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Auf Temperatur gebracht

Nachträglicher Legionellenschutz in der Trinkwasserzirkulation: Ein Praxisbeispiel im Gebäudebestand

Mehrfamilienhaus in Itzehoe (42 Wohneinheiten). Bei Routineüberprüfungen wurde eine erhöhte Legionellenbelastung des Trinkwassers festgestellt. Es musste eine Lösung für das Problem geschaffen werden.

Im Keller des Hauses stehen zwei Trinkwasserspeicher (links). Über sie erfolgt die Versorgung der Wohnungen mit warmem Trinkwasser. Rechts der ölbetriebene Wärmeerzeuger.

Die per Webbrowser erreichbare grafische Benutzeroberfläche des Systems „DynaTemp“ erleichtert die Konfiguration und Überwachung der Anlage.

Das Herzstück der Regelung ist die Zentraleinheit „DynaTemp“. Hier läuft alles zusammen.

In der wärmegedämmten Einheit befinden sich das busbasierte Feldmodul „FM-CW-K“ und das Regelventil „Aquastrom DT“.

 

Sie sind klein und können krank machen: Bakterien der Art Legionella pneumophila. Seit Dezember 2012 gilt eine vor allem im Hinblick auf den Legionellenschutz verschärfte Trinkwasserverordnung. Sie gilt u. a. für gewerbliche Vermieter von Wohnhäusern. Wie man hier einen funktionierenden Legionellenschutz im Gebäudebestand erzielen kann, zeigt dieses Praxisbeispiel.

Gesetzlicher Legionellenschutz für Vermieter
Seit einigen Jahren schreibt der Gesetzgeber Maßnahmen zum Legionellenschutz in Trinkwassersystemen vor – zuletzt in einer seit dem 14. Dezember 2014 speziell in diesem Punkt erheblich verschärften Novelle der Trinkwasserverordnung. Sie nimmt u. a. Eigentümer gewerblich vermieteter Wohnanlagen mit drei und mehr Wohneinheiten bei zentraler Trinkwarmwasserversorgung in die Verantwortung für die grenzwertkonforme Unterschreitung der Legionellenbelastung.
Bei einer Konzentration von mehr als 100 KBE (Kolonien bildende Einheit) Legionellen pro 100 ml Wasser besteht eine Meldepflicht an das Gesundheitsamt. Seit Ablauf der Erstbeprobungsfrist zum Jahresende 2013 melden die Gesundheitsämter bei rund einem Drittel aller untersuchten Objekte eine Überschreitung der Legionellengrenzwerte. Nach Trinkwasserverordnung hat der „Unternehmer und sonstige Inhaber“ einer öffentlich zugänglichen Trinkwasseranlage jährlich wiederkehrend eine Trinkwasseranalyse durchzuführen. Dazu zählen beispielsweise Krankenhäuser, Hotels, Schulen oder Bäderbetriebe. Für Vermieter von Wohnungen gilt eine Dreijahresfrist.
Zeigt sich ein meldepflichtig erhöhter Legionellenbefall, muss eine Gefährdungsanalyse durchgeführt werden. Diese erfolgt im Rahmen einer Inspektion und beinhaltet eine Dokumentenprüfung (Unterlagen zu Planung, Errichtung, Betrieb), eine Prüfung auf Einhaltung der einschlägigen anerkannten Regeln der Technik (u.a. VDI/DVGW 6023, DIN 1988, DIN EN 806, DVGW W551 und W553) sowie eine Überprüfung der Betriebsparameter, insbesondere der Temperaturen an wichtigen Punkten.

Herausforderung: Gebäudebestand
Vor allem im Gebäudebestand ist die nachträgliche Schaffung einer legionellen­sicheren Trinkwasserversorgung häufig problembehaftet. Hier wurde i. d. R. beim Bau der Immobilie die Hausinstallation nicht auf diese Anforderungen ausgelegt. So auch in diesem Praxisfall, einem siebengeschossigen Wohnhaus der 1970er-Jahre in Itzehoe bei Hamburg. Das Gebäude wurde seinerzeit mit einer Trinkwasserzirkulation ausgestattet – ursprünglich allerdings aus Komfortgründen, um an jeder Warmwasserzapfstelle sofort Warmwasser vorzufinden. Bei einer Analyse des Trinkwassers ergab die Untersuchung an einigen Stellen erhöhte Legionellenwerte. Dies lag u. a. an einer nicht auf diesen Aspekt ausgerichteten Hydraulik im Warmwassernetz.
Aus hygienischen Gründen war unmittelbarer Handlungsbedarf geboten. Die einfachste Maßnahme – eine Erhöhung der Trinkwassertemperatur sowie der Durchflussmenge über die Zirkulationsleitung – zeigte nicht den gewünschten Erfolg. Bedingt durch das weit verzweigte Leitungsnetz war das erforderliche Mindesttemperaturniveau, das zur Vermeidung von Legionellenwachstum erforderlich ist, an jedem Punkt nicht zu erreichen.

