Werbung

BDI-Studie unterstreicht die Energieeffizienz der Gebäudeautomation - Größtes Potenzial im Gebäudesektor

Der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) hat im Rahmen seiner Initiative „Wirtschaft für Klimaschutz“ eine umfassende Studie zu Kosten und Potenzialen der Vermeidung von Treibhausgasemissionen von der Unternehmensberatung McKinsey & Company erstellen lassen [1]. In dieser Studie, die vor Kurzem der Öffentlichkeit präsentiert wurde, werden erstmalig 300 verschiedene Vermeidungsstrategien bzw. -technologien hinsichtlich ihrer CO2-Einsparvolumen und Kosten untersucht. Die Ergebnisse sind für die Gebäudeautomation überaus erfreulich: Die Gebäude- und Raumautomation gehört zu den effektivsten Möglichkeiten zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen im Gebäudebereich und das sogar bei positiver Rendite.

Die Gebäudeautomation steht mit ihrer Effizienz laut BDI-Studie vorn bei der Emissionsreduzierung.

Die wichtigsten Instrumente zur CO2-Reduzierung sind energiesparende Automationssysteme, innovative Heizungs- und Lüftungsanlagen, Wärmedämmung sowie effiziente Elektrogeräte und Beleuchtungen.

 

An den Analysen zur Studie haben über 70 Unternehmen und Verbände sowie zahlreiche Experten aus allen relevanten Wirtschaftszweigen mitgewirkt. Mithilfe einer einheitlichen Methodik wurden alle wesentlichen technischen Strategien – insgesamt über 300 – zur Vermeidung von Treibhausgasen in Deutschland für den Zeitraum bis 2020 bewertet.
Für jeden einzelnen dieser Hebel wurden das erreichbare Vermeidungspotenzial (in Mt CO2) und die Vermeidungskosten (in EUR/t CO2) quantifiziert. Zur Bewertung dieser Vermeidungskosten wurden die Ausgaben und die Ersparnisse ermittelt, die für den jeweiligen Investor entstehen, wenn er an Stelle des Stands der Technik eine emissionsärmere Lösung wählt. Grundsätzlich wurden Technologien aus den Sektoren Gebäude, Industrie, Energie und Transport bewertet, die bereits heute oder in naher Zukunft einsetzbar sind.

Nur geringe Kosten
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass in den vier Sektoren ein Abbau der Treib-hausgasemissionen bis 2020 um 31% gegenüber 1990 erzielbar ist – und zwar ohne Einbußen für Wirtschaftswachstum und Lebensqualität. Der weitaus größte Anteil davon – nämlich 26% – lassen sich sogar ohne zusätzliche Vermeidungskosten oder mit geringen Kosten von weniger als 20 Euro je Tonne CO2 erzielen.
McKinsey-Deutschlandchef Frank Mattern kommentierte dieses Ergebnis mit den Worten: „Ich halte denkbare Fortschritte beim Klimaschutz bis 2020 schon mit herkömmlicher Technik für immens. Unsere Studie zeigt auch, dass sich viele der Maßnahmen sogar finanziell lohnen.“
Das größte Potenzial zur Vermeidung von CO2 bis zum Jahr 2020 steckt im Gebäudesektor, d. h. in Wohngebäuden und gewerblichen und öffentlichen Immobilien. Energiesparende Automationssysteme, innovative Heizungs- und Lüftungsanlagen, Wärmedämmung sowie effiziente Elektrogeräte und Beleuchtungen bilden hier die wichtigsten Hebel.
Hinzu kommen vor allem in großen Gebäuden wie Büro- oder Schulgebäuden Gebäudemanagementsysteme, die die Energieverwendung für den Nutzer transparent machen. Da diese Investitionen in aller Regel erheblich mehr Energie einsparen, als für Finanzierung und Betrieb aufzubringen ist, sind sie für den Entscheider besonders wirtschaftlich, d.h. er erzielt nachhaltige Vermeidungseinsparungen. McKinsey empfiehlt folglich eine gesamthafte Sanierung alter, energiefressender Gebäude, da dadurch ein deutlich größerer Effekt als bei der Umsetzung von Einzelmaßnahmen erzielbar ist.
Trotz dieser hervorragenden Randbedingungen sieht McKinsey ein Problem in der Marktdurchdringung, das vor allem die Bereiche des Mietwohnungsbaus und  der gewerblichen Büroimmobilien betrifft und auf politischem Wege gelöst werden müsste: Heute trägt der Vermieter oder Investor die Investitionskosten, von denen aber der Mieter profitiert.

Hohe Effizienz bei Gebäudeautomation
Ein Blick auf die Vermeidungskosten bzw. -einsparungen zeigt, dass die Gebäude- und Raumautomation mit den höchsten Einsparungen aufwarten kann, d.h., dass sich mit ihrer Hilfe eine besonders hohe ökologische Dividende erwirtschaften lässt.
Gebäudemanagementsysteme und Gebäudeautomationssysteme werden in der Studie generell mit einer Einsparung von 110,– Euro/t CO2 angegeben. Auch für ein integriertes LON Raumautomationssystem ergibt sich bei analoger Rechnung unter zu Hilfenahme der Ergebnisse der LONMARK-Studie der Hochschule Biberach [2] eine Vermeidungseinsparung von 120,– Euro/t CO2 für Schulgebäude und 115,– Euro/t CO2 für Bürogebäude. Damit stehen Raumautomationssysteme, genauso wie die übrige Gebäudeautomation, in ihrer Effizienz weit vor den meisten anderen Hebeln zur Emissionsreduzierung. Eine detaillierte Übersicht über die Energieeffizienzfunktionen findet sich in [3] bzw. [4].
Die konsequente Reduzierung der CO2-Emissionen im Gebäudesektor bildet die bedeutendste Säule bei der Erreichung der klimapolitischen Ziele in Deutschland. Und zwar aus zweierlei Hinsicht:
Erstens ist der Sektor mit 40% der Gesamtemissionen der größte Verursacher von Treibhausgasen und Zweitens rechnen sich nur in diesem Sektor beinahe 90% aller Maßnahmen aufgrund von Vermeidungseinsparungen, sodass fast 70 Mio. t CO2 bei positiver Rendite eingespart werden können.
Betrachtet man diese Maßnahmen im Einzelnen, stellt man fest, dass die Gebäude und Raumautomationssysteme mit Vermeidungseinsparungen von 110,– bis 120,– Euro/t CO2 ökologisch besonders effizient sind und damit in jedem Neubau und bei jeder Sanierung genauso zu berücksichtigen sind wie eine moderne Anlagentechnik oder eine gute Dämmung.
Für Investoren sind zweifelsohne die Amortisationszeiten von Vermeidungsstrategien interessanter als ihre ökologische „Dividende“. Auch hier steht die Gebäudeautomation an erster Stelle. So ergeben sich z.B. durch den Einsatz von Raumautomationssystemen in Schul- oder Bürogebäuden Amortisationszeiten von 4 bis 5 Jahren. Im Vergleich dazu kommen traditionelle emissionsreduzierende Maßnahmen wie die Gebäudedämmung lediglich auf Amortisationszeiten von weit über 10 Jahren.
Sowohl aus politischer Sicht als auch aus dem Blickwinkel der Investoren bildet die Gebäude- und Raumautomation wegen der hohen Vermeidungsgewinne und der kurzen Amortisationszeiten also ein besonders attraktives Investment für alle Neubauten und bei der Sanierung bestehender Gebäude. Warum also hinkt die tatsächliche Umsetzung diesen Fakten hinterher? Entscheidend sind wohl zwei Gründe:

  • Mangelnde Kenntnis über die enormen Potenziale der Gebäude- und Raumautomation: Den meisten Akteuren ist die Bedeutung der Automation nicht bewusst. Das gilt sowohl für die Baubeteiligten (Architekten, Fachplaner, Investoren) als auch für die politischen Entscheidungsträger.
  • Das Investitions-Dilemma im Miet- und Investorenbau: Die Krux bei Miet- oder Investorenbauten ist, dass der Investor die Investitionen aufbringen muss, die ökologische Dividende aber der Gesellschaft und die ökonomischen Einsparungen dem Mieter zufallen. Diese Konstellation motiviert den Investor also nicht gerade zu emissionsreduzierenden Maßnahmen.

