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Ein erster Versuch

Die jüngst veröffentlichte EuPD-Studie liefert eine aufwendige Arbeit zum Thema Communities und Clouds. Mangelnde Transparenz trübt das Ergebnis

Schematische Darstellung der Funktionsweise einer Cloud. Bild: Senec

Das Interesse an der gebäudeintegrierten Energieversorgung mit Strom und Wärme wächst. Bild: Sonnenhaus-Institut

Fast jede zweite neu installierte PV-Anlage wird bereits mit einem Solarstromspeicher kombiniert. Viele PV- und Speicher-Anbieter kombinieren dies wiederum mit Reststrom-Angeboten. Bild: Fotolia

Tabelle 1: Das Teilnehmer-Ranking der EuPD-Studie „Communities und Clouds“ – Gesamtbewertung im Schulnotensystem.

 

Im Bereich der Photovoltaik und Solarstromspeicher werden SHK-Fachbetriebe zunehmend mit Reststrom-Ergänzungsprodukten konfrontiert. Die Zahl der Communities und Clouds nimmt schnell zu. Das führt zu einer Undurchsichtigkeit, die nur schwer aufzuschlüsseln ist. Das Bonner Marktforschungsinstitut EuPD Research hat unlängst eine erste Studie in Stiftung-Warentest-Manier veröffentlicht.

Insgesamt 16 Kandidaten bzw. dessen Angebote wurden unter die Lupe genommen1). Das EuPD-Team stellte dafür sechs Kategorien auf, um die jeweiligen Produkte zu erfassen. Gefragt wurden die Teilnehmer nach den Voraussetzungen – ob z. B. eine PV-Anlage gekauft werden muss, wenn man das Angebot haben möchte – oder nach den Bedingungen –ob der Kunde z. B. auf die EEG-Einspeisevergütung verzichten muss. Es wurde gefragt nach etwaigen monatlichen Grundgebühren, nach dem Arbeitspreis – wenn doch mehr Strom benötigt wird als das vereinbarte Paket hergibt – oder wieviel „Freistrom“ das Paket beinhaltet. Also wie viel Kilowattstunden (kWh) Strom „kostenlos“ pro Jahr im jeweiligen Paketpreis inbegriffen sind.

Bewertung in Warentest-ManierDie Studie geht von acht Bewertungskriterien aus und vergibt in jeder Kategorie in Stiftung-Warentest-Manier Urteile in einer 5-Punkte-Skala von „++“ = „Sehr gut“ bis „-- = „Schlecht“.Es wurden drei Standorte mit unterschiedlicher Globalstrahlung festgelegt, an denen die Angebote durchge­spielt wurden: München, Berlin und Hannover. Um eine vergleichbare Ausgangssituation zu erhalten, wurde für die jeweiligen Standorte ein Modellfall kreiert: Ein 4-Personen-Haushalt mit einem Jahresstrombedarf von 4500 kWh. Im nächsten Schritt wurde der Unabhängigkeitsrechner der Hochschule für Technik und Wissenschaft Berlin (HTW Berlin) genommen, um für die jeweiligen Standorte die Eigenverbrauchsquote in Abhängigkeit von Jahresstrombedarf, PV-Leis­tung der Anlage aus dem Paket und der nutzbaren Speicherkapazität zu ermitteln. Der Unabhängigkeitsrechner ermittelt in Abhängigkeit von der Globalstrahlung anhand der Konfiguration des Systems den maximalen Eigenstromertrag (Kombination aus Verbrauch und Speicherung).

Was sich erkennen lässtDie Autoren der Studie haben die eingeholten Zahlen der Teilnehmer anhand von Fallbeispielen verglichen. Herausgekommen sind in der Gesamtbetrachtung grundsätzliche Aussagen, zum Beispiel: „Für Stromtarife mit einem Speicher ergibt sich zwischen günstigstem und teuerstem Anbieter in der Beispielrechnung für einen 4-Personenhaushalt mit 4500 kWh Stromverbrauch ein Aufpreis von 512 Euro pro Jahr, was eine deutliche Mehrbelastung für den Kunden bedeutet.“Einige Cloud-Angebote sehen das Abtreten der EEG-Vergütung vor. Dazu heißt es in der Studie: „Speziell bei vielen Cloud-Lösungen wird die Einspeisevergütung des Kunden mit dem aus der Cloud bezogenen Strom verrechnet, was die tatsächlichen Kosten verdecken kann.“

ErgebnisDie Studie ist aufwendig und komplex. Sie wagt sich zum ersten Mal an das junge Thema Communities und Clouds heran und komprimiert das Ergebnis am Ende auf ein Notensystem. Danach gewinnt Sonnen (Note 1,5) vor Caterva (Note 2,3) und E3/DC (Note 2,8). Das Schlusslicht bilden Fenecon und EWE (beide mit der Note 4,3).Dittmar Koop, Fachjournalist

1) Die Testkandidaten waren: Caterva, Sonnen, Deutsche Energieversorgung (Senec), E.on, EWE, LEW, Emondo, EnBW, E3/DC, Fenecon, GridX, Polarstern, Viessmann, Buzzn, Enyway, Beegy.

 

Kommentar: „Leider zu undurchsichtig“„Ziel der Studie war es, den besten Tarif für Kunden mit einem Speicher zu finden“, so die Autoren der Studie. Es wird allerdings nicht transparent, wie diese Urteile zustande kommen und was die Bewertungskriterien im Einzelnen sind. Auch auf Nachfrage gibt es dazu von EuPD keine Auskunft, sondern es wird auf die Studie als selbsterklärend verwiesen. Warum zwei Kriterien, nämlich „Nutzen für das Energiesystem“ und „Sektorkopplung“ ins Feld geführt werden, scheint recht subjektiv. Nachgefragt bei EuPD gibt das Institut die Auskunft: „Den Aspekt der Netzdienlichkeit finden wir sehr wichtig, deshalb haben wir nicht nur den Nutzen für den Endkunden, sondern auch den Nutzen für die Energiewende untersucht.“ Das aber ist nicht objektiv. Beispielsweise hat die Cloud überhaupt kein Interesse daran, eine Netzdienlichkeit zu erzeugen, aber die Community. Deswegen ist Cloud aber nicht schlechter, sondern nur anders. Aber sie schneidet nach dem Bewertungskatalog schlechter ab.Aufgrund des Umstands, dass in der begleitenden Pressemitteilung nur Testsieger Sonnen zu Wort kam und das Unternehmen seine Lösung ausführlich beschreiben konnte, wirft das weitere Fragen auf. Eine Rückfrage bei Polarstern beispielsweise ergab, dass das Unternehmen gar nicht gefragt wurde. Das bestätigt EuPD dann auf Nachfrage selbst: „Nach den Studienergebnissen haben wir nur den Anbieter, der am besten abgeschnitten hat kontaktiert. Deshalb gibt es in der Pressemitteilung nur ein Statement von Sonnen.“ Nach EuPD-Angaben wurde die Studie aus Eigenmitteln finanziert. Sie soll sich über den Verkauf refinanzieren.

Ein Kommentar von Dittmar Koop

 

Was meint Cloud, was Community?Ein PV-Anlagenbesitzer kann selbst erzeugten Strom, den er weder benötigt noch in seinem Solarakku zwischenspeichern kann, entweder mit anderen Verbrauchern virtuell teilen (= Communities) oder seinen Strom in virtuellen Kapazitäten unterbringen, aus denen er ihn bei Bedarf wieder hervorholen kann (= Clouds). Beides geschieht nur theoretisch, also rein rechnerisch. Der Begriff dafür ist „bilanziell“.

 


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