Problemlösung: automatisierter, thermischer Abgleich
Als Problemlöser erwies sich schließlich das Oventrop-System „DynaTemp CW-BS“. Die Automationsstation übernimmt das Optimieren der Anlagenhydraulik, die hier durch Einhalten einer ausreichend hohen Trinkwasser-Zirkulationstemperatur bestimmt ist. Dazu wird im Ventil „Aquastrom DT“ die Trinkwassertemperatur der Zirkulationsleitung erfasst und vom busbasierten Feldmodul „FM-CW K“ an die Zentraleinheit („DynaTemp CW-BS“) übertragen. Die Stellbefehle werden dann von dort über das Feldmodul an den Stellantrieb des Ventils „Aquastrom DT“ ausgegeben.
Eine weitere Aufgabe der Automationsstation ist das Steuern und Regeln der thermischen Desinfektion. Hierbei wird von der „DynaTemp CW-BS“ ein Startsignal an die Kesselsteuerung zum Erhöhen der Trinkwassertemperatur gegeben. Die Stränge der Zirkulationsanlage werden dann sequenziell thermisch desinfiziert.
Die Automationsstation kann an die Gebäudeleittechnik für Überwachungs- und Visualisierungsaufgaben
angeschlossen werden. So können Warnmeldungen über das LAN bzw. Internet oder Mobilfunknetz abgesetzt werden.
Das Oventrop-System „DynaTemp“ ist im Gebäudebestand universell einsetzbar. Das gilt auch in den Fällen, in denen ausführliche Dokumentationen der Leitungsnetze fehlen. Zusätzlich ist es möglich, eine Datenaufzeichnung über einen längeren Zeitraum vorzunehmen. So lassen sich beispielsweise auch die erfolgten thermischen Desinfektionen des Trinkwassersystems dokumentieren.
Neuerliche Messungen im Itzehoer Wohnobjekt ergaben, dass die Legionellen­werte mittlerweile durchweg im Normalbereich liegen. Eine bedarfsgerechte Temperatur- und Durchflussmengensteuerung der Zirkulation hat die gewünschte Legionellensicherheit zur Folge.

Fazit
Das Oventrop-System „DynaTemp CW-BS“ ist eine universell einsetzbare Lösung für den Gebäudebestand und den Neubau. Es lassen sich gewerbliche Immobilien und aber auch öffentliche Einrichtungen damit ausrüsten. Die mikrobiologischen Anforderungen an das Trinkwassersystem können durch das Oventrop-System erfüllt werden.

Bilder: Oventrop GmbH & Co. KG, Olsberg
www.oventrop.de

 

Legionellen
Die stäbchenförmigen Bakterien lassen sich weltweit in Gewässer- und Erdproben nachweisen. Für Erkrankungen des Menschen ist mit einem Anteil von mind. 80 % die Legionella pneumophila verantwortlich. Als Infektionsquelle kommen insbesondere Trinkwarmwasseranlagen mit nicht ausreichend erhitztem Wasser sowie Klimaanlagen und Kühltürme in Betracht. Legionellen vermehren sich unterhalb einer Temperatur von 20 °C kaum und sterben oberhalb von 60 °C ab. Die optimale Vermehrung findet im Temperaturbereich zwischen 30 und 45 °C statt.
Besonders kontaminationsgefährdet sind große Trinkwasserspeicher und lange Rohrleitungssysteme mit geringem Durchsatz sowie sogenannte Totwasserstränge (Stagnationsleitungen). Gesundheitsgefährlich ist dabei nicht die Einnahme kontaminierten Wassers, z. B. durch Trinken, sondern vielmehr das Einatmen der Aerosole, z. B. beim Duschen.
Legionellen können nach einer Inkubationszeit (Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit) von zwei bis zehn Tagen die sogenannte Legionärskrankheit oder das Pontiac-Fieber auslösen. Für Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann eine Legionellenerkrankung lebensbedrohlich sein.

 


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