Werbung

Duisport – ein Binnenhafen, der auch Seehafen ist Das Flüssiggaslager auf der Ölinsel

Der Binnenhafen in Duisburg war während der Hochzeit für Stahl und Kohle über ein Jahrhundert lang der zentrale Hafen- und Handelsplatz des Ruhrgebiets. Mitte der 1960er-Jahre setzte ein Strukturwandel ein, der tiefgreifende Veränderungen nach sich zog. Heute gilt Duisport als „zentraleuropäische Logistik-Drehscheibe“ – und ist der einzige Hafen Deutschlands, der auch von Seeschiffen angefahren werden kann. Das erweist sich als vorteilhaft für die Anlieferung von Flüssiggas aus dem ARA-Raum: Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen. Das Flüssiggaslager auf der Ölinsel zählt zu den bedeutendsten Lagerstätten für Propan/Butan innerhalb Deutschlands.

 

Der Duisburger Hafen unterteilt sich in eine Reihe von Logports, die sich sowohl rechts- als auch linksrheinisch (auf dem ehemaligen Kruppgelände in Rheinhausen) verteilen. Er gehört zweifelsohne zu den bedeutendsten Binnenhäfen Europas und hat sich mit knapp 250 hier ansässigen Firmen zu einem stabilen Wirtschaftsstandort entwickelt. Tausende Arbeitsplätze hängen direkt und indirekt mit dem Hafen zusammen. Das öffentliche Hafengelände umfasst ca. 1000 ha, 22 Hafenbecken, 180 ha Wasserfläche und 40 km Ufer, teils mit Gleisanschluss. Eine Besonderheit ist es, dass dieser Binnenhafen gleichzeitig ein Seehafen ist: Er kann ohne Weiteres auch von Küstenmotorschiffen angelaufen werden.

Die Anladestation für Flüssiggas mit Schiffsverladearm für Flüssig- und Gasphasenanschluss ist mit einer automatischen Nottrennstelle ver­sehen.

Öl statt Kohle
Das Wirtschaftswunder der 1950er-Jahre ging auch am Duisburger Hafen nicht spurlos vorbei. Der Güterumschlag stieg beträchtlich. Zwar blieb Eisenerz das Umschlaggut Nummer eins, doch auch Kies und Sand, Schrott und Getreide zählten zum Güterumschlag. Öl wurde als Rohstoff immer wichtiger und begann, Kohle als Hauptenergieträger zu verdrängen; doch Öl muss anders gelagert und umgeschlagen werden. Der Hafen reagierte auf diesen Wandel: Am Hafenbecken A, in unmittelbarer Nähe der Kohleinsel, entstand die heute 1,8 km lange, und an ihrer weitesten Stelle 350 m breite Ölinsel. Das weitläufige Gelände im Eigentum der „Duisport“ (Duisburger Hafen AG) wurde Anfang der 1950er-Jahre der VTG Hamburg verpachtet. Die für den Ölumschlag erforderliche Infrastruktur wurde nach und nach von der VTG und deren Rechtnachfolgern errichtetet. Seit dem 17. November 2005 zeichnet die TanQuid GmbH & Co. KG, Duisburg, als Betriebsführer verantwortlich; auch für das Flüssiggaslager, das die WFL Westdeutsche Flüssiggas Lager GmbH mit Sitz in Krefeld ab 1977 errich­tete und bis heute betreibt.
Insgesamt sind über 200 logistikorientierte Firmen im Duisburger Hafen vertreten, der als wichtiger Hinterland-Hub für die großen Seehäfen Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen gilt.

Die erdgedeckten Behälter – sie fassen jeweils 2000 m3 – wurden 1977 vor Ort in einem Sandbett verschweißt, weil ein Transport in dieser Dimension nicht möglich war.

Trimodale Logistik: Schiff, Schiene, Straße
Die Krise in der Montan- und Stahlindustrie war der Beginn eines zweiten Strukturwandels in den 1980er-Jahren. Um die Zukunftsfähigkeit des Hafens zu gewährleisten, unterstützte die Stadt Duisburg die Bemühungen der Betreiber um einen Freihafen. Seit 1991 ist der Duisburger Hafen zoll- und abgabenfreies Terrain; er ist der erste Freihafen im deutschen Binnenland. Entsprechend wandelte sich das Hafenkonzept immer mehr zu einem wichtigen Logistikstandort, der nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern – wegen seiner zentralen Lage in Europa – auch international von Bedeutung ist. Seine Trimodalität wurde stärker ausgearbeitet. Trimodalität bedeutet, dass ein Wirtschaftsstandort auf drei Wegen erreicht werden kann: Im Fall von Duisburg ist das per Wasser, per Straße und per Schiene.

Gesamtansicht TKW und Nahansicht TKW-Abfüllung.

