Werbung

Die Elektrotechnik - ein wesentlicher Bestandteil der Heizungs- und Gebäudemodernisierung

Frank Hartmann

Im Rahmen einer Heizungsmodernisierung wird nicht selten in die vorhandene Elektroinstallation eingegriffen. Hieraus entstehen oft zusätzliche Arbeiten durch notwendige Maßnahmen zur Sicherstellung der Anlagensicherheit im Kontext der Betriebssicherheit und den Anforderungen nach den Regeln der Technik, die vorher meist unzureichend bedacht wurden. Die so genannte Bestandssituation und etwaige Nachrüstpflichten kann letztendlich jedoch nur von einem elektrotechnischen Sachverständigen (Fachkraft) definiert, etwaige Mängel und Nachrüstpflichten erkannt werden.

 

Aus diesem Grund besteht grundsätzlich die Notwendigkeit, das Elektro-Fachhandwerk und/oder ein Fachplanungsbüro in eine Maßnahme zur Heizungsmodernisierung mit einzubeziehen. Nicht in jedem Bauvorhaben dieser Art ist ein Fachplaner involviert. Letztendlich trägt der ausführende Fachbetrieb die Verantwortung, der zuletzt in die Anlage eingegriffen hat. Dieser Eingriff findet im Rahmen einer Heizungsmodernisierung nicht nur durch den elektrotechnischen Anschluss des Wärmeerzeugers statt.
Viele technische Standards, die selbst dem Heizungsbauer bekannt sind, werden oft nur unzureichend bedacht, wie beispielsweise der elementar wichtige Potenzialausgleich, an dem Wasser führende Rohrleitungen (also auch diverse Heizungsrohre) angeschlossen werden müssen. Dies gilt für bestehende Rohrleitungen ebenso, wie für neu errichtete.

Erdungsspieß, der im Rahmen einer Heizungsmodernisierung nachträglich eingerammt werden musste.

Elektrischer Anschluss ohne PE-Leiter.

###newpage###

Nachbesserung der Erdung
Es genügt aber nicht, die Anschlüsse mit dem entsprechenden PE-Leitungs-Querschnitt herzustellen, sondern es sollte bei dieser Gelegenheit in jedem Fall auch der Erdungswiderstand durch eine elektrotechnische Fachkraft gemessen werden, ob dieser überhaupt ausreichend ist und den technischen Anforderungen des Regelwerkes entspricht. Nicht selten wurde bei einer Messung festgestellt, dass der geforderte Wert nicht erreicht werden konnte und eine Nachbesserung der Erdung erfolgen musste.

Die einfachste Möglichkeit bietet das Einrammen eines Erdungsspießes, da dieser durch die Tiefe wirkt und deshalb nur ein Minimum an Einbringungsfläche benötigt. Die Messung des Erdungswiderstandes ist die Einleitung sämtlicher Messungen gemäß den aktuellen VDE-Richtlinien, die durch ein Elektro-Fachunternehmen  durchgeführt werden. Viele Betriebe bieten zertifizierte E-Checks an, aus denen diverse Mängel nicht nur ersichtlich werden, sondern aus denen etwaige notwendige Handlungsmaßnahmen verpflichtend einzuleiten sind.

Unabhängig von den Messungen gemäß den VDE-Richtlinien sollte in jedem Fall auch eine Inaugenscheinnahme der gesamten Anlage erfolgen. Es ist nicht immer gesagt, dass die Leitungen, so an der Anschlussstelle vorzufinden sind, wie sie die Elektroverteilung verlassen.

Grundsätzlich gilt, dass der Schutz des Menschen vor elektrischen Schlag stets zu gewährleisten ist. Unabhängig von der elektrotechnischen Installation ist die Funktion diverser Steuerleitungen zu überprüfen, wie beispielsweise die des Außenfühlers, dem bei einer witterungsgeführten Zentralheizungsanlage eine zentrale Bedeutung zukommt. Besonders bei Fühlerleitungen ist auf die Widerstandsskala der Fühlerelemente zu achten und ob diese zur Heizungsregelung passen. Die modernste Heizungsanlage kann nicht funktionieren, wenn die Sensoren der Steuerung unzulängliche Werte (z. B. durch den Außentemperaturfühler) vermitteln. Aus diesem Grund sollten diesbezügliche Leitungen stets vollständig erneuert werden und ausschließlich Originalzubehör der Steuerungstechnik verwendet werden.

Anlaufstrombegrenzer einer Zentralheizungswärmepumpe.

Sorgfältige Dokumentation
Eine energieeffiziente und sichere Anlagentechnik verlangt neben einer fachgerechten Elektroinstallation auch eine genaue und sorgfältige Dokumentation und Bezeichnung diverser Schaltschütze und -relais, Umwälzpumpen, Antriebe sowie Schalt- und Sicherungsautomaten. Überdies spielt heutzutage ein umfassendes Monitoring sowie Datensammlungen und Verbrauchserfassung eine immer größere Rolle, sodass vieles für eine separate Unterverteilung für die Heizungsanlage/Anlagentechnik - auch bei kleineren Anlagen - spricht. Besonders bei Wärmepumpen- aber auch Biomasse-Zentralheizungsanlagen und Kombinationen mehrerer Wärmeerzeuger ist der elektrotechnische Installationsanteil der heutigen Anlagensystemtechnik nicht unbeträchtlich.