Beide Hemmnisse lassen sich zeitnah wahrscheinlich nur durch eine politische Forcierung des Einsatzes technischer Maßnahmen durchsetzen. So könnte die EnEV neben bereits existierenden Forderungen wie den Austausch der Anlagentechnik oder Mindeststandards bei der Dämmung auch Anforderungen an die Gebäudeautomation stellen. Damit wäre der von McKinsey geforderte integrale Ansatz bei der Sanierung erfüllt.
Für die Formulierung eines Mindeststandards für die Gebäudeautomation würden sich die in der EN15232 definierten Gebäudeautomations-Effizienzklassen B oder A geradezu anbieten (siehe [5] und [6]). Da die dort aufgeführten Maßnahmen aus dem Bereich der Gebäude- und Raumautomation mit einer hohen Vermeidungseinsparung und mit kurzen Amortisationszeiten einhergehen, sind volkswirtschaftliche Risiken zudem nicht erkennbar.

Höherer Stellenwert für die Gebäudeautomation

Aufgrund der besonderen ökologischen Bedeutung der Gebäudeautomation sollten wir gemeinsam daran arbeiten, diese Erkenntnis nachdrücklich herauszustellen, um möglichst schnell das Ziel zu erreichen, dass der Einsatz energieeffizienter Automationsfunktionen genauso selbstverständlich wird wie die Dämmung einer Gebäudehülle. Die McKinsey Studie gibt dazu genau wie die Studie der Hochschule Biberach [2] den notwendigen Rückenwind.
Sollte es zudem in Zukunft gelingen, der Gebäude- und Raumautomation in der Gesetzgebung den Stellenwert zu geben, den sie wegen ihrer ökologischen und ökonomischen Vorteile verdient hätte, bricht für die Gebäudeautomation tatsächlich eine goldene Zukunft an, so wie die McKinsey Studie bereits voraussagt: „Der Einsatz effizienter Heizungs-, Lüftungs-, Klima-, Beleuchtungs- und Regelungstechnik ermöglicht den Technologielieferanten einen langfristigen Ausbau ihres Geschäfts. Auch Anbieter geeigneter IT-Systeme zur Steuerung solcher Technologien können hiervon profitieren.“

Literatur:

[1] McKinsey & Company, Inc.: Kosten und Potenziale der Vermeidung von Treibhausgasemissionen in Deutschland, September 2007, erstellt im Auftrag von „BDI initiativ – Wirtschaft für Klimaschutz“, Download
unter www.mckinsey.de
[2] Martin Becker, Peter Knoll: Untersuchungen zu Energieeinsparpotentialen durch Nutzung integrierter offener Gebäudeautomationssysteme, März 2007,
erstellt im Auftrag der LonMark Deutschland e.V.
[3] Jan Spelsberg: Energieeffizienz kann man planen, LonMark Magazin, Ausgabe März 2007
[4] LonMark Deutschland e.V.: Energieeffizienz automatisieren, Broschüre 2007, Download unter www.lonmark.de
[5] Hanspeter Boos: CEN stellt mit Norm EN 15232 Weichen für integrierte Gebäudeautomation, LonMark Magazin, Ausgabe September 2007
[6] DIN EN 15232 – Energieeffizienz von Gebäuden: Einfluss der Gebäudeautomation und des Gebäudemanagements, Ausgabe 2007-11

Autor: Jan Spelsberg ist geschäftsführender Gesellschafter der Spega – Spelsberg Gebäudeautomation Gmbh + Co.KG in Moers und Sprecher des Arbeitskreises Marketing der Lonmark Deutschland e.V.

 


Artikel teilen:
Weitere Tags zu diesem Thema: