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Bohren mit dem Smartphone

Ansteuerung via App: Sensoren, Chips und Funkmodule ermöglichen eine immer umfassendere Vernetzung von Elektrowerkzeugen

Durch das integrierbare Bluetooth-Modul können Anwender den Akku-Winkelschleifer mit ihrem Smartphone verbinden. Sie haben so die Möglichkeit, ihr Gerät zu personalisieren und sie erhalten Informationen zum Werkzeugstatus sowie Tipps zur Fehlerbehebung direkt auf das Smartphone.

Parameter wie Drehzahl und Drehmoment von Akkuschraubern lassen sich über die Milwaukee-App der jeweiligen Situation anpassen. Sind die perfekten Einstellungen gefunden, lassen sie sich speichern und auch auf andere Geräte übertragen.

Das Messgerät „BC 600 Blower-Check“ wird per App über Tablet oder Smartphone bedient. Dadurch bietet sich die Möglichkeit, Messzertifikate direkt als PDF auszugeben und gleich per Mail oder Messenger zu versenden.

Mit einer App alle Messgeräte bedienen. Das zentrale Bedienelement der Bluetooth-Messgeräte stellt bei Testo die Smart-Probes-App dar. Sie bietet dem Nutzer viele Funktionen – unter anderen das Ablesen der Messwerte, die Verlaufsanzeige der Messdaten als Graph oder den Versand der Messdaten als PDF oder Excel-Datei.

Mit der Lösung „ZVTOOL“ des ZVSHK (Zentralverband Sanitär Heizung Klima) können alle Werkzeuge eines Handwerksbetriebs registriert und die Maschinenbewegungen (Aus- und Rückgabe) organisiert werden. So weiß man, welches Werkzeug sich gerade wo befindet.

Mit dem Messkoffer „NOVAcompact“ (MRU) kann der Servicetechniker die Abgasmessung des Heizkessels über ein Tablet steuern. Die Verbindung erfolgt über Bluetooth.

 

Tradition, Handwerk und Digitalisierung schließen sich längst nicht mehr aus. Der digitale Wandel betrifft vielmehr die gesamte Haustechnikbranche und das SHK-Handwerk. Eine wichtige Rolle bei dieser Entwicklung nehmen vernetzte Werkzeuge, Geräte und Maschinen ein. Neu ist diese Entwicklung allerdings insofern nicht, als dass neue Technologien schon seit vielen Jahrzehnten Fortschritte und Verbesserung auf der Baustelle erzielen. Bei der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik handelt es sich in weiten Teilen um klassisches Handwerk, z. B. die Einstellung und Wartung von Geräten. Sie erfolgt jedoch bereits zunehmend digital.   

Mit Blick auf die Betriebe selbst lässt sich feststellen, dass der Digitalisierungsgrad im Moment noch sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Viele Betriebe haben zwar schon ihre eigene Homepage, sind per WhatsApp für ihre Kunden erreichbar oder planen den Einsatz ihrer Mitarbeiter mithilfe von Verwaltungstools. Eher selten betreiben Unternehmen ihre eigenen Datenserver, nutzen die Möglichkeiten zur Visualisierung via Virtual bzw. Augmented Reality oder setzen auf Data Science zur datenbasierten Geschäftsentwicklung oder Prozessoptimierung.