Die Ölinsel
Auch das Tanklager auf der Ölinsel ist mittels Schiff, Schiene und Straße erschlossen. Außerdem gibt es eine Flüssiggaspipeline bis zum Industriepark Marl sowie eine Chemiepipeline zu OXEA, Werk Ruhrchemie, Oberhausen. Die 118 Tanks von 50 bis 9300 m³ bieten eine Gesamtkapazität von 226 000 m³. Hier werden Mineralölprodukte inklusive schweres Heizöl, Chemieprodukte, petrochemische und biogene Produkte bevorratet. Dazu addieren sich 12 000 m3 für die Lagerung der Flüssiggase Propan und Butan sowie 8000  m3 für Propylen. Die zylindrischen Tanks mit einer Länge von 70,7 m und einem Durchmesser von 6,10 m liegen ebenerdig, sind aus thermischen Gründen jedoch mit einer 1 m dicken Erdschicht bedeckt, die durch die Grasnarbe der Begrünung gehalten wird.
Anlieferung
Der größte Teil des hier gelagerten Flüssiggases wird mit Tankschiffen angeliefert. Über einen Schiffsverladearm mit Flüssig- und Gasphasenanschluss wird die Ladung mittels bordeigener Pumpen gelöscht; je nach Temperatur und Druckverhältnissen bis zu 240 m3/h. Die Entladung eines Schiffes mit 2400 m3 dauert, einschließlich an- und abdocken, um die 12 Stunden; rund 130 Tankschiffe mit einem Gesamtvolumen von 215 000 m3 Propan/Butan wurden im letzten Jahr abgefertigt. Der Warenausgang dagegen erfolgt mittels Kessel- und Tankwagen. Großzügig konzipierte Beladestationen mit leistungsstarken Pumpen und Kompressoren sichern eine zügige Abwicklung.

Ein ausgeklügeltes Mess- und Regelsystem, das von der Messwarte aus gesteuert wird, regelt Be- und Entladung.

TKW-Beladestation
Bis zu drei Straßentankwagen können hier gleichzeitig andocken. Dabei spielt ihre Größe – sie kann zwischen 4,5 und 40  m3 variieren – keine Rolle. Vier leistungsstarke Pumpen und Kompressoren gewährleisten eine schnelle Abfertigung: Die Beladung eines 40 m3-Straßentankwagens dauert kaum länger als 30 Minuten. Sie beginnt (und endet) mit dem Verwiegen des Fahrzeugs auf geeichten TKW-Waagen. Die Freischaltung der Beladepumpen erfolgt von der Messwarte der TanQuid aus, sobald alle sicherheitsrelevanten Kriterien erfüllt sind. Der Gefahrgutfahrer selbst hat hierbei lediglich eine überwachende Funktion – dass er diese auch wahrnimmt, muss er alle 90 Sekunden durch Quittieren eines akustischen Signals bestätigen. Autogas wird im mit dem Kunden vereinbarten Mischungsverhältnis Propan/Butan über eine fest installierte Messstrecke gravimetrisch verladen.

Einen großen Anteil am Flüssiggas-Vertrieb hat die Transgas; das Unternehmen beliefert deutschlandweit Privathaushalte, Gewerbe und Industrie sowie Autogas-Tankstellen.

EKW-Beladestation

Die EKW werden dem Beladebereich mit der betriebseigenen Lock in Vierergruppen zugestellt und innerhalb des Beladebereichs mit einer Waggonverzugsanlage verschoben. Für die Kesselwagenbeladung stehen zwei Pumpen mit einen Volumen von 240 m3 zur Verfügung, von denen jedoch immer nur eine im Einsatz ist. Das redundante System sichert die störungsfreie Abwicklung. Die Beladung selbst erfolgt auf einer geeichten, selbstüberwachenden Kesselwagenwaage.

Das beeindruckende Rohrleitungsnetz hat eine Länge von 2300 m.


Flüssiggaslager Duisburg

Die fünf Gesellschafter der WFL – die Firmen Primagas GmbH, Krefeld; Progas GmbH & Co. KG, Dortmund; Westfa GmbH, Hagen; Knauber Gas GmbH & Co. KG, Bonn und die Westfalen AG, Münster  – teilen sich den Umschlagplatz im Zentrum des Hafens. Das seit 1977/78 bestehende Flüssiggaslager auf der Ölinsel ist eines der modernsten in Deutschland. Für den operativen Betrieb zeichnet seit dem 17. November 2005 die Tanquid GmbH & Co. KG verantwortlich. Mit 19 Tanklagern (18 in den alten Bundesländern und ein weiteres in Polen) und 3,3 Mio. m³ Kapazität ist das Unternehmen Marktführer in Lagerung und Umschlag von Mineralöl und Chemikalien und damit der größte unabhängige Anbieter von Tanklager-Dienstleistungen in Deutschland.

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: