Badkomfort im besten Licht
Gestaltung mit Licht wird im Bad immer wichtiger – und individueller
Mit dem Wandel zum Wohlfühlraum sowie einer stärkeren Neigung, das Bad auch als Wohnraum zu betrachten, gewinnt die Beleuchtung immer mehr an Bedeutung. Das Licht im Badezimmer soll ebenso funktional wie stimmungsvoll sein, nicht zuletzt Orientierung geben und für Sicherheit sorgen, schließlich auch ein bisschen „smart“ werden: Vor allem die Hersteller von Lichtlösungen am Waschplatz haben dafür zahlreiche Neuheiten entwickelt, von denen wir einige im Folgenden vorstellen.
Beim Thema Badbeleuchtung lohnt es sich, auf den Wandel der Wohnkultur inklusive Badbenutzung zu schauen. Auch die veränderten Gewohnheiten im Umgang mit Elektronik im Haushalt und Alltag spielen eine wichtige Rolle und nicht zuletzt das allgegenwärtige Thema Individualisierung. Kurz gesagt: Bad und Wohnen sind nicht mehr strikt getrennt zu betrachten, ein radikaler Stimmungswechsel beim Weg vom Schlafzimmer oder anderen Wohnbereichen in die „Nasszelle“ ist unattraktiv. Das Bad soll sich ästhetisch mit dem übrigen Wohnen vertragen, auch wenn noch eine Tür dazwischen liegt und nicht gleich alles ineinander übergeht wie im Loft.
Zugleich macht der Badkunde die Alltagserfahrung, dass Elektronik, Datennutzung und Medienkonsum mittlerweile überall und ständig präsent sind – und diese Verfügbarkeit auch erwartet wird, nicht zuletzt im Bad. Das bedingt nicht gleich den TV-Bildschirm im Spiegelschrank, schließlich schaut man heute Nachrichten und Serien auch im „Stream“ auf Tablet oder Smartphone, aber die herkömmliche Trennung nach dem Motto „Elektronik hat im Feuchtraum nichts zu suchen“ dürfte endgültig der Vergangenheit angehören. Auch im Zuge der Vernetzung im WLAN.
Schließlich: Der selbstverständliche und eingespielte Umgang mit digitalen und mobilen Anwendungen hat die Erwartung gefestigt, persönliche Vorlieben speichern zu können. Alles maßgeschneidert: Die App-Kultur, um es einmal so zu verkürzen, und die Welt vernetzter Endgeräte beginnt in aller Regel mit einem Klick ins „Menü: „Einstellungen“ – warum nicht auch im Bad, wenn es um digitalisierte Technik geht? Denn auch der Laie weiß inzwischen, dass dank Digitalisierung und Netzwerk-Funktionen eine Änderung der Lichtstimmung bzw. Lichtfarbe nicht zwingend eine neue Verkabelung oder auch nur den Wechsel der „Glühbirne“ voraussetzt.
Berührungslose Bedienbarkeit und individuelle Lichtszenarien
Badhersteller, die sich aufgrund ihres Produktspektrums mit Beleuchtungssystemen beschäftigen, haben die oben skizzierten Entwicklungen ideenreich aufgegriffen. Die Neuheiten bei Lichtspiegeln und beleuchteten Spiegelschränken optimieren den Komfort gleich an mehreren Stellen: Zum einen geht es um die berührungslose Bedienbarkeit, sodann um individuelle Lichtszenarien und schließlich auch um einen Hauch wohnlichen Luxus. Dass alles mit allem verbunden ist, bringt ein Lehrsatz aus dem renommierten ingenieurtechnischen Bartenbach Lichtlabor auf den Punkt: Unbehagliches Licht macht die Wirkung der schönsten Einrichtung zunichte, heißt es dort sinngemäß. Das in Aldrans bei Innsbruck ansässige Forschungs- und Beratungsinstitut arbeitet seit vielen Jahren zum Thema Lichtplanung und berät Hersteller und Unternehmen. In Zusammenarbeit mit dem Hersteller Burgbad entstand zur ISH 2017 das neue Spiegelschrank-Programm „RL40“ (RL steht für „Room Light“, Raumlicht), das Anfang 2018 um ein mobiles Bedienkonzept ergänzt wurde. Der würfelförmige „RL40 Cube“ macht die Fernbedienung des im Schrank integrierten, vernetzten Lichtsystems nicht nur zum Kinderspiel, es befreit die Bedienung auch vom Möbel: Der Kunststoffwürfel lässt sich überall platzieren, ob auf dem Waschtisch, einem Möbel oder in Griffnähe neben der Badewanne. Symbolen auf den Seiten des Würfels sind Lichtprogramme hinterlegt, z. B. aktivierend hell und weiß oder beruhigend warm, die durch Drehen abrufbar sind. Eine Fläche steht für ein persönlich komponiertes Licht zur Verfügung, und die sechste bildet die Ladefläche ab. Liegt der Würfel mit dieser Seite auf einer sogenannten „qi“-Ladefläche (qi ist der Standard für kabelloses Laden), wird der Akku aufgeladen. Die Ladefläche ist entweder im Spiegelschrank „RL40“ integriert oder als Nachrüstset erhältlich.