Kommunikation über BluetoothNoch gibt es also viel Spielraum, um die Modernisierung weiter voranzutreiben, beispielsweise mit vernetzten Elektrowerkzeugen. Hier verfügt der Hersteller Bosch bereits über eine breite Palette. Henk Becker, Geschäftsführer der Robert Bosch Power Tools betont: „Unser Anspruch ist es, den Profis Geräte an die Hand zu geben, mit denen sie einfach arbeiten und ihre Produktivität im Arbeitsalltag steigern können. Wir haben alleine in 2017 elf vernetzte Produkte in den Markt gebracht.“ Das Portfolio umfasst Winkelschleifer, Bohr- und Schlagbohrschrauber, Kombi-Laser und ein Baustellenlicht. Die zusätzlichen Funktionen lassen sich nutzen, nachdem die Geräte mit dem Bluetooth-Modul eingerichtet wurden. Als Schnittstelle zwischen Handwerker und vernetztem Gerät dient das Smartphone bzw. die darauf installierte App. Der Mehrwert, den die Geräte dadurch bieten, entsteht aus zusätzlichen Informationen zur Diagnose und Problemlösung, der Möglichkeit zur Individualisierung und durch Steuerung der Geräte via App. Für Henk Becker liegen die Vorteile vor allem in den Bereichen Schnelligkeit, Flexibilität und Professionalität. Das seien die Anforderungen, die Handwerker heute erfüllen müssen. Becker: „Es ist unser Ziel, langfristig alle Profi-Elektrowerkzeuge zu vernetzen, Anwendern dadurch noch höheren Komfort zu bieten – und ihre Produktivität zu steigern.“

Cloudbasierte DiensteAuch bei Milwaukee versteht man die Vernetzung von Geräten als „strategisches, in die Zukunft weisendes Projekt mit dem Ziel, die Arbeit für den Anwender schneller, einfacher und effektiver zu machen“. Neben verschiedenen Schraubern gehören Presswerkzeuge, Kabelschneider und eine Säbelsäge zum sogenannten „One-Key“-System. Beispielsweise lässt sich die auf Baustellen häufig auftauchende Frage „Wo ist mein Werkzeug?“ damit beantworten. Denn die vernetzten Geräte lassen sich im Radius von 30 m orten. Voraussetzung dafür sind fest integrierte Bluetooth-Module und eine cloudbasierte App. Über sie lassen sich die Werkzeuge aber auch Personalisieren und der jeweiligen Situation entsprechend anpassen.

Alles im GriffWichtig für Handwerker ist, dass wichtige Werkzeuge immer zur Verfügung stehen. Fehlen sie, weil sie defekt sind, nicht repariert wurden oder abhandengekommen sind, bedeutet das für Betriebe mitunter weniger Aufträge, unzufriedene Kunden und zusätzliche Kosten, weil die Mitarbeiter ihre Arbeit nicht erledigen. Vernetzte Lösungen können dabei helfen, den Überblick zu behalten und ein transparentes und übersichtliches Werkzeugmanagement zu betreiben. Der Werkzeughersteller Hilti bietet dazu ein System an, bei dem hersteller­übergreifend Werkzeuge erfasst und vernetzt werden können. Mithilfe von sogenannten „Smarttags“ – kleinen Funkchips – lässt sich jedes beliebige Betriebsmittel ausstatten und digital erfassen. Der Standort der Werkzeuge lässt sich über die Handy-App oder am Bildschirm im Büro ablesen. Darüber hinaus können Prüf- und Wartungstermine von Werkzeugen und Geräten mit den Aufträgen oder Urlaubskalendern der Mitarbeiter abgeglichen werden. So lässt sich z. B. der optimale Zeitpunkt für Wartungen und Reparaturen finden.

Digitale TransformationDie Vernetzung von Messgeräten macht insbesondere vor dem Hintergrund der teilweise verpflichteten Dokumentation von Messwerten und der sich immer wieder ändernden Normen und Vorschriften Sinn. Via Updates sind die Messgeräte und Apps stets auf dem aktuellen Stand des geltenden Rechts. Wenn Messwerte über einen längeren Zeitraum gespeichert und ausgewertet werden, lässt sich ein sehr genaues Bild von der Situation vor Ort zeichnen und den Kunden anschaulich vor Augen führen. Insbesondere die übersichtlichen Dashboards, die Auswertungen in Form von Graphen und Dia­grammen, bieten hier einen großen Vorteil gegenüber Tabellenansichten. Eine ganze Reihe von Messgeräteherstellern wie MRU, Tes­to oder Wöhler gehen daher den Schritt in Richtung von mehr Vernetzung und bieten mindestens Geräte mit Bluetooth-Schnittstelle an. Ganz gleich ob Abgasmesswerte, Luftströmungen, Feuchtigkeit, Temperaturen, Druckunterschiede oder Luftvolumen – im digitalen Zeitalter wird das Smartphone damit zum Werkzeug des SHK-Profis.

