Betonfertigteildecken mit integrierten Luftkanälen - Lüftungsdecken bieten Planern und Bauherren zusätzliche Möglichkeiten
Spannbeton-Fertigdecken zeichnen sich durch ökonomische und ökologische Vorteile gegenüber anderen Betondecken aus. Sie gewährleisten einen schnellen und termingerechten Baufortschritt, und das geringe Eigengewicht erlaubt sehr lange Stützweiten. Der Einbau von vorgespannten Stahllitzen spart bis zu 80% Stahl gegenüber üblichen, schlaff bewehrten Betondecken, und die großen Hohlraumanteile reduzieren den Betonverbrauch um bis zu 50% im Vergleich zu gleichwertigen Ortbeton- oder Halbfertigteildecken. Mit einer Neuentwicklung bekommen TGA-Planer nun zusätzliche Alternativen zu konventionellen Ortbetonlösungen: Die Hohlräume der Spannbeton-Fertigdecken können als Lüftungskanäle genutzt werden.
„Kontrollierte Lüftungsanlagen werden in einigen Jahren aufgrund gesetzlicher Vorgaben zur Standardausrüstung in Wohnungen und Büros gehören. Spannbeton-Fertigdecken bieten dazu neue Möglichkeiten bei der Leitungsführung von Lüftungskanälen“, ist Dipl.-Ing. Ralf Burghartz, Vertriebsleiter bei DW Systembau, überzeugt. Die Lösung: Die großen Hohlkammern in den Spannbeton-Fertigdecken werden in den Werken beschichtet und können als Lüftungskanäle in die Leitungsnetze der Lüftungsanlagen integriert werden. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die großen Querschnitte der Hohlkammern ermöglichen niedrige Luftgeschwindigkeiten und geringe Druckverluste, was wiederum die Strömungsgeräusche und den Energieverbrauch von Lüftungsgeräten reduziert. Da die Luft in den Hohlkammern geführt wird, geht keine Raumhöhe durch abgehängte Decken oder erhöhte Fußbodenaufbauten verloren. Die Reinigung der geraden Kanäle ist überdies problemlos möglich. Die Lüftungsdecken werden mit marktüblichen Standard-Formteilen an das Lüftungskanalnetz angeschlossen.
Das Architektur- und TGA-Planungsbüro Carsten Grobe aus Hannover hat unlängst erstmalig spezielle Lüftungsdecken im Schulbau in der Feuerwiderstandsklasse R90 eingesetzt: Die Erweiterung eines Fachtraktes an der Kooperative Gesamtschule Gronau (KGS) im Passivhausstandard wurde mit Spannbeton-Fertigdecken und der Nutzung ihrer Hohlräume zur Leitungsführung der Lüftungsanlage geplant und umgesetzt. Die eingesetzte Anlage von Al-Ko Therm hat einen Volumenstrom von 10000 m³.
Seit Anfang 2014 findet in den Räumen unter anderem der Chemie-, Biologie-, Kunst- und Musikunterricht statt. Für die Architektin Ute Michel (verantwortlich für die Architektur) und Dipl.-Ing. Daniel Schüring (verantwortlich für die Lüftungstechnik) vom Architektur- und TGA-Planungsbüro Carsten Grobe eine Herausforderung, waren doch bei dem Pilotprojekt viele Details und Lösungen neu zu erarbeiten. Letztendlich wurden über den Klassenräumen im Erdgeschoss und Obergeschoss bis zu 10,80 m lange und 32 cm dicke BRESPA-Lüftungsdecken eingebaut. Die genutzten Hohlräume wurden bereits werkseitig entsprechend der Vorschriften der Lebensmittelhygiene-Verordnung (LMHV) und der hygienischen Anforderungen der VDI Richtlinie 6022 beschichtet, sodass nach der Montage nur noch der Hauptlüftungsstrang mit Muffen auf der einen und die Auslassventile auf der anderen Seite angeschlossen werden mussten.
Vorfertigung gewährleistet Termintreue und Qualität
Die ausschlaggebenden Gründe für den Landkreis Hildesheim als Bauherr für die Entscheidung zugunsten der Systemlösung mit Lüftungsdecken waren die Geschosshöhenreduzierung um jeweils 25 cm und die damit verbundenen Kosteneinsparungen. Dies ist möglich geworden, weil die Zuluftkanäle nun in der Deckenebene liegen und nicht unterhalb der Betondecken angebracht werden mussten. Dadurch konnte die Deckenabhängung in den Klassenräumen von 39 auf 14 cm reduziert werden.
Für die R90-Qualität mussten Brandversuche durchgeführt werden, da es keine zugelassenen Brandschutzventile für Spannbeton-Fertigdecken am Markt gibt. Gemeinsam mit der Firma Strulik GmbH aus Hünfelden wurden mit neu entwickelten Produkten entsprechende Versuche an der MPA Braunschweig durchgeführt und die Zustimmung im Einzelfall bei der Obersten Baubehörde in Hannover erwirkt.
Mit den neuen Lüftungsdecken können Arbeiten, die bislang auf den Baustellen ausgeführt wurden, in die Werke verlagert werden. „Das bedeutet nicht nur kürzere Bauzeiten, es gewährleistet auch aufgrund der witterungsunabhängigen Fertigung und der regelmäßigen Materialüberwachungen eine gleichbleibend hohe Qualität und damit eine verbesserte Werthaltigkeit der Gebäude“, so Ralf Burghartz weiter, „es erfordert aber auch einen erhöhten gewerkeübergreifenden Planungsaufwand vor Baubeginn, der sich später allerdings auszahlt, sorgt doch der höhere Grad an Vorfertigung für mehr Kosten- und Terminsicherheit.“
Bilder: DW-Systembau
www.dw-systembau.de