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Digitale Ideen verändern die Heizung

Das Viessmann-Forum „Digitalisierung der Heizungsbranche“ machte deutlich, worauf sich die Branche einstellen muss

Die Digitalisierung der Heizungsbranche ist ein wichtiges Thema: Mehr als 200 Gäste aus ganz Deutschland kamen nach Allendorf/Eder, um sich über diesen Trend zu informieren.

Prof. Dr. Martin Viessmann führt in das Forum ein. Aufgrund der zunehmenden Digitalisierung der Gesellschaft hält er es für unabdingbar, Endkunden hinsichtlich einer Heizung online zu informieren und online zu beraten.

 

Die heutigen Geschäftsabläufe sind mit denen von vor fünf oder zehn Jahren nicht mehr zu vergleichen. Das liegt an den Prozessen, die vermehrt digital über PC, Smartphone und Tablet ablaufen. Inzwischen hat die Digitalisierung die Heizungsbranche erreicht. Das birgt neue Potenziale für alle Akteure innerhalb der Wertschöpfungskette und beim späteren Anlagenservice durch den Handwerksbetrieb, ruft aber auch branchenfremde Konkurrenten auf den Plan.


Verschiebungen erkennbar
Vor diesem Hintergrund veranstaltete der Hersteller von Heizsystemen, Viessmann, Mitte Juni dieses Jahres das Forum „Digitalisierung der Heizungsbranche“. Mehr als 200 Gäste aus ganz Deutschland kamen nach Allendorf. Wie aktuell das Thema ist, zeigt sich an der Geschwindigkeit der Anmeldungen. Laut Prof. Dr. Martin Viessmann „ist noch kein anderes der seit 2008 durchgeführten Foren so schnell ausgebucht gewesen“.
Für den Firmeninhaber verschieben sich mit der Digitalisierung die bisherigen Marktstrukturen: „Neue Geschäftsmodelle entstehen jenseits unserer Branche.“ Mit seiner Aussage zielte er insbesondere auf Startup-Unternehmen, die mit den Gewerken SHK bisher nicht oder kaum in Berührung kamen. Wegen ihrer innovativen Ideen, extrem schnellen Entwicklungs- und Entscheidungszyklen und eines starken wirtschaftlichen Wachstums würden sie die etablierten Geschäftsmodelle angreifen. Als Beispiele fielen u. a. mytaxi, tado oder Thermondo. Oft haben Startups viel Geld für einen begrenzten Zeitraum, in dem sie wirtschaftliche Erfolge aufweisen müssen. Ansonsten verschwinden sie wieder oder variieren ihr Geschäftsmodell. Nach Einschätzung von Prof. Dr. Martin Viessmann wird sich diese Gesamtentwicklung nicht aufhalten lassen. Er richtete den Appell an die Gäste, die Veränderungen in der Heizungsbranche nicht als Herausforderung zu verstehen, „sondern vielmehr als Chance“.
Sieben externe und firmeninterne Referenten gaben einen Einblick in die allgemeine Welt der Digitalisierung, die inzwischen auch die Heizungsbranche erreicht hat. Mehr und mehr lassen sich Heizungsanlagen per Smartphone überwachen, aktuelle Werte auslesen und Parameter einstellen. Sobald der Regler eine Fehlermeldung registriert, kann die Nachricht beim Handwerksbetrieb eingehen. Er erfährt von der Heizungsstörung, noch bevor der Kunde die Auswirkungen spürt, etwa durch ein allmähliches Sinken der Raumtemperatur oder indem er nur noch kaltes statt warmes Wasser zapfen kann. Die Fehlermeldung, die der Handwerker bekommt, gibt mitunter weitere Hinweise auf die Ursache und nennt Vorschläge für die Beseitigung der Störung. Beispiel: Ist z. B. ein Fühler ausgefallen, kann ein Techniker gleich beim ersten Kundendiensteinsatz Ersatz mitbringen.

