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Biomasse im Wärmemarkt der Zukunft

Aktuelle Ergebnisse aus dem Projekt „KomInteg“ werden diskutiert

 

 

Die Energiewende ist in aller Munde, bisher wird die Diskussion jedoch rein stromseitig geführt. Die zukunftsfähige Wärmeversorgung unter Nutzung von Biomasse ist jedoch DIE Herausforderung der Energiewende. Deutschlandweit belasten dabei weniger die Preise für Strom als die für Wärme die deutschen Haushalte. Es ist daher an der Zeit, dass aus der Stromwende unter Beachtung der Wärme eine ganzheitliche Energiewende wird. Im Rahmen des Projektes „KomInteg – Nachhaltige Integration von Bioenergiesystemen im Kontext einer kommunalen Entscheidungsfindung“ (FKZ: 03KB066) diskutiert das Projektteam rund um die IZES gGmbH, das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH und das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT in einem Expertenworkshop die Perspektiven für den Wärmemarkt aus Biomasse in der Zukunft und insbesondere die diesbezüglich relevanten kommunalen Entscheidungs- und Handlungsspielräume.

Ziel des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) im Förderprogramm „Energetische Biomassenutzung“ unterstützen Projektes KomInteg (01.10.2012 - 30.09.2014) ist es zu beleuchten, warum kommunale Stoff- und Energieströme bislang vielerorts nur unzureichend genutzt werden, obwohl die Nutzungspotenziale in den Kommunen allseits bekannt sind. In diesem Zusammenhang wird im Rahmen des Vorhabens einerseits untersucht, wie sich nationale Ziele auf die kommunale/regionale Planungsebene transferieren lassen und andererseits, welche kommunalen Handlungsoptionen vorhanden sind, bzw. vorhanden sein sollten. Als Ergebnis werden den Kommunen Handlungsempfehlungen im Sinne einer Entscheidungshilfe für neue Bioenergie-Projekte oder zur Optimierung bereits implementierter Biomassesysteme zur Erreichung der nationalen Zielsetzung zum Klimaschutz an die Hand gegeben Zur Beschreibung kommunaler Ausgangssituationen wurden die deutschen Kommunen unter Nutzung von sechs Indikatoren (Einwohnerzahl, Ackerfläche, Waldfläche, Viehbestand, Strohmenge und Grasmenge) in insgesamt zehn Cluster eingeteilt, denen in der Folge mögliche Bioenergietechnologien („Technologie-Tool“) zugewiesen wurden. Neben der größtenteils Potenzial-bedingten Technologieempfehlung werden Erfolgsfaktoren und Hemmnisse sowie systembedingte Wechselwirkungen aufgezeigt.

Neben dieser Clusterung und den Technologieempfehlungen legt das Projekt KomInteg ein Augenmerk auf die Biomasse im Wärmemarkt und die Handlungsmöglichkeiten der Kommunen als ein Schlüsselakteur der Energiewende. Erste Ergebnisse wurden im Workshop „Biomasse im Wärmemarkt der Zukunft“ am 18.02.2014 mit Vertretern aus Verbänden, Kommunalverwaltungen, der Wissenschaft und Praxis diskutiert und Praxisbeispiele in Kommunen vorgestellt. Im Fokus der Diskussion standen vor allem die technischen Möglichkeiten an Bioenergiesystemen im Wärmemarkt, sowie die notwendigen Marktimpulse, der Stellenwert von Nahwärmenetzen und Möglichkeiten einer kommunalen Einflussnahme. Die Zukunft wird vor allem in hocheffizienten KWK-Technologien, effizienten Kombinationsmöglichkeiten im Bereich der anderen Erneuerbaren (z. B. Solarthermie und Abwärme) und in der Flexibilisierung der Wärmekonzepte und somit der Anpassung des Fahrplans an den Wärmebedarf liegen. Es wird auch auf die „Brückenfunktion“ der Bioenergie im Wärmesektor und somit die notwendigen kurz- bis mittelfristigen Investitionen hingewiesen.

Des Weiteren werden in die Betrachtungen Zukunftsszenarien aus dem Projekt Meilensteine 2030 (FKZ: 03KB065) einbezogen. Dr. Volker Lenz vom Deutschen Biomasseforschungszentrum prognostiziert unter Berücksichtigung einer mindestens 80 %igen Einsparung im Gebäude- und Wärmebereich und einem deutlichen Ausbau der Solar- und Geothermie-Wärmebereitstellung einen verbleibenden erneuerbaren Wärmebedarf aus Biomasse von 300-600 PJ. „Jeder braucht Wärme, in der einen oder anderen Art. Der Preisanstieg im Wärmemarkt beschäftigt nicht mehr nur die Haushalte, sondern vor allem auch die Industrie. Um die Ziele der Wärmewende zu erreichen bedarf es jedoch einer grundlegenden systematischen Veränderung, die es in einem gesellschaftlichpartizipativen Prozess abzuwägen gilt“, fasst Prof. Frank Baur, Projektleiter am IZES die Herausforderung im Wärmemarkt zusammen. Ein wichtiger Faktor zum Systemübergang liegt vor allem im Ausbau der Wärmenetze als verbindendes Element zwischen Erzeuger und Verbraucher. Die Wärmeversorgung wird zurzeit im Bereich der Wohngebäude insbesondere durch Einzelfeuerstätten (79 %) realisiert. Lediglich 5,4 % sind an eine Nah- bzw. Fernwärmeversorgung angeschlossen. Die Planungen zum Wärmenetzneu- und -ausbau sollten dabei Hand in Hand mit den Projektierungen zur zukünftigen Gebäudesanierung gehen. Der Wärmedämmung und -einsparung ist dabei immer der klare Vorzug zu geben.

Geisen vom BBE erklärte, dass man den Strom- und Wärmemarkt zusammen, wie bei den KWK-Technologien, systemisch denken müsse. Hingegen stagniert der Wärmemarkt seit 2010 und dynamische Marktimpulse sind notwendig, alleine um das wenig ambitionierte Ziel 14 % Anteil EE am Wärmemarkt bis 2020 zu erreichen.

Als besonders wichtiger Baustein, um kommunale Entscheidungen im Erneuerbaren Energiemarkt zu unterstützen, werden die Stärkung der Akzeptanz und Ausbildung, sowie die starke Beteiligung der Bürger und Akteure vor Ort gesehen. Wie Anreize für die Kommunen genau gesetzt werden sollen, welche Indikatoren bei einer Projektplanung wichtig sind, welche rechtliche Erleichterungen geschaffen werden müssten, welche Hemmnisse bei der Planung und Finanzierung bestehen – all diese Fragen werden mit Abschluss des Projektes als Entscheidungshilfe für die Kommunen zur Verfügung stehen. Des Weiteren werden die Endergebnisse im Herbst 2014 auf einer Abschlusskonferenz vorgestellt und der Endbericht bis Ende 2014 veröffentlicht.

 


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