Das Bad als Gesamtkunstwerk - Im Trend: Individualität durch flexibles Spiel mit Gegensätzen
Stellen Sie sich vor, das Bauherrenpaar Möchtegern will sich ein neues Bad gönnen, repräsentativ, zeitlos, edel, ein Hingucker auf der Höhe des 21. Jahrhunderts. Wie das geht, wollen sie von Ihnen wissen. Was tun? Im Trend ist Individualität, Sie brauchen also neben Fachkompetenz viel Fingerspitzengefühl, um diesen Auftrag zu erhalten und auszuführen. Lesen Sie, wie Sie dabei vorgehen könnten.
Was verbirgt sich hinter den Begriffen?
Da wäre zunächst zu klären, was Familie Möchtegern unter „zeitlos“ versteht. Darf das Design nicht zu modisch wirken? Ist eine Technik gemeint, die jahrzehntelang ihren Dienst tut? Oder soll das Bad den Lebenszyklus der Familie abbilden: kindgerecht, solange die Kinder klein sind? Behindertenfreundlich, falls jemand künftig körperlich beeinträchtigt ist? Und seniorensicher für die Zeit, die das Bauherrenpaar zwischen Ruhestand und Pflegeheim hier verbringen will?
Und was ist „edel“? Seltene Naturmaterialien oder innovative Designerprodukte? Was steht im Vordergrund – Aussehen oder Funktion, Hygiene oder Komfort, Form oder Farbe? Ist ein „Hingucker“ durch ein Accessoire realisierbar, oder soll die architektonisch-technische Gesamtlösung Bewunderung hervorrufen?
Auch die Anforderung „auf der Höhe des 21. Jahrhunderts“ ist erklärungsbedürftig. Heißt das umweltverträgliche Technik? Konstruktionen, die Wasser und Energie sparen helfen? Oder multimediale Unterhaltung- und Kommunikation, Entspannung mit Aromatherapie, Wasser- und Lichtspielen? Was die einen als Schnickschnack abtun, kann für andere das Herzstück ihres Badwunsches bedeuten.
Lösungswege sind erkennbar
Um herauszufinden, was der Familie wichtig ist, lohnt sich ein Blick in ihr Wohnzimmer: Schwedisches Möbelhaus oder antike Erbstücke? Fliesenboden zu gardinenlosen Fenstern oder Perserteppiche zu barocken Zierleisten? Wenn Möchtegerns nicht ausdrücklich das Gegenteil erklären, dürften sie ihr Bad ähnlich gestaltet sehen wollen.
Mithilfe solcher Basisinformationen können Sie kundengerechte Vorschläge machen. Verschiedene Themenkreise gilt es dabei zu berücksichtigen. Die folgenden Trendaussagen, beruhend auf Veröffentlichungen international agierender Hersteller von Badmöbeln, -accessoires, -armaturen und -objekten, sind als Anregungen dazu gedacht.
Farbspiele von Schwarzweiß bis Kunterbunt
Nach einem Kennenlerngespräch lassen sich die Vorstellungen der Eltern von einem dezenten Schwarzweiß-Bad leicht mit dem Wunsch der Tochter vereinbaren, die Muranoglas-Seifenschale aus dem Italienurlaub zu verwerten: Zum Schwarzweißstil harmonieren nicht nur Grautöne und Chrom, auch brillante, leuchtende Farbtupfer liegen im Trend. Und sicher können Sie die gläsernen Schmuckstücke aus dem Angebot eines Ihrer Lieferanten stilvoll ergänzen.
Wenn das trendige Schwarz-Weiß bei Möchtegerns nicht auf Gegenliebe stößt, ist das kein Problem: Ähnlich angesagt ist herbstliches Rotbraun oder, falls sie sich nicht für eine bestimmende Farbe entscheiden mögen, ein pastellbunter Mix.
Formen zwischen Bauhaus und Bildhauerei
Haben die Möchtegerns Möbel im Bauhausstil, ist Minimalismus die passende Wahl: Flach sollten die Objekte sein, geradlinig, geometrisch, zurückhaltend. Grifflos-schlicht oder mit satinierter Griffleiste zu glänzenden Oberflächen fügen sich Badmöbel harmonisch ein in den Gesamteindruck. Fließende Übergänge und ergonomisch gerundete Ecken und Kanten berücksichtigen den Bauhaus-Anspruch „Form folgt Funktion.“
Auch für den Fall, dass Familie Möchtegern es üppiger mag, ist vorgesorgt: Skulpturartige Formen mit berührungsfreundlicher Haptik (Tastwahrnehmung) passen zu antiken Einzelstücken, ohne aus dem Trend zu fallen.
