Werbung

Die Phoenix aus der Asche

Simone Kriener hatte es nicht leicht in der Männerdomäne, als sie vor 14 Jahren den Betrieb ihres Vaters übernahm

Simone Kriener leitet seit 2000 erfolgreich den elterlichen SHK-Betrieb im Nordrhein-Westfälischen Beckum. Als stellvertretende Obermeisterin der Innung macht Kriener sich dafür stark, dass das SHK-Handwerk ausreichend qualifizierte Nachwuchskräfte bekommt.

In dem Musterbad in der Ausstellungshalle in Neubeckum zeigt Simone Kriener, dass man auch in kleinen Bädern sehr schöne Lösungen verwirklichen kann. Die frei stehende Badewanne ist ein besonderer Blickpunkt.

In den Räumen in der Kalkstraße in Beckum befinden sich Büro, Badboutique, Werkstatt und Lager. Hier kann man sich auch über sämtliche Planungen für den Neubau und die Umgestaltung der Haustechnik informieren. Badsanierung und Regenerative Energien gehören beispielsweise dazu. Bild: Kriener

Simone Kriener liebt ihren Beruf mit Leib und Seele. Die diplomierte Bauingenieurin bietet privaten und industriellen Kunden ein breites SHK-Spektrum an.

Die Heinrich Kriener GmbH & Co. KG kooperiert eng mit dem Dachdecker- und Gussasphaltbetrieb der Familie ihres Mannes Robert Schröder. Gemeinsam sprechen sie Kunden an und betreiben eine Ausstellungshalle in Neubeckum (v.l.) Thorsten Schröder, Simone Kriener, Robert Schröder und Schwiegermutter Christel Schröder.

 

 

"Totgesagte leben länger." Im Falle von Simone Kriener trifft dieses Sprichwort jedenfalls vollkommen zu. Als die diplomierte Bauingenieurin die Heinrich Kriener GmbH & Co. KG in Beckum im Jahr 2000 übernimmt, glauben viele, das Ende des Betriebs sei nahe. Die anfänglichen Schwierigkeiten meistert sie jedoch mit Bravour. Kriener ist seit langem äußerst erfolgreich im Geschäft. Den Schritt vom Hörsaal, zur Meisterschule und in den elterlichen Betrieb hat sie nicht bereut. Ganz im Gegenteil. Auch wenn sie eine Exotin in der Männerdomäne des SHK-Handwerks bleibt.

Auf die Frage, wie sie sich in einer Männerwelt fühle, lacht Simone Kriener-Schröder und sagt: "Ich fühle mich nicht als jemand Besonderes, das ist mein Zuhause von Kindesbeinen an. Auch die meisten meiner Mitarbeiter kennen mich schon seit Kindertagen." Tatsächlich war sie jedoch von ihren Eltern gar nicht auserwählt, den Familienbetrieb zu übernehmen, sondern ihre ältere Schwester. Die heute 43-Jährige ist die mittlere von drei Töchtern von Heinrich Kriener, der ebenfalls von seinem Vater den Betrieb geerbt hat. Simone Kriener schlägt daher zunächst eine andere Laufbahn ein, lernt technische Bauzeichnerin und absolviert anschließend ein Bauingenieurstudium an der Fachhochschule Gießen.
Kurz vor Ende ihres Diploms führt die Liebe die ältere Schwester in einen anderen Handwerksbetrieb. Durch eine Erkrankung des Vaters muss schnell Ersatz her und die mittlere Tochter fackelt nicht lange. Sie schließt das Studium ab und erhält dann eine Sondergenehmigung für den Besuch der Meisterschule. Damals gilt noch die Regelung, dass zunächst ein Gesellenbrief zu erlangen ist und dass anschließend drei Jahre im Beruf gearbeitet werden muss. "Aber bei uns war ja Gefahr im Verzug", sagt sie, die als Kammerbeste des Jahrgangs zwei Meisterbriefe in den Händen hält.

