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Die solaren Schattenbrüder

Die Bekanntheit der Solarthermie ist bei den Privatkunden zu gering, das hat Konsequenzen für die Marktentwicklung

Ungewohnter Anblick: Dominanz Solarthermie. Die Solarthermie-Branche krankt in der Konkurrenz zur Photovoltaik ums Dach. Die Endkunden verwechseln Solarthermie mit Photovoltaik oder setzen beides gleich. Bild: BSW-Solar

Verfechter von Solarthermie, immer Optimist und doch manchmal auch Verzweifelter: Helmut Jäger, Geschäftsführer von Solvis Solar. Bild: BSW-Solar

Ist das Problem des Rückgangs am Markt der Solarthermie der Mangel an Qualität der Montage in Folge von Knappheit der Montage-Ressourcen? Wahrscheinlich liegt es daran, dass es noch zu wenig Handwerker gibt, die sich definitiv für ein Thema entscheiden und darin Spezialisten werden. Aber genau darin liegt eine Chance. Bild: BSW-Solar/Viessmann

Was zur Entwicklung des Solarthermie-Markts beiträgt, ist die Beratung und die Information. Eine EuPD-Analyse brachte eigentlich Erschreckendes für die Handwerksbranche hervor: Dass nur 20 % der Endverbraucher über die seit Jahren vorhandenen Förderprogramme für Solarthermie informiert sind. Viele können noch nicht einmal zwischen Photovoltaik und Solarthermie unterscheiden. Bild: BSW-Solar.

 

Für Helmut Jäger, Geschäftsführer des Solaranlagen- und Heizungsbauers Solvis aus Braunschweig ist es bald nur noch zum Haare raufen. „Die Modernisierungsrate auf dem Heizungsmarkt ist viel zu niedrig. 10 Mio. Kessel in Deutschland sind über 19 Jahre.“ Im Moment wächst der Berg alter Kessel um eine halbe Million Anlagen pro Jahr. Aber Jäger macht nicht den Gebäudebesitzern einen Vorwurf, dass die nicht bereit wären, Geld in die Hand zu nehmen. „Die Verunsicherung ist extrem groß“, sagt er, „daraus resultiert, dass die Leute derzeit eher in die Badmodernisierung inves­tieren statt in eine neue Heizung.“
Nun kommt noch eine neue Verunsicherung hinzu. Sie betrifft im Speziellen die Solarthermie. Hier rächt sich das immer noch geringe Wissen über dieses Heizsys­tem bei den Endverbrauchern: Solarthermie und Photovoltaik werden vielfach in einen Topf geworfen. Und in diesem Zusammenhang zeigt die Negativdebatte der vergangenen Jahre über die Kosten der Ener­giewende – Stichwort Umlagekosten bei PV-Anlagen – Wirkung.

Starkes Minus bei den solaren Kombianlagen
Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) veröffentlichte jüngst gemeinsam mit dem Heizungsindustrieverband BDH aktuelle Zahlen zur Marktentwicklung der Solarthermie. 2013 wurden demnach 136 000 thermische Solaranlagen verkauft. 2012 waren es noch 145 000. Der Neubau legte dabei leicht zu, um 4 %. Was deutlich schrumpfte, war das Marktfeld der Kombisolaranlagen im Altbau. Hier gab es ein Minus von 30 % auf 30000 verkaufte Anlagen. Die reinen Warmwasserbereitungsanlagen im Altbau blieben mit rund 56500 installierten Anlagen dagegen stabil. Verbraucher scheinen also durchaus bereit zu sein, in Solarthermie für die Brauchwassererwärmung zu investieren. Wenn es aber darum ging, mehr Solarfläche aufs Dach zu bringen, um damit die Heizung zu unterstützen, dann sinkt diese Bereitschaft.

