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Brennwert wird attraktiver

Pellet-Brennwert verkauft sich bislang zäh am Markt. Und viele Anbieter machen einen Bogen um das Thema. Doch nun hat die Bundesregierung die Förderung erhöht. Gleichzeitig kommt Ökofen mit einem neuen Brennwertkessel auf den Markt, der für Pellets die Tür zum Sanierungsgeschäft öffnen soll. Auch Fröling bewirbt Brennwerttechnik für Biomassekessel jetzt mit neuem Elan. Der Anfang einer neuen Ära?

Blick in die Brennwert-Zukunft: Ökofen stellte auf der diesjährigen ISH in Frankfurt einen neuen Pellet-Brennwertkessel vor, den Pellematic Condens. Er kann mit sehr niedrigen Rücklauftemperaturen arbeiten, ist laut Hersteller variabel bezüglich des Wärmeleitsystems und kann deshalb auch eine Alternative für eine Heizungssanierung im Altbau sein. Bild: Ökofen

Der Brennstoff Holzpellets ist zwar relativ trocken, doch er liefert über den Verbrennungsprozess ausreichend Wasser, indem Wasserstoff mit Sauerstoff zu Wasser reagiert. Das Kondensat ist nicht wie das von Heizöl sauer, sondern nahezu neutral. Genauso wie jeder andere Brennwertkessel muss ein Pellets-Brennwert bei der unteren Wasserbehörde angemeldet werden. Die Erfahrung zeigt, dass das unproblematisch ist. Bild: Fröling

Fröling bietet als einziger Marktteilnehmer Brennwert auch für Scheitholz- und Hackschnitzelfeuerungen an. Die neue Bundesförderung könnte dem eigentlich schon recht alten Thema einen neuen Schub geben. Bild: Fröling

 

Pelletkessel mit Brennwerttechnik gibt es schon seit einigen Jahren. Aktuell bieten nur zwei Hersteller diese Geräte an: Fröling und Ökofen. Andere Unternehmen haben sich auch mit der Thematik befasst, aber keine Anlagen auf den Markt gebracht und das Thema aus mehreren Gründen praktisch verworfen. Guntamatic beispielsweise beschäftigte sich nach eigenem Bekunden bereits sehr früh mit Pellet-Brennwerttechnologie und konnte schon 2005 entsprechende Brennwert-Studien im Rahmen der Energiesparmesse Wels präsentieren. Serienreife Geräte wären jederzeit verfügbar, sagt Sprecher Christoph Lang und gibt sich diplomatisch verhalten: „Der Idee, die vorhandene Energie der Abgase zu nutzen, stehen wir natürlich äußerst positiv gegenüber“, sagt er. Auch die Pellet-Brennwerttechnologie betrachte man im Neubau unter bestimmten Umständen als durchaus sinnvoll. Aber dieses Geschäft sei nicht das Kerngeschäft der Pelletbranche: „Fasst man die aktuellen Verkaufsstatistiken für Pelletheizungen ins Auge, fällt auf, dass über 90% aller Pelletkessel nicht in den Neubau-, sondern in den Sanierungsmarkt gehen.“