Daten sammeln und auswerten
Eine vernetzte Heizungsanlage sammelt im Idealfall möglichst viele Daten und Einstellparameter. Das können z. B. sein:

  • Vorlauf-, Rücklauf-, Speicher-, Außentemperatur,
  • sämtliche Reglereinstellungen wie Heizkurve, Heizzeiten, Soll- und Ist-Raumtemperaturen,
  • Pumpenlaufzeiten,
  • Laufzeiten und Temperaturen der Solaranlage mit Erträgen
  • u. a. m.


Alle Daten werden lückenlos und mit der jeweiligen Uhrzeit festgehalten und gespeichert. Diese Anlagendaten befinden sich in einer Cloud, also auf einem oder mehreren Servern außerhalb des jeweiligen Gebäudes. Dort laufen die Messwerte von vielen weiteren Anlagen auf, sodass ein immenser Datenpool entsteht, auf den eine Software zugreifen kann. Sie analysiert z. B. die Daten eines bestimmten Gebäudes und vergleicht sie mit denen von ähnlichen oder gleichartigen Anlagen. Oder die Software zieht für einen Vergleich die Werte aus Modellberechnungen heran. Das kann so weit gehen, dass die Software anhand aktueller Mess- und Anlagendaten sogar Ausfälle prognostizieren kann.
Daraus kann für den Kunden und Handwerkspartner eine leicht verständliche Visualisierung über den Anlagenstatus entstehen und auf einer App beim Kunden oder auf dem Bildschirm des Handwerksbetriebes abgebildet werden. Möglich ist z. B. ein Ampelsymbol: grün (alles in Ordnung), gelb (die Anlage arbeitet nicht im Normbereich), rot (es liegt eine Störung vor).
Mit dem Trend zur Digitalisierung muss der Datenschutz berücksichtigt werden. In Deutschland ist er ein sehr hohes Gut, der auf einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Jahr 1983 fußt. Danach hat jeder Mensch ein „Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung“: Nur er entscheidet, wem er wann welche seiner persönlichen Daten zugänglich macht. Zu diesen persönlichen Daten gehören auch die der Heizungsanlage. Bevor die Anlagenparameter und Messwerte in einer Cloud gespeichert werden dürfen, muss der Betreiber dem schriftlich zustimmen. Denn je nach Konstellation greifen der Kesselhersteller, der Fachbetrieb und evtl. weitere Personen darauf zu. Der Betreiber einer solchen Cloud trägt die Verantwortung der Datensicherheit. Das bedeutet, dass er die gespeicherten Daten vor dem Zugriff Unbefugter (Hacker) aufzubewahren hat.

Entwicklung von Datenstandards notwendig
Die Digitalisierung der Heizungsbranche, so sahen das die Referenten auf dem Viessmann-Forum, erhöht die technische Sicherheit einer Anlage. Denn sie unter­liegt einer ständigen Überwachung. Damit rückt der Wärmeerzeuger deutlich stärker in das Bewusstsein des Endkunden und wird positiv besetzt. Schließlich kann er über eine App seine ganz persönliche Wohlfühltemperatur – wenn er mag – von unterwegs aus einstellen oder anpassen. Die Bedienung erfolgt auf die Art und Weise heute üblicher Apps: intuitiv und selbsterklärend auf einem Farbdisplay.
Tenor der Veranstaltung war, dass die Heizungsbranche die Digitalisierung aktiv mitgestaltet und sie nicht „den Apples und Googles etc.“ überlassen darf. Ein Weg kann über den EEBus führen. Ziel der europäischen Initiative ist es, dass alle eingebundenen Systeme in einem Gebäude ihre Daten in einem gemeinsamen Datenstandard zur Verfügung stellen. Um nur einige Systeme zu nennen: Heizungsanlage, Schließanlage, Waschmaschine, Licht, Sanitärarmaturen, Jalousien. Liegen alle Daten in einem einheitlichen Standard vor, kann jedes System die anderen „verstehen“ und verarbeiten. Momentan zählt die EEBus-Initiative 60 Mitgliedsunternehmen, davon viele aus der Heizungsbranche.

www.viessmann.de

 


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