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Thema: Regenwassernutzung - Ableitung und Versickerung

 

Das Ableiten von Niederschlagswasser von Gebäuden und versiegelten Flächen ist aus verschiedenen Gründen erforderlich. Niederschlagswasser kann in geschlossenen Leitungssystemen oder in Rinnen einem Abwassersystem zugeführt werden. 
An die Rohr- und Bauwerkstoffe und ihre Verbindungen werden hohe Anforderungen gestellt.

War für die Entscheidung zur Erstellung einer Regenwassernutzungsanlage lange Zeit die Nutzung des Niederschlagswassers als Gartenbewässerung oder als Spülwasser für WC-Anlagen maßgeblich, so findet diese heute durch gesplittete Abwassergebühren einen weiteren Erstellungsgrund. Nach juristischen Entscheidungen sind die Gemeinden und Städte verpflichtet, die Gebühren für das Schmutzwasser und Niederschlagswasser neu zu ordnen. Für das Ableiten des Niederschlagswassers wird eine Oberflächenwassergebühr (Versiegelungsgebühr) eingeführt. Während sich die Schmutzwassergebühr nach dem Verbrauch des Trinkwassers richtet (Trinkwasserverbrauch = Schmutzwassermenge), wird die Oberflächenwassergebühr nach der Größe und Ausführung von versiegelten Flächen berechnet. Dadurch wird zunächst die Schmutzwassergebühr verringert. Es werden Anreize geschaffen, versiegelte Flächen als Versickerungsflächen umzugestalten oder gleich als solche auszuführen. Dies soll dem Umweltschutz, dem Grundwasserhaushalt, dem Hochwasserschutz und dem ökologischen Umgang mit Niederschlagswasser Rechnung tragen.
In Deutschland soll das meist als Mischwassersystem ausgebaute zentrale Abwasserleitungssystem in getrennte Abwasserkanalsys­teme umgestaltet werden. Die immensen Kosten hierfür werden über die Anliegergebühren und die neue Oberflächenwassergebühr zu bewältigen sein.
Da der Umbau sicherlich Jahrzehnte betragen wird, können neue Bauvorhaben und bestehende Gebäude bereits auf die zukünftigen Vorgaben oder Verordnungen vorbereitet werden.

Beispiele
Wenig Trinkwasserbedarf und große Ablauffläche

Der Trinkwasserverbrauch einer Kirche mit 1 WC und kleiner Behelfsküche ist bedingt durch seine Nutzung nur sehr gering. Die großen Dachflächen und Vorplätze hingegen sammeln eine sehr große Niederschlagsmenge.
Bisher wurde der Pfarrgemeinde nur ein geringer Rechnungsbetrag für das Trinkwasser mit Abwassergebühr gestellt. Zukünftig wird diese Rechnung noch kleiner ausfallen – jedoch die zu erwartende Oberflächenwassergebühr zumindest in kleinen Gemeinden die finanziellen Möglichkeiten überschreiten.

Großer Trinkwasserbedarf und kleine Ablauffläche
Der Trinkwasserverbrauch eines Gartenbaubetriebes wächst mit der Größe seiner Anbauflächen, die künstlich beregnet werden. Das Wasser verdunstet bzw. versickert jedoch und wird nicht in das Schmutzwassersystem geleitet.
Versiegelte Flächen werden gefasst und das Niederschlagswasser in Oberflächenteichen, geschlossenen Zisternen oder unterirdischen Tanks zur Beregnung genutzt. Die zukünftigen Gebühren für Trinkwasser werden bestehen bleiben – jedoch die Abwassergebühr wird entfallen. Durch die Versickerung wird keine Oberflächenwassergebühr fällig.

Normaler Trinkwasserbedarf und normale Ablaufflächen
Bei durchschnittlicher Haus- bzw. Wohnungsgröße und damit verbundenen Oberflächenverhältnissen der Gebäude, Stellplätze sowie befestigten Wegen, Terrassen u. a. können sich die verschiedenen zu erwartenden Kosten und Gebühren gegenseitig aufheben.
Ob und wie eine Regenwassernutzungsanlage oder eine Versickerungsanlage erstellt, eingesetzt oder genutzt werden kann, hängt von vielen Faktoren ab. Zunächst sind Klein- und Groß-Anlagen zu unterscheiden. Während Garagen und befestigte Freiflächen in Regenwasserauffangbehälter geleitet werden können, sind bei Groß- oder Gewerbeflächen andere Maßnahmen erforderlich.
Bei großen Ablaufflächen, wie diese als Parkflächen von Einkaufszentren angelegt werden, sind oberflächige Versickerungsgräben möglich. Nutz- oder Löschteiche können nach Bedarf angelegt werden. Die Ausführung und Auslegung hängt jedoch bei allen Anlagen von der angestrebten Anlage, deren Größe sowie dem Untergrund ab.

