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Thema: Abwasserleitungen

Bestandteile von Entwässerungsanlagen.

 

Abwasserrohre dienen der Entwässerung von Flächen und Gebäuden. In Abhängigkeit des Einsatzbereiches werden diese aus einer Vielzahl von Werkstoffen, in verschiedenen Größen (Durchmessern) und mit unterschiedlichen Verbindungstechniken hergestellt. Daraus ergeben sich viele Systeme, die im Erdreich, frei liegend, in Gebäuden, einbetoniert in Decken oder an Hausfassaden verlegt werden. Von dort verlaufen die Leitungen zu einem Revisionsschacht auf dem Grundstück und dann weiter zum Straßenkanal. Das Leitungsnetz bzw. das Kanalnetz eines Siedlungsraumes kann im Mischsystem oder Trennsystem ausgeführt sein. Im Mischsystem werden Schmutz und Niederschlagswasser in einer gemeinsamen Leitung geführt. Beim Trennsystem gibt es zwei getrennt Kanäle im Straßenkanal.

Bei der Entwässerung von Abwasser im Gebäude kommen Kunststoff- oder metallische Leitungen zur Anwendung. Deren einfacher Transport, problemlose Verarbeitung sowie ein umfangreiches Formstückangebot ermöglichen die Erstellung umfangreicher Abwasseranlagen und Erstellung anspruchsvoller Nassräume. Das Zubehörprogramm der Hersteller umfasst eine Vielzahl von Formteilen, Verbindungsmöglichkeiten und Übergängen. Die Entwässerungssysteme sind für die drucklose Hausentwässerung konzipiert.

Leitungsarten
Zur Unterscheidung werden die Leitungsabschnitte nach ihrer Lage und Aufgabe bezeichnet.

Grundleitungen
Grundleitungen verlaufen unterhalb des Gebäudes oder im Erdreich, in der Regel mindestens 80 cm tief. Diese führen das Abwasser dem Anschlusskanal zu. Sie sollen nach Möglichkeit unter und außerhalb des Gebäudes geradlinig geführt werden. Liegen die Grundleitungen unterhalb der Rückstauebene, dürfen an sie keine überflutungsgefährdeten Ablaufgegenstände angeschlossen werden. Diese sind über Abwasserhebeanlagen anzuschließen.

Sammelleitungen
Sammelleitungen sind frei liegende Leitungen, die horizontal mit einem Gefälle von 0,5 cm/m belüftet bzw. 1 cm/m unbelüftet das Schmutzwasser von Fallleitungen und Anschlussleitungen aufnehmen. Das Schmutzwasser wird meist über einen senkrechten Leitungsabschnitt der Grundleitung zugeführt.

Fallleitungen
Fallleitungen verlaufen senkrecht (lotrecht) durch ein oder mehrere Geschosse in bzw. außerhalb von Gebäuden. Über Dach werden sie be- und entlüftet.

Anschlussleitungen
Anschlussleitungen führen das Schmutzwasser einer oder mehrerer Ablaufstellen den Sammelleitungen oder Fallleitungen zu.

Geruchsverschluss (Anschlussrohr)
Ein Geruchsverschluss ist das Bindeglied zwischen Einrichtungsgegenstand wie Waschtisch, Wanne und der Ablaufeinrichtung wie Bodeneinlauf. Seine wichtige Aufgabe ist zudem, das Austreten von Kanalgasen in die Aufstellungsräume zu verhindern.

Lüftungsleitung
Eine Lüftungsleitung beginnt über dem obersten Abzweig der Fallleitung und führt in gleichem Durchmesser wie die Fallleitung möglichst gerade über die Dachkonstruktion ins Freie.

Werkstoffe von Abwasserleitungen
Abwasserrohre werden aus mineralischen, synthetischen (Kunststoff) und metallischen Werkstoffen hergestellt. Oft kommen auch Rohrsysteme aus zwei oder mehreren Werkstoffen zur Anwendung.
Zu den mineralischen Werkstoffen zählen z.B. Betonrohrsysteme oder solche aus Keramik. Diese werden meist im Erdreich verlegt.
Die Vielzahl von Kunststoffen (PVC, PE, PP, GFK) und deren Eigenschaften führten in den letzten 50 Jahren zur Entwicklung vielfältiger Rohrsysteme. Diese kommen in allen Bereichen zur Anwendung: im Erdreich, in Beton eingegossen, frei verlegt, verdeckt, bei aggressiven Abwässern, u.v.m.
Metallische Leitungen wie Grauguss oder verzinkte Stahlrohre werden meist in Gebäuden mit erhöhten Brandschutzanforderungen oder in den Außenbereichen von großen Bauwerken, z.B. Brücken, bei denen eine erhöhte Windlast auftritt, eingesetzt. Dünnwandige Metallrohre aus Edelstahl, Zink oder Kupfer dienen dem Ableiten von Niederschlagswasser und sind an der Fassade von Gebäuden befestigt.

Bezeichnungen und Verbindungen
Die Abwasserleitungssysteme werden in der Regel nach ihren Werkstoffen oder Eigenschaften mit Abkürzungen bezeichnet.

GJS-Rohr (Sphäroguss) 
Dieses globulare Grau-Gussrohr wurde früher als GGG-Rohr bezeichnet. Es kann verzinkt, braun eingefärbt und oder mit Zementmörtel ausgekleidet sein. Das Rohr wird mithilfe von Muffen mit Lippen- oder Krallendichtungen zusammengeführt und kann zusätzlich mit Keilen gesichert werden.

HT-Rohr (Hochtemperatur-Rohr)
HT-Rohre werden in Gebäuden eingesetzt und können kurzzeitig Temperaturen von ca. 90°C (Waschmaschinen, Kochwäsche) ausgesetzt werden. Meist sind sie grau eingefärbt. Je nach Kunststoffzusammensetzung können diese kaltgeschweißt (geklebt) werden. In der Regel werden sie jedoch durch Steckmuffen (Lippendichtung) miteinander verbunden.

PE-Rohr (Polyethylen)
PE-Rohre werden in Gebäude, Betonbauteile eingegossen und als Grundleitung eingesetzt. Meist sind sie schwarz. Die Verbindung erfolgt mittels Stumpfschweißen, Muffenschweißen oder über Steckmuffen mit Lippendichtungen.

PE-Rohr schallgedämmt
Um die Schalldämmeigenschaften zu verbessern, bieten Hersteller dickwandige PE-Rohre na. Diese werden stumpfgeschweißt oder mithilfe von Schweißmuffen, Steckmuffen mit Lippen- oder Rolldichtungen sowie mit Spannverbindern muffenlos verbunden. Dem Polyethylen wird bei der Herstellung von Rohren und Formteilen Steinmehl beigemischt, das die Masse erhöht und sich schalldämmend auswirkt.

KG-Rohr (Kanal-Grund-Rohr)
KG-Rohre sind außendruckstabil und sind aus PVC hergestellt. Meist sind diese orangebraun eingefärbt und werden als Grundleitung eingesetzt. Die Verbindung erfolgt über Steckmuffen mit Lippendichtung.

SZ-Rohr (Steinzeug)
SZ-Rohre werden aus mineralischen Stoffen hergestellt, z.B. aus Ton, der zu Keramik gebrannt wird. Die Leitungsteile werden nach dem Formen gebrannt und innen sowie außen lasiert. Sie sind außerordentlich druckfest und verrottungsbeständig. Wenn erhöhte Druckfestigkeit, wie unter Straßendecken, erforderlich wird, finden sie hier ihre Anwendung. Die Verbindung erfolgt über Steckmuffen mit speziellen Doppel- oder Dreifach-Lippendichtungen.

B-Rohr (Beton-Rohr)
B-Rohre werden aus Beton gegossen. Sie können durch Eisen zusätzlich armiert werden. Da sie nur eine geringe chemische Beständigkeit haben, sind sie innen meist mit einem Kunststoff beschichtet. Waren diese früher als Grundleitungen in kleineren DN auch in Gebäuden und Privatgrundstücken verbreitet, so finden sie heute meist in größeren Durchmessern im Straßenbau wegen ihrer Formsteifigkeit und günstigen Kosten Verwendung. Sie werden mithilfe von eingeformten Steckmuffen mit Lippenpressdichtungen verbunden.