Der Rücklauf und die Kosten
Hohe Rücklauftemperaturen in den Wärmeverteilsystemen von Bestandsgebäuden und die Kosten sprechen seiner Ansicht nach gegen die Brennwerttechnik. „Um bei Pellet-Brennwertgeräten die Rauchgaskondensation sicherzustellen, muss in der Praxis eine Rücklauftemperatur von unter 25 °C erreicht werden – dies ist praktisch im Sanierungsbereich nicht – und selbst im Neubau nur bedingt realisierbar“, meint Lang. Der zweite Punkt: die Anschaffungskosten von Brennwertgeräten. Sei seien deutlich höher als bei herkömmlichen Pelletkesseln. Grund sei die aufwendigere Bauweise mit korrosionsbeständigen Werkstoffen (Edelstahl, Graphit). „Dazu kommen höhere Baukosten für das Kaminsystem, und aufgrund des fehlenden Kaminzuges entsteht ein höherer Energieverbrauch durch das Saugzuggebläse“, sagt Lang. Pellet-Brennwertsysteme erfordern ein regelmäßiges Abreinigen durch Sprühvorrichtungen mehrmals täglich und benötigen daher einen erhöhten Frischwasserbedarf. Die Einsparungen könnten die höheren Kosten nicht kompensieren.
ETA-Geschäftsführer Ferdinand Tischler sieht ebenfalls wenig Nutzen in der Brennwerttechnik für Pelletkessel und führt das anhand einer Beispielrechnung aus: „Bei einem Wassergehalt des Brennstoffes von nur 10% trägt die Kondensationswärme nur mit cirka 2 Prozentpunkten zur Wirkungsgradsteigerung bei (bei einer Heizungsrücklauftemperatur von maximal 30 °C). Zusätzlich werden die Abgasverluste nutzbar (welche in etwa 6 bis 7% betragen). Somit ergibt sich eine gesamte Wirkungsgradsteigerung von etwa 8 bis 9%.“ Unter der Annahme, dass es sich um einen Neubau mit Niedertemperaturheiz­system handelt, geht der Geschäftsführer von einer Kesselleistung von 7 kW aus. Tischler resultiert: Bei einem jährlichen Pelletverbrauch von 2000 kg ergibt sich bei 9% Wirkungsgraderhöhung eine Einsparung von 180 kg. Ausgehend von einem Pelletpreis von 220 Euro (Durchschnittspreis der letzten 5 Jahre) bedeutet dies eine Einsparung von 39,60 Euro jährlich. In 10 Jahren ergibt sich daraus ein Einsparungspotenzial von gerade einmal 396 Euro. „Dies steht eigentlich in keiner Relation zu den Anschaffungskosten“, resümiert er.
Frank Schönfelder von KWB sieht ein gewisses Potenzial für die Brennwerttechnik eher im Hackgutbereich: „Das Brenngut ist deutlich feuchter als Holzpellets oder Scheitholz. Bei der Verbrennung von Hackgut befindet sich mehr Wasserdampf im Rauchgas. Je mehr Dampf vorhanden ist, desto größer ist die (zusätzliche) Energieausbeute. Dampf ist quasi die Währung der Brennwerttechnik“, sagt er.

Neue Konstellation
Trotz der gewichtigen Gegenargumente bieten Ökofen und Fröling seit Jahren Pellet-Brennwertkessel an. Die Branche ist darüber gespalten. Warum glaubt Ökofen daran? Die Verfechter sehen darin eine Markt-Speerspitze für die Branche: zu zeigen, dass Pelletkessel der Konkurrenz technologisch in nichts nachstehen. Da bei Heizöl und Gas Brennwert Standard ist, dürfte bei vielen Verbrauchern diese Technik im Kopf präsent sein, wenn sie sich für ein neues Heizsystem entscheiden müssen. „Brennwerttechnik zählt bei fossilen Energieträgern seit Langem schon zum Stand der Technik und hat auch seine Zeit gebraucht, bis es etabliert war“, argumentiert Beate ­Schmidt, Geschäftsführerin bei Ökofen. In puncto Effizienz liegen die Brennwertkessel ganz vorne. „Unsere Kunden entscheiden sich dafür, weil sie neueste Technik, hohe Wirkungsgrade und niedrige Emissionen favorisieren“, sagt Schmidt. Die Gegner argumentieren, dass das gerade der wunde Punkt ist. Denn Pellet-Brennwert sei eben nur in wenigen Fällen realisierbar und es würden Kosten-Einsparungen suggeriert.
Aber die Argumente verschieben sich. Ökofen präsentierte seine neue Generation Brennwertkessel – nach Pellematic Plus und Pellematic Smart – nun den Pellematik Condens auf der diesjährigen ISH in Frankfurt. Das Plus des Condens: Er kann mit höheren Rücklauftemperaturen arbeiten und er funktioniert in jedem Wärmeverteilsys­tem, egal ob Heizkörper, Fußboden- oder Wandheizung. Damit steht dem Einsatz in Neu- und auch Bestandsbauten nichts mehr im Wege. Ökofen veränderte die Wärmetauschergeometrie. Das Unternehmen will jeden Sanierungsfall im Nenn-Leistungsbereich von 10 bis 18 kW für Brennwert erschließen.
Die Geräte werden außerdem immer kleiner und kompakter: Der Condens benötigt nur noch die Fläche eines großen Kühlschranks von 70 x 70 cm. Außerdem sind alle Leitungsanschlüsse nach oben angeordnet, sodass der Kessel eck- oder wandbündig aufgestellt werden kann.
Auch Fröling bietet integrierte Brennwert-Lösungen an – für seinen Pelletkessel P4 Pellet (15 bis 25 kW Nennleistung). Auch zum Nachrüsten im Bestand: für den P4 – und, Alleinstellungsmerkmal derzeit am Markt, auch für Scheitholz- und Hackschnitzelfeuerungen – für die Scheitholzkessel S4 Turbo (15 bis 28 kW Nennleis­tung) und den Hackgutkessel T4 (24 bis 30 kW). Die Einsetzbarkeit ist allerdings zu prüfen. „Grundsätzlich empfehlen wir bei der Rücklauftemperatur 40°C, wobei auch darunter möglich ist“, sagt Fröling-Sprecher Andreas Zahrhuber.

