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Aufladen ist das Ziel

Nissan „eNV200“ mit Elektroantrieb

Der Nissan „eNV200“ Kombi startet netto bei gut 31 000 Euro, 5000 Euro mehr als der Kastenwagen.

 

Dem Begriff Cityflitzer macht dieser Lieferwagen alle Ehre: Der Motor beschleunigt beeindruckend – doch der Energiehaushalt ist begrenzt und damit ist das Elektrofahrzeug nicht frei von Handicaps.

Mindestens 25 000 Euro netto – so viel für einen Lieferwagen ausgeben zu müssen, mag ein K.O.-Kriterium sein. Doch der Händler wird vorrechnen, dass dieser Preis nicht das letzte Wort ist. Der etwa 5000 Euro teure Akku lässt sich mieten, der „eNV200“ leasen und Förderprämien mitnehmen. Und schließlich gehört der Fahrer eines Elektroautos (noch) zu einem Kreis exklusiver Fahrzeuglenker, die der Nachbarschaft oder einem Kunden zur geräuscharmen Fahrweise was zu erzählen haben – vom Ampelspurt ganz zu schweigen: Der Elektromotor bringt selbst bei einem solchen Lieferwagen verblüffend gute Leistung.
Einschränkungen in der Reichweite? Nicht für den, der stets in Sichtweite zum selben Kirchturm arbeitet oder allenfalls ins andere Dorf muss. Ist dieser Test-Nissan mit seinem 24-kW-Akku vollgeladen, stehen (theoretisch) etwa 150 km Reichweite zur Verfügung. Wer vorausschauend fährt und den Energievorrat wie einen Schatz hütet, indem er im Eco-Modus mit max. 70 km/h fährt und die Rekuperation nutzt, sodass auch beim Lastwechsel oder Bremsen Energie zurückgewonnen werden kann, derjenige wird diese Distanz annähernd zurücklegen. Der gleiche Energievorrat lässt sich mit Bleifuß aber auch auf halber Strecke verbraten. Was dann?

Ladezeiten blockieren die Nutzbarkeit
Danach muss eine Tanke her. Das kann die 230-V-Steckdose sein, an der mit 2,3 kW Leis­tung eine Ladezeit bis zu 11 Stunden dauert. „Nur“ drei Stunden sind es mit doppelter Leistung an den Säulen, die von Autohäusern, Supermärkten oder Energieversorgern aufgestellt wurden. Dafür muss allerdings der Anschluss für 6,6 kW Ladeleistung im „eNV200“ vorhanden sein (Aufpreis mind. netto 880 Euro). Auch muss man als Stromkunde registriert sein bzw. man muss sich während der Öffnungszeit erst die Tankkarte an der Ladenkasse holen. Das Gleiche kann passieren, wenn man eine Chademo-Säule mit nur 30 min. Ladezeit gefunden hat – mit solchen Handikaps gerät die vielbeschworene Technik der Zukunft schnell auf die Kriech- oder Standspur.

Autor: Thomas Dietrich, freier Journalist

Bilder: Thomas Dietrich

www.nissan.de

 

 

Nissan „eNV200“: Plus und Minus

+    Keine Vor-Ort-Emission
+    Spurtstarker Elektromotor mit 80 kW/109 PS
+    Gutes Handling des wendigen Cityflitzers
+    Kasten mit 4,2 m³ großem Frachtraum
+    Nutzlast ca. 650 kg beim Kasten
+    Kombi als 5-Sitzer mit max. 3,1 m³ großem Laderaum, auch 7-Sitzer möglich
+    Serienmäßiger Anschluss für Chademo-Schnellladesäulen (minimiert Ladezeit auf ca. 30 min.)
+/-    Preis-/Leistungsverhältnis fragwürdig
+/-    Reichweite von mehr als
100 km möglich, doch nur bei vorausschauender und zurückhaltender Fahrweise im Eco-Modus
+/-    Anschluss für 6,6 kW Schnellladefunktion nicht serienmäßig (Aufpreis mindestens 880 Euro netto)
+/-    Fahrzeug während der Ladezeit nicht nutzbar
+/-    Einige zusätzliche Schalter am Lenkrad nicht selbsterklärend
+/-    Navi (Serienausstattung) kann wegen Ladesäulensuche nützlich sein, im Handling und der Lesbarkeit aber nicht komfortabel
+/-    Hintere Sitzbank nicht einfach herausnehmbar
-    Geöffnete Schiebetür rastet nicht sicher ein

 


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