SML-Rohre (Super-Metallit)
SML-Rohre werden auch als muffenloses Gussrohr bezeichnet. Sie bestehen aus Grauguss, der innen und außen mit Farben bzw. Kunststoffen rötlich oder gelblich beschichtet wird. Sie haben neben ihrer Formsteifigkeit hohe Brandschutzeigenschaften und werden deswegen in Wohngebäuden, Industriebauten oder Flugplatzgebäuden eingebaut. Die Verbindung erfolgt mithilfe von ML-Verbindern mit einer Gummimanschette, über die eine Edelstahlklemme gesetzt und angezogen wird.

GFK-Rohre (Glasfaser-Kunststoff)
GFK-Rohre werden aus mehreren Glasfasermatten, Glasfaserflocken oder Glasfaserfäden und Kunststoffharzen hergestellt. Sie besitzen entsprechend der verwendeten Klebeharze eine sehr hohe chemische Beständigkeit. Ihr Einsatzgebiet ist dementsprechend z.B. in der chemischen Industrie oder bei Laboren. Die Verbindungen werden durch Verklebetechnik oder spezielle Verbinder mit chemisch beständigen Dichtungen hergestellt.

Metallrohre in der Abwassertechnik
Loro X Rohr (Verzinktes Stahlrohr)
Die Bezeichnung stammt vom Hersteller Loro, der verzinktes Stahlrohr mit angeformten Zweistufen-Steckmuffen vor ca. 50 Jahren auf den Markt brachte. Diese werden neben der allgemeinen Abwassertechnik auch in den verschiedensten Bereichen eingesetzt. Die in die Muffen eingesetzte Lippenmanschette in Verbindung mit einer Druckrohrmanschette ermöglicht es, dieses System auch mit Druck (Füllleitungen) oder Vakuum (Saugleitungen) zu belasten.

Dünnwandige Metallrohre
Diese Metallrohre bestehen meist aus Edelstahl, Stahl verzinkt, Aluminium oder Kupfer. Die Wandstärken sind unter 1 mm. Diese werden meist an Hausfassaden zur Niederschlagsentwässerung eingesetzt. Die Verbindungen werden gesteckt, durch Löten oder Falzen verbunden und haben keine Dichtung.
Edelstahlleitungen mit angeformten Muffen können auch in Gebäuden zur Anwendung kommen. Sie sind meist mit Kunststoffrohren kompatibel und kommen an einzelnen Stellen auch als Ersatz für Gussrohre (Standrohre, Parkhäuser u.a.) zur Anwendung.

Mehrschichttechnologie
Zur Schallreduzierung bieten mehrere Hersteller zwei- oder mehrschichtige Rohrsysteme aus Kunststoff an. Dreischichtige Rohrsysteme haben z.B. glatte und abriebfeste Innenflächen, wodurch die Rohre weitestgehend frei von Ablagerungen und Inkrustationen bleiben. Die Gleitfähigkeit kann zudem durch spezielle Beschichtungen erhöht werden. Eine hochsteife Mittelschicht dient als absorbierender Füllstoff, erhöht die Masse und wirkt dadurch schallmindernd. Die Außenschicht ist meist UV-beständig ausgeführt und besitzt eine hohe Schlagzähigkeit, Stoßfestigkeit und Witterungsbeständigkeit.
Die Richtungsänderungen wie Bögen oder Abzweige erhalten meist Wandverdickungen im Bereich der Umlenkung. Dadurch wird die Geräuschdämpfung im Aufprallbereich verbessert.
Die Hersteller bieten durchgängige Sortimente von DN 40 bis DN 200 an. Rohre, Form- und Zubehörteile sind meist auch mit Leitungssystemen aus anderen Werkstoffen kompatibel.

Verbindung unterschiedlicher Rohrsysteme und Werkstoffe
Oft wird es an den Einbauorten erforderlich, verschiedene Systeme oder auch Leitungen aus unterschiedlichen Werkstoffen oder von unterschiedlichen Herstellern miteinander zu verbinden. Häufig werden diese durch nicht fachgerechte Lösungen zusammengefügt, die früher oder später zu Undichtheiten führen. In solchen Fällen sollten unbedingt die Hersteller der Leitungssysteme zur fachgerechten Verbindung kontaktiert werden, sofern sie keine Übergangsstücke anbieten.

 


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