"Schwierig ist kein Ausdruck"

Doch so schnell die Weichen zum Start gestellt sind, so einfach geht es anfänglich in der Praxis ganz und gar nicht. Plötzlich stehen 25 Mitarbeiter vor ihr, die sie fragend anschauen. "Außer von der Theorie, hatte ich keine Erfahrung", sagt Kriener. Aber die zähe Unternehmerin sucht Rat und Unterstützung. Der Vater gibt Tipps vom Krankenbett aus. Einen befreundeten SHK-Betrieb in konkurrenzloser Entfernung ruft Simone Kriener regelmäßig an. "Man ist so unsicher und denkt ständig, alle wissen, wie es geht, nur man selbst nicht", erinnert sich die engagierte Chefin.
Zur Seite stehen ihr auch die Mutter sowie die Schwiegereltern, die eine Dachdeckerfirma in Neubeckum führen. Zwar ein anderes Handwerk, aber die kaufmännischen Fragen und Probleme sind doch die gleichen. Beispielsweise was tun, wenn ein Kunde nicht zahlt oder wie verkaufen, wenn die Rechnung höher ausfällt als das Angebot. Auch ihre Mitarbeiter hätten ihr geholfen. Das habe schon während der Meisterprüfung mit den Praxisarbeiten angefangen. Aber dennoch, "schwierig ist gar kein Ausdruck", kommentiert sie die Anfangszeiten.

Krisen und Rückschläge

Abgesehen von der praktischen Erfahrung auf allen Ebenen, gibt es weitere Hindernisse zu überwinden. Zum Zeitpunkt ihres Einstiegs im Jahr 2000 herrscht eine allgemeine Krise. Viele SHK-Betriebe kämpfen ums Überleben. Kein guter Anfang. "Als Neuling fragt man sich ständig, hast du das nun zu verantworten, dass so wenig Arbeit da ist", sagt die Chefin. "Man hampelt und strampelt, man versucht alles möglich zu machen, trotzdem geht es ständig abwärts." Sie erinnert sich an eine öffentliche Ausschreibung, bei der sie knapp die günstigste war. Jedoch wurde sie abgelehnt, aufgrund eines Formfehlers.
Als der Vater stirbt, denken ortsansässige SHK-Handwerker, nun sei es vorbei mit Kriener und sie könnten den krisengeschüttelten Markt unter sich aufteilen. Zu Anfang springen tatsächlich einige Kunden ab, die ihr als Frau und Neuling in der Branche die Sache nicht zutrauen. "Das waren keine angenehmen Gespräche. Immer wieder erhält man diese Phrasen ,Schicken Sie mal ein Angebot‘ und dann hört man nie wieder etwas. Es hat viel Überwindung gekostet, mich immer wieder neu diesen Situationen zu stellen", sagt Kriener. Im Laufe der Zeit wird sie aber selbstsicherer und kann Erfolge verzeichnen. "Aber als Frau muss ich dreimal so gut sein, um die gleiche Anerkennung zu erhalten."

Die kleinen Anekdoten in einer Männerwelt

Über so manche Begebenheit kann sie auch schmunzeln. Zum Beispiel über einen Kunden, der damals schon deutlich in den 70ern ist. Er legt ihr etwas auf den Tisch und bittet um ein Ersatzteil dazu. Simone Kriener benötigte aber einige zusätzliche Produktinformationen. Daraufhin fragt der Kunde fahrig: "Ja ist denn kein Mann hier?" Kriener reagiert großzügig und holt einen Mitarbeiter, der Kunde ist zufrieden. Die Handwerksmeisterin lacht. "Heute kommt er immer noch und heute braucht er keinen Mann mehr." Diese und andere Anekdoten gebe es zuhauf und machten das Leben lebenswert, so die optimistische Macherin.
Doch nicht nur das. Simone Kriener gibt der Firma im doppelten Sinn ein neues Gesicht. Während der Krankheit ihres Vaters sei es zu einem Sanierungsstau gekommen, wie sie sagt. Dringliche Änderungen packt sie an. Änderungen, die bei den Mitarbeitern anfänglich nicht so gut ankommen, denn sie lösen zunächst Ängste und Ablehnung aus. Flexible Arbeitszeiten und Stundenkonten zum Beispiel. Außerdem führt die Jungunternehmerin die zwei Standorte zusammen und reduziert die große Badausstellung in Beckum zu einer kleinen Badboutique. Hier bietet sie heute hauptsächlich Accessoires und Zubehör fürs Bad sowie Saunaartikel an.

