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Die heimliche Nr. 1 - Im Segment der Erneuerbaren Energien macht die Holzfeuerung den größten Anteil aus

Die Holzverbrennung in privaten Haushalten hat von allen Erneuerbaren Energien den größten Anteil am Endenergieverbrauch. Obwohl die Beliebtheit von Brennholz u.a. wegen seiner Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern weiter ansteigt, gibt es Entwicklungen im Wärmesektor, die dem Ausbau des individuellen Heizens mit Holz entgegenwirken. Seitens der Kommunen gibt es zahlreiche Eingriffe in den Wärmemarkt. Durch Anschlusszwänge und Verbrennungsverbote wird die Verbreitung von Nah- und Fernwärmenetzen begünstigt, was die Energiewende im Wärmesektor stark beeinträchtigt.

Unter den Begriff „feste Biomasse“ fallen Scheitholz, Hackschnitzel und Pellets – Brennstoffe, die bei Kunden als Alternative zu Gas und Öl hoch im Kurs stehen.

Bild 1: Anteile der Erneuerbaren Energien am gesamten Endenergieverbrauch in Deutschland 2011. Datenquelle: Bundesumweltministerium

Bild 2: Die Website www.verbrennungsverbote.de informiert umfassend über kommunale Eingriffe in den Wärmemarkt wie Anschluss- und Benutzungszwänge sowie Verbrennungsverbote. Es werden Möglichkeiten aufgezeigt und Hilfe angeboten, um sich gegen Verbrennungsverbote zu wehren.

 

Die Energiewende setzt Kräfte frei

Im Zuge der Energiewende sieht die Bundesregierung vor, den Wärmebedarf in Gebäuden bis 2020 um 20% zu reduzieren. Darüber hinaus soll der Primärenergiebedarf in Gebäuden bis 2050 um 80% gesenkt werden. Zur Erreichung dieser Ziele müssen zum einen die Energieeffizienz und zum anderen der Anteil Erneuerbarer Energien an der Wärmeerzeugung stark erhöht werden. Die Bundesregierung setzt daher auch auf den Ausbau der Biomassenutzung, die bereits heute mit 8,4% den größten Anteil an den 12,5% Energieanteil der Erneuerbaren Energien ausmacht (Bild 1).
Innerhalb der Biomassenutzung macht die Holzverbrennung in privaten Haushalten mit rund 2,8% den Löwenanteil aus. Die Bedeutung der Holzfeuerung als heimliche Nr. 1 der Erneuerbaren Energien ist jedoch noch nicht im Bewusstsein der Öffentlichkeit angekommen.
Obwohl der Wärmesektor deutlich energieintensiver als der Stromsektor ist, steht der Stromsektor häufiger im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. Photovoltaik und Windenergie sind regelmäßiger Bestandteil öffentlicher und politischer Diskussionen. Dabei erreichen diese beiden Technologien gemeinsam nur den Anteil der Holzfeuerung an der Endenergiebereitstellung – und das trotz der enormen Subventionierung und Fokussierung in der Öffentlichkeit.

Nah- und Fernwärmenetze breiten sich aus

Zudem ist politisch eine Bewegung im Wärmemarkt zu beobachten, die eine massive Wettbewerbsverzerrung zur Folge hat. Die Energiewende im Stromsektor bedeutet Umrüstung von zentrale auf dezentrale Versorgung, also weg von Großkraftwerken, hin zu vielen kleinen Versorgungseinheiten vor Ort. Im Wärmemarkt gibt es bereits seit jeher die dezentrale individuelle Wärmeerzeugung, die im Strommarkt angestrebt wird. Im Normalfall kann jeder Hausbesitzer selbst entscheiden, wie er den Wärmebedarf für sein Eigenheim decken möchte. Diese Entscheidungsfreiheit wird jedoch zunehmend durch den Einsatz von Nah- und Fernwärmenetzen eingeschränkt oder sogar verdrängt. Immer mehr Städte und Gemeinden verpflichten ihre Bürger, Wärme von dem lokalen Heizkraftwerk abzunehmen. Die Wärmeabnehmer werden vertraglich fest an die Wärmenetze gebunden, die Preisgestaltung liegt dabei allein in der Hand des Wärmenetzbetreibers. Zusätzlich können die Betreiber von Heizkraftwerken Subventionen und Förderungen für den produzierten Strom erhalten.
Die Kopplung der Strom- und Wärmeproduktion in einem Heizkraftwerk ist eine Entwicklung, die politisch gewollt ist. Theo­retisch erreichen diese Anlagen höhere Wirkungsgrade als eine getrennte Produktion von Strom und Wärme. Allerdings werden die theoretischen Wirkungsgrade in der Praxis nicht immer erreicht, da diese Großanlagen beispielsweise im Sommer nur im Teillastbereich betrieben werden. Außerdem wirkt sich die Kraft-Wärme-Kopplung störend auf den freien Wettbewerb im Wärmemarkt aus, insbesondere, wenn die Kunden gezwungen werden, die Wärme abzunehmen.
Durch den Anschluss an Wärmenetze werden neue Abhängigkeiten geschaffen. Zudem gibt es Einbußen bei der Versorgungssicherheit, der Nachhaltigkeit, der bedarfsgerechten Nutzung und der Behaglichkeit. Mit Energieholz betriebene Heizkraftwerke sind aus wirtschaftlicher und energetischer Sicht nicht zwingend empfehlenswert.
Ein Beispiel: Um 4000 Haushalte mit einem holzbetriebenen Heizkraftwerk zu versorgen, benötigt man rund 27 MW Kesselleistung. Der jährliche Brennstoffdurchsatz läge bei dieser Leistung bei etwa 80000t Holzhackschnitzel. Zur nachhaltigen Versorgung wäre eine etwa 100 km2 große Waldfläche nötig. Die Investitionskos­ten für ein solches Projekt sind mit mindes­tens 50 Mio. Euro anzusetzen.
Bei solchen Dimensionen wird schnell klar, dass dieses Projekt erhebliche Folgen auf die Region haben wird. Neben dem Wärmenetz, das eigens installiert werden muss, wird der erhebliche Holzbedarf die lokalen Preise in die Höhe treiben. Die regionale Wirtschaft muss nach Beendigung der Bauphase mit Einbußen bei den Einnahmen rechnen, da kleine lokale Unternehmer wie Heizungsbauer, Ofenbauer, Schornsteinfeger und Brennstoffhändler nicht mehr oder nur eingeschränkt benötigt werden.
Die erhöhte Abhängigkeit ist ein weiteres Argument, das gegen eine zentrale Wärmeversorgung spricht. Sollte es ein technisches Problem im Heizkraftwerk geben, das zum Systemausfall führt, fällt bei allen angeschlossenen Abnehmern die Wärmeversorgung aus. Zudem hat der Wärmeversorger eine Monopolstellung, die ein hohes Missbrauchspotenzial birgt. Das Bundeskartellamt hat dies erkannt und im Abschlussbericht „Sektoruntersuchung Fernwärme“ von August 2012 auf „mögliche missbräuchliche Verhaltensweisen“ im Fernwärmesektor aufmerksam gemacht. Die Kritik des Bundeskartellamtes basiert auf folgender Begründung:

