Drittes Bioenergiedorf am Bodensee
Das regionale Bürgerunternehmen solarcomplex plant für 2009 in Schlatt (Landkreis Konstanz) bereits das dritte Bioenergiedorf in der Bodenseeregion.
Die öffentliche Bewerbung des Projekts hat begonnen, bis Ende Oktober können die Bürger nun Wärmelieferungsverträge zum kostenlosen Anschluss ans Nahwärmenetz abschließen. Anfang 2009 beginnen die Bauarbeiten, ab September 2009 soll Wärme an rund 100 kommunale, kirchliche und private Gebäude geliefert werden.
Der Wärmelieferungsvertrag mit dem Betreiber einer Biogasanlage ist unterschrieben, diese Abwärme wird übers Jahr rund die Hälfte der gesamten notwendigen Energie des Ortes für Heizung und Warmwasser zur Verfügung stellen. Zusätzlich wird im Winterhalbjahr das Netz mit Wärme aus einer Holzhackschnitzel-Heizzentrale gespeist, insgesamt werden rund 300 000 l Heizöl jährlich ersetzt. Dies bedeutet eine Kaufkraftbindung von knapp 300 000 Euro sowie eine CO2-Einsparung von rund 1000 t jährlich. Das Projekt hat ein Investitionsvolumen von knapp 2 Mio. Euro, das zu rund drei Viertel über Bankdarlehen und zu rund einem Viertel über Aktienkapital der solarcomplex AG finanziert wird.
Durch Zeichnung von Aktien können die Bürger von Schlatt Miteigentümer ihres zukünftigen Energiesystems werden. Neben den ökologischen Vorteilen hat das Projekt so auch einen doppelten regionalwirtschaftlichen Nutzen. Zum einen sind die Energiekosten spürbar niedriger als Öl, zum zweiten fließen die Energiekosten nicht mehr für fossile Energien ab, sondern bleiben als Kaufkraft in der Region. Der angebotene Wärmepreis von 7,9 Cent je kWh bedeutet gegenüber einem aktuellen Ölpreis von etwa 11 Cent je kWh (jeweils Nutzenergie, netto) eine Ersparnis von rund 30%.
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Für die Zukunft hat solarcomplex die Realisierung mindestens eines derartigen Projekts pro Jahr geplant. Die Bodenseeregion nimmt hinsichtlich der Realisierung von Bioenergiedörfern damit eine Führungsposition in Deutschland ein und zeigt den Weg zur Unabhängigkeit von Öl und Gas auf.
Über solarcomplex: Das regionale Bürgerunternehmen hat sich den Umbau der Energieversorgung am Bodensee weitgehend auf EE bis 2030 zum Ziel gesetzt. Solarcomplex sieht sich auf dem Weg zum ersten Regionalversorger für EE. Seit der Gründung im Jahr 2000 hat sich sowohl die Zahl der Gesellschafter auf jetzt über 500 mehr als verzwanzigfacht als auch die Höhe des Stammkapitals auf 2,56 Mio. € etwa verhundertfacht. Neben Bürgern aus unterschiedlichen Berufen sind auch zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen beteiligt. An den Tochtergesellschaften sind weitere rund 300 Gesellschafter beteiligt, gezeichnetes Kapital gesamt rund 7 Mio. Euro. Solarcomplex beschränkt sich mit seinen Aktivitäten ausdrücklich auf den Bodenseeraum und will so regionale Beschäftigungs- und Wertschöpfungskreisläufe stärken. Realisiert wurden bisher über 7 MW Solarkraftwerke als Dachanlagen und Freiland-Solarparks, ein Wasserkraftwerk, zwei bürgerfinanzierte Biogasanlagen, die ersten Bioenergiedörfer Baden-Württembergs in Mauenheim und Lippertsreute sowie etliche Holzenergieanlagen im Leistungsbereich von 40 kW bis 1 MW. Investiert wurden bisher gut 37 Mio. €. Seit 2007 firmiert Solarcomplex als nicht börsennotierte AG und bietet Bürgern und Firmen die Kapitalbeteiligung über neu ausgegebene Aktien an.