Messen, auswerten, speichernAlle neuen Geräte, die Wöhler seit 2017 auf den Markt gebracht hat, waren Smart Devices, Geräte also, die entweder über ein Touch-Display verfügen oder eine WLAN-Schnittstelle haben. Ein konkretes Beispiel ist das Messgerät „BC 600 Blower-Check“, das der Überprüfung der Gebäudedichtheit dient. Das Messgerät selbst wird ganz ohne Bedieneinheit ausgeliefert, da die Bedienung per App erfolgt. Das spart laut Wöhler nicht nur Gewicht, „sondern eröffnet ganz neue Möglichkeiten, die entscheidende Vorteile für eine schnelle und normgerechte Prüfung bringen.“ Denn über die App kann der Nutzer zunächst den zu messenden Gebäudetyp auswählen. Anschließend werden ihm die anzuwendende Messnorm und eine Checkliste zur Gebäudepräparation vorgeschlagen. Über die WLAN-Schnittstelle wird es zukünftig auch möglich sein, mehrere Geräte miteinander kommunizieren zu lassen. Wöhler erklärt: „Insbesondere bei komplexen Messszenarien, bei denen mehrere Abschnitte eines Gebäudes gleichzeitig gemessen werden müssen, lassen sich mit sehr viel weniger Aufwand aussagekräftige Ergebnisse gewährleis­ten.“

Drahtlose Werkzeugverwaltung Die oberste Handwerksvertretung, der ZVSHK (Zentralverband Sanitär Heizung Klima), bietet mit „ZVTOOL“ eine digitale Geräteverwaltung. Es ist von Handwerkern für Handwerker entwickelt worden. Jedes Werkzeug erhält einen NFC-Tag. Der Begriff NFC steht für Near Field Communication. Das bedeutet, dass die auf dem Chip enthaltene Information in einem Abstand von bis zu 10 mm ausgelesen werden kann. Dazu dient ein Smartphone. Jede Aus- und Rückgabe von Werkzeugen, Maschinen, Spezialwerkzeugen oder auch Kundenschlüsseln wird personenbezogen erfasst und an die Kommandozentrale „ZVTOOL Web“ übermittelt. Alle Informationen laufen dort zusammen. Abzulesen sind dort beispielsweise:

  • Wie viele Werkzeuge befinden sich zurzeit auf der Baustelle und im Betrieb?
  • Wer hat wie viele Werkzeuge entliehen?
  • Welche Werkzeuge stehen zur Wartung an?
  • Welche Werkzeuge sind wann für Baustellen reserviert?

Was die Zukunft bringtVernetzte Elektrowerkzeuge sind nur ein Teilaspekt von dem Trend, der mit dem Begriff „Internet der Dinge“ bzw. im Bereich der industriellen Fertigung auch mit „Industrie 4.0“ zusammengefasst wird. Indem immer mehr Geräte mit Sensoren, Funkchips oder anderen Schnittstellen ausgestattet werden, können diese auch miteinander kommunizieren. Weist ein vernetztes Gerät beispielsweise einen Defekt auf, kann es ohne Zutun des Nutzers automatisch eine Nachricht an das Verwaltungsprogramm schicken, sodass seine Wartung mit eingeplant wird. Dennoch haben manche Hersteller Bedenken, in die Entwicklung vernetzter Werkzeuge zu investieren. Insbesondere die rasante Geschwindigkeit, mit der sich Geräte und Trends entwickeln, stellt eine Herausforderung dar. Auch für Betriebe bringen vernetzte Elektrowerkzeuge nicht nur Vorteile. Sie stellen auch eine Investition dar. Diese soll sich nachhaltig auszahlen und nicht beim nächsten Geräte-Update oder einer neuen Innovation überholt sein. Nicht zuletzt muss der praktische Nutzen immer erkennbar sein, damit auch die vernetzten Elektrowerkzeuge über viele Jahre hinweg eingesetzt werden können.Autor: Christian Schön, freier Journalist

 


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