Regenwassernutzungsanlagen
Dies sind Anlagen, die das Niederschlagswasser einzelner oder mehrerer Ablaufstellen in einem Behälter sammeln. Dieses wird nach Bedarf mittels einer Entnahmeeinrichtung in WC-Anlagen oder in Gartenbewässerungssystemen verbraucht. Die Aufstellung des Sammelbehälters kann innerhalb oder außerhalb von Gebäuden sein. Hierbei ist der Frostschutz unabdingbar.
Eine Regenwassernutzungsanlage besteht in der Regel aus
• Sammelflächen wie
– Dächer
– Hofflächen
• Sammelleitungen wie
– Fallrohre mit Laubfang
• Sammelbehälter (Zisterne) mit
– Ein- und Überlauf
– Be- und Entlüftung
– Niveauregelung
– Ansaugrohr mit Schmutzsieb
– Revisionsöffnung
• Förderpumpe mit
– Trockenlaufschutz
– Druckschalter
– Druckbehälter
• Grauwasserleitung mit
– farblicher Kennzeichnung
– verschließbaren Entnahmestellen
• Nachfülleinrichtung mit
– Füllstandswächter
– Einlauftrichter
– Füllleitung

Schematisch dargestellt wird eine Regenwassernutzungsanlage
1    sammeln und auffangen
2    filtern (grobe Schwemmteile)
3    lagern (Tank ober- oder unterirdisch)
4    entnehmen (schwimmend und filternd)
5    fördern (Systemdruck)
6    verbrauchen (WC/Garten)
7    nachspeisen (Regenmangel)
8    ableiten (Sicherheitsüberlauf)

Zur Vermeidung von Verschmutzungen im Behälter ist besonders der Filterung des Zulaufwassers Rechnung zu tragen. Während bei Dächern Laub, Moose, Bälle und biologische Verschmutzungen (Vogelkot) auftreten können, sind bei Ablaufflächen chemische Verunreinigungen wie Öle, Waschmittel und Sandeintragungen möglich. Ob Schmutzfangkorb oder selbstreinigende Ablaufsiebeinrichtung, die Auswahl hängt von der anfallenden Verschmutzung und den Wartungsmöglichkeiten ab.
Entnahmeeinrichtungen wie ein einfaches Auslaufventil, eine Entnahmepumpe (Tauch- oder selbstansaugend), mit oder ohne Nachspeisung sind von erheblicher Bedeutung. Das zur Verbrauchseinrichtung geförderte Wasser muss frei von Schwemmteilen wie Sand oder Blättern sein. Verfärbungen sind jedoch oftmals nicht zu verhindern.
Alle Entnahmestellen sind möglichst mittels Steckschlüssel und unbedingt durch eine Kennzeichnung „Kein Trinkwasser“ zu sichern bzw. zu kennzeichnen.

Sicherheit der Leitungsinstallation
Bei der Montage ist sicherzustellen, dass Regenwasser- (Grauwasser-) nie mit Trinkwasserleitungen zusammengeschlossen werden. Zu diesem Zwecke sind die Grauwasserleitungen besonders zu kennzeichnen. Dies kann mittels Leitungsaufklebern oder durch Anstrich erfolgen.

Versickerung
Die Versickerung von Niederschlagswasser muss entsprechend des Untergrundes möglich und durchführbar sein. Besteht der Untergrund aus Sand oder Kies, ist Versickerung in der Regel problemlos möglich. Bei stark lehmhaltigen oder felsigen Böden ist die Versickerung nur eingeschränkt durchführbar.
Auch die Lage der Versickerungsfläche kann von erheblicher Bedeutung sein. Während es bei einem Hanggrundstück durch Aufweichung zu Abrutschungen (Erdrutsch) kommen kann, besteht bei ebenen Grundstücken Gefahr in der „Übersättigung“ des Untergrundes. Dies hätte eine Veränderung des Bodens (Versauerung/Versumpfung) zur Folge.
Bei der Planung derartiger Anlagen sollte ein biologisches als auch ein geologisches Unbedenklichkeitsgutachten vorliegen. Ebenso ist eine bauliche Genehmigung erforderlich.
Es werden unterschiedliche Versickerungssysteme eingesetzt. Bei Kleinflächen erfolgt die Versickerung über mind. 1 cm breite Fugen des Befestigungsbelages (Pflaster) oberflächlich. Bei hohem Niederschlagsaufkommen von geschlossenen Belägen oder Dachentwässerungen werden die Niederschläge von Auffangeinrichtungen wie Rinnen oder Bodeneinläufen einem Leitungssystem zugeführt. Das Leitungssystem leitet das anfallende Wasser in unterirdische Versickerungsstellen, die in Kiesauffüllungen enden. Bei neuen Anlagen werden „Gitterboxen“ oder „Sickeriglus“ eingebaut, die große Hohlräume bilden.
Alle Systeme sind vor Verschlickung durch Schlamm oder Schwemmteile zu schützen. Hierzu sind Vorfilter und Hauptfilter einzubauen. Ebenso sind Be- und Entlüftungen der Hohlräume erforderlich.

 


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