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„Die Energiewende ist eingeschlafen“ - Licht und Schatten auf der 14. Renexpo in Augsburg

Auf der Renexpo macht sich der Einbruch des PV-Marktes deutlich bemerkbar. Dafür kamen andere regenerative Technologien wieder mehr zur Geltung.

Speichersysteme waren an diversen Ständen zu sehen. Auch Wagner & Co. Solartechnik, einer der ersten Solarkollektorhersteller in Deutschland, zeigte Speichersysteme, die er nun vertreibt.

 

Wie es um die Erneuerbaren Energien bestellt ist, lässt sich gut an Fachmessen ablesen, so z.B. an der Renexpo, die Ende September zum nunmehr 14. Mal in Augsburg stattfand. Mitte des vergangenen Jahrzehnts dominierten hier noch Holzkessel das Bild. Dann begann der Photovoltaik-Boom und Modulhersteller und Projektierer sorgten dafür, dass die Fach- und Publikumsmesse wuchs. In diesem Jahr gab es keinen solchen Platzhirschen mehr. Die Renexpo zeigte ein bisschen von allem: Solarthermie, Wärmepumpen, Pellets- und Scheitholzkessel, Blockheizkraftwerke und natürlich Solarstromspeichersysteme. Manch einer fühlte sich in die Anfangszeiten der PV-Branche zurückversetzt.

Über 300 Aussteller

Nach Angaben des Veranstalters Reeco präsentierten über 300 Aussteller Produkte und Dienstleistungen rund um Energieeffizienz und Erneuerbare Energien. Der Rückgang war gleichwohl offensichtlich. Rund eineinhalb Hallen waren großzügig belegt, in Spitzenzeiten waren es bis zu 4 Messehallen. Die 15 Tagungen und Workshops besuchten rund 1000 Fachleute.
In der Eröffnungsveranstaltung war die Stimmung deshalb auch gedämpft. Zwar verkündete Reeco-Geschäftsführer Johann-Georg Röhm noch Expansion. 2014 werde die Renexpo zum ersten Mal in Serbien stattfinden, gab er bekannt. Das sei dann der fünfte internationale Veranstaltungsort. Doch Helmut Lamp, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Bioenergie (BEE), fand wenig später Worte, die die allgemeine Gemütslage wohl besser trafen. „Die Energiewende ist eingeschlafen“, klagte er in seiner Ansprache. Seit 2008 habe seine Branche einen schweren Stand.

Branche kämpft mit Imageproblemen

Die Holzenergie-Branche leide unter einem schlechten Image, erläuterte Lamp später im Holzenergie-Fachkongress. Dabei verwies er auf die sogenannte „Tank oder Teller“-Diskussion und die Feinstaubdebatte. Einige Mitglieder des Verbandes hätten bereits aufgeben müssen. Wenn die Grenzwerte für die Feinstaubemissionen der Kessel noch weiter gesenkt werden, wie es geplant sei, bedeute es das Aus für zahlreiche weitere Unternehmen.

Auf dem Weg zur Wirtschaftlichkeit

Matthias Schwanitz, Vertriebsleiter für den Bereich Privatkunden bei der Lechwerke AG, berichtete von den Erfahrungen, die der Energieversorger derzeit mit Wärmepumpen und Solarstromspeichern sammelt. Die Lechwerke haben in ihrem Einzugsgebiet bereits 10000 Wärmepumpen in Betrieb genommen. Schwanitz geht davon aus, dass sich diese im ländlichen Bereich durchsetzen werden, in Städten weniger, da es hier größere Restriktionen für Erdbohrungen gäbe.
Solarstromspeicher installieren und testen die Lechwerke in Pilotprojekten. Schwanitz schätzt, dass Batteriespeicher in Einfamilienhäusern ab 2016/2017 wirtschaftlich sein werden. Heute gehöre noch viel Idealismus und Forschergeist dazu, solche Anlagen zu errichten, sagte er. „Das ist wie zu Anfang in der Photovoltaik.“ Er hält es für wahrscheinlich, dass es einen ähnlichen Preisverfall bei Speichern wie bei PV-Anlagen geben wird. Bloß dazu muss die Produktionsmenge erst einmal deutlich steigen.
Derzeit ziehen die Lechwerke aus ihren Versuchsanlagen die Lehre, dass der „sinnvollen“ Anlagenauslegung und Steuerung noch mehr Gewicht beigemessen werden müsse. Außerdem sei es notwendig, jetzt Installateure zu schulen, damit diese das nötige Fachwissen haben, wenn der Massenmarkt ab etwa 2016 kommt.
Dass die Nachfrage nach Speichern hoch ist, bestätigten mehrere Aussteller. „In fast jeder Beratung geht es um Speicher“, sagt beispielsweise Michael Laubender, Fachberater bei Carpe Solem in Augsburg. Allerdings sei die Verunsicherung groß. Letztlich verkaufe der PV-Großhandel und Installationsbetrieb die Anlagen dann ohne Speicher. Überwiegend seien dies Anlagen im „klassischen Einfamilienhausbereich“.
PV-Speichersysteme waren an diversen Ständen zu sehen. So waren z.B. die Hersteller E3/DC und Prosol Invest Deutschland vor Ort. Auch Wagner & Co. Solartechnik, einer der ersten Solarkollektorhersteller in Deutschland, zeigte Speichersysteme, die er nun vertreibt.

Wärme im Fokus

Da die Photovoltaik spärlich vertreten war, fanden Wärmeerzeuger wieder mehr Aufmerksamkeit, vor allem Wärmepumpen, oft in Kombination mit solarthermischen Anlagen. Einige Hersteller stellten zum ers­ten Mal auf der Renexpo aus. So zum Beispiel Grammer Solar, Hersteller von Luftkollektoren aus Amberg. „Mit dieser Technik lassen sich Heizkosten einsparen und vor allem Gebäude lüften“, sagte Pressesprecherin Barbara Diener-Hönle. Durch Veränderungen in der Produktion habe das Unternehmen es geschafft, in diesem Sommer seine Preise um bis zu 40% zu reduzieren.
Eisenbeiß Solar ist der Renexpo seit ihren Anfängen treu geblieben. Das Augsburger Solarthermie-Unternehmen stellte den Prototypen seines Wärmehybridystems „Thermicom Ecoline“ vor. Herzstück ist das sogenannte „EnergieEffizienzCenter“. Darin befinden sich sämtliche Hydraulik-Baugruppen wie die Frischwasser-, Solar- und Heiztechnik. Neben der solarthermischen Anlage können bis zu zwei andere Wärmeerzeuger angeschlossen werden. Dabei haben die Nutzer die Wahl, ob sie ein bestehendes oder ein neues, ein herkömmliches oder ein regeneratives Heizsystem anschließen wollen. Im kommenden Jahr soll die Serienfertigung starten.

Zufriedenes Fazit

Beide Unternehmen wie auch andere äußerten sich zufrieden mit der Messe, stellten aber auch fest, dass es weniger Fachbesucher und mehr Endverbraucher waren. Das wiederum erstaunt nicht. Denn mit dem Einbruch des PV-Marktes haben sich auch viele Installateure aus diesem Geschäftsfeld wieder zurückgezogen. Wenn die Energiewende wieder „aufwacht“, werden am ehesten die profitieren, die durchgehalten haben.

Autor: Ina Röpcke

Bild: Röpcke

 


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