Badsanierung mit dem 360-Grad-Blick
Bei umfassender Modernisierung im Bestand sind zahlreiche Aspekte und Anforderungen zu berücksichtigen
Während derzeit das Thema Neubau oft die Medien beherrscht, lässt sich auch bei Umbau und Modernisierung von einem Boom sprechen. Kein Wunder, stammt doch ein Drittel der Wohnungen aus den 50er- bis 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Und auch bei den Wohnungen aus den 80ern steigt der Veränderungsdruck. Dabei dominiert das Bad laut Umfragen mit weitem Abstand in der Wunschliste privater Investitionspläne.
Laut einer Studie aus dem vergangenen Jahr, über die die Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e. V. (VDS) im Vorfeld der ISH 2017 informierte, nahm das Tempo der Investitionen ins Bad seit 2012 stetig zu. Doch der Modernisierungs-Stau ist längst nicht abgearbeitet. Die Aussichten für Badsanierungen scheinen somit rosig. Bei der Frage zu den Motiven für Sanierungen, die private Bauherren in den letzten fünf Jahren durchgeführt hatten, ging aus der forsa-Studie hervor, dass bei 45 % eine allgemeine Unzufriedenheit mit dem Ist-Zustand vorlag, was sich nicht zuletzt an den alten Fliesen festmachte. 11 % störten die mangelnde Barrierefreiheit und 6 % die schlechte Raumaufteilung. Regelrecht „unwohl“ hatten sich laut Umfrage 8 % mit ihrem Bad gefühlt. Bauherren haben also vor allem das optisch frische, moderne Wunschbad vor Augen, das eine neue Aufenthalts- und Erholungsqualität rund um den Genuss von Wasser und Wärme bieten kann. Eine Marktanalyse von BauInfoConsult zielt in dieselbe Richtung: Der Anspruch an das Bad als Wellness-Oase schlägt bei Bauherren alle anderen Ziele. Jüngst meldete das Beratungsunternehmen aus der Jahresanalyse 2017/18: Der Wunsch nach einer Komplettbadlösung
wachse am Markt deutlich. Ein Drittel der befragten Sanitärprofis rechnet mit mehr Anfragen in diese Richtung über die nächsten drei Jahre. Der Markt verlangt dabei deutlich mehr als nur den Austausch von Produkten und sieht Badsanierung als umfassende Aufgabe. Vor diesem Hintergrund kann der Fachbetrieb mit individueller Beratung und seinem bewährten Know-how in der Umsetzung punkten. Dies ist angesichts der wachsenden Internet-Orientierung von Verbrauchern, Bauherren und Investoren ein wichtiger Punkt! Welche allgemeinen Aspekte bei dem komplexen Thema Badsanierung zu beachten sind, dazu ein kleiner Überblick.
Grundriss und Wände kritisch prüfen
Wenn es um Sanierungen geht, hat es der Badplaner und Sanitärprofi in der Regel jeweils mit einem Einzelfall zu tun. Denn jeder Altbau ist anders. Der Blick auf die Substanz und die vorhandenen Strukturen steht am Beginn der Planung: Tragende Wände, Decken und Boden sind zu prüfen, dazu gilt es Veränderungen im Grundriss durch nachträglich gesetzte Wände zu berücksichtigen. Wie stabil sind sie? Lassen sich Zwischenwände, mit denen vielleicht ein WC oder eine Kammer abgetrennt wurden, entfernen, sodass eine Raumvergrößerung des eigentlichen Badezimmers denkbar ist? Oftmals entzündet sich die Unzufriedenheit des Kunden mit dem alten Zustand am kleinen, schlauchartigen Zuschnitt des Bades, der sich bei näherer Betrachtung nicht selten als veränderbar herausstellt. Eine bauliche Veränderung im Grundriss, die sich an dieser Stelle anbietet, ist u. a. das Versetzen der Tür, oder bei schmalen Türen zumindest deren Verbreiterung, was nicht zuletzt auch mehr Bewegungsspielraum beim Umbau zum Bad-für-alle schafft. Eine mögliche Zusammenlegung des alten Badezimmers mit einem Nebenraum lässt es auch zu, über die Erschließung neu nachzudenken. Für das seniorengerechte Bad ist im Übrigen eine nach außen zu öffnende Tür wichtig, die sowohl den Weg nach draußen erleichtert als auch den Zugang für Hilfeleistende.