Von Weiß bis Kerzenlicht-Gelb
Anpassungsfähigkeit an individuelle und den Tageszeiten angepasste Licht-Bedürfnisse stehen bei diesen abrufbaren Programmen für unterschiedliche Lichtstimmungen von Weiß bis Kerzenlicht-Gelb im Vordergrund. Grundlage ist natürlich die LED-Technik, die das Lichtmanagement, wenn man es so nennen will, völlig umgekrempelt hat. Und natürlich gilt das für eine ganze Reihe maßgeblicher Hersteller von Lichtanwendungen im Bad, da fungiert LED in gewissem Ausmaß als der übergreifende Impulsgeber: Was der eine integriert, wird der andere in ähnlicher Weise anwenden. Die stufenlose Dimmbarkeit und Anpassung der Lichtfarbe überzeugt schließlich jeden, der Beleuchtung in seine Produkte integrieren will. Zu entscheiden ist die Bedienung im Einzelfall der Produktentwicklung.
Der Hersteller Emco beispielsweise kooperiert mit Casambi, einem finnischen Unternehmen für kabellose Lichtsteuerung, das vor drei Jahren mit einer vielseitig anwendbaren Bluetooth-Lösung auf den Markt kam. Die Technologie überzeugte auch namhafte Hersteller der Leuchtenbranche und findet sich in den neu zur SHK Essen 2018 vorgestellten Lichtspiegelschränken „evo“. Auch hier geht es darum, Helligkeit und Farbtemperatur sowie sogenannte Szenarien aufzurufen. Diese Lichtprogramme sind typischerweise auf häufige Anwendungen im Bad gerichtet, also Kosmetik und Körperpflege, aktivierende Helligkeit, die dem frischen Tageslicht nachempfunden ist, oder im Gegensatz dazu gemütliche Entspannung z. B. beim Baden. Im „evo“-System von Emco lassen sich auch andere Lichtquellen einbinden, sofern sie mit einem entsprechenden Modul oder bei Wand- oder Deckenleuchten mit einer Casambi-fähigen LED-Lampe ausgestattet sind. Da steht einer integrierten Lichtlösung im ganzen Bad prinzipiell nichts mehr im Wege.
Gestensteuerung und weitere Bedienungsmöglichkeiten
Die Bedienung ist für den Endkunden ein wichtiges Kriterium: Dem bereits erwähnten Würfel stellt Burgbad die Gestensteuerung bei den Spiegelschränken „RL40“ zur Seite. Über dem Hersteller-Logo auf dem Spiegel werden mit senkrechten und waagerechten Fingerbewegungen Lichtstimmungen aufgerufen und mit kreisenden Bewegungen moduliert bzw. gedimmt. Berührungslos funktioniert natürlich auch die Timerfunktion bei Emco, mit der sich die gewünschte Lichtstimmung vorprogrammieren und beispielsweise zwecks Einbruchschutz eine Anwesenheit simulieren lässt. Alternativ stehen die Steuerung über das Touch-Bedienfeld im Schrankinneren oder ein Controller als Bedienelement zur Verfügung. Auf ein Bedien-Panel setzt Hersteller Keuco bei seinen Premium-Spiegelschränken „Royal Lumos“: Dezent am unteren Rand in den Schrankkorpus integriert, lässt sich Licht stufenlos dimmen: Von der tageslichtweißen Lichtfarbe mit 6500 Kelvin, ideal für die tägliche Kosmetik, bis hin zum warmweißen Licht mit 2700 Kelvin, optimal für ein perfektes Abend-Make-up oder ein stimmungsvolles Badambiente.
