Aufschlussreiche Erkenntnisse
Insgesamt über 1 Mio. Datensätze von Probenahmen in Trinkwasser-Installationen haben wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Hygiene und öffentliche Gesundheit der Universität Bonn ausgewertet. Die Ergebnisse sprechen für sich: Den technischen Maßnahmenwert – 100 KBE/100 ml – überschritten insgesamt 5,6 % aller Proben. 1,8 % aller Proben waren sogar sehr hoch bzw. hoch mit Legionellen kontaminiert (siehe Bericht in dieser Ausgabe).
Eine zentrale Erkenntnis der Auswertung ist, dass die Temperatur einen signifikanten Einfluss auf das Vorkommen von Legionellen in einer Trinkwasser-Installation hat. Die Überschreitung des technischen Maßnahmenwertes hängt aber von zahlreichen Faktoren ab: Installationscharakteristika, Gebäudecharakteristika und -nutzung spielen eine bedeutende Rolle.
Ein Gesundheitsrisiko für den Nutzer – so ein Ergebnis der Studie – kann durch die Einhaltung der allgemein anerkannten Regeln der Technik bei Planung, Bau und Betrieb der Trinkwasser-Installation vermieden werden. Wie aber kann ein bestimmungsgemäßer Betrieb gewährleistet werden? Der Blick in die Praxis zeigt: Die Auslastung von Hotels oder auch Krankenhäusern unterliegt starken Schwankungen – und damit auch die Nutzung der Zapfstellen. Leerstand ist in manchen Regionen ein Dauerproblem bei Mietobjekten. Und sporadisch genutzte Duschen, Waschbecken oder Reinigungszapfstellen in Kitas, Verwaltungen oder schulischen Sportstätten ebnen selbst in gut geplanten und gebauten Installationen Tür und Tor für eine Verkeimung. Theorie und Praxis liegen mitunter weit auseinander.
Die moderne Installationstechnik bietet eine Vielzahl von technischen Lösungen zur Vermeidung von Stagnation. Unerlässlich ist aber die Aufklärung und Sensibilisierung des Eigentümers bzw. Nutzers. Hygiene zum Nulltarif gibt es nicht! Wasser muss fließen – regelmäßig und aus allen Zapfstellen. Dies dem Auftraggeber zu vermitteln, ist eine zentrale Aufgabe für alle Branchenakteure.
Markus Sironi
Chefredakteur
m.sironi@strobel-verlag.de
