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Bayern – Politik und Technik im Visier

5. Bayerischer SHK-Kongress

Manfred Hilpert, Landesinnungsmeister, griff in seiner Ausführung u. a. die mit dem Mindestlohn verbundene Aufzeichnungspflicht sowie Werkskundendienste auf.

Maximilian Weishäupl, acht Wochen alt und somit einer der jüngsten Gäste zur diesjährigen Tagung, mit seinem Vater Armin Weishäupl.

Die Referenten des diesjährigen SHK-Kongresses: Ansgar Borgmann, Christian Volkmer, Manfred Klöpfer, Robert Smejkal, Prof. Dieter Wolff, Hans-Christoph Zebe, Bernd Reutemann.

Der Festabend mit Musik, Show und Tanz bot auch die Gelegenheit für Danksagungen.

Mit einer hohen Teilnehmerzahl endete der diesjährige SHK-Kongress mit einer Schifffahrt und einer Stadtbesichtigung in Bamberg am Samstag, dem 13. Juni.

 

Am 11. und 12. Juni dieses Jahres fand in Bamberg der 5. Bayerische SHK-Kongress statt. Zahlreiche Fachvorträge – von der Trinkwasserinstallation über Anlagentechnik in hochwärmegedämmten Gebäuden bis zur Mitarbeitermotivation – und ein attraktives Rahmenprogramm kennzeichneten den Kongress, zu dem der bayerische SHK-Fachverband und die SHK-Innung Bamberg eingeladen hatten.

Mit Blick über die Landesgrenzen eröffnete Dr. Wolfgang Schwarz, Hauptgeschäftsführer des Fachverbands Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Bayern, den 5. SHK-Kongress in Bamberg. Der griechischen Finanzsituation zum Anlass, zeigte der Hauptgeschäftsführer Vorfälle auf, die Bamberg mit Griechenland verbinden. Dr. Schwarz stellte dabei fest, dass bereits der drohende griechische Staatsbankrott Mitte des 19. Jahrhunderts abgewendet werden konnte – dies durch einen bayerischen Sonderkredit. „Im Pleitegehen und Krediteanfordern haben die Griechen also eine lange Tradition – und es stimmt der Satz: Geschichte wiederholt sich!“, resümierte Schwarz und ergänzte, dass dies allerdings nicht ganz ernst gemeint war.
Wichtig und ernst zu nehmen sei indes die Lobbyarbeit, wenn auch oft die Frage gestellt werde, was diese im Ergebnis erzielt. Mit einigen Beispielen erklärte Schwarz die Notwendigkeit dessen und zeigte Punkte auf, die konsequente Lobbyarbeit benötigen. Themen wie „Nah- und Fernwärmenetze“, „verstärkte wirtschaftliche Tätigkeit von Kommunen“, „verlässliche Förderpolitik“ und die „Ausgestaltung der Trinkwasserverordnung“ zählten dazu. Dr. Schwarz: „Diese Themen lassen sich eben nicht zwischen Tür und Angel klären, sondern man benö­tigt vor allem drei Dinge: Zeit, Vertrauen und Beharrlichkeit. Dies versuchen wir, durch stetige persönliche Kontakte sowie unsere sachlich fundierten und differenzierten Argumentationen zu schaffen. Wir geben uns dabei nicht der Illusion hin, dass danach unsere Gesprächspartner die Welt mit anderen Augen sehen. Wir sind aber davon überzeugt, dass wir maßgeblich dazu beitragen, die politischen Debatten in Bayern thematisch zu bereichern und regelmäßig Schlimmeres zu verhindern.“

Aufzeichnungspflicht
Von der Notwendigkeit zur Lobbyarbeit hin zu aktuellen politischen Themen griff anschließend Landesinnungsmeister Michael Hilpert in seiner Rede u. a. die zunehmende Bürokratie für SHK-Betriebe auf. Hierzu konzentrierte er seine Ausführung auf die mit dem Mindestlohn verbundenen Aufzeichnungspflichten. „Bereits 2007 waren uns die Gefahren der Aufzeichnungspflichten bekannt. Der Fachverband hatte dies bei der Eröffnungsveranstaltung des damaligen Verbandstages vorgetragen und an die bay­erische Staatsregierung appelliert, solche Horrorszenarien keine Wirklichkeit werden zu lassen. Leider vergeblich. Der Mindestlohn kam zum 1. Januar 2015 und seitdem ufert der Papierkrieg aus.“ Der Landesinnungsmeister forderte vor diesem Hintergrund eine Herabsetzung der Einkommensgrenze, ab der die Aufzeichnungspflicht gilt. Dazu habe der Fachverband zusammen mit anderen Verbänden schon vor dem 1. Januar 2015 interveniert. Hilpert: „Leider ist der Durchbruch in der Koalition bisher ausgeblieben. Wir werden in der Sache aber nicht eher ruhen, bis hier eine vernünftige Lösung praktiziert wird.“

Werkskundendienste
Mit Blick in Richtung Technik wechselte der Landesinnungsmeister das Thema hin zu Werkskundendiensten, zu dem er eine beginnende „Einstufigkeit“ auf der Heizungsseite teilweise sieht. Aus seiner Sicht stocken einige Hersteller ihre Werkskundendienste vermehrt auf und bieten z. B. die Überwachung von Heizungsinbetriebnahmen oder gleich die Ausführung und Wartung dazu an. Bei dieser Entwicklung rät Hilpert zur Vorsicht und betonte auf direkte Art: „Wer Wartungsarbeiten oder gar Stördienste den Werkskundendiensten überlässt, muss sich nicht wundern, wenn die nächste Heizung beim Nachbarn durch den Hersteller akquiriert
wird und nur noch großzügiger Weise vom Handwerker als Subunternehmer bzw. Schrauber an die Wand gehängt werden darf. Als Draufgabe übernehmen die Unternehmen dann auch noch die Gewährleis­tungsansprüche. Einige mögen das belächeln, aber ich sehe darin große Gefahren lauern.“

Fachprogramm
Am zweiten Tag startete das Fachprogramm mit zahlreichen interessanten Vorträgen aus den Bereichen Technik, Recht, Spenglerei und Betriebsführung. Nachfolgend einige Inhalte und Hinweise zu den Themen.

