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Der Teufel steckt im Detail

Gewusst wie: Bestehende Durchdringungen in der nachträglichen Abdichtung erdberührter Bauteile sicher einbinden

Das Dichtsystem soll auf der wasserzugewandten Seite liegen. Bild: DOYMA

Durchtrennter Bewehrungsstahl. Bild: DOYMA

Beschichtete Wandung der Kernbohrung. Bild: DOYMA

Tabelle 1: Gegenüberstellung von Beanspruchungsklassen.

Injizierte Dichtebene. Bild: DOYMA

Wasserdurchlässige Dichtungsmaterialien (PU-Schaum). Bild: DOYMA

Abdichtung vor der Wand mittels Flanschplatte und Dichtungseinsatz. Bild: DOYMA

Aufsetzflansch, Dichtungseinsatz, Mauerwerk. Bild: DOYMA

Sonderkonstruktion zur Einbindung mehrerer Leitungen in einer Los- und Festflanschkonstruktion. Bild: Behse GmbH, Krefeld

Ebener Übergang. Bild: DOYMA

 

Die Notwendigkeit, Bestandsgebäude nachträglich abzudichten, muss nicht darin begründet liegen, dass das Gebäude von Anfang an Wasser ausgesetzt war, welches dann zu Feuchteschäden geführt hat. Im Laufe der Zeit kann sich auch der Lastfall verändern. In beiden und vielen anderen Fällen ist Abhilfe notwendig.

Insbesondere durch folgende Umstände kann eine nachträgliche Außenabdichtung erdberührter Bauteile erforderlich sein kann:

  • extreme Wetterlagen mit hohen
  • Niederschlagsmengen,
  • Erhöhung des Grundwasserstandes,
  • Versiegelung von Oberflächen,
  • grundstücksnahe Versickerungen von Oberflächenwasser,
  • Bodenabsenkungen,
  • wasserwirtschaftliche Einfluss­faktoren (Abstellen von Pumpen).

Beanspruchung
Die Planung und Ausführung der nachträglichen Außenabdichtung regelt das WTA-Merkblatt 4-6-14/D [1], weiterhin sind die unter [2] bis [7] genannten Richtlinien und Merkblätter zu beachten. Der wichtigste Faktor für die Auslegung der Abdichtung ist die Höhe der Beanspruchung durch die Feuchte bzw. das Wasser. In der Tabelle 1 sind die Beanspruchungsklassen für die erdberührte Abdichtung zusammengefasst.
Es sei angemerkt, dass in der DIN 18533 in seiner Wassereinwirkungsklasse W2-E nicht mehr nach einer zeitlichen Einwirkung differenziert wird, sondern nur noch nach der Höhe des Wasserdruckes. Somit muss differenziert werden, ob das Wasser einen hydrostatischen Druck (drückendes Wasser) ausübt oder nicht (nichtdrückendes Wasser).

Planungsgrundsätze
Ziel ist es, die Funktionsfähigkeit der von Leitungen durchdrungenen Bauwerksabdichtungen durch eine sach- und fachgerechte Ausführung der Abdichtung sicherzustellen. Zur Gewährleistung der Dichtheit sind Qualifikationen aller Beteiligten notwendig. In der Planung sollten besonders diese Punkte bedacht werden:

  • Lage der Durchdringungen,
  • Statik des Bauwerks,
  • chemische, thermische und mechanische Beständigkeit,
  • Bemessungswasserstand,
  • Reduzierung/Vermeidung von Wärmebrücken,
  • Abstände zu Bauwerkskanten, -kehlen, -fugen und zu anderen Einbauteilen,
  • Abstimmung des Abdichtungssys­tems auf den Baukörper, die Leitung, den Lastfall und das Erdreich,
  • Festlegung der Maßnahmen bei zu erwartenden Bewegungen von Bauteilen oder angrenzenden Bodenschichten.

