DVQST-Fachpublikation nimmt Stellung zu Innenbeschichtungen in Trinkwasserinstallationen
Höpfingen. Betreiber alter Immobilien stehen zunehmend vor großen Herausforderungen, wenn es um die Sanierung von Trinkwasserinstallationen geht. Bewohner müssen ausquartiert werden oder sind in der Bauphase in ihrer Wohnqualität eingeschränkt, Rohrleitungsschächte sind baulich freizulegen – die Investitionskosten nicht zu unterschätzen.
Vor diesem Hintergrund scheint eine Innenbeschichtung von Rohrleitungen eine verlockende Alternative zu sein. Dass diese Methode jedoch mit gesundheitlichen Risiken für die Verbraucher verbunden sein kann, hat das Umweltbundesamt bereits mehrfach in seinen Publikationen verdeutlicht. Gesundheitsämter und Sachverständige werden immer häufiger mit Schadensfällen konfrontiert, bei denen Rohrinnensanierungen eine bedeutende Rolle spielen.
Der Deutsche Verein der qualifizierten Sachverständigen für Trinkwasserhygiene (DVQST) hat nun eine Fachpublikation erstellt, in welcher die die Sinnhaftigkeit und Zulässigkeit von innen beschichteten Rohrleitungen behandelt wird. Es werden Hintergründe über die Funktionstauglichkeit sowie gesundheitliche Risiken erläutert und potenziell erhöhte Folgekosten für Betreiber thematisiert. So könnten Inhaltsstoffe wie beispielsweise Bisphenol A und Epichlorhydrin, welche zur Herstellung von Epoxidharzen verwendet werden, zu schwerwiegenden gesundheitlichen Schädigungen wie Diabetes, Unfruchtbarkeit oder Krebs führen.
Besonders in Anlagen, welche bereits vor mehreren Jahren beschichtet wurden, stehen Betreiber laut DVQST oft vor der Problematik unbeherrschbaren Legionellenbefalls, Nutzerklagen über unangenehme Gerüche und verstärkter Korrosionserscheinungen in der Trinkwasserinstallation. Die Gründe hierfür seien vielfältig, entsprechend aufwändig gestalte sich mitunter die Ursachenforschung. Vor Ort festgestellt würde häufig eine inhomogene Beschichtung mit Blasenbildung, Haarrissen und verstopften Abgängen. Diese Bereiche böten krankheitserregenden Bakterien wie Legionellen ein hervorragend geschütztes Wachstumsumfeld.
Besonders wichtig zur Abwägung eines Für und Wider von Rohrinnenbeschichtung sei die Kenntnis der rechtlichen Grundlagen aus Infektionsschutzgesetz (IfsG), Trinkwasserverordnung (TrinkwV) und Verordnung über die allgemeinen Versorgungsbedingungen für die Wasserversorgung (AVBWasserV) in Verbindung mit den allgemein anerkannten Regeln der Technik. Die DVQST FP-05-2024 erläutert detailliert und allgemeinverständlich die physikalischen, chemischen und mikrobiologischen Prozesse und verdeutlicht die regelwerksbezogenen Zusammenhänge. Hierbei wird deutlich, weshalb die angewendeten Verfahren, die Eignung der verwendeten Materialien sowie die Überprüfung der einwandfreien Funktion in der Praxis nahezu nicht umsetzbar sind.
Letztendlich sei der Betreiber für die Gebrauchstauglichkeit der Trinkwasserinstallation und die Sicherstellung einer hygienisch einwandfreien Trinkwasserqualität im Gebäude verantwortlich, auch wenn Gewährleistungs- oder Garantiefristen längst abgelaufen seien.
Die Fachpublikation DVQST FP-05-2024 „Innenbeschichtung von Rohrleitungen in Trinkwasserinstallationen“ steht zum kostenfreien Download auf der Homepage des DVQST unter https://www.dvqst.de/downloads/fach-publikationen zur Verfügung.