Neue Rechnung(en)
Womöglich muss die Brennwert-Rechnung neu aufgestellt werden. Die staatliche Förderung wurde am 1. April nach oben geschraubt. Die Neuauflage des Marktanreizprogramms für Wärme aus Erneuerbaren Energien (MAP) bringt mehr Fördergeld. Für Pelletfeuerungen mit Brennwerttechnik zahlt das MAP seit 1. April zur Sanierung in Bestandsgebäuden Zuschüsse von bis zu 5250 Euro. Für eine Nachrüstung gibt es 750 Euro. Außerdem: Nur für diese Heiztechnik ist für Biomasse in Neubauten eine Förderung möglich. Für die Installation eines Pelletbrennwertkessels im Neubau kann eine Förderung von bis zu 3500 Euro abgegriffen werden. Laut
Öko­fen sind durch die höhere Förderung die Pellet-Brennwertkessel mittlerweile preislich gleich zur regulären Pelletbaureihe. Ebenso sei kein Pufferspeicher mehr erforderlich, was die Investitionskos­ten weiter senke. Bei möglicherweise vergleichbaren Positionen (Kosten, Einsetzbarkeit), wird die Effizienz plötzlich ein interessantes Argument: „Durch den Einsatz der Brennwerttechnik können rund 15% Ener­gie gespart werden“, sagt ­Schmidt. Der Ener­giegewinn ist zwar umso größer, je niedriger die Rücklauftemperaturen zum Kessel sind. Deshalb sind Fußbodenheizungen optimal geeignet. „Aber auch bei Heizkörpersystemen arbeitet der Brennwertkessel deutlich effizienter als ein Heizwert-Kessel“, sagt sie. Zudem sind gleitende Kesseltemperaturen von 85 bis auf 28°C möglich. Dadurch entstünden geringere Wärmeverluste und auf den Einsatz eines Mischers könne bei Heizkörpern verzichtet werden. Laut Schmidt greift das Argument trocke­ner Brennstoff zu kurz – weil es nur den Wassergehalt der Pellets aufgreift. „Der Großteil dieser Wassermenge entsteht durch die Verbrennungsreaktion des im Holz gebundenen Wasserstoffs mit Sauerstoff“, sagt sie.
Der Kamin muss feuchte-unempfindlich und korrosionsbeständig sein. Bei bestehenden Kaminen (z.B. gemauerter Kamin), ist eine Sanierung durch den Einzug eines Innenrohres aus Edelstahl einfach möglich. Aber das gelte für andere Sanierungen mit herkömmlichen Pelletfeuerungen meist auch. Im Heizraum werde zudem lediglich ein Ablauf für das Kondensat sowie ein Wasseranschluss für die Wärmetauscher-Reinigung benötigt (Wasserverbrauch ca. 2m³ pro Jahr laut Ökofen). Schließlich muss noch geklärt werden, wie das Kondensat entsorgt wird. ­Schmidt wischt Zweifel weg. „Grundsätzlich muss jeder Brennwertkessel (auch Ölkessel) bei der unteren Wasserbehörde angemeldet werden. Hier bilden Pelletkessel keine Ausnahme. Die Anmeldung erfolgt unproblematisch und formlos“, berichtet sie. Eine Neutralisation sei zudem im Vergleich zu Ölbrennwertkesseln nicht erforderlich. „Ölkondensat ist sauer und muss wegen des Schwefelanteils neutralisiert werden. Pelletkondensat ist nahezu neutral.“