Die elektrotechnischen Anschlüsse für eine Zentralheizungsanlage sind bei weitem nicht mehr auf einen Hauptanschluss, einigen Fühlerkabeln und die Spannungsversorgung von Umwälzpumpen zu begrenzen. Eine Vielzahl weitere elektrische Verbraucher kommen hinzu, wie beispielsweise ein Solarregler. Dieser sollte ebenso, wie beispielsweise der Haupt- und Steueranschluss eines Wohnungslüftungsgerätes über einen separaten Leitungsschutzschalter angeschlossen werden, um nicht zuletzt auch eine getrennte Spannungsfreischaltung zu ermöglichen.

Des Weiteren bieten Schaltrelais eine bedarfsorientierte Steuerung von Zirkulationspumpen. Bei bivalenten Anlagen gilt es Parallelbetriebe zu vermeiden oder einfach nur die Abstimmung zwischen solarthermischer Anlage und Wärmerzeuger steuerungstechnisch optimal umzusetzen.

Zu empfehlen ist weiterhin die Bereitstellung einer Wartungssteckdose, die es ermöglicht, trotz Spannungsfreischaltung der Heizungsanlage, eine Spannungsversorgung für Messgeräte und dergleichen aufrecht zu halten. Die Beleuchtung des Haustechnikraumes, in dem sich die Heizungsanlage (Wärmeerzeuger, Speicher- und Bereitstellungstechnik) befindet, sollte stets unabhängig von der Spannungsversorgung der Heizungsanlage erfolgen, um im Wartungs- oder Reparaturfall, oder auch zur Fehlersuche, ausreichend Licht zu Verfügung zu haben.

###newpage###

Aus Kenntnis der Betriebsweise elektrischer Maschinen, ist es beim Hauptanschluss eines Kompressors unerlässlich, einen Anlaufstrombegrenzer ebenso wie einen Motorschutzschalter einzubauen und den Kompressor darüber anzuschließen. Ebenso wichtig ist die Laufrichtung eines Antriebs. Ob nun der Kompressor links oder rechts läuft oder der Stellmotor eines Ventils sich hebt oder senkt, muss der Funktionsweise des jeweiligen Bauteils entsprechen. Das Vertauschen zweier Drähte kann die Funktion eines gesamten Systems gefährden, auf den Kopf stellen oder gar zum Ausfall bringen.

Der Anlaufstrombegrenzer beispielsweise verlängert zweifelsfrei die Lebensdauer eines Kompressors ist jedoch nicht immer in jedem Schaltschrank einer Wärmepumpe vormontiert und stellt bei einigen Herstellern ein gesondertes Zubehör dar. Dies gilt es zu beachten.

Kabelkanäle großzügig bemessen
Elektrische Anschlüsse sind stets mit Zugentlastung zu installieren, was nicht immer der Fall ist. Mangelhaft befestigte elektrische Leitungen sind ebenso nachzuarbeiten wie beispielsweise offene Verteilerdosen - wie sie immer wieder vorzufinden sind - fachgerecht abzudecken. Vor Provisorien, vor allem beim Anschluss funktionsrelevanter Bauteile und Komponenten wie beispielsweise Hauptanschlüsse, Steuerleitungen, Kompressoren, Antriebe, usw. ist dringend abzuraten. Vor einer Inbetriebnahme der neuen Heizungsanlage ist die Fertigstellung sämtlicher elektrotechnischer Arbeiten sicher zu stellen.

Mittlerweile sind die Ansammlungen elektrischer Leitungen und Kabel so umfangreich, dass ein einfaches Installationsrohr für die Leitungsführung oft nicht mehr ausreicht. Aus diesem Grund empfehlen sich großzügig bemessene Kabelkanäle mit vollflächiger Abdeckung. Diese bieten die Möglichkeit, Leitungen und Kabel zurückzuverfolgen bzw. bei Bedarf nachzurüsten. Ebenso ist darauf zu achten, dass keine Häufungen elektrischer Leitungen und Kabel entstehen, da sonst eine erhöhte Wärmeabgabe - unabhängig von einer Verminderung des Brandschutzes - bis zum Ausfall der Spannungsversorgung zu befürchten ist. Zwar können Spannungsführende Leitungen und Fühlerkabel in einem gemeinsamen Kabelkanal verlegt werden, aber nur wenn dieser einen Trennsteg beinhaltet, um beide Leitungsarten gegeneinander abzuschirmen.

Häufungen in Kabelkanälen können den Brandschutz erheblich vermindern und zu Totalausfall der Anlage führen.

Unverzichtbare Regelenergie
Die vermeintliche Hilfsenergie elektrischer Strom ist weitaus mehr als das Anklemmen von Steuerungen und Heizungspumpen. Vielmehr ist sie längst zur unverzichtbaren Regelenergie auch in der Heizungstechnik geworden. Um Antriebe, Pumpen und Stellglieder verschiedenster Arten mit Arbeitsenergie zu versorgen, Daten zu erfassen, ein umfassendes Monitoring zu betreiben und nicht zuletzt als Arbeitsenergie, um Wärmedifferenzen herzustellen ist die Elektrotechnik aus der Heizungstechnik nicht mehr zu isolieren, sondern stellt vielmehr gemeinsam einen wesentlichen Bestandteil der Anlagentechnik nicht nur in Wohngebäuden dar.

Bilder: Forum Wohnenergie

Autor
IKZ-ENERGY Autor Frank Hartmann ist Geschäftsführer des Forums Wohnenergie.
97509 Zeilitzheim
Tel. 09381 716831
Fax 09381 716330
hartmann@forum-wohnenergie.de
www.forum-wohnenergie.de

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: