen berührungslos auf eine Handbewegung hin, ausgelöst durch LED-Sensoren. Das minimiert den unmittelbaren Kontakt mit der Ausstattung und beugt daher der Keimübertragung vor.
Ein Teil der Beschäftigtenkultur
Sanitärräume in Büro-/Gewerbegebäuden sind zum einen auf die Beschäftigten fokussiert und vermitteln daher in ihrer Gestaltung und ihrem sauberen Erscheinungsbild einen Teil der Firmenkultur. Zum anderen sind sie in den Foyers, Empfangsbereichen und Wartezonen auch eine an Besucher und Kunden gerichtete Visitenkarte des Unternehmens. Grund genug, um sich bei der Architektur und Ausstattung Gedanken über die Signalwirkung solcher Anlagen zu machen, die über die formale Einhaltung der Funktionalität und Hygiene hinausgeht. Je nach Größe der benötigten Anlage wird über den raumbildenden Einsatz von Vorwandelementen nachzudenken sein, mit denen sich beispielsweise der Bereich der Urinale strukturieren lässt. Gerade in größeren Sanitärräumen ist das weiße 08/15-Fliesenmuster wenig attraktiv und verpasst die Chance, auch an dieser Stelle Aufenthaltsqualität herzustellen.
Bei der Auswahl der Sanitärprodukte für diese Bereiche spielen ohne Frage funktionale Aspekte wie Hygiene, Reinigungs- und Wartungsfreundlichkeit sowie Effizienz beim Wasserverbrauch prominente Rollen. Die durchgängige Waschtisch-Reihenanlage als Konsolenlösung, die mit von unten eingesetzten Waschtischen arbeitet, ist besonders leicht zu reinigen. Da allerdings Naturstein als Material zumeist nicht im Budget liegt, wird oft auf HPL, Mineralguss oder den härteren Mineralwerkstoff gesetzt. Dies bietet meist einen edlen Eindruck, ist allerdings aufgrund der Beschaffenheit der Baustoffe nicht komplett vor Kratzern und Verfleckungen geschützt. Allein Brandstellen durch abgelegte Zigaretten dürften angesichts des allgemeinen Rauchverbots keine Rolle mehr spielen. Eine Alternative sind Einzelbecken in Reihung, wobei im Wesentlichen die Wahl zwischen Keramik und Edelstahl besteht. Die Entscheidung wird unter Berücksichtigung der Architektur und des öffentlichen Auftritts der Unternehmung fallen: Eine Keramikserie mit streng kubischer Formgebung, Aufsatzbecken oval oder eckig? Keramikhersteller wie Keramag bieten für den Objektbereich eine breite Auswahl in geometrischen Grundformen, die zu vielen Einrichtungsstilen passen. Vielleicht fällt die Wahl aber auch auf den kühlen Glanz von Edelstahl. Dazu bietet beispielsweise Kuhfuss-Delabie Aufsatzbecken mit einem doppelten Materialfinish (hochglanzpoliert innen, satinierte Außenseite) an, die Wertigkeit ausstrahlen. Bei der Technik im Bereich der Urinalbecken besteht die Auswahl zwischen verschiedenen Spülsystemen mit elektronischer Sensortechnik und automatischer, regelmäßiger Auslösung bis hin zum wasserfreien
Urinal.
Weitere Aspekte der Ausstattung von Sanitärräumen im größeren Objekt sind Flüssigseifen- und Papierhandtuchspender, optional Händetrockner mit Gebläse sowie Halter für Toilettenpapier und WC-Garnitur. Auch in diesen Details kann der Planer das Erscheinungsbild der Gesamtanlage vorteilhaft beeinflussen, ganz abgesehen vom reibungslosen Ablauf und sicheren Betrieb der Funktionen.
Sportstätten, Bildungseinrichtungen, Konzertsäle…
Sportstätten sind ebenso wie Bildungseinrichtungen, Transitzonen und Konzertsäle von hoher Nutzerfrequenz und entsprechenden Anforderungen an die Sanitärräume gekennzeichnet. Repräsentativ und zugleich robust sollen die Einrichtungen sein, zudem wartungsfreundlich und sparsam bei Wasser, Energie und Reinigungsmitteln. Vor allem kommen Reihen-Waschtischanlagen mit berührungsfreien Armaturen zum Einsatz, je nach Anforderung auch mit wertigen und zugleich widerstandsfähigen Oberflächen. Individualisierung, abgestimmt auf den Bauherrn oder Betreiber, spielt hier weniger eine Rolle, dafür muss das Erscheinungsbild insgesamt dem Anspruch des Betreibers gerecht werden.
Wie auch in anderen halböffentlichen und öffentlichen WC-/Waschräumen spielt der Aspekt der Barrierefreiheit, zumindest für einen Teil der Sanitärbereiche, eine Rolle.
Die DIN 18040-1 stellt die Mindestanforderungen zusammen. Jede öffentlich zugängliche Sanitäranlage muss mindestens eine barrierefreie Toilette aufweisen und Waschtische müssen unterfahrbar sein. Dazu kommen weitere Kriterien für die Geometrie der Objekte und Stützklappgriffe. Am Markt finden sich die geeigneten Elemente und Systeme, beispielsweise bei Pressalit und HEWI, FSB und Normbau. Darüber hinaus: Wenn Kinder ins Spiel kommen, kann mit angepasster Keramik und Geometrie eine spezielle Lösung gefunden werden. So präsentierte z. B. der Hersteller Villeroy & Boch den kindgerechten Reihenwaschtisch „O.novo kids“ in drei Höhen für Sanitäranlagen in Kindergärten und Grundschulen.
Autor: Heinz Kaiser, Hamburg