Ausbildung
Im Wohnhaus Müller sollten die Maßnahmen zum Potentialausgleich neu erstellt und kontrolliert werden. Grund waren gelegentliche Stromschläge bei Berührungen der Heizungen.
Notwendigkeit Potentialausgleich
Die Installationen für Trinkwasser und Heizung sowie die Elektroinstallationen bilden im Gebäude ein enges Netz. Hinzu können u. a. noch Gasleitungen, Lüftungskanäle und Abgasrohre kommen. Ihnen gemeinsam ist es, dass sie Strom leiten können. In der Regel sind diese Systeme voneinander getrennt. Berührungspunkte kommen jedoch vor.
In einem Haus gibt es eine Reihe von elektrischen Verbrauchern. Bei Fehlern in dem komplexen System der Haustechnik kann es zu Gefährdungen von Menschen kommen, und zwar immer dann, wenn elektrische Ströme z. B. durch die Heizungs- und Trinkwasserinstallationen fließen. Daher müssen alle leitfähigen Rohrsysteme durch eine einadrige Leitung verbunden werden. Diese Leitung ist dann die Potentialausgleichsleitung. Durch diese elektrische Verbindung wird verhindert, dass sich eine gefährliche Spannung (Potentialunterschied) aufbauen kann.
Ausführung eines Potentialausgleichs
- nach VDE 100-200/540.
- Die Potentialausgleichsleitung muss aus Kupfer bestehen.
- Hauptpotentialausgleichsleitungen müssen mindestens 6 mm² aufweisen, sonst mindestens 4 mm².
- Potentialausgleichsleitungen müssen „grün/gelb“ gekennzeichnet werden (wie Schutzleiter).
- Wasserleitungen dürfen nicht (mehr) als Hauptpotential genutzt werden.
- Sind Wasserleitungen in den Potentialausgleich einbezogen, so muss der Wasserzähler überbrückt werden, damit bei Ausbau und Wechsel sich keine Spannungen aufbauen können.
Die Arbeiten am Potentialausgleich sollten nur von einer bestellten Elektrofachkraft SHK durchgeführt werden.
Unterschied Hauptpotentialausgleich und Zusatzpotentialausgleich
Die Hauptpotentialausgleichschiene ist die zentrale Verbindung zum Fundamenterder. Sie wird zumeist im Hausanschlussraum in der Nähe der Hauptwasserleitung installiert. An die Hauptpotentialausgleichschiene werden die Zusatzpotentialausgleiche sowie alle metallene Leitungssysteme angeschlossen. Hierzu gehören die TW-Versorgungsleitung, Abwasserleitungen, Antennenanlagen, Gasleitungen, Heizungsanlage und ggf. noch andere Metallteile.
Ein Zusatzpotentialausgleich ist für einen Raum oder Bereich zuständig. Er bündelt die Potentialausgleichsleitungen im Raum und stellt die Verbindung zum Hauptpotentialausgleich her. Hier ist die VDE 100-701 zu beachten.
Prüfung eines Potentialausgleiches nach VDE 100-610
1. Besichtigen:
- Richtige Anordnung des zentralen Potentialausgleichs?
- Richtige Anordnung der Zusatzpotentialausgleiche?
- Sind alle leitenden Teile des Gebäudes in den Hauptpotentialausgleich einbezogen?
- Haben alle Teile des Systems die entsprechenden Prüfzeichen?
- Sind die Potentialausgleichsleiter ordnungsgemäß dimensioniert, verlegt, gekennzeichnet und angeschlossen?
2. Erproben:
- Ruckelnde Handprobe, ob alle Anschlüsse ordnungsgemäß montiert sind.
3. Messen:
- Der elektrische Widerstand zwischen den leitfähigen Systemteilen wird durchgeführt. Es darf kein nennenswerter Widerstand vorhanden sein (R < 0,1 Ohm), damit sich auftretende Spannung gefahrlos abbauen können.
Verhalten bei Reparaturarbeiten
Bei Reparaturarbeiten kann es passieren, dass in den Potentialausgleich einbezogene Rohrleitungen vorübergehend getrennt werden müssen. Das ist der Fall, wenn beispielsweise der Wasserzähler ausgetauscht wird. Die Abführung gefährlicher Spannungen ist dann unterbrochen. Sollte man nun die beiden Rohrenden anfassen, kann es passieren, dass man einen gefährlichen Stromschlag erhält. Daher muss vorher eine elektrische Verbindung zwischen den Rohrenden mittels eines Kupferkabels hergestellt werden. Beim Herstellen der Brücke ist es wichtig, elektrisch einwandfrei leitende und festsitzende Kontaktschellen zu verwenden und die Rohrleitungen gut zu reinigen. Der Querschnitt der Überbrückungsleitung muss mindestens 6 mm² betragen.
Im Wohnhaus Müller wurde der Fehler gefunden. Eine Schelle für den Potentialausgleich wurde direkt auf der Isolierung eines Metallrohres für die Heizung montiert. Schelle und Rohr hatten keine Verbindung und es konnte so keine unerwünscht auftretende Spannung abgebaut werden. Bei Berührung mit dem Heizkörper kam es dann zu unangenehmen Stromschlägen.