Schlecht kommuniziert
Das verwundert auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick dann nicht. Auf den ersten Blick gibt es ja eine staatliche Förderung über das Marktanreizprogramm „Heizen mit Erneuerbaren Energien“, das vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) seit Jahren verwaltet wird. 2012 wurden die Fördersätze für Bio­masse, Solarthermie und Wärmepumpen für Altbau sogar noch erhöht. Es lässt sich teilweise mit weiteren Förderprogrammen der Länder kumulieren. Auf den zweiten Blick ist die Situation dann nicht überraschend. „Eine Umfrage von EuPD-Research von 2012 zeigt riesige Wissenslücken bei den Förderprogrammen auf“, sagt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar. Nur 20 % der Hausbesitzer wüssten um das Bafa-Programm für Solarthermie.
Auf den ersten Blick dürfte kostenlose Energie von der Sonne zu Wärmezwecken für Hausbesitzer reizvoll sein. Auf den zweiten Blick wird aber faktisch zwischen Strom und Wärme aus der Sonne von vielen Kunden am Markt immer noch nicht unterschieden. Das ist nicht den Kunden anzukreiden, sondern denen, die Solarthermie kommunizieren. Also den Medien, der Industrie, Handel und Handwerk. Und so unterliegt der Wärmemarkt weiterhin beim Thema Energiewende. Bislang wurde der Wärmemarkt wenig wahrgenommen in der Energiewende, weil die Politik und die Öffentlichkeit in der Hauptsache auf Strom gepolt sind über die alles überdeckende Dominanz des Erneuerbare-Ener­gien-Gesetzes (EEG). Nun stellt die Kostendebatte um PV-Strom den Erneuerbare-Ener­gien-Wärmemarkt ein weiteres Mal in den Schatten. „Die Negativ-Debatte um das EEG überdeckt die Solarthermie komplett“, berichtet Jäger.

Klarer kommunizieren
„Wir müssen als Anbieter noch klarer kommunizieren, was Solarthermie ist. Wir müssen den Unterschied zu PV den Kunden mehr verdeutlichen“, sagt Peter Eijbergen, Geschäftsführer von Sonnenkraft Deutschland. „Die Bekanntheit der Solarthermie ist bei den Privatkunden zu gering, gleiches gilt für die Förderprogramme“, moniert Fabian Schröder, Sprecher bei Wagner-Solar. „Das Wärmesegment ist noch völlig unterrepräsentiert in der öffentlichen Wahrnehmung.“ Schröder hält außerdem die Förderprogramme für nicht attraktiv genug für die Betreiber. „Insbesondere fehlen Anreize im Mehrfamilienhaus-Segment. Dazu müssen neue Förderprogramme aufgelegt oder beispielsweise Steuermodelle geschaffen werden, um die Solarthermie auch für den Eigentümer interessant zu machen.“ „Die negative Entwicklung in der PV hat für die Thermie viel kaputt gemacht“, meint Eijbergen.
Zudem hat die Branche auch handwerklich Baustellen. „Billiganbieter haben mit schlechter Qualität den Markt kaputt gemacht!“, sagt Eijbergen. „Ich kenne Beispiele – nicht nur in Deutschland – wo ganze Anlagen neu mit Sonnenkraft aufgebaut worden sind oder werden, weil Billiganbieter einfach schlechte Leistungen und Auslegungen gemacht haben. Das hat natürlich eine schlechte Auswirkung!“ Eijbergen resümiert: „Es gibt zu wenig richtige Installateure. Wir erfahren leider, dass auch Aufträge, die wir selbst an die Installateure abgeben, nicht richtig verarbeitet werden.“

Fazit
Aussagen wie diese, dürfen nicht verallgemeinert werden. Es gibt neue Beispiele von Installateuren am Markt, die ihre Fahne nicht in den Wind hängen und die nicht je nach Trend bauen, was gerade angesagt ist, sondern die sich spezialisieren und darin sowohl kommunikativ als auch handwerklich überzeugend sind und damit ihr Geschäft überaus erfolgreich betreiben. Aber es gibt von ihnen offenbar immer noch zu wenige. Ein Beispiel ist das Unternehmen Peter Solartechnik GmbH in Bad Salzuflen (www.peter-solartechnik.de). Das Unternehmen hat sich bereits 1989 als Fachbetrieb für regenerative
Energien aufgestellt. „Mit weit über 1000 m² Ganzjahreskollektoren sind wir die Spezialisten für solares Heizen und mit bereits über 100 modernen Holzpelletheizungen konzentrieren wir Kompetenz und Erfahrung wie kein zweiter in der Region“, resümieren sie 2014.

Autor: Dittmar Koop, Journalist für Erneuerbare Energie

 


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