Nicht jedem Trend folgen

Strategisch setzt Kriener auf industrielle und private Kunden. Beides mache sie gerne. In der Industrie sei ihr Studium hilfreich. Man spreche mit seinesgleichen, Ingenieuren wie sie selbst. Und mit den Meisterbriefen wisse sie die Theorie in die Praxis umzusetzen. So sei sie unschlagbar. "Wenn mir heute jemand dumm kommt, dann kann ich auch mal zurückfeuern und sagen, dann zeigt mir doch mal eure Ausbildung. Ich denke, da schlage ich die meisten um Längen."
Im privaten Kundenbereich setzt die zweifache Mutter auf komplette Badsanierungen und regenerative Heizungstechniken. Dazu hat sie auch strategische Allianzen mit komplementären Handwerkern gebildet. "Ich arbeite mit einem festen Pool. Das hat sich bewährt, man kennt sich und ich kann mich auf meine Leute verlassen", sagt sie. Der Vorteil für den Kunden: Er hat nur einen Ansprechpartner, nämlich sie.
Pläne für die Zukunft hat sie keine konkreten. In erste Linie gehe es ihr darum, dass es dem Betrieb und damit ihren Mitarbeitern gut gehe. Ziele formatierten sich mit dem Zeitgeschehen. Die Herausforderung heute sei, mit der Schnelligkeit der Entwicklungen Schritt zu halten. Zudem sei jede neue Technologie eine Herausforderung. "Wenn man die erste Anlage gebaut hat, weiß man, worauf man achten muss. Das ist zunächst ein Kraftakt, die Technik zu durchblicken und die Anlage so zu konzipieren, dass ich dem Monteur sagen kann, worauf er achten soll."

Für guten Nachwuchs sorgen

Dass sie sich in der Branche durchgesetzt und Erfolge aufzuweisen hat, ist vielen nicht verborgen geblieben. So erhält die gestandene Unternehmerin Anfragen aus Politik und Wirtschaft für den einen oder anderen Posten. Doch nur einmal greift sie zu und bleibt dem SHK-Handwerk treu: Als stellvertretende Obermeisterin der Innung hat sie sich nun auf die Fahne geschrieben, für ausreichend Nachwuchs in der Branche zu sorgen. Ein großes Problem des SHK-Handwerks.
Der Vorstand sitzt gemeinsam an einer groß angelegten Marketingkampagne, um zu verhindern, dass die knappen Nachwuchskräfte in die Industrie wandern. "Es existieren einfach zu viele Vorurteile. Damit wollen wir aufräumen", sagt Simone Kriener. Zwar seien die Ausbildungsvergütungen in der Industrie zunächst höher, die Tätigkeiten aber häufig weniger abwechslungsreich als im Handwerk. "Bei uns sind auch die Entwicklungsmöglichkeiten größer", fährt sie fort. Kriener widmet sich bereits seit Jahren diesem Thema und unterstützt die Berufsstartertage in Schulen. Dort führt sie Schüler in die Kunst der Bewerbungen ein und sondiert gleichzeitig, wer sich wohl für ihren Betrieb eignen könnte. Ihr Ziel ist, dass möglichst viele Innungsbetriebe mitmachen. Nur so könne man verhindern, dass die guten Leute in die Industrie oder in andere Berufe gehen.
Auch wenn andere nach ihr greifen. Bei diesem einen Posten soll es bleiben. Denn schließlich gilt ihre Leidenschaft hauptsächlich dem elterlichen Betrieb. Nicht nach den Sternen greifen, sondern schön realistisch und bodenständig bleiben. "So, wie wir Frauen eben sind", sagt sie und lacht.

Autorin: Angela Kanders, freie Journalistin

Heinrich Kriener GmbH & Co. KG

Heinrich Kriener ist ein Handwerkbetrieb mit Sitz in Beckum, der in den Bereichen Bad, Heizung und Gebäudediagnostik tätig ist. Das Unternehmen existiert bereits seit 1897. Heute leitet Diplom-Ingenieurin Simone Kriener in vierter Generation den 20 Mitarbeiter starken Betrieb. Das Traditionsunternehmen steht für individuelle Lösungen im Bad- und Heizungsbereich, für Lösungen, mit denen sich die Kunden wohlfühlen und die die Umwelt schonen.
Die Installation von Solaranlagen, Wärmepumpen und Pelletöfen sowie kontrollierte Wohnraumlüftung gehören genauso zum Programm wie die Montage von Gas- und Ölkesseln. Zum Kundenstamm der Heinrich Kriener GmbH & Co. KG zählen Industrie und Privatpersonen gleichermaßen. In einer Badboutique bietet der Handwerksbetrieb Badematten, Handtücher, Saunaartikel und Accessoires für das moderne Wellness- und Baderlebnis an.

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: