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Barrierefreie Regenentwässerung

Planungs- und Ausführungskriterien für Regenwasserableitung von genutzten Dachflächen / Balkonen

Im Trend: Dachterrassen mit einem Zugang, der kaum einen Höhenunterschied aufweist. Diese Situation stellt eine besondere Anforderung an den Schutz vor Regenwasser.

Bild 1: Schadensfälle bei der Regenentwässerung von genutzten Dachflächen mit schwellenlosen/barrierefreien Ausgängen über einen unbestimmten Zeitraum.

Bild 2: Direkter Anschluss der barrierefreien Entwässerungsrinne an die Entwässerung.

Tabelle 1: Ausführungsarten von Anschlussbereichen.

Bild 3: Raffinierte Notentwässerung: der „SitaDrain Terra“-Profilrahmen liegt auf dem Plattenbelag direkt an der Attika auf.

 

Bodentiefe Tür- und Fensteranlagen haben zugenommen, die Häufigkeit extremer Wetterereignisse jedoch auch. Niedrigschwellige Eintrittsbereiche und anstauender Starkregen müssen vor diesem Hintergrund genau aufeinander abgestimmt sein. Nachfolgend einige Planungs- und Ausführungskriterien für die Regenwasser-Haupt- und Notentwässerung dieser Bereiche.

Barrierefreie Wohnkonzepte mit bodentiefen Tür- und Fensteranlagen bestimmen die heutige Architekturlandschaft. Entwässerungstechnisch betrachtet sind diese großflächigen Öffnungen im Gebäudekörper ein potenzieller Risikofaktor für Wasserschäden. Kommt es bei einem Starkregenereignis zu einer Überlastung der Regenentwässerung und zu einem Wasseranstau vor Fenstern und Terrassentüren, sind Wassereinbrüche vorprogrammiert. Bei großen Flachdächern stellt ein schwergewichtiger Wasseranstau zudem Abdichtung und Statik auf die Probe. Abgesehen davon, dass eine Notentwässerung gemäß DIN 1986-100 Pflicht ist, bedeutet ihre richtige Berechnung und Positionierung aktive Schadensvorsorge.

Entwässerungsflächen mit barrierefreien Übergängen

Die Königsdisziplin bei der Entwässerung genutzter Dachflächen sind Terrassen und Balkone mit schwellenlosen bzw. schwellenarmen Ausgängen (barrierefreie Übergänge). Sie sind gemäß den Flachdachrichtlinien abdichtungstechnische Sonderlösungen, für die entsprechend geeignete entwässerungstechnische Lösungen gefunden werden müssen. Die Bauweise ist i. d. R. eine Sonderkonstruktion, die zwischen Planer, Ausführenden und Bauherrn gemeinsam abzustimmen ist.

Die DIN 18531, Teil 1 nimmt hierzu auch Stellung. So heißt es unter Pkt. 6.6 für die Dachentwässerung: „Bei Dachterrassen mit geschlossener Brüstung sind Notüberläufe so anzuordnen, dass bei Verstopfung des Ablaufs die Türschwelle nicht überstaut werden kann.“ Einen Lösungsansatz schildert DIN 18531-3: „Für barrierefreie Türanschlüsse und Anschlüsse mit verringerter Anschlusshöhe sind geeignete Maßnahmen zur Vermeidung von Spritzwasserbelastung und Stauwasser im Anschlussbereich, z. B. Entwässerungsrinnen mit Rostabdeckungen vorzusehen.“

Statistik als Infoquelle

Die Hinterläufigkeit des Abdichtungsrandes am Schwellenprofil und im Bereich der Leibungen, diese beide Schadensfälle stehen in der Statistik der Schadensfälle ganz oben (Bild 1). Statistiken, die die Hauptursachen der Schadensfälle sichtbar machen, liefern so auch Informationen, wo bei der Prävention anzusetzen ist. Fehlende Gitterroste und Drainage, mangelhafte oder nicht vorhandene Entwässerung sowie ein unzureichendes Gefälle führen über kurz oder lang zum Wasserschaden. Ist das Wissen und ein Bewusstsein für diese Problematik vorhanden, lassen sich Regenwasserschäden gut vermeiden. Ein Gefälle kann beispielsweise durch die Neigung der Tragkonstruktion, durch eine zusätzliche Gefälleschicht (z. B. Gefälleestrich) oder durch eine Gefälledämmschicht erzielt werden.

Vier Anschlussbereiche

Je nach Anschlusshöhe an Tür- und Fensteranlagen (gerechnet ab Oberfläche des Belages/der Abdichtung von genutzten Dachflächen) lassen sich vier Bereiche unterteilen (Tabelle 1). Klar ersichtlich ist der Trend zu barrierefreier Bauweise, die auch den Anforderungen an senioren- und behindertengerechte Zugänge entspricht. Mit der Reduzierung der Schwellenhöhen steigt die Lebensqualität der Bewohner, aber auch das Risiko von Wassereinbrüchen bei Extremwettern.

Maßnahmen nach Richtlinie und Herstellerempfehlung

Die Regelwerke DIN 1986-100 und DIN 18531 zeigen Anforderungen für die Regenentwässerung von flachen Dächern auf. Hinzu kommt die Flachdachrichtlinie, die nach Punkt 4.4 fordert:

  • wannenförmiger Entwässerungsrost oder eine vergleichbare wannenbildende Konstruktion, ggf. beheizbar mit unmittelbarem Anschluss an die Entwässerung,
  • Gefälle (min. 2 %) der wasserführenden Ebenen,
  • Schlagregen- und Spritzwasserschutz durch Überdachung,
  • Türrahmen mit Flanschkonstruktion,
  • zusätzliche Abdichtung im Innenraum mit gesonderter Entwässerung.

Zusätzlich empfiehlt z. B. der Hersteller Sita weiterführende Maßnahmen, die die Sicherheit auch bei extremen Regenereignissen erhöhen sollen. Dazu gehören u. a.:

  • Plattenbelag auf Stelzlager mit offenen Fugen › 3 mm.
  • Für alle Regenfälle: Auslegung der Notentwässerung für den kompletten Jahrhundertregen. Die Art der Entwässerung, die Anzahl der Abläufe und deren Anordnung sowie die Montage sind gesamtplanerisch zu betrachten.
  • Sicherheitsreserve: Ein Freibord von 20 mm oberhalb der Druckhöhe der Notentwässerung.
  • Schutz durch ein Vordach.
  • Es empfiehlt sich ein ½-jährlicher Wartungsintervall, bei dem die Anlage gereinigt wird und defekte, bzw. fehlende Teile ersetzt werden können.

Diese und weitere Maßnahmen hat Sita in einem werkseigenen Regelwerk verfasst. Das Dokument „SitaRichtlinie. Entwässerung genutzter Dachflächen“, kann kostenfrei per Post angefordert werden. Zudem steht die Hersteller-Richtlinie im Internet unter dem Kurzlink: bit.ly/Sita-Richtlinie bzw. QR-Code zum Download bereit.

www.sita-bauelemente.de

Regelwerke zur Entwässerung (Auszug)

  • DIN EN 12056-3 – Schwerkraftentwässerungsanlagen innerhalb von Gebäuden,
  • DIN 1986-100 – Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke,
  • DIN 18531-1 bis 5 – Abdichtung von Dächern sowie von Balkonen, Loggien und Laubengängen,
  • Regelwerk des Deutschen Dachdeckerhandwerkes – Flachdachrichtlinie und Merkblatt für Entwässerung,
  • DIN 18040 – Barrierefreies Bauen.

 


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