Überraschungen im Altbau bieten nicht selten geflieste Wände, deren Belag eventuell noch im alten Dickbettverfahren verlegt ist und bei Sanierungsarbeiten samt Mörtel und Bestandteilen der Wand herausbrechen kann. An dieser Stelle sollte der Ist-Zustand untersucht werden, bevor es zu ungeplanten Verzögerungen im Bauablauf kommt. Eine geringe Tragfähigkeit der Wand kann zum Problem werden, wenn dort im Zuge der Neugestaltung Waschtischkonsolen aufgehängt oder Haltegriffe montiert werden sollen. Hier empfiehlt sich generell verstärkende Elemente wie Holzplatten dem Kunden anzubieten und einzubauen, um das Bad ggf. später seniorengerecht ertüchtigen zu können. Dann lassen sich die Haltestangen und Griffe im Bedarfsfall ohne großen zusätzlichen Aufwand befestigen. Ein Blick sollte auch den (fraglichen) rechten Winkeln und der Flächigkeit der Wände gelten: Wenn Badobjekte mit längeren Maßen montiert werden sollen, etwa ein Duschpaneel oder eine größere flächige Lösung am Waschplatz, dann stellt jede unebene oder schiefe Wand ein Problem dar, das am besten durch eine Vorsatzwand gelöst wird. Für den Fall, dass die vorhandenen Anschlüsse für die Dusche weiter genutzt werden sollen, bieten sich auch diverse Aufputz-Duschsysteme an, die Thermostat, Brausestange sowie Hand- und Kopfbrause in einem Produkt kombinieren.
Vorwandmodule mit vielfältigem Zusatznutzen
Neue Wände in Trockenbauweise – von den Herstellern der Vorwandsysteme in großer Vielfalt angeboten – bieten auch die Möglichkeit, im Zuge der Sanierung Raumtrenner zu konstruieren, die das Badezimmer und seine Funktionsbereiche – Hygiene und Schönheitspflege, schnelles Duschen und entspanntes Wannenbad – in Zonen aufteilen. Zugleich lassen die Hohlkörper die jeweils notwendige Technik an die richtigen Stellen gelangen und sich darüber hinaus mit wohl platzierten Aussparungen, sprich Ablagenischen, noch zusätzlich nutzen. Allgemein bietet sich Installateuren, die bei der Badsanierung auf Vorwandsysteme in Trockenbauweise setzen, ein Vorteil, da sie ihren Auftraggebern ein breites Spektrum individueller Wünsche erfüllen können. Dabei ist allerdings auch der eventuell notwendige Schallschutz zu beachten und dies gegebenenfalls in Aufklärung und Absprache mit dem Bauherrn auch für dessen eigenen Räume.
Vom Stromanschluss bis zum digitalen Bad
Die Vorwandmodule bieten Anlass, sozusagen gewerkeübergreifend an die neue Elektro-Installation zu denken, bzw. sich an dieser Stelle mit dem Elektrofachbetrieb abzusprechen: Mehr Steckdosen am Waschplatz, nicht zuletzt eine Stromversorgung am Platz des WCs, sind ein Komfortgewinn in jedem Bad. Ob der Bauherr schon ein Dusch-WC auf dem Wunschzettel hat oder nicht: Das Argument, lieber technisch vorzusorgen als irgendwann aufwendig nachzurüsten, wird er in Erwägung ziehen. Der Sanitärprofi zeigt im Übrigen an diesem Detailbeispiel auch, dass er bei der Planung über den Tellerrand des Gewohnten hinaus an die Zukunft denkt. Das gilt in der Regel auch für die separate Platzierung von Bedienelementen – Stichwort Digitales Bad – und zusätzliche Funktionen wie Audio/Video im Bad. Insgesamt steigen im Zuge des Trends zu Smart Home und Digitalisierung im Bad die Anforderungen an die Elektroinstallation, was eine Koordination zwischen den Gewerken meist zwingend erforderlich macht.
Auch Lichtplanung ist im Bad heute ein größeres Thema als zu früheren Zeiten, als im Bad allein an einen Mittenanschluss für die Deckenlampe und vielleicht noch einen zentralen Wandauslass über dem Spiegel gedacht wurde. Dass aktuell andere Bedürfnisse herrschen, zeigen die Angebote der entsprechenden Hersteller für Spiegelschränke und Stauraum. Zudem lassen sich mit der heutigen vielfältigen LED-Technik verschiedene Beleuchtungsszenarien erstellen, die den Wünschen der Kunden, z. B. nach Entspannung, Erfrischung oder Ruhe, Rechnung tragen.