Keuco hat sich beim Design der Lichtspiegel ebenso mit dem Raumlicht und seinen verschiedenen Funktionen beschäftigt: Der umlaufende, dreiseitige LED-Lichtrahmen sorgt neben der optimalen Gesichtsbeleuchtung auch für weiches Allgemeinlicht sowie die Beleuchtung des Schrankinneren im geöffneten Zustand. Eine zusätzliche Beleuchtung nach unten setzt atmosphärische Lichtakzente auf Armatur und Waschtisch. Der Spiegel lässt innerhalb seines Schrankkorpus einen Spalt frei für ein offenes Ablagefach, scheint also optisch in seinem LED-Rahmen zu schweben. Vor allem in der Variante als Halbeinbau-Spiegelschrank kommt das schwerelose Erscheinungsbild besonders gut zur Geltung.
Lichttechnische Inszenierungen
Die lichttechnische Inszenierung einzelner Details im Badezimmer, bespielsweise kleiner Ablagen mit liebgewordenen Objekten oder Souvenirs von Reisen, gewinnt als Stimmungs-Input immer mehr an Bedeutung. Sie individualisieren das Bad, bieten sich für die effektvolle Akzentbeleuchtung an, z. B. durch einen gerichteten Spot, schenken aber auch zusätzliche Orientierung im Raum. Wandfluter und Deckenspots strukturieren die Wände, am Boden sorgen zusätzliche dezente Lichteffekte für Trittsicherheit. Die niedrigen Stromkosten durch LED machen einzelne Leuchtpunkte oder Lichtbänder geradezu ideal als Nachtlicht oder zusätzliches Ambientelicht, ggf. gesteuert durch Bewegungsmelder oder Timer. Die zahlreichen Möglichkeiten mit LED, auch in der Farbigkeit für tagesabhängige oder anlassbezogene Stimmungsbilder zu sorgen, machen diese Technologie so besonders reizvoll. Die geringen Aufbauhöhen und die relativ geringe Wärmeabstrahlung begünstigen zudem einen Einbau an fast beliebiger Stelle.
Das haben Hersteller von Möbeln und Badobjekten als Zusatzfunktion einiger neuer Programme entdeckt. So dient eine eingebaute Unterschrankbeleuchtung bei der Serie „Xeno2“ von Keramag, energiesparend mit LED ausgestattet, als Eye-Catcher, der sich dank Bewegungsmelder sogar beim Nähern aus zwei Metern Entfernung anschaltet – praktisch, wenn man nachts im Dunkeln das Bad betritt. Zugleich lässt die Lichtfuge die Waschtischoberfläche optisch über dem Unterbaukorpus schweben, was dem Design eine besondere Aura verleiht. Noch stärker wirkt eine Lichtfuge am Boden, um in diesem sicherheitsrelevanten Bereich ein Objekt wie die Badewanne räumlich hervorzuheben und nicht zuletzt geschmackvoll in Szene zu setzen: So aktuell im neuen Programm „Finion“ von Villeroy & Boch zu sehen. In der Premium-Kollektion des saarländischen Herstellers setzen darüber hinaus beleuchtete Möbelelemente besondere Akzente im Bad. Wandhängende, würfelförmige „Finion“-Module fungieren nicht nur als praktische Ablagen, sondern machen sich mit ihrer indirekten Beleuchtung auch als punktuelle Wandleuchten stimmungsvoll bemerkbar. Zum warmen Stimmungslicht im Bad tragen die beleuchteten Module auch bei, wenn sie in den Möbelkorpus der Waschtischanlage integriert sind und dort kleine Ablagenischen leuchten lassen.
Effektbeleuchtung, die verdeckt unter den Möbelkorpus oder hinter einer halbhohen Vorsatzwand montiert ist, lässt sich auch mit LED-Bändern individuell verwirklichen, wie Sie beispielsweise der etablierte Hersteller von Leuchten und Lichtsystemen Paulmann anbietet. Damit bieten sich dem im Innenausbau tätigen Badplaner und Sanitärfachbetrieb Möglichkeiten der weitergehenden Individualisierung an. Dabei sind im Feuchtraum Bad auch Sicherheitsabstände und Schutzarten zu beachten. Im Bereich der Badewanne müssen die Leuchten die Schutzart IP67 aufweisen. Bei Flächen bis auf eine Höhe von 2,25 m rund um Dusche und Wanne ist IP65 die richtige Schutzart, und für alle weiteren Flächen ist IP44 eine gute Wahl. Die Leuchte ist dann spritzwassergeschützt.
Autor: Heinz Kaiser, Hamburg