Andere Prioritäten
Dennoch: Von den befragten Unternehmen, die keine Brennwertgeräte anbieten (KWB, Guntamatic, ETA, HDG) deutet nur HDG an, sich mit dem Thema Brennwert jetzt intensiver zu beschäftigen, macht aber noch keine Aussagen: Das Entwicklungsstadium sei dafür noch zu früh. Die Strategie dieser Unternehmen ist eine andere: Pelletkessel müssen so gut modulieren, dass es keines Pufferspeichers mehr bedarf. Guntamatics Strategie zielt auf die Reduktion von Systemkosten, inklusive Montage. Effizienzgewinn soll geschehen durch die Einsparung des Pufferspeichers, nicht über Brennwert. Lang: „Ein Pufferspeicher bedeutet einen zusätzlichen Verlust von cirka 10% Heizenergie. Die Pellet-Brennwertkesseltechnologie würden wir - nach stark modulierenden Pelletheizungen und Anlagen mit Pufferspeicher – erst als die dritte Option sehen.“ Auch für KWB ist Pellets-Brennwert kaum ein Thema. „Derzeit steht Brennwerttechnik nicht im Fokus unserer Produktstrategie. Vielmehr setzen wir darauf, die Verbrennungsqualität und damit den Wirkungsgrad mit Primärmaßnahmen zu maximieren“, sagt Frank Schönfelder. Das Clean­Efficiency-Technologiepaket sei dafür ein gutes Beispiel – es umfasst unter anderem intelligente Regelungstechnik, die optimierte Geometrie der Wirbulatoren im Wärmetauscher oder, ganz aktuell, den KWB Raupenbrenner.

Was kommt? – ein Fazit
Neuheiten erzeugen Neugierde – der Stand von Ökofen auf der ISH war umlagert – aber deswegen verkauft sich die Technik längst noch nicht. Doch vielleicht wird sich das jetzt ändern. Ökofen zeigt sich mit den Absatzzahlen der Brennwertbaureihen bereits sehr zufrieden. Nachfrage und Tendenz würden steigen und man ist unbeirrt. Die Bundesregierung hat unlängst die Förderung für Pellets-Brennwert erhöht, was den Anreiz solche Geräte zu kaufen verstärkt. Was ebenso strategisch und perspektivisch wichtig ist: Ökofen profiliert sich ein weiteres Mal als Spezialist für Holzpelletfeuerungen in den Köpfen der Kunden. Wenn das Thema Fahrt aufnimmt, dann können die Österreicher für sich reklamieren, Erster am Markt gewesen zu sein und zugleich Marktführer. Fröling könnte für sich reklamieren, erster Anbieter zu sein, der Brennwert auch für Scheitholz- und Hackschnitzelfeuerungen auf den Markt gebracht hat. Daran werden sich andere messen müssen, wenn sie nachziehen. Aber diese fah­ren derzeit andere Strategien. Man wird abwarten müssen, wie sich das Thema Pellets-Brennwert entwickelt. Spannend wird’s auf jeden Fall.

Autor: Dittmar Koop

 


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