Am Bodenaufbau entscheidet sich (fast) alles
Eine wichtige, vielleicht sogar die zentrale Rolle spielt bei der Altbausanierung der bisherige Bodenaufbau: In der Regel finden sich im Altbau, ob aus der Gründerzeit oder der frühen Nachkriegszeit, Holzbalkendecken. Bauherren wundern sich oft, wenn der Belag aus aufgenagelten Brettern beseitigt worden ist, was frühere Generationen als Füllmaterial zwischen den Balken verwendet haben: Von Stroh bis Bauschutt ist da alles zu finden, was mit heutigen Ansprüchen an Schall- und Wärmedämmung nicht viel zu tun hat, geschweige denn als Abdichtung gegen Wasser taugt. Da gilt es, mit modernen Dämmmaterialien zu sanieren und sowohl an die Entkopplung des späteren Bodenaufbaus als auch an Lastverteilung und nicht zuletzt die vollflächige, neue Abdichtung zu denken. Die Vermeidung von Schwingungen in der Tragkonstruktion für den neuen Bodenbelag ist im Hinblick auf eine Verfliesung wichtig: Da inzwischen Großformate bevorzugt werden, sind die Keramikplatten ggf. größeren Spannungen als früher ausgesetzt.
Eine Alternative, die weniger aufträgt und weitere Vorteile mit sich bringt, ist der Industrieboden, wie er auch für manche bodengleiche Duschflächen in Designhotels eingesetzt wird. Die fugenlose Optik sorgt auch im kleinen Bad für ein ruhiges, farblich abgestimmtes Bild. Durchgehende Oberflächen liegen dabei im Trend, wie es die häufig verlangte Loft- oder Beton-Optik in Bad, Schlafzimmer und Wohnbereich zeigt. Dafür stehen zum einen mineralische Putze bereit, die atmungsaktiv sind und für ein gutes Raumklima sorgen, zum anderen Spachtelbeton und Mischungen auf Kunstharzbasis, ganz nach Geschmack des Kunden mit oder ohne Zuschlägen, geschliffen oder versiegelt.
Bei der Bodensanierung ist frühzeitig zu klären, ob eine Flächenheizung infrage kommt. Minimale Aufbauhöhe stellen zahlreiche Hersteller in den Vordergrund, ebenso eine einfache Verlegung oder die Einsetzbarkeit für die verschiedenen Untergründe.
Zu- und Abläufe
Der Bodenaufbau bzw. die Unterkonstruktion ist für die Sanierung auch insofern eine planerische und technische Herausforderung, weil an die künftige Platzierung von Duschfläche und Wanne und somit an die Lage der Wasserzuleitungen – vielleicht für eine bodenstehende Wannenarmatur – und der Abläufe zu denken ist. Wenn die Balkenlage keinen passenden Spielraum lässt und kein Keller oder zweitrangiger Nutzraum unter dem Bad liegt, in dem die Abwasserleitung zum Kanal geführt werden könnte, wird möglicherweise ein niedriges Podest für Wanne oder Dusche infrage kommen. Allerdings bieten auch die zahlreichen Systeme speziell für die Altbausanierung meist eine Lösung, um den Umbauwünschen gerecht zu werden. Bei Wannen ist die Statik der alten Holzbalkendecke zu prüfen und ggf. eine lastverteilende Bodenplatte ratsam.
In einigen Fällen wird es im Zuge der Sanierung früherer „Wellness-Bereiche“ im Keller eines alten Einfamilienhauses darum gehen, Abwasser abzuführen. Die entsprechenden Hersteller von Abwasser-Hebeanlagen bieten dazu unterschiedliche Modelle an. Problemlöser sind dabei an Stellen, wo es buchstäblich einfach nicht läuft, auch Bodenablaufpumpen, die den Einbau barrierefreier Duschen bei zu geringer Aufbauhöhe ermöglichen. Denn oftmals scheitert die Realisierung einer ebenen Dusche am mangelnden Gefälle zur Abwasserleitung. Distanzen zu überbrücken ist die Aufgabe der Ablaufpumpen, die es auch bereits in Duschboards integriert gibt, wo sie Teil einer Systemlösung sind.
Fazit
Zwar ist jedes Altbaubad anders und die Planung für eine umfassende Sanierung komplex, aber nicht überall muss das Rad neu erfunden werden: Sowohl Fertigprodukte für Wand und Boden als auch Systeme, die sich an individuelle Anforderungen anpassen lassen, erleichtern an vielen Stellen die Arbeit.
Autor: Heinz Kaiser, Hamburg