Anforderungen an Durchdringungen
Bei der Ausführung sind insbesondere folgende Punkte zu berücksichtigen:

  • grundsätzlich ist die Abdichtung gas- und wasserdicht herzustellen,
  • Kanten des Durchdringungssystems müssen gratfrei sein,
  • Herstellen einer auf die Leitung, das Bauwerk, die Bauwerksabdichtung und die Abdichtung der Durchdringung abgestimmten Aussparung,
  • Abdichtungs-, Schutz- und Dämmschichten sind zu schützen und ggf. wieder herzustellen,
  • Beachtung der Verarbeitungs-, Montage-, Verlege- oder weitere Herstellerhinweise.

Weiße Wanne
Bauwerke bzw. Bauwerksteile, welche nach den Vorgaben der DAfStb-Richtlinie [3] erstellt werden, bezeichnet man allgemein als weiße Wanne. Die Betonwand selbst stellt hier die Abdichtung dar. Da der Beton aber nicht wasserdicht wird, sondern wasserdurchlässig ist, dringt Wasser bis zu einer gewissen Tiefe in die Wand ein. Aus diesem Grund muss das Dichtsystem auf der wasserzugewandten Seite positioniert werden. Ist dies nicht möglich, sind weitere Maßnahmen wie die Verwendung von Futterrohren oder wasserdichte Beschichtungen der Kernbohrungswandung vorzusehen.
Bei der Herstellung von Kernbohrungen wird der Bewehrungsstahl durchtrennt und es kann zu Rissen kommen. In der Folge kann das eindringende Wasser das Dichtsystem umwandern. Die vorhandenen Risse sind zu verschließen, gegebenenfalls ist die Kernbohrungswandung zu beschichten. Werden wasserdurchlässige Betonwände nachträglich durch Injektionsverfahren abgedichtet, muss die Leitung bzw. das Futterrohr dauerhaft in die durch Injektion hergestellte Dichtebene eingebunden werden.
Bei der Verwendung eines Futterrohrs muss der Ringraum zwischen Leitung und Futterrohr mit einer Ringraumdichtung, z. B. Gummipressdichtung, abgedichtet werden. Bei temperaturempfindlichen Leitungs- und Futterrohrmaterialien muss schon im Vorfeld die Reaktionstemperatur des verwendeten Injektionsmaterials beachtet werden.
Wurden die durchdringenden Bauteile ohne zusätzliche Maßnahmen direkt in die Betonwand eingegossen, mit wasserdurchlässigen Mitteln eingebaut (z. B. Bauschaum) oder das verwendete Dichtungsmaterial geht keine adhäsive Verbindung mit der Leitung ein (z. B. PE-Rohr), können die Leitungen mit Flanschplatten in geteilter Ausführung vor der Wand abgedichtet werden. Der Ringraum zwischen Leitung und Flanschplatte wird mit einer aufklappbaren oder teilbaren Ringraumdichtung abgedichtet.

Schwarze Wanne
Nicht wasserdichte Bauwerke bzw. Bauwerksteile, die mit einer Hautabdichtung abgedichtet werden, bezeichnet man als Schwarze Wanne. Bei der Abdichtung gegen nichtdrückendes Wasser können Klebeflansche, Anschweißflansche, Manschetten mit Schellen, Hauseinführungssysteme mit Dichtflansch oder Los- und Festflanschkonstruktionen eingesetzt werden.
Bei drückendem Wasser sind Los- und Festflanschkonstruktionen einzusetzen. Bei der Wassereinwirkungsklasse W2.1-E (bis 3 m) können auch Hauseinführungssysteme mit Dichtflansch und für kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtungen auch Klebeflansche eingesetzt werden. Wenn das nicht möglich ist, sollte im Vorfeld schon die abweichende Ausführung vertraglich mit dem Auftraggeber geregelt werden.
Eine einfache und kostengünstige Einbindung von Durchdringungen gegen nichtdrückendes Wasser ist das hohlkehlenartige Anspachteln, z. B. mit kunststoffmodifizierten Bitumendickbeschichtung (PMBC). Diese Ausführungsvariante ist nur zulässig, wenn an der Leitung dauerhaft keine Bewegungen zu erwarten sind. Um eine ausreichende Haftung zur Leitung zu erzielen, wird das Aufrauen (oder auch weitere Maßnahmen) der Leitung empfohlen. Um Schäden an den Leitungen zu verhindern, ist dies vorab mit dem Leitungsbetreiber abzustimmen.
Jedoch stellen Einbausysteme mit verspannbaren Aufsetzflanschen, kombiniert mit entsprechenden Dichtungsmassen, eine bessere Alternative dar. Die Dichtigkeit des Systems wird durch eine dauerhafte Verspannung (Anpressung) des Aufsetzflansches erreicht.
Die Außenkanten der Klebeflansch-, Anschweißflansch- und Manschettenkonstruktionen sollten mindestens 15 cm
von Bauwerkskanten, Bauwerkskehlen und der Einbauteile untereinander und mindestens 30 cm von Bauwerksfugen entfernt sein. Bei Los- und Festflanschen sollte der Abstand mindestens 30 cm von Bauwerkskanten, Bauwerkskehlen und der Einbauteile untereinander und mindestens 50 cm von Bauwerksfugen eingehalten werden. Mehrere Leitungen mit zu engem Abstand können in einer Los- und Festflanschkonstruktion eingebunden werden. Bei nachträglich auf der Wand aufgebrachten Plattenkonstruktionen ist es wichtig, dass ein ebener Übergang (z. B. mit Mörtel) von der Wandoberfläche zur Flanschoberfläche (Klebeflansch oder Festflansch) geschaffen wird, bevor die Abdichtung aufgebracht wird.
Bei einer Bauwerksabdichtung aus kunststoffmodifizierter Bitumendickbeschichtung (PMBC, gegen drückendes Wasser) kann die Durchführung mit einer bahnenförmigen Dichtmanschette in die Los- und Festflanschkonstruktion eingebunden werden. Eine weitere, sehr praktikable und jetzt auch in der DIN 18533 [2] geregelte Lösung ist die Einbindung in die Los- und Festflanschkonstruktion mit Abstandshaltern. Die Kontaktflächen der Los- und Festflansche sind dabei durch geeignete Maßnahmen (z. B. Besanden) in ihrer Rauigkeit derart auszuführen, dass ein Abgleiten der PMBC verhindert wird. Nach dem Austrocknen der PMBC ist durch Abstandshalter sicherzustellen, dass sich nach dem Verspannen des Losflansches ein Spalt von 4 mm zwischen Los- und Festflansch einstellt. Die Dichtheit an den Abstandshaltern ist durch geeignete Maßnahmen, z. B. O-Ringe, sicherzustellen.

Fazit
Die nachträgliche Abdichtung bestehender Durchdringungen ist ein Detail, das oft in Planung und Ausführung unterschätzt wird. Bei nicht sach- und fachgerechter Ausführung können die Kosten für die nachträgliche Sanierung die eigentlichen Ausführungskosten um ein Vielfaches übersteigen. Daher ist Vorsorge in jedem Fall besser als Nachsorge. Sowohl die Investition in qualitative Planung und Ausführung als auch in qualitativ hochwertige Produkte mit nachgewiesener Funktionssicherheit sind hier nicht nur wichtig, sondern dringend anzuraten.

Literatur
[1]    WTA–Merkblatt 4-6: Nachträgliches
Abdichten erdberührter Bauteile
[2]    DIN 18533: Abdichtung von erdberührten Bauteilen
Teil 1: Anforderungen, Planungs-
und Ausführungsgrundsätze
Teil 2: Abdichtung mit bahnenförmigen Abdichtungsstoffen
Teil 3: Abdichtung mit flüssig
zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen
[3]    DAfStb-Richtlinie, Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton (WU-Richtlinie)
[4]    Deutsche Bauchemie, Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdichtungen mit kunststoffmodifizierten Bitumendick­beschichtungen (KMB) – erdberührte Bauteile (KMB-Richtlinie)
[5]    Deutsche Bauchemie, Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdichtungen von Bauteilen mit mineralischen Dichtungsschlämmen
[6]    Deutsche Bauchemie, Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdichtungen erdberührter Bauteilen mit flexiblen
Dichtungsschlämmen
[7]    Arbeitsblatt AGFW FW 419 – Entwurf:
Bauwerksdurchdringungen und deren Abdichtung für erdverlegte Ver- und
Entsorgungsleitungen

Autor: Dipl.-Ing. (FH) Thomas Wagner, Leiter Produktmanagement bei DOYMA

www.doyma.de

 


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