  • Forderung überhöhter Gestattungsentgelte,
  • rechtlich abgesicherte Marktbeherrschung,
  • im Vergleich zum Marktpreis zu hohe Wärmekosten,
  • bei Anschluss- und Benutzungszwang keine Änderung der Beheizungsart möglich.

Eine Internetseite will aufklären

Die massive Marktbeherrschung der Wärmeversorger verhindert eine Preisbildung, wie sie in einer freien Marktwirtschaft zu erwarten wäre. Für Betroffene heißt das ganz konkret, dass sie mehr für ihre Wärmeversorgung zahlen als nötig.
Die Stärken der Energieholznutzung liegen in der individuellen Energieversorgung. Holz sollte genau dort eingesetzt werden, wo die Wärme auch benötigt wird. Denn so kann der nachwachsende und regional verfügbare Energieträger Holz zur Versorgungssicherheit beitragen und den Anteil an der erneuerbaren Energieversorgung erhöhen. Die Website „www.verbrennungsverbote.de“ (Bild 2) bietet umfassende Informationen zu dem Thema „Eingriffe in den Wärmemarkt“. Es werden Hintergründe erläutert und Hilfe für Betroffene angeboten.
Damit das Energieholz zu einer klimagerechten Energieversorgung beitragen kann, muss es effizient und emissionsarm eingesetzt werden. Diese Anforderungen werden durch die Einhaltung der Emissionsgrenzwerte und Mindestwirkungsgrade der 1. Bundes-Immissionsschutz-Verordnung (1. BImSchV) erfüllt. Moderne Einzelfeuerstätten emittieren weniger als 1/7 der Emissionen, die noch 1980 bei der Holzverbrennung in vergleichbaren Geräten freigesetzt wurden. Im Zuge der Umsetzung der 1. BImSchV werden bis 2025 geschätzt 3 – 4 Mio. Einzelfeuerstätten mit veralteter Verbrennungstechnik gegen modernere Geräte ausgetauscht. Mit der 1. BImSchV werden Einzelfeuerstätten in Deutschland höchsten Anforderungen gerecht. Dies ist ein wichtiger Schritt hin zu einer klimagerechten Energieholznutzung, der ohne das Handwerk nicht realisiert werden kann. Das Magazin „Energie + Mittelstand“ hat in der Ausgabe 1/2013 die Energiewende satirisch als politischen Begriff erklärt, der für eine „unwirtschaftliche Förderung von Spartentechnologie“ stehe.

Schlussanmerkung

Die Energiewende ist noch nicht im Wärmemarkt angekommen Und doch birgt der Wärmemarkt von allen Energiesektoren das größte Einsparpotenzial. Die Struktur im Wärmemarkt ist heute schon dezentral und individuell aufgebaut. Eine Entwicklung hin zu einer zentralen Wärmeversorgung mit Wärmenetzen erscheint wenig sinnvoll. Vielmehr gilt es hier die Effizienz der vorhandenen Heizungsanlagen zu erhöhen und schrittweise Erneuerbare Energien zu integrieren. Die Techniken dafür sind bereits verfügbar und nahezu beliebig kombinierbar, sodass die Systeme individuell an die eigenen Bedürfnisse anpassbar sind. Voraussetzung für eine solche Effizienzsteigerung ist ausreichend gut geschultes Personal, also das informierte Handwerk vor Ort. Was seitens der Verbraucher zurzeit (noch) fehlt, ist die Bereitschaft, in die Heiztechnik/-effizienz der Gebäude zu investieren. Gründe hierfür sind u.a. eine hohe Verunsicherung der Verbraucher, die nicht zuletzt auf unsteten Förderbedingungen und mangelhafter Informationspolitik beruht. Es ist noch ein weiter Weg bis zu einem freien Wärmemarkt, bei dem gleichermaßen wirtschaftliche wie umweltgerechte Technologien im Vordergrund stehen.

Autor: Tim Froitzheim, Referent für Ofen- und Luftheizungsbau, Erneuerbare Energien beim ZVSHK (Zentralverband Sanitär Heizung Klima), Sankt Augustin


www.verbrennungsverbote.de

 


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