Trinkwasserinstallation
Ansgar Borgmann, ö. b. u. v. Sachverständiger und Mitinhaber eines SHK-Betriebes, stellte die Anforderungen an Planer, Installateure und Betreiber einer „richtigen“ Trinkwasserinstallation dar und zeigte an Fallbeispielen aus der Praxis, dass es in der Umsetzung noch deutliche Defizite bei den am Bau Beteiligten gibt. „Eine Trinkwasserinstallation muss mit größter Sorgfalt versorgt, geplant, installiert, betrieben und gewartet werden. Nur wenn alle Verfahrensbeteiligten ihrer Verantwortung und den Pflichten nachkommen, kann die Qualitätssicherung des Lebensmittels Trinkwasser nachhaltig funktionieren“, betonte der Sachverständige. Zur Vermeidung von Installationsfehlern sollten u. a. folgende Punkte beachtet werden:

  • Vermeiden von „Totstrecken“ und Wasserentnahmestellen, an denen nur sehr selten Wasser gezapft wird,
  • Überdimensionierung von Rohrleitungen vermeiden (schlankes Rohrnetz),
  • Warmwasser-Rohrleitungen gegen Wärmeverluste dämmen nach DIN 1988-200, Tabelle 9, und EnEV, Anlage 5, Tabelle 1,
  • Kaltwasser-Rohrleitungen gegen Erwärmung und Schwitzwasserbildung dämmen nach DIN 1988-200, Tabelle 8,
  • sicherstellen, dass gemäß DIN EN 806-2 und DIN 1988-200 die Kaltwassertemperatur maximal 30 Sekunden nach dem vollen Öffnen einer Entnahmestelle 25 °C nicht überschreitet,
  • Trinkwasser vor Verunreinigungen schützen (Erstbefüllung mit gefiltertem Wasser, Sicherungen gegen Rückfluss),
  • Einsatz nur von nachweislich geeigneten Produkten,
  • Hygiene hat Vorrang vor Energieeinsparung.

Anlagentechnik in hochwärmegedämmten Gebäuden
Unter der Überschrift „Energetische Standards der Zukunft – Anlagentechnik in hochwärmegedämmten Gebäuden“ zeigte Prof. Dr. Ing. Dieter Wolff, Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, u. a. Thesen, Fehlentwicklungen sowie effiziente Lösungen auf. Im Kernpunkt kam er zu dem Fazit, dass es ein generelles wirtschaftliches Anlagensystem nicht gibt, sondern jeweils eine Individuallösung für jedes Gebäude. Dazu empfahl er eine Ener­gieanalyse mit Verbrauchswerten vorher bzw. nachher durchzuführen. Des Weiteren sollte(n):

  • bauliche und anlagentechnische Maßnahmen nicht gegenseitig aufgerechnet werden, sondern sich im Sinne des Klimaschutzes geeignet ergänzen,
  • hinsichtlich der EnEV und des EEWärmeG eine Vereinheitlichung unter einem Dach mit Energie- und CO2-Bezug angestrebt werden,
  • die derzeitige Bewertung von Biomasse revidiert werden (Einführung eines „Biomassebudget von 30 bis 35 kWh/(m² · a)) und
  • zukünftig eine Baubegleitung mit Qualitätssicherung und mindestens einjährige monatl. Verbrauchsmessungen vorher/nachher als Erfolgsausweis und als Grundlage für einen Energieausweis dienen.

Weitere Fachvorträge

  • In weiteren Fachvorträgen wurden folgende Themen behandelt:
  • „Datenschutz und Datensicherheit für SHK-Innungsfachbetriebe“ von Chris­tian Volkmer,
  • „Intensivkurs VOB“ von Manfred Klöpfer,
  • „Vorstellung des Merkblatts ‚Metallanschlüsse an WDVS‘“ von Robert Smejkal,
  • „Bauphysik am Metalldach und normative Anforderungen – ein Wiederspruch?“ von Hans-Christoph Zebe,
  • „Besser als nur gut – unser Weg zum Dienstleister des Jahres“ – Motivationsvortrag von Bernd Reutemann.


Einige Vortragsunterlagen stehen im Internet zum Download unter www.haustechnikbayern.de im internen Bereich zur Verfügung.

Rahmenprogramm
Die gastgebende Innung Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Bamberg hatte unter Leitung von Obermeister Leo Voran und seinen Vorstandskollegen das Rahmenprogramm ausgearbeitet. Dazu zählten neben einem gemütlichen Abend mit Jazz-Musik der Festabend mit Tanz, Musik und Show­einlagen. Das Damenprogramm bot u. a. eine Fahrt zum Schloss Seehof mit Besichtigung und Modenschau. Die Veranstaltung endete am Samstag, 13. Juni, mit einer Schifffahrt und einer Stadtführung durch das historische Bamberg.
Neben den hier gezeigten Fotos finden Sie zahlreiche weitere Bilder vom 5. SHK-Kongress unter www.ikz.de in der „Galerie“ oder direkt unter www.ikz.de/galerie. Schauen Sie doch mal rein.

Bayerischer SHK-Kongress 2016
Der 6. SHK-Kongress findet in Kempten am 23. und 24. Juni 2016 auf Einladung der ortsansässigen Innung
statt.

 


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