Materialien: Großstadteleganz mit Naturanmutung
Genauso zeitlos wie ergonomische Formen sind Barrierefreiheit oder stabile und detailgenau verarbeitete Materialien. Dazu zählen glasfaserverstärkte Kunststoffe, Mineralguss, Chrom, Spiegel, Lack, Glas, Leder oder auch Edelstahl. Leder-, Textil- oder Holzstrukturen, realisiert durch besondere Lacke, wirken neben spiegelnder Großstadteleganz ländlich-ruhig.
Funktionen: praktisch, komfortabel, sicher & hygienisch
Die Technologien sind bei Badmöbeln heute praxisgerecht, raum- und arbeitssparend. Ihr Spektrum reicht von griffloser Druck-öffne-Technik über verschiebbare Sortiereinheiten bis zu reinigungsfreundlichen Formen, die Hygiene und Sicherheit bieten. Die bereits erwähnten runden Kanten senken die Verletzungsgefahr. Wert gelegt wird auf rutschhemmende oder glatte Oberflächen je nach Zweck und Bedarf sowie auf einfaches Handling.
Kombinierbarkeit und Zusatznutzen sind häufig Thema. So gibt es behindertengerechte Objekte mit integrierten Halte- und Griffmulden, die als Handtuchhalter oder Ablageflächen verwendbar sind. Komfort vermitteln Rundum-Verspiegelungen bei Badschränken und Dreifach-Beleuchtungskonzepte für Allgemein-, Schmink- und Schrankinnenbeleuchtung. Und wenn Sohnemann Möchtegern mehr will als eine funktionale LED-Beleuchtung, können Sie ihm ein multimediales Bad anbieten
###newpage###Konzepte aus Kontrasten und Kontrapunkten
Trotz des Variantenreichtums, der sich in den Einrichtungsserien der Anbieter niederschlägt, überwiegt die Einheit von Design, Komfort und Funktion. Individualität wird vielfach in Kontrasten ausgelebt: Klassisch-Minimalistisches steht neben traditionell-nostalgisch Anmutendem. Glänzende Oberflächen aus Lack oder Glas werden kombiniert zu einem seidenmatten Korpus.
Harmonisch-zeitlose Formen unterstreichen moderne Materialien, bunte Pastellfarben betonen weiß-schwarze Grundtöne. Dabei integrieren die modular aufgebauten Badwelten Möbel- und Stauraumelemente, Sanitärobjekte und Armaturen ebenso wie Accessoires von der Seifenschale über den Handtuchring bis zum Toilettenpapierhalter. Sollte sich Familie Möchtegern aber gegen ein Gesamtkonzept entscheiden, werden trendergänzend auch Accessoires angeboten, die universell zu jedem Bad- und Armaturenstil einsetzbar sind.
Hygiene durch berührungslose Armaturen
„Produkte fürs Bad müssen funktional, hygienisch und leicht zu reinigen sein“, meint Andreas Müller (Aquis Sanitär AG). Berührungslose Armaturen blieben länger sauber und schonten „Umwelt und Brieftasche.“ Neueste Produktlinie des Hauses – am Markt seit 2012 – ist die Sanitärausstattung „Senso“, passend zu den berührungslosen Waschtischarmaturen „Senso“ und „Senso Classic“.
Das Wasser im Blick
Ein sogenanntes Aqua Window, durch das man den Wasserfluss sieht, ist eine Besonderheit der Armaturenlinie „Allure Brilliant“. Spa-Bäder, digitale Technologien und Materialien wie Holz und Leder sind bei Grohe ebenso wichtige Themen wie exakte Schliffe und Kanten.
Komfort, Persönlichkeit und Qualität
„Individuell konfigurierte Lösungen, Zusatznutzen und wertige Details“ liegen laut Hansgrohe im Trend. Der Schwarzwälder Armaturen- und Brausenhersteller trägt dem mit den drei Stilwelten „Avantgarde“, „Modern“ und „Classic“ Rechnung. Zusatznutzung bietet mit einer Glasabdeckung als Platz für Duschgel und Shampoo der Thermostat „Ecostat Select“.
Keine Diskriminierung
Katrin Zumkier (Hewi) findet, dass ein Bad pflegeleicht und funktional gestaltet sein muss. Kein Produkt dürfe jemand diskriminieren und „seine eingeschränkten Fähigkeiten vorführen“. Bei den hauseigenen Duschsitzen und Waschtischen berücksichtigt Hewi das: Bewegungseingeschränkte Nutzer können sich an den Waschtisch heranziehen. Begrüßt werde auch die Idee des Universal Designs, der zufolge Produkte für jüngere wie ältere, behinderte wie nicht behinderte Menschen entwickelt werden.
Gästebad ist im Kommen
Wie andere auch, befürwortet Ideal Standard Möbel und Accessoires, die sich leicht reinigen lassen. Das werde durch passgenaue Kombinationen von Möbeln und Waschtisch gewährleistet. Außerdem fordere der Markt individuelle Lösungen für das Gästebad. Das modulare Konzept „Softmood“ sei eine Reaktion auf diese Anforderungen.
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Natur als Design-Vorbild
Für die „Edition 11“ setzt Keuco Strukturlacke ein, die in ihrer Oberflächenhaptik Leder oder Textilien imitieren. Auch Echtholzfurniere, Glas- und Lackoberflächen in Klavierlackqualität werden genutzt. Farblich passende Glasablageflächen ergänzen das Angebot.
Komplett von Waschtisch bis Teelichthalter
Ähnlich wie Keuco bietet Kludi ein modulares Konzept für die individuelle Gestaltung. Die Möbel werden in Handarbeit glanzpoliert. Dazu kommen Accessoires wie Teelicht- oder Universal-Glashalter. Die Accessoireserie „A-Xes“, die zu jedem Bad- und Armaturenstil einsetzbar ist, wurde 2010 in den Markt eingeführt, das „Esprit home bath concept“ 2011 um ein Gästebad erweitert.
Ganzheitliche Badgestaltung
„Unsere Möbelprogramme sind auf unsere Keramikserien abgestimmt“, unterstreicht Ester Caba Vela von Laufen Deutschland die Tendenz zu ganzheitlicher Badgestaltung. Die „Case“-Möbel beispielsweise seien für die Serien „pro“ und „Palace“ optimiert. Angestrebt werde „die perfekte Anpassung des Unterschrankes an den Waschtisch“. Erwähnenswert ist bei der Serie die Haptik frisch geschnittenen Holzes, die durch eine 3-D-Struktur der Oberflächen vermittelt wird.
Im Zeichen urbanen Lebensgefühls
Im Gegensatz zu der so nachgebildeten Naturnähe steht die Kollektion „MH Modular Home“ von Toto Europe. Sie soll „das urbane Lebensgefühl widerspiegeln“, erläutert Creative Director Masahiro Maruhashi. Im Trend lägen berührungslose Lösungen. Hervorgehoben wird der modulare Aufbau, der die Kollektion für kleine und große Grundrisse geeignet erscheinen lässt.
Einstellungen: Individualität & Komfort, Sicherheit & Ökologie
Zusammenfassend kann man sagen, dass Persönlichkeit, kombiniert mit Ressourcenschonung, alltagstauglicher Funktionalität, Komfortbewusstsein und Sicherheit im Trend liegen. Ob die Möchtegerns nun Klassik oder Avantgarde bevorzugen, urbane Eleganz oder den Charme der Natürlichkeit: Qualität wird als Tendenz groß geschrieben. Die ebenfalls durchgängig geforderte Flexibilität gilt auch für Renovierungen und diverse Raumtypen von Gästebad bis Wellnessoase.
Fazit
Ihnen als Fachbetrieb bleibt viel Spielraum, eine Badlandschaft zu gestalten, die als Gesamtkunstwerk innovativer Badgestaltung im Großen oder Kleinen den Namen Traumbad verdient. Notwendig ist, die Bedürfnisse des Kunden zu kennen und sie zu bedienen.
Internetadressen der hier mit Bildern vertretenen Hersteller
Aquis Sanitär AG, www.iqua.ch
Grohe Deutschland Vertriebs GmbH, www.grohe.de
Hansgrohe SE, www.hansgrohe.de
Hansa Metallwerke AG, www.hansa.de
Hewi Heinrich Wilke GmbH, www.hewi.de
Ideal Standard GmbH, www.idealstandard.de
Keuco GmbH & Co. KG, www.keuco.de
Kludi GmbH & Co. KG, www.kludi.de
Laufen Bathrooms AG, www.laufen.com
TOTO Europe GmbH, de.toto.com
